Ahab - The Divinity Of Oceans

Ahab - The Divinity Of Oceans
Doom Metal
erschienen am 24.07.2009 bei Napalm Records
dauert 67:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Yet Another Raft Of The Medusa (Pollard's Weakness)
2. The Divinity Of Oceans
3. O Father Sea
4. Redemption Lost
5. Tombstone Carousal
6. Gnawing Bones (Coffin's Lot)
7. Nickerson's Theme

Die Bloodchamber meint:

Seit Uhrzeiten übt das Meer eine ungebrochene Faszination auf künstlerisch Schaffende aus. Eines der bekanntesten Werke dürfte "Moby Dick" von Herman Melville sein. Dessen Hauptcharakter ist der Namensgeber für die Münchener AHAB, die mit "The Divinity Of Oceans" ihr zweites Werk veröffentlichen. Dies ist gleichzeitig der Abschluss ihrer Nantucket-Saga (eine Insel an der Nordost-Küste der USA, die im 18. Jahrhundert für ihren Walfang berühmt war), welche mit der bereits vergriffenen EP "The Oath" im Jahre 2005 ihren Anfang nahm. In dem man sich der Literatur von Nathaniel Philbrick und Owen Chase annimmt, führt man das Thema Waljagd fort und nimmt sich explizit der tragischen Geschichte des Fangschiffes Essex an.

Nun aber genug der Vorrede, es wird Zeit das wir mit AHAB in die Tiefen des Ozeans eintauchen. Hier hat sich das Bild seit dem superben Vorgänger "The Call Of The Wretched Sea" nur unwesentlich geändert. Tiefe Gitarren perlen aus den Boxen, lassen wunderbare Epen entstehen, die durch die einzigartig-brutalen Vocals von Daniel eine ganz besondere Nische im weiten Doom-Ozean inne haben. AHAB verstehen es auch anno 2009, dem Hörer in einen Sog aus Bedrückung, tiefster Schwärze und traurigster Melancholie zu ziehen. Das Doom-Genre zeichnet sich nicht unbedingt dadurch aus, den Musikern einen großen stilistischen Spielraum zu geben. AHAB gelingt es jedoch wunderbar, ihrem bereits etablierten Sound neue Facetten abzuringen. So ist das Material von "The Divinity Of Oceans" nach wie vor ein Lehrstück in Sachen vertonter Bedrohung und Elend, man hat mitunter das Gefühl, im Zeitlupentempo mit der Besatzung der Essex in die Tiefe gerissen zu werden. Dieses Korsett bricht jedoch von Zeit zu Zeit auf, lässt anhand schöner Gitarrenmelodien für kurze Zeit die Sonne am Horizont durchscheinen. Das steigert die Intensität und hält die Spannung bei den durchgehend überlangen Kompositionen auf einem hohen Level. Mit den vermehrt eingesetzten klaren Vocals gelingt es AHAB, einen interessanten Gegenpol zum bösen Gegrowle zu setzen (u.a. in "The Divinity Of Oceans"). Ein weiterer Hinhörer sind die eingestreuten Double-Bass-Attacken in "O Father Sea", die den Hörer völlig unerwartet treffen und fast über Bord gehen lassen.

Mit "The Divinity Of Oceans" schaffen es AHAB tatsächlich, den direkten Vorgänger "The Call Of The Wretched Sea" zu übertrumpfen und punkten dabei vor allem mit den marginal eingestreuten Neuerungen und einem Mehr an beklemmender Atmosphäre. Mit diesem Album liefern AHAB ein weiteres Mal nahezu perfekten, schleppenden, unter die Haut gehenden Doom, der sich dem Hörer logischer Weise nicht beim einmaligen Hören offenbart. Wenn man jedoch einmal in den Sog dieser gewaltigen, musikalischen Urgewalt gerät, so gibt es kein Entkommen mehr. Abgerundet wird "The Divinity Of Oceans" von einem extrem stimmungsvollen Cover und einer klaren Produktion, die alle Feinheiten im Gesamtsound klar erkennen lässt.

Verstörend, pechschwarz, tiefgründig und vor allem eins: beeindruckend!!! Eine eindeutigere Kaufempfehlung kann man wohl nicht aussprechen. Man darf schon jetzt gespannt sein, wohin der Weg von AHAB nach dem Abschluss dieser Trilogie führen wird.
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