Morbid Angel - Illud Divinum Insanus
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Omni Potens
2. Too Extreme!
3. Existo Vulgore
4. Blades For Baal
5. I Am Morbid
6. 10 More Dead
7. Destructos VS The Earth
8. Nevermore
9. Beauty Meets Beast
10. Radikult
11. Profundis - Mea Culpa
Die Bloodchamber meint:
In seinem Spätwerk schrieb Friedrich Nietzsche einst, dass es nichts Größeres gebe, als sich möglichst hohe Ziele zu setzen, um an diesen zu scheitern. Aber was tut man, wenn man die höchstmöglichen Ziele schon erreicht hat? Gibt es dann noch eine Möglichkeit, ehrenvoll zu scheitern, oder muss man an diesem Punkt letztlich dem unausweichlichen Niedergang mit Fassung ins Auge sehen?
MORBID ANGEL sind eine Legende. MORBID ANGEL haben Musikgeschichte geschrieben. MORBID ANGEL haben sich für alle Zeiten in den Hallen der Metal-Historie einen Thron gesichert. Und nun sind sie zurück, nach acht Jahren Pause, mit dem neuen alten Frontmann David Vincent und zeitweilig ohne Drummer Pete Sandoval. Die Diskussionen im Vorfeld waren beachtlich, es wurde spekuliert über ein mögliches Anknüpfen an die ersten vier Alben, die der Einschätzung vieler Fans nach einfach den Zenit des Florida Death Metal markierten. Das derart hohe Niveau konnte so bei den Buchstaben F ("Formulas Fatal to the Flesh") und G ("Gateways to Annihilation") nicht mehr ganz gehalten werden, obwohl hier immer noch Weltklasse abgeliefert wurde, bei H ("Heretic") zeigten sich dann deutlichere Abnutzungserscheinungen und dann kam die lange Stille. So viel zur Geschichte.
Mastermind Trey Azagthoth kündigte passend zum Buchstaben I an, dass hier auf einmal Industrial drin sein solle, was für einige Irritation sorgte. Und genau den bekommt der arglose Hörer auch schon mit dem Opener "Too Extreme!" verpasst. Die Waffen der Wahl sind hier primär elektronischer Natur mit EBM-Anklängen, technoider Bassdrum und dazu Mr. Vincents Stimme. Bei aller Offenheit für Experimente und das Außergewöhnliche, aber das ist einfach keine gute Musik. Derlei auch noch unter dem Namen MORBID ANGEL vorzufinden, ist schon ein arger Tritt in die Weichteile. Und genau so einen gibt es später noch einmal in Form des Stückes "Destructos vs. The Earth / Attack". Doch zurück zum Anfang. Hat man diesen Schock erst einmal verkraftet, lassen sich die folgenden zwei Nummern direkt versöhnlich an, klingen diese doch auf einmal nach dem, was man erwartet hat, nämlich zünftigem Death Metal mit dem unverwechselbaren Sound der Herren aus Tampa. Allerdings nimmt die Achterbahn zügig wieder Fahrt auf und "I Am Morbid" schafft es einem Trauertränen in die Augen zu treiben. Hat diese Band es nötig, sich selbst eine derart billige Hymne zwecks Live-Party zu schreiben? MORBID ANGELs Qualitäten waren sonst immer etwas subtilerer Natur, doch hier gehts einfach nur stumpf zu. Das folgende "10 More Dead" ist da übrigens keinen Deut besser.
Noch einmal leuchten alte Qualitäten in Form des schon seit einigen Jahren aus Live-Sets bekannten "Nevermore" auf, das nicht ganz unverantwortlich für die hohen Erwartungen an dieses Album war. Die alte Form scheint noch einmal durch, doch wirklich retten kann eine solche Nummer das Gesamtprojekt auch nicht mehr. Die letzten drei Stücke bringen nichts Neues mehr außer durchschnittlichem Death Metal und noch einer nahezu unerträglichen Industrial Metal Nummer ("Radikult"). Den ebenfalls unsäglichen Rausschmeißer "Mea Culpa" könnte man zumindest vom Titel her noch ernst nehmen, sollte er ein dahingehendes Eingeständnis sein, dass diese songwriterische Minderleistung auch ihren Urhebern als solche deutlich wurde und ihnen nichts bleibt, als bei den Fans um Verzeihung zu bitten.
Grundsätzlich sind Song für Song-Reviews ja als niedrigste Realisierungsform dieser Textsorte anzusehen, doch der vollkommen heterogene Eindruck, den dieses Album hinterlässt, erzwingt beinahe eine solche Form der Auseinandersetzung. Und Freude über die viele Abwechslung kann hier nicht aufkommen, weil die Qualitätsunterschiede so heftig sind, dass letztlich nur der Eindruck des zutiefst Unausgegorenen bleibt. Bei einer solch langen Reifezeit ist das natürlich einer der größten Witze dieser metallischen Dekade.
Was bleibt? Letztlich in großen Teilen die Dekonstruktion einer Legende. "Illud Divinum Insanus" ist ein Album mit wenigen starken, reichlich durchschnittlichen und einer Reihe wahrhaft grauenvollen Momenten. Für einen Großteil des Materials ist es eine Schande unter dem Namen MORBID ANGEL veröffentlicht worden zu sein. Wäre dies nicht der Fall gewesen, handelt es sich dabei immer noch um Stücke, die vom Großteil der Welt mit Nichtbeachtung gestraft worden wären. Und womit? Mit Recht! MORBID ANGEL haben in ihrer langen Bandgeschichte vieles vollbracht, doch eine neue Leistung kommt im Jahre 2011 dazu: Sie haben sich als eine der Institutionen extremen Metals selbst hingerichtet.
MORBID ANGEL sind eine Legende. MORBID ANGEL haben Musikgeschichte geschrieben. MORBID ANGEL haben sich für alle Zeiten in den Hallen der Metal-Historie einen Thron gesichert. Und nun sind sie zurück, nach acht Jahren Pause, mit dem neuen alten Frontmann David Vincent und zeitweilig ohne Drummer Pete Sandoval. Die Diskussionen im Vorfeld waren beachtlich, es wurde spekuliert über ein mögliches Anknüpfen an die ersten vier Alben, die der Einschätzung vieler Fans nach einfach den Zenit des Florida Death Metal markierten. Das derart hohe Niveau konnte so bei den Buchstaben F ("Formulas Fatal to the Flesh") und G ("Gateways to Annihilation") nicht mehr ganz gehalten werden, obwohl hier immer noch Weltklasse abgeliefert wurde, bei H ("Heretic") zeigten sich dann deutlichere Abnutzungserscheinungen und dann kam die lange Stille. So viel zur Geschichte.
Mastermind Trey Azagthoth kündigte passend zum Buchstaben I an, dass hier auf einmal Industrial drin sein solle, was für einige Irritation sorgte. Und genau den bekommt der arglose Hörer auch schon mit dem Opener "Too Extreme!" verpasst. Die Waffen der Wahl sind hier primär elektronischer Natur mit EBM-Anklängen, technoider Bassdrum und dazu Mr. Vincents Stimme. Bei aller Offenheit für Experimente und das Außergewöhnliche, aber das ist einfach keine gute Musik. Derlei auch noch unter dem Namen MORBID ANGEL vorzufinden, ist schon ein arger Tritt in die Weichteile. Und genau so einen gibt es später noch einmal in Form des Stückes "Destructos vs. The Earth / Attack". Doch zurück zum Anfang. Hat man diesen Schock erst einmal verkraftet, lassen sich die folgenden zwei Nummern direkt versöhnlich an, klingen diese doch auf einmal nach dem, was man erwartet hat, nämlich zünftigem Death Metal mit dem unverwechselbaren Sound der Herren aus Tampa. Allerdings nimmt die Achterbahn zügig wieder Fahrt auf und "I Am Morbid" schafft es einem Trauertränen in die Augen zu treiben. Hat diese Band es nötig, sich selbst eine derart billige Hymne zwecks Live-Party zu schreiben? MORBID ANGELs Qualitäten waren sonst immer etwas subtilerer Natur, doch hier gehts einfach nur stumpf zu. Das folgende "10 More Dead" ist da übrigens keinen Deut besser.
Noch einmal leuchten alte Qualitäten in Form des schon seit einigen Jahren aus Live-Sets bekannten "Nevermore" auf, das nicht ganz unverantwortlich für die hohen Erwartungen an dieses Album war. Die alte Form scheint noch einmal durch, doch wirklich retten kann eine solche Nummer das Gesamtprojekt auch nicht mehr. Die letzten drei Stücke bringen nichts Neues mehr außer durchschnittlichem Death Metal und noch einer nahezu unerträglichen Industrial Metal Nummer ("Radikult"). Den ebenfalls unsäglichen Rausschmeißer "Mea Culpa" könnte man zumindest vom Titel her noch ernst nehmen, sollte er ein dahingehendes Eingeständnis sein, dass diese songwriterische Minderleistung auch ihren Urhebern als solche deutlich wurde und ihnen nichts bleibt, als bei den Fans um Verzeihung zu bitten.
Grundsätzlich sind Song für Song-Reviews ja als niedrigste Realisierungsform dieser Textsorte anzusehen, doch der vollkommen heterogene Eindruck, den dieses Album hinterlässt, erzwingt beinahe eine solche Form der Auseinandersetzung. Und Freude über die viele Abwechslung kann hier nicht aufkommen, weil die Qualitätsunterschiede so heftig sind, dass letztlich nur der Eindruck des zutiefst Unausgegorenen bleibt. Bei einer solch langen Reifezeit ist das natürlich einer der größten Witze dieser metallischen Dekade.
Was bleibt? Letztlich in großen Teilen die Dekonstruktion einer Legende. "Illud Divinum Insanus" ist ein Album mit wenigen starken, reichlich durchschnittlichen und einer Reihe wahrhaft grauenvollen Momenten. Für einen Großteil des Materials ist es eine Schande unter dem Namen MORBID ANGEL veröffentlicht worden zu sein. Wäre dies nicht der Fall gewesen, handelt es sich dabei immer noch um Stücke, die vom Großteil der Welt mit Nichtbeachtung gestraft worden wären. Und womit? Mit Recht! MORBID ANGEL haben in ihrer langen Bandgeschichte vieles vollbracht, doch eine neue Leistung kommt im Jahre 2011 dazu: Sie haben sich als eine der Institutionen extremen Metals selbst hingerichtet.
Im Fadenkreuz
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Ralf Scheidler [rs]
Experte für Futter jeglicher Art mit Tendenz zum epischen Siechtum
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Christian Rosenau [cr]
Experte für Frauen, Gotik und melodischen Schwarztod
Falk Schweigert [fs]
Experte für produktionslosen Schwarzmetall, 60-Sekunden Songs und andere Mythen
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.