Stone Sour - Come What(ever) May

Stone Sour - Come What(ever) May
Modern Metal
erschienen am 28.07.2006 bei Roadrunner Records
dauert 47:48 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. 30/30-150
2. Come What(Ever) May
3. Hell & Consequences
4. Sillyworld
5. Made Of Scars
6. Reborn
7. Your God
8. Through Glass
9. Socio
10. 1st Person
11. Cardiff
12. Zzyzx Rd.

Die Bloodchamber meint:

Nun liegt endlich das langerwartete Zweitwerk von STONE SOUR vor und bietet zugleich drei Überraschungen. Erstens: Die Songs können das ohnehin schon hohe Niveau des Debüts größtenteils halten. Zweitens: Klang, Songaufbau und Songideen unterscheiden sich in einigen Punkten vom Vorgängeralbum. Und nun aber Drittens: Der Mix ist ganz schön leise und lasch geraten.

Der Opener „30/30-150“ könnte bei wirklich heftigem Mix alles platt walzen. So verpufft das ganze als angenehme Erinnerung an das sagenhafte Debüt. Der Song ist heftiger als alles was man von STONE SOUR kennt. Live mutiert er zu einem echten Nackenbrecher. In die selbe Kerbe, aber weitaus melodiöser, prescht das auch schon live präsentierte „Hell & Consequences“ vor. Coreys Gesang und sein Händchen für einprägsame Melodien lässt diesen Song zu einen Hit werden. Zwischen diesen beiden Knallern wurde aber ein eher mäßiger Rocker namens „Come What(ever) May" platziert, der durchaus Nehmerqualitäten besitzt, aber etwas klanglos durchplätschert.

Spannender und weitaus klassischen Hardrockmustern folgend kommt die Halbballade „Sillyworld“ daher. Mich erinnert der Songaufbau und der Klang stark an den radiotauglichen schwermetallischen Stoff von 1990 bis 1992. „Made Of Scars“ ist wieder ein typischer STONE SOUR-Track, wie wir es von dem Debüt her kennen. Der Midtempo-Stampfer hat auch das Zeug zu einem Klassiker im Backkatalog zu werden, weil er eingängig ist (wen wundert’s) und etwas schroffer daher kommt. Ebenso ist auch das aggressive „Reborn“ angelegt, der gleichfalls die gängigen STONE SOUR-Muster bedient. Die zweite Halbballade „Your God“ könnte sich ebenfalls zu einem Hit und vor allem zu einem abwechslungsreichen Liveknaller entpuppen, was nicht zuletzt an den einfallsreichen Gitarrensoli und den packenden Strukturen liegt. Definitiv unterscheidet sich dieser Song von allem bis dahin von der Band gehörtes. „Through Glass“ ist eine nachdenkliche Ballade, die zwar nicht den hymnenhaften Charakter von „Inhale“ besitzt, sich aber im Verlauf zu einem weiteren Hit entwickelt. Hier zeigt sich, wie das Songwriting bei STONE SOUR noch lange nicht ausgelutschten Pfaden folgt.

Was danach folgt, ist echt ein kleines Schmuckkästchen an Hits. „Socio“ besitzt einen ganz einfachen Songaufbau und ebenfalls simple Melodien, der an Hardrock der Siebziger Jahre erinnert und gleichzeitig Reminiszenzen an die frühen Neunziger aufweist. Die melodiöse Songwalze „1st Person“ bietet das volle Aggro-Brett und sorgt bei mir für Euphorieschübe, denn so will ich das von der Band hören. „Cardiff“ ist eine weitere Halbballade, die in punkto Eingängigkeit sich nicht verstecken braucht und ich weitaus gelungener empfinde als „Sillyworld“. Der Pianostück „Zzyzx Rd.“ ist ausnahmsweise etwas kitschiger geraten und lässt den Zuhörer mit dem zwiespältigen Gefühl zurück, dass STONE SOUR einmal mehr typischen US-Rock-Geschichten folgen wird, als es anfangs vermutet wurde.

Das neue Album ist vielfältiger gestaltet als das Vorgängeralbum. Halbballaden und betont melodiöse Songstrukturen grenzen „Come What(ever) May“ vom Debüt ab, ohne die Ausrichtung zu verwässern. Entweder bewegen sich STONE SOUR mit den bewusst hardrockig gehaltenen Songs und Mix in die Stadionfahrwasser oder das war’s nach diesem Album. Folgte nicht nach dem letzten STONE SOUR-Album ein weitaus vielschichtigeres SLIPKNOT-Album? Warten wir es ab, aber die aktuelle Scheiblette bekommt meines Erachtens trotz der hitverdächtigen Ausflüge eine gewisse schale Nuance, wie abgestandenes Bier. Das liegt eher am radiotauglichen Mix, das jegliche Aggressivität des Vorgängers missen lässt. Schade eigentlich, denn für die Songs gäbe es zehn Punkte, für den schwächelnden Sound nur 7. Macht unterm Schnitt nur 8,5. Sorry, aber Produzent und Mixer hatten der Band gewiss nicht gut getan.
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