Undertow - Don't Pray To The Ashes

Undertow - Don't Pray To The Ashes
Modern Metal
erschienen am 15.01.2010 bei Prevision Music
dauert 51:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. The Bitter Taste
3. Art Of Falling
4. Still Waiting
5. Threedouble Chime
6. Smoke Garden
7. Ashtray Memories
8. Beyond Dreaming
9. File Under Unexpected
10. Drenched In Gasoline

Die Bloodchamber meint:

Aus dem Schwabenland, über das es bekanntlich ähnlich viele sinnlose Witze gibt wie über jeden zweiten überregional bekannten Landstrich Deutschlands, ziehen UNDERTOW aus, um mit ihrem sechsten Album die Herzen der Metalgemeinde zu erobern. Zumindest in einem Fall kann ich garantieren, dass das gelungen ist.

Nachdem man die an Chatsprache erinnernden Namensspielereien bei den Albumtiteln vor einigen Jahren abgelegt hat, lässt sich „Don't Pray To The Ashes...“ ohne weiteres so deuten, dass die Gedanken jetzt ausschließlich vorwärts gerichtet sind, weil ewiges Nachkarten über die Vergangenheit nicht nur beim Skat nervt, sondern auch in anderen Bereichen des Lebens (zu denen bei Musikern selbstverfreilich ihre Band gehört) auf die Dauer keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringt, sondern ein Hemmschuh wird. Frisch ans Werk und zackig losgespielt präsentiert sich denn auch die Eröffnung „The Bitter Taste“ im ersten Moment und könnte bis auf kurze Momente des Innehaltens durchaus als schlicht und einfach gradlinig fetzig durchgehen, wäre da nicht der fantastische Gesang von Frontmann & Gitarrist Joschi, der jedem Lied unabhängig von seiner musikalischen Charakteristik eine besondere Note, eine besondere Tiefe, ja, eine Seele verleiht. Rauchig-rockig, zur passenden Zeit sanft schmeichelnd und beschwörend („Still Waiting“, „Threedouble Chime“ oder das Gänsehaut verursachende „Smoke Garden“) und zu anderer Zeit mit Nachdruck antreibend und im PRO-PAIN Gedächtnissong „Drenched In Gasoline“ gar nach vorne peitschend. Ganz große Gefühlskunst!

Das letzte Mal, dass mich ein mir vorher unbekannter Sänger quasi aus dem Stand so bewegt hat, war wohl auf dem letzten FEAR MY THOUGHTS Album „Isolation“, und auch wenn die Bands im Sound einiges trennt, ähneln sie sich doch im Grundverständnis ihre Musik betreffend: Genregrenzen interessieren niemanden mehr, wenn die Lieder & damit das Album eine gewissen Qualitätsgrenze überschreiten. Natürlich fühlt man sich hier und da an andere, (zur Zeit noch) bekanntere Bands erinnert, wie bei den modernen thrashigen Parts zum Beispiel der Name GURD fallen könnte, aber „Don't Pray To The Ashes...“ würde durch Vergleiche nur in Schranken gewiesen, die ihm nicht gerecht werden und über die es jederzeit in jede Richtung hinaus weist.

Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass man nach einem Komplettdurchlauf trotz der bewusst eingebauten Variationen in Tempo & Härtegrad rückblickend viele Lieder hauptsächlich an den Gesangslinien unterscheidet, auch weil die Stilwechsel oft innerhalb der Lieder durchgezogen werden. Dennoch bleibt unter dem Strich ein Album, das rockt, wenn es rocken soll, hart auf den Tisch schlägt, wenn es angemessen ist, und sich in vielen Phasen vor allem aber viel Zeit nimmt, Herz & Geist anzusprechen und zu rühren. Ich bin bewegt, fasziniert und sehr angetan von diesem Werk, dass Seele & Rückgrat hat und hoffentlich UNDERTOW weit nach vorne bringen wird.
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