Das etwas andere Interview


Interview mit Broilers
Punk aus Deutschland - Düsseldorf
Interview vom 27.09.2007 im Tower in Bremen für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz.
www.radiot.de und www.mosh-club.de.vu
Auf der Homepage der Sendung gibt es das Interview als MP3 zum Download.

Auf die Frage, wer denn alles so am Interview teilnehmen möchte, saßen plötzlich acht Personen um das Mikrofon herum und waren alle bester Laune. Teilgenommen haben:

BROILERS:
- Sammy (Gesang und Gitarre)
- Ines (Bass)
- Ron (Gitarre)
- Chris (Keyboard)
- Andi (Schlagzeug)

- Kurt von THE GRIT
- Spiller von EMSCHERKURVE 77 und Tourmanager der Tour

Ich hoffe, ich konnte alle Stimmen aus dem Chaos den Musikern zuordnen. Aber hier jetzt das Interview:

Ines, wie ist es für dich mit den Bier trinkenden Jungs auf Tour zu sein. Das sind ja nicht nur die in deiner Band, sondern auch die anderen Bands und so?

Ines: Also ich hab da keine Problem damit. Ich find das eher lustig wenn die betrunken, sie sind auch sehr lustig wenn sie nicht betrunken sind. Sie sind halt so wie alle sind wenn sie was trinken. Ab und an trink ich halt auch was, auch wenn ich nicht gern Bier trinke, trinke ich alles andere sehr gerne. Von daher ...

Sammy: Urin

Ines: Ja, z.B. Morgenurin, sehr gesund. Nein, war ein Spaß.

Sammy: Herrenwitz.

Aber du kommst mit ihnen klar.

Ines: Ja, auf jeden Fall.

Sammy: Die Ines ist so ein Jungen-Mädchen, Mädchen-Junge. Es gibt so Mädchen, die können einfach nicht mit Weibern abhängen.

Andy (aus dem Hintergrund): Burschikos

Sammy: Buschikos?

(Alle lachen): Muschikos

Sammy: Ja, die Ines passt schon, wir sagen immer gern "Unser Altes Mädchen“. Die kommt mit Weibern nicht klar.

Man merkt schon, die Stimmung bei euch in der Band ist sehr gut.

Sammy: Auf jeden Fall.

Hinter dem Albumtitel "Vanitas“ steckt ein Konzept, willst du kurz zwei, drei Sätze dazu sagen? Willst du mehr Sätze dazu sagen?

Sammy: Zum einen klingt der Name sehr schön, zum anderen war der Sinn dieses Wortes - der Schein, die Vergänglichkeit im Leben – die Hauptintention das Album so zu nennen. Und dann zieht sich das "Vanitas“ Thema noch durch sämtliche Tracks des Albums. Alles was jetzt noch total geil ist, kann ganz schnell umschlagen und aus diesem schönen Schwan, der sich unser Schlagzeuger schimpft, kann ganz schnell ein ganz hässliches Entlein werden.

Ines: Oh ja.

Chris: Warte nur ab, das passiert auch mehrmals am Tag.

Sammy: Und dann ist der Andi der Mann, der sich in Pfützen legt, damit wir nicht nass werden.

Gibt es einen Songtext über den du sprechen möchtest. Ich hab es mir abgewöhnt nach den Texten zu fragen, weil viele wolle ja, dass die Hörer sich selber damit beschäftigen.

Sammy: Ist mir auf jeden Fall lieber, weil viele Leute fragen, was bedeutet das, was hast du damit gemeint. Dann sag ich immer, ich kann dir natürlich sagen, was ich damit gemeint habe, aber mir ist es lieber, du findest deine Bedeutung selber. Und teilweise sind die gar nicht so weit davon entfernt, was ich gemeint habe. Ich kann aber mal kurz auf eine Frage eingehen, die gestern im Gästebuch stand: "Ruby, warum ist überall der Name Ruby zu lesen, wer ist Ruby?“ Du hörst die Mädels singen "Ruby, Ruby, Ruby“ und alles so ne Scheiße. Ruby ist einfach nur ein scheiß Name, bzw. ein schöner Name.

Spiller: Rock ‚n’ Roll Ruby.

Sammy: Yes, Mr. Spiller. Emscherkurve 77 in da House. Ja das ist alles, das Mädchen heißt einfach Ruby. Die heißt ja einfach Sonja, möchte sich aber Ruby nennen weil es cooler klingt. Der Spiller (Schpiller ausgesprochen - bjg) nennt sich auch Spiller, because it sounds good.

Andi: "Secret Agent Spiller“

Sammy: Der stellt sich immer nur als "Secret Agent Spiller“ vor. Hello, my name is Stefan Spiller

Ihr habt mit dem Album auch eure Plattenfirma gewechselt. Ihr seid jetzt bei People like you, einem größeren Label. Wie kam es zu dem Wechsel?

Andi: Wir waren vorher bei DSS und waren damit auch gar nicht unzufrieden. Der Micha von DSS ist auch ein super Typ, nur macht er die Sache völlig alleine und war von daher von seinen Möglichkeiten begrenzt und was uns angeht an seinem Rand des Machbaren.

Sammy: Geistig.

Andi: Das waren wir. Und von daher war es cool, dass People like you uns gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten was zu machen, weil die halt mit mehreren Leuten und einem größeren Vertrieb halt viel mehr Möglichkeiten haben.

Und ihr seid auch relativ zufrieden bisher?

Andi: Ja, super.

In eurer Musik ist vom ersten Album her eine stetige Weiterentwicklung, man erkennt aber immer noch die Broilers. Ist das ein natürlicher Prozess, der sich so im Alltag ergibt? Ich geh jetzt mal nicht davon aus, dass ihr sagt, wir müssen mehr weg vom Oi! und ein bisschen softer werden um mehr Platten zu verkaufen.

Andi: Ich glaub, es ist beides. Manchmal ist es gewünscht, weil wir einfach keine Lust haben zweimal das gleiche zu machen. Also ich hab keinen Bock immer nur dieselbe Musik zu machen und wir lassen uns von ganz verschiedenen Sachen beeinflussen und so kommt das auch ganz natürlich, dass jeder von uns eigene Musik gerne hört und die versucht da reinzubringen und das ist ein stetiger, natürlicher Fluss.

Sammy: Aber nicht, dass die Hörer das hier missverstehen, es hat sich jetzt so angehört, dass wir bewusst vom Oi! wegwollen. Das hat sich ergeben, wie der Andi gesagt hat, dass sich unser musikalischer Horizont geweitet hat und neue Sachen probieren wollten. Aber wir sagen nicht, dass wir nichts mehr mit Skinheads machen können, weil sich das nicht verkauft. Auf keinen Fall.

Wie sind die Reaktionen der Fans darauf, auf diese Weiterentwicklung, auf "Vanitas“?

Sammy: Also ich denke zu 80% positiv, wir kriegen wirklich sehr viel gutes Feedback und es sind viele neue Leute dazugekommen. Aber natürlich verlierst du mit jeder Entwicklung, mit jedem Schritt nach vorne, auch Leute, die keinen Bock drauf haben. Ich will sie nicht konservativ nennen, aber die gerne das alte Zeug immer wieder hören würden. Und dazu sind wir nicht bereit, weil das einfach nicht ehrlich wäre, wenn wir immer wieder auf Nummer Sicher gehen und immer wieder die gleiche funktionierende Platte herausbringen. Wir wollen ja auch glücklich sein damit, was wir herausbringen.

Eine Frage, die bei uns im Forum aufgetaucht ist, ihr sie wahrscheinlich schon tausend Mal gehört habt, ich sie aber auch nicht im Internet gefunden hab, wie seid ihr auf den Bandnamen damals gekommen?

Ron: Bäh.

Chris: Bandname: Nicht schön. Da sind wir uns alle einig. Die Geschichte: Angefangen haben Andi und Sammy 1992 etwa Musik zu machen in einer Punkband mit verschiedenen Namen. 1994 dann zu Broilers, in die Richtung Oi! gegangen, Glatzen geworden. Dann musste ein Name her und es sollte ein Oi! im Namen enthalten sein, SPRINGTOIFEL große Nummer. Ein Kumpel von Andi aus Ostdeutschland hatte den Vorschlag gemacht, einfach mal BROILERS zu nennen. Der Name klang ganz gut zu dem Zeitpunkt, keiner wusste so genau, was es bedeutet und so ist es dann dazu gekommen, dass wir BROILERS heißen und wohl immer heißen werden.

Kommen wir mal zu einer Art unmoralischem Angebot.

Sammy: Na komm schon.

Wenn euch jetzt ...

Sammy: Ja. (Gelächter von allen)

Wenn euch jetzt ne Plattenfirma oder ein Management anbieten würde im Vorprogramm der ÄRZTE zu spielen. Wäre das was für euch?

Ron: Weißt du da was?

Nein. Mir fiel nur ein, wie groß kann diese Band werden und die BEATSTEAKS sind ja nun musikalisch auch nicht so weit entfernt.

Sammy: Also für DIE TOTEN HOSEN würde ich so was sofort machen, weil wir der Band viel schuldig sind, diese Band ist der Grund warum wir angefangen haben. Ich persönlich interessier mich nicht für DIE ÄRZTE, ihr seht das anders. Wir hätten das z.B. nicht für die ONKELZ gemacht, weil wir auch nichts mit den ONKELZ zu tun haben. Ich hab kein Problem mit den Jungs da, ich gönn den das auch tierisch, was sie erreicht haben, das ist ein Phänomen. Aber wir verbinden persönlich nichts mit den ONKELZ, keiner von uns hat die gehört, zu irgendeiner Zeit. Dafür verbinden wir viel mit den TOTEN HOSEN und ein Teil der Band auch mit den ÄRZTEN. Ich würde nun nicht so gerne mit den ÄRZTEN, aber meinetwegen. Also wir würden nicht anfangen zu heulen oder könnten das nicht machen, nur weil das Kommerz wäre oder so eine Scheiße. Dadurch ändern wir uns ja nicht als Menschen. Außer das wir dann goldene Bademäntel tragen, aber kann das schlecht sein?

(Gelächter)

Ihr habt schon diverse Gastmusiker gehabt, die ein Zwischenspiel auf den CDs hatten.

Sammy: Hört sich an als wenn wir die so durchgenudelt haben.

Gibt es noch einen mit dem ihr unbedingt zusammenarbeiten möchtet?

Sammy: Ich möchte gerne mit Kurt von THE GRIT was machen.

Kurt (hört seinen Namen): He?

Sammy: I want to record a song or something with you. Wir machen bestimmt wieder was mit Julius, der Saxophon spielt, und seiner kleinen Anna.

Ines: Es gibt ja welche, die nicht nur einmal da waren.

Sammy: Den nehmen wir bestimmt auch mal wieder mit auf Tour.

Eure Homepage...

Sammy: Wir haben Hunger, wir wollen Geld essen.

Ines: Wird irgendwann erneuert.

Diese Frage tauchte ja nun schon desöfteren auf.

Sammy: Temporary, alles ist temporary.

Chris taucht ja auch noch immer nicht auf auf der Homepage.

Sammy: Im Moment ist ja überhaupt gar keine Bio da, im Moment weiß man ja ... obwohl das Foto von ihm ist ja auch gar nicht da.

Ines: Aber auf der Startseite...

Chris: Nur auf dem "Vanitas“-Teaser.

Sammy: Ohne Proben ganz nach oben.

Ines: Das darf doch nicht wahr sein.

Sammy: Ich hab aber noch einen.

Ines: Nämlich?

Sammy: Übermenschen in Unterhemden. Tschuldigung bitte, ich habe noch nichts getrunken.

Es schwiert immer wieder ein Gerücht durch die Gegend, ihr seid verdammt arrogante Kerle und benehmt euch Backstage verdammt arrogant.

Sammy (verschluckt sich): Grmpf

Das Gerücht schwirrt wirklich in diversen Städten, in diversen Clubs durch die Gegend.

Sammy: Dabei sind wir das überhaupt gar nicht.

Das hab ich hier gerade auch mitbekommen, aber wie kommt es zu so einem Gerücht?

Ines: Leute, die uns nicht kennen, sind die einzigen, die das behaupten. Jeder, der uns wirklich mal richtig kennen lernt, sagt so was nicht.

Sammy: Arroganz ist zum Kotzen. Das ist nur ein Zeichen von Unsicherheit und Nervosität. Es gibt keinen Grund arrogant zu sein, uns tut doch keiner was. Die freuen sich uns zu sehen, wir freuen uns, das die sich freuen. Also wirklich nicht. Wir können auch nicht mit einem dauernden Strahlen durch die Gegend rennen und jeden in den Arm nehmen. Auch wenn wir das manchmal möchten.

Ines: Manchmal tun wir das ja auch.

Sammy: Ja, du hast vorhin zwei Küsschen verteilt, das machst du sonst nicht.

Ines: hab ich auch gesagt, ihr seid die ersten und die letzten zwei, die einen Kuss von mir auf die Wange kriegen.

Ron: Wenn das der Sören hört.

Sammy: Der hatte auch noch nen Mömmes hier an der Seite kleben.

Ines: Ich hab ihn aber gefragt, ob er den vorher entfernen könnte. Das ist natürlich arrogant, es tut mir leid.

Sammy: Küss meinen Popel!

Zum Abschluss können sich die Bands bei mir immer ein Lied für die Radiosendung wünschen.

Spiller (von ganz hinten): EMSCHERKURVE 77

Sammy: Dieser Tinitus setzt manchmal ein.

Andi: Aber die sind wirklich hörenswert.

Sammy: Ich wünsche mir von THE GRIT den Song "Surrender“.

Ines: Da bin ich auch mal dafür.

Ron: Nimm "Mr. Minto“, der ist besser.

Sammy: "Mr. Minto“ und "Surrender“. Beide.
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