Marschrichtung Metalcore


Interview mit Through Devastation
Metalcore aus Deutschland - Chemnitz
Interview mit Richard Biedermann (v.), Gregor Exner (g.), Torsten Knappe (g.) und Frank Uhlig (b.) von THROUGH DEVASTATION am 14.01.2011 in Chemnitz im Studio II von Radio T für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Mittlerweile sind THROUGH DEVASTATION hier im Studio, zwei Leute hinten in der Ecke haben nichts zu sagen und hier vorne sitzen Richard, Gregor und Frank am Mikrofon. Richard und Gregor, ihr seid am längsten dabei, erzählt ein bisschen was über den Background der Band. Seit wann gibt es euch und wie seid ihr zusammengekommen?

Richard:
So richtig geben tut es uns seit 2006. 2003 hat sich Gregor mit ein paar anderen Leuten mal zusammengetan um Ska oder sowas zu spielen. Das hat sich dann immer mehr zum Metal hingewandt und es gab durch den ausgeräumten Proberaum ein großes Problem, so dass die Band auseinander gegangen ist und sich dann aber 2006 wieder zusammengefunden hat, wo ich als Bassist dazu gekommen bin. Seitdem machen wir so ungefähr die Musik, die wir jetzt machen.

Ihr habt damals mit Metal /Metalcore angefangen. Wie seid ihr in diese Richtung gekommen? War das aus eigenen Vorlieben, denn zu der Zeit war das Genre ja schon ziemlich ausgelutscht.

Richard:
Was heißt relativ ausgelutscht? Es ging zwar schon viel früher los aber für uns war das die Musik, die wir alle viel gehört haben und die wir auch selber machen wollten. Wir sollten zwar unsere eigenes Ding machen, die Marschrichtung war aber schon immer Metalcore.

Gab es da irgendwelche großen Bands, die euch beeinflusst haben, oder war es eher das Gefühl der Szenezusammengehörigkeit, das euch zu dem Entschluss gebracht hat?

Gregor:
Wir haben alle immer schon unterschiedlichste Musik aus der Richtung gehört, aber irgendwie nie Lieder gecovert, was andere Bands ja gerne machen. Bei uns ging es immer schon darum unser eigenes Ding zu machen. Die Coverlieder, die wir jetzt im Set haben, sind eigentlich auch nur dazu da, das etwa aufzulockern.

Richard: Im Proberaum liefen immer die großen Namen MAROON, HEAVEN SHALL BURN, DESTINY (jetzt THE DESTINY PROGRAM – bjg).

Also hauptsächlich der deutsche Metalcore.

Richard:
Ja, hauptsächlich. GOD FORBID, SHADOWS FALL und KILLSWITCH ENGAGE, die zu der Zeit gerade aus den USA kamen, war nie so unser Ding. Schon eher die deutsche Szene.

In den letzten Jahren gab es dann ein paar Brüche bei euch. Als erstes war Torsten neu an der Gitarre. Wie kam es dazu, er sitzt ja jetzt hinten in der Ecke, lässt seinen Bart wachsen und darf nichts sagen.

Richard:
Unser damaliger Gitarrist Sebastian konnte mit der musikalischen Ausrichtung der Band nicht mehr viel anfangen, er ging mehr in die poppigere Richtung und so klappte das mit dem Proben auch nicht mehr so richtig und nach einem Bandgespräch hat er dann den Schlussstrich gezogen.

Gregor: Er hat dann für sich selbst entschieden, dass es nicht mehr sein Ding ist und es auch für die Band keinen Sinn mehr macht wenn er sie mit runterzieht. So haben wir es dann im positiven beendet.

Richard: Das war beim Robins Ausstieg als Drummer dann genauso. Durch seinen Umzug nach Dresden und das ständige Fahren war das auch eine starke Belastung und das wollte er dann nicht mehr aufbringen. Er ist jetzt übrigens mit seiner eigenen Band auch sehr erfolgreich unterwegs und das macht ihm auch wesentlich mehr Spaß und war so wohl auch für alle die richtige Lösung.

Siehst du das dort hinten in der Ecke genauso?

Torsten:
Ich darf doch nicht reden.

Er darf nicht reden. Der nächste große Wechsel war dann der Ausstieg von Axel als Sänger. Wie kam es dazu?

Richard und Gregor: (lachend) lange Geschichte

Richard: Das ist eine ganz lange Geschichte. Es gab schon länger Differenzen über die musikalische Ausrichtung. Wir wollten mehr in die melodische Richtung und Axel stand mehr auf die Old School Sachen, was man auch dem ersten Album anhört, dass die Musik und die Stimme überhaupt nicht zusammen passen. Es war zwar was eigenes, hat aber nie gepasst. Über die Zeit hat sich dann so einiges angestaut, wir haben z.B. Lieder geschrieben, die ihm nicht gefallen haben. Wir haben 3 – 4 Proben gebraucht um ein Lied zu schreiben, mussten dann aber auch 3 – 4 Proben mit ihm diskutieren um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Irgendwann haben wir als Band dann mit ihm geredet, es gab ein großes Hick Hack und Hin und Her und das Resultat war dann, dass sich unsere Wege dann getrennt haben. Sagen wir es so.

Warum hast du den Gesang übernommen? Du hast ja vorher Background gesungen. Aus Mangel an Sängern, weil ihr als Band von dir als Sänger überzeugt wart oder als kurzfristiger Ersatz und dann hat es sich so ergeben?

Richard:
Es war zu dem Zeitpunkt eigentlich schon relativ klar, dass ich das übernehmen werde. Beim dem Hick Hack habe ich bei ein paar Proben schon den Gesang übernommen, das hat gepasst von der Stimme und so hat es sich herauskristallisiert, dass ich das dann mache. Bei mir kam noch dazu, dass ich als Bassist bei THROUGH DEVASTATION wegen meiner Armverletzung und der falsch implantierten Platte hätte aufhören müssen, weil ich dauernd Sehnenscheidenentzündung bekommen hab. So war halt die Konstellation, es hat uns allen so gefallen und wir sind zufrieden damit. Das könnte auch mal jemand anders sagen, damit das nicht so komisch klingt.

Wir halten fest, du bist mit dir als Sänger zufrieden.

Richard:
Ich bin mit ihr als Sänger sehr zufrieden.

Gregor: Es war halt das naheliegende Richard als Sänger zu nehmen weil seine Stimme im Background schon immer zu der Musik gepasst hat. Wir haben ihn dann einfach beim Proben die neuen Sachen komplett singen zu lassen, „Schattenwelt“ war dann der erste Song. Axel hatte sich z.B. auch immer geweigert deutsche Texte zu singen und wir hatten dann schon eine Probe mit Richard als Sänger des Songs in der Hinterhand, wo Text und Song einwandfrei waren. Das rückte dann immer mehr in den Vordergrund, dass wir gesehen haben, dass wir mit Richard diese neuen Wege gehen können während Axel auf seinem Old School Ding hängen geblieben ist. Wir waren vier Leute, die neue Wege gehen wollten, während der Sänger beim Old School bleiben wollte.

Ihr habt dann Frank als neuen Bassisten dazubekommen, hast du vorher schon irgendwo gespielt?

Frank:
Ich hatte so zwei, drei lose Arrangements Ich hab mit zwei, drei Freunden Musik gemacht, aber wir hatten in den drei Jahren einen Auftritt und der war auch noch mit einem geborgtem Sänger. Also nichts festes.

Richard: Aber er hat sich sehr schnell reingefunden und macht die Sache jetzt auch sehr gut. Ich bin als Ex-Bassist sehr zufrieden mit ihm als Bassisten.

Dann kommen wir mal zur neuen EP „Renascence“, kann man den Titel (Wiedergeburt) auf eure Bandgeschichte und den Ausstieg von Axel beziehen?

Richard:
Ja, es war ein sehr wichtiger Punkt, da wir auch schon überlegt hatten die Band komplett aufzulösen. Es war eine schwierige Zeit, aber wir mussten da durch und „Renascence“ ist jetzt die Wiedergeburt, das neue THROUGH DEVASTATION. Man kann den Titel aber auch noch auf eine andere Art und Weise sehen, denn in vielen Texten von uns geht es auch um Hoffnung und „Renascence“ ist nicht nur die Wiedergeburt sondern auf das Hoffen auf etwas Gutes.

Das Ding erscheint als Split mit COURSE DEATH, wie seid ihr auf die gekommen?

Richard:
Wir hatten mal einen Auftritt mit denen zu einer Zeit wo wir mit vielen Bands gespielt haben, die ganz schöne Idioten waren. Mit COURSE DEATH haben wir uns aber von Anfang an sehr gut verstanden und da uns auch gegenseitig die Musik gefällt, obwohl sie so verschieden ist, haben wir beschlossen eine Split zu machen.

Gregor: Es werden sich vielleicht einige wundern warum das zwei komplett verschiedene Musikstile sind, aber gerade das finde ich interessant. Sonst hört man viele Splits durch ohne es zu merken, aber hier hört man wenn man bei der nächsten Band ist.

Richard: Ich mag auch dieses Schubladendenken vom Death Metal und vom Metalcore nicht und es vielleicht auch gut mal dem jeweils anderen Publikum die Augen zu öffnen.

Wie sind die Songs entstanden, wie schreibt ihr Songs und in welchem Zeitraum?

Richard:
Pauschal kann man das nicht sagen, aber irgendwo gibt es immer so eine Grundidee. Ein Riff gefällt uns und wir setzen uns im Proberaum zusammen und basteln einen Song daraus, dann probieren wir mit Text und irgendwann steht der komplette Song.

Gregor: Es gibt halt immer grundlegende Riffideen, die wir auch regelmäßig im Proberaum aufnehmen und manchmal entdeckt man dann später noch etwas passendes.

Und in welchem Zeitraum?

Richard:
Unterschiedlich. „Schattenwelt“ ist innerhalb von drei Proben entstanden, aber an anderen Songs haben wir drei Monate experimentiert.

Gregor: „Anthem“ gibt es z.B. schon sehr lange, denn hat Axel auch schon mal live gesungen, und den haben wir jetzt noch ein bisschen verändert. Damals mussten wir Teile raus lassen, die wir jetzt wieder eingebaut haben und ihn dann mit Richard eingespielt haben. Jetzt sind wir zufrieden damit, denn wenn man Teile aus einem Song schmeißt, dann klingt der Song halt auch so.

Richard: Jetzt passt er auch besser vom Text her, aber an dem Song haben wir schon beim Schreiben der Songs der alten CD dran gebastelt.

Wo habt ihr aufgenommen, wie lange und warum dort?

Richard:
ForteFortissimo Studios in Coburg, das gehört dem Drummer von ASHES OF A LIFETIME, und ist mir vom Robert von SOULGATE'S DAWN empfohlen worde. Und da wir uns Rape Of Harmonies oder sowas nicht leisten können, sind wir dahin gegangen und sind total zufrieden. Ein total netter Typ, der auch ein super Paket abgeliefert hat und für den wir uns immer wieder entscheiden würden. Wir waren fünf Tage für fünf Songs über Pfingsten dort.

Und jetzt habt ihr neuen Monate gebraucht bis die Scheibe dann jetzt endlich rauskommt. Was hat euch solange aufgehalten?

Richard:
Er war dann so lange mit ASHES unterwegs und wir wollten noch ein paar Änderungen am Gesamtsound haben und so hat es sich dann hingezogen.

Gregor: Das dann auch noch mal bei COURSE DEATH, denn das hat auch sein Stück gedauert.

Richard: Im November hatten wir dann das finale Mastering.

Ihr habt vom Aufenthalt im Studio auch ein Video gedreht. Warum lief da ein Elefant rum?

Richard:
Da war ein Zirkus nebenan und eines morgens lief da plötzlich ein Elefant vor uns lang während wir noch bedöselt vom Vortag waren. Die haben ihre Elefanten einfach mal rausgelassen und die haben alles weggefressen. Wir waren aber wahrscheinlich genauso überrascht wie die Elefanten.

Dann kommen wir mal auf die Texte zu sprechen, wer schreibt die bei euch? Der Sänger?

Richard:
Ja, ich hab schon immer einen Großteil der Texte geschrieben und Sebastian und Gregor haben auch mal was geschrieben. Auf der EP ist „Dare To Ressurect“ von Gregor und der Rest ist von mir. „Anthem“ ist irgendwie so ein Gemeinschaftsprojekt.

Hegen die anderen keine Ambitionen oder hat es sich einfach so ergeben weil du zu viel Output hast? Frank möchte was sagen, er meldet sich sogar. Frank, du darfst reden.

Frank:
An der Ambition lag es nicht, aber Richard hat da immer ein schönes, klares Gesamtbild im Kopf und sich da einzumischen würde alles schlechter als besser machen.

Rixchard: Bei den neuen Sachen, die jetzt anstehen, haben wir auch eine komplette Geschichte dahinter und da ist es besser wenn nur einer die Texte schreibt. Bei der EP war es noch nicht so und deshalb hatten die anderen auch noch Anteil daran.

Willst du die Story dahinter kurz erklären oder sind die Texte abgedruckt und die Leute können sich selbst ihr Bild machen?

Richard:
Bis jetzt sind die Texte noch nicht zu lesen.

Gregor: Aber die werden in der EP enthalten sein, ich gerade noch dabei das Artwork zu basteln.

Ihr seid also immer noch nicht fertig?

Richard:
Nein, wir haben noch keine CD.

Man muss aber auch dazu sagen, dass wir das Interview Mitte Januar führen und einen Monat später ist dann die Release Party.

Richard:
Bei den Liedern der EP ist es so, dass jeder Song sein eigenes Konzept hat und bei den neuen Sachen gibt es ein Gesamtkonzept.

Was ist denn an neuen Sachen geplant?

Richard:
Ein komplettes Album mit zwölf Songs und 79 Minuten Spielzeit. (lacht) 79 Minuten und 50 Sekunden. Eine epische Geschichte über Liebe, Tod und Verderben.

Gregor: Es wird spannend, wir probieren gerade verschiedenste Einflüsse aus und sind dann gespannt wie das ankommt.

Eure Relase Party steht am 18.02. in Chemnitz in der Sanitätsstelle an. Warum Chemnitz, warum Sanitätsstelle? Ihr hättet ja auch in Aue spielen können wo COURSE DEATH herkommen.

Richard:
Das wollten wir eigentlich auch, wir wollten eigentlich zwei Release Partys machen aber in Aue ist irgendwie in diesem Zeitraum nichts frei. Also machen wir es in Chemnitz wo jeder hinkommen kann, der will. Mit der Sanitätsstelle hatten wir immer gute Erfahrungen mit dem Sound und dem Licht und ist somit auch die optimale Lösung für uns.

Wen habt ihr euch noch eingeladen und warum?

Richard:
COURSE DEATH und wir spielen und jeder durfte sich noch eine Band dazu aussuchen. Wir haben halt GONE FOR BROKE genommen, weil wir schon viele Shows mit ihnen gespielt haben und sie auch sehr gut leiden können. Außerdem machen sie ne coole Mucke und Sören hat zu den Zeiten als wir keinen Bassisten hatten bei uns ausgeholfen. Deswegen wollen wir halt einfach den Jungs und dem Mädel danke sagen.

Dann dürft ihr euch zum Abschluss des Interviews wie jede Band ein Lied wünschen und ihr habt auch schon was mitgebracht.

Richard:
Wir wollen von GONE FOR BROKE einen Titel und zwar „Refused Obedience“.
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