Liebe zur Musik, inspiriert durch Elvis


Interview mit Volbeat
Rock aus Dänemark - Kopenhagen
Interview mit Michael Poulsen(v. + g.) von VOLBEAT am 25.08.2008 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz. www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Björn: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu der neuen CD „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“. Wo siehst du die Unterschiede zu „Rock The Rebel / Metal The Devil“?

Michael:
Große Unterschiede gibt es nicht, aber nach der ganzen Arbeit mit der CD fühle ich, dass es die bisher beste Scheibe geworden ist. The sound is stronger, the melodies are stronger, the arrangement is stronger. Ein Unterschied ist vielleicht, dass sie vielfältiger ist und mit mehreren atmosphärischen Stimmungen arbeitet. Uns hat auch das viele Touren dabei geholfen eine bessere Band zu werden und auch Jacob Hansen hat sich als Produzent im Vergleich zum letzten Album nochmals gesteigert. Das Album ist sehr vielschichtig geworden und ich bin ziemlich stolz darauf. Ich habe das Gefühl, das es einige der besten Melodien enthält, die ich je geschrieben habe.

Habt ihr irgendwas beim Schreiben der Songs geändert oder hast du wieder alles allein geschrieben?

Ich schreibe immer noch ca. 99 Prozent unserer Musik, wobei die anderen kurze Eingaben machen. Thomas hat z.B. das Intro zu „Still Counting“ geschrieben, auf Tour beim Soundcheck hat er diesen Reggae Part gespielt und ich meinte, dass er mir gefällt und wir ihn doch in den Song einbauen sollten. In dieser Art und Weise hat sich jeder eingebracht, wobei 99 Prozent von mir kommen.

Dieses Album ist aber auf Tour entstanden, wobei die anderen beiden zu Hause auf meinem Sofa entstanden sind. Aber dieses Mal war es so, dass ich im Tourbus war, meine Mails beantwortet hatte, etwas gegessen hatte und immer noch viel Zeit da war bis man beim nächsten Auftrittsort war. Ich hab mich hingesetzt, Songs geschrieben und beim Soundcheck haben wir sie dann ausprobiert.

Wenn ich dann mal zu Hause war, hab ich die Teile zusammengepuzzelt. Das war eine andere Art Songs zu schreiben, aber wenn man in neun Monaten 105 Konzerte spielt, ist nicht gerade viel Zeit da um Songs zu schreiben.

War es denn nicht schwierig unterwegs Songs zu schreiben, v.a mit dieser Erwartungshaltung dir gegenüber nach den ersten beiden CDs?

Ja, das war schon ganz schön hart nach den Verkäufen der letzten Alben und „Rock The Rebel“ hat dann auch noch in Dänemark Platin bekommen, Mit diesen Tonnen auf meinen Schultern, konnte ich anfangs gar nichts schreiben, ich war wie blockiert und wusste nicht wo ich anfangen sollte. Die ersten vier oder fünf Monate habe ich nur Ideen verworfen, aber irgendwann standen die ersten Songs und von da ging es flott voran. Ich vergleiche das immer damit ein Buch zu schreiben, wenn man den Anfang erst mal hat, geht es leicht von der Hand. Herausgekommen sind 28 Lieder, von denen ich 14 behalten habe, und ich bin stolz darau,f mich bis zum äußersten gebracht zu haben.

Eins meiner Lieblingslieder auf dem Album ist „Mary Ann’s Place“, wer singt denn da den weiblichen Part?

Pernille Rosendahl, sie war in Dänemark ziemlich erfolgreich mit ihrer Band SWAN LEE. Nach ein paar CDs haben sie sich aufgelöst und man hat nichts mehr von ihnen gehört.

Ich bin ein großer Fan von MANIC STREET PREACHERS und auf dem letzten Album hat James Dean Bradfield mit der CARDIGANS Sängerin zusammen ein Lied gesungen. Da hab ich mir vorstellen können, dass es auch bei VOLBEAT mal ein Duett geben könnte. Als ich dann „Light A Way“ geschrieben hatte und das sehr stark vom Gospel inspiriert war, wollte ich eine „Big Black Lady“ haben, die den Refrain singt. Nur in Dänemark jemanden zu finden, der den Soul in der Stimme hat, ist fast unmöglich. Ich hab die Idee verworfen, den Refrain verändert und den Song selbst gesungen.

„Marry Ann’s Place“ hatten wir dann schon ein paar mal live gespielt, aber irgendwie fehlte was. Ich wollte eine weibliche Stimme dabei haben, die aber nicht wie eine schlechte Kopie von EVANSCENCE klingt, den davon gibt es schon genug. Irgendwann fuhr ich mit meiner Freundin im Auto, sie legte eine SWAN LEE CD ein und da war klar, dass es genau diese Stimme sein muss. Ich hab sie darauf kontaktiert, sie arbeitet gerade an ihrer neuen Band THE STORM, und da sie VOLBEAT Fan ist und ihr der Song gefiel, sagte sie zu.

Hinter sieben der 14 Lieder des Albums steckt eine Geschichte, kannst du sie mal bitte kurz erklären?

Die Geschichte dreht sich um einen Typ, der mit sieben Einschusslöchern im Körper in seinem Cadillac in der Wüste gefunden worden ist. Als dann die Polizei eintrifft, ist er aber mitsamt des Autos verschwunden. Er scharrt einige Typen um sich und tritt mit ihnen als Band unter dem Namen „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ auf. Der Hauptdarsteller will den Typen finden, der auf ihn geschossen hat und denkt, dass er irgendwann im Publikum auftauchen wird. Sie kommen dann in ein winziges Nest namens „Ten House City“, dass auf keiner Karte eingezeichnet ist weil es nur aus zehn Häusern besteht. Ich denke die Geschichte werde ich auch auf dem nächsten VOLBEAT Album noch fortsetzen. Es war jedenfalls eine spaßige Angelegenheit auf diese Art und Weise Texte zu schreiben.

Was erwartet ihr denn an Verkäufen und Chartplatzierungen? Die erste Single „Maybellene I Hofteholder“ war in Dänemark auf Platz 1 und „Rock The Rebel“ in Deutschland auf Platz 76 der Albumcharts.

So gehen wir da nicht ran, wir haben doch schon großen Erfolg und werden den mit dem neuen Album auch bestimmt bestätigen, so werden wir in vielen Magazinen auch das Album des Monats stellen. Aber wir haben keine besonderen Erwartungen, das wäre auch gefährlich zu versuchen die Erwartungen zu erfüllen. Wir haben einfach unsere beste Arbeit abgeliefert und freuen uns jetzt darauf, wie das Album bei unseren Fans ankommen wird. Es wird nicht schlecht ankommen, ist ja schließlich ein typisches VOLBEAT Album.

Kannst du bitte den nächsten Satz beenden und erklären: Mit dem Erfolg kommen ...

Mit dem Erfolg kommen die falschen Freunde.

Ich dachte an: Mit dem Erfolg kommt der Neid. Vor einem Jahr gab es noch keine negativen Aussagen über VOLBEAT oder über dich und jetzt kommen die ersten Interviews in denen sich die Leute über euren Erfolg beschweren oder dass du so eine starke Persönlichkeit bist und neben dir kein Platz für noch eine Persönlichkeit ist. Bemerkst du das mittlerweile auch?

Desto größer die Band wird, desto mehr Leute haben eine Meinung dazu. Uns gibt es aber bestimmt nicht um es allen Recht zu machen und das ist auch gar nicht möglich. Wir machen einfach das, worauf wir Lust haben, und lassen uns und unserer Musik auch keinen Stempel aufdrücken. Hier geht es nicht um ein Image oder Konzept, es geht um die Liebe zur Musik. Wir sind einfach nur glücklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. So viele verschieden Leute können etwas mit VOLBEAT anfangen und dafür sind wir einfach nur dankbar. Wir nehmen uns viel Zeit um mit den Fans zu sprechen, während des Konzertes, nach dem Konzert und beantworten auch die Mails selbst. Für diesen Erfolg sind wir einfach nur dankbar.

Natürlich gibt es Personen, die uns hassen, aber das versteh ich nicht wie meine seine Energie in etwas investieren kann, das man hasst. Sie sollten ihre Energie lieber in etwas investieren, das sie lieben. Eigentlich ist es doch einfach, wenn man etwas nicht mag, soll man es auch nicht kaufen. Es gibt so viele andere Bands, die man unterstützen kann. Wir sind nicht hier um jeden zu gefallen. Wir kümmern uns lieber um die Leute, denen wir gefallen, und sind ihnen für ihre Unterstützung dankbar.

Als ich jung war hat es mich immer enttäuscht, wenn Bands mit Sonnenbrillen auf der Bühne standen und nicht mit dem Publikum geredet haben. So schwer ist es gar nicht, nach dem Konzert zu den Fans zu gehen und sich für die Unterstützung zu bedanken, zu bedanken dafür, dass sie Eintritt bezahlt haben und sich eine CD gekauft haben. Das ist doch ganz einfach und sollte von viel mehr Bands praktiziert werden. Ich verstehe es einfach nicht, warum sie es nicht tun.

Ihr geht jetzt auf Headliner Tour mit STUCK MOJO, was ist eigentlich mit der angedachten Tour mit IN FLAMES passiert?

Man muss wohl erst sagen, dass wir IN FLAMES sehr mögen, musikalisch, und wir haben sie auch als sehr nette Leute kennen gelernt. Irgendwer von der Band hatte uns auf nem Festival gefragt ob wir Lust darauf hätten sie auf der Europatour zu begleiten. Wir haben spontan zugesagt, da IN FLAMES eine große Band ist, auch in Gegenden wo wir noch ganz klein sind und das wäre für uns eine gute Gelegenheit gewesen.

IN FLAMES’ Manager wollte aber noch zwei andere Bands dabei haben, ich kann mich jetzt nicht an die Namen erinnern.

GOJIRA und SONIC SYNDICATE

Wir haben absolut nichts gegen diese Bands, aber der Manager wollte, dass wir auch in Ländern wie Deutschland, Österreich, Niederlanden, Belgien und anderen, wo wir eigentlich sonst headlinen, das Konzert eröffnen und nur 35 Minuten spielen. Und das konnten wir einfach mit einer neuen CD im Rücken nicht tun, unsere Fans hätten uns umgebracht. Für Länder, wo wir nicht so stark sind, hätten wir das gemacht, aber nicht in unseren Ländern. Wir wollten direkt vor IN FLAMES auf die Bühne gehen und dass hatten IN FLAMES auch selbst gewünscht. Wir haben versucht es dem Manager zu erklären, aber er sagte nur, dass das Angebot stehe und wir es annehmen oder ablehnen könnten. Also lehnten wir es ab. Um das noch mal klarzustellen, IN FLAMES sind wahre Gentlemen und wir haben keine Probleme mit ihnen.

Die Eintrittspreise für eure Headlinertour liegen bei ca. 28€, vor einem Jahr waren es noch 18€. Kannst du mal bitte die höheren Preise erklären oder ist es einfach so, dass größere Shows in größeren Clubs für eine Band prozentual teurer sind?

Mit der Preisgestaltung habe ich gar nichts zu tun und auch keine Ahnung davon wie teuer die Tickets sind.

Eine der Gründe für VOLBEATs Erfolg sind wohl die Konzerte, man sieht euch an, dass ihr Spaß habt live zu spielen, ihr kommuniziert mit dem Publikum, geht nach dem Konzert noch mal runter und auf den Festivals macht ihr immer irgendwelche Spiele mit den Fans. Wo nehmt ihr immer die Ideen her?

Danke dass es dir gefällt. Wir denken, diese Sachen sind es, die live den Unterschied machen. Ich hab viel Respekt vor der Metal Szene und hab ja früher auch in einer Death Metal Band mit Namen DOMINUS gespielt. Ich interessiere mich immer noch dafür und lese einige Metal Magazine, aber besonders auf Festivals sieht man viele Metal Bands, und alle gucken böse und wollen starke Männer sein. Neun von zehn sind es aber nicht. Also warum sollte man nicht Gefühle zeigen, dass man glücklich ist und dass man dankbar für das Publikum ist. Wir machen also Witze und sprechen mit dem Publikum und machen es so zu einem Teil des Konzertes. Es ist so einfach zu zeigen, dass man Spaß an dem hat was man tut. Das soll nicht heißen, dass das die Metal Bands nicht haben und viele ihr Image pflegen oder das Klischee aufrecht erhalten. Das ist ja auch okay, wir wollen es aber auf unsere Art und Weise tun. Wir mussten das nie ausdiskutieren in der Band, es passierte einfach.

Als Kind hab ich mir immer die Auftritte von Elvis in Las Vegas angeschaut und zwischen den Liedern hat er immer Scherze mit dem Publikum gemacht. Ich fand das immer so amüsant und er kam mir dadurch immer so vor, dass er nicht abgehoben wäre. Vielleicht hat er mich ein bisschen inspiriert. Wir gehen einfach auf die Bühne, spielen zwei Songs und haben dann eine gute Zeit zusammen mit dem Publikum.

Wie würdest du denn euer Publikum beschrieben?

Mittlerweile sehr bunt gemischt, das fängt bei einem 12jährigen Jungen an, der Papi und Mami mitbringt oder Eltern, die ihre Kinder mitnehmen. Metaller, Rockabillies, Punks, Mainstream Hörer, Typen, die in einer Bank arbeiten und Frauen, die eigentlich nie daran gedacht haben, solche Musik zu hören. Es versammeln sich so viele Kulturen an Musikhörern, die zusammenkommen und sich gemeinsam eine Band anschauen. Ich denke, das ist wunderschön, dass sich so viele verschiedene Leute auf eine Musik einigen können.

Ihr habt jetzt drei CDs veröffentlicht, ihr tourt als Headliner durch Europa, wäre da nicht der nächste Schritt in den USA zu touren?

Auf jeden Fall, „Rock The Rebel / Metal The Devil“ wurde gerade erst im Juni dort veröffentlicht und „Sad Man’s Tongue“ bekommt sogar einige Radioeinsätze. Geplant ist es, nächstes Jahr in die USA überzusetzen und dem Land mal ein wenig Geschichte zu bringen, weil es selbst hat ja keine. (lacht) Wir werden wieder in einem neuen Land von unten anfangen und das wird sehr interessant werden.

Zum Abschluss des Interviews kannst du dir noch ein Lied einer anderen Band wünschen, die du gerne im Radio hören möchtest.

Wie wäre es mit FLOGGING MOLLY?

Ich glaube, die haben gerade eine neue CD veröffentlicht.

Ja, dann spiel ein Lied von FLOGGING MOLLY.
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