HELL ON EARTH Tour 2007
HELL ON EARTH Tour 2007
Essen, Funbox Amalie
06.10.2007
06.10.2007
Nachdem ich mir im letzten Jahr eine Pause von der HELL ON EARTH-Tour gegönnt hatte, stand sie dieses Jahr wieder fest in meinem Terminkalender. Kein Wunder, gilt dieses gewaltige Metal-/Hardcore Szenario doch als eines der Highlights des Jahres innerhalb der Szene. Schon im Vorfeld lässt sich festhalten, dass sich der Besuch absolut gelohnt hat, auch wenn vielleicht nicht die großen Bands an Land gezogen werden konnten, wie bei meinem letzten Besuch, als immerhin AS I LAY DYING, EVERGREEN TERRACE, NEAERA und HEAVEN SHALL BURN zugegen waren.
Dafür sollte der Abend in Essen vor allem von einer hervorragenden Stimmung, grandiosen Randgeschichten und absolut engagierten Bands leben, die den Veranstaltern mit Sicherheit ein Lächeln auf die Lippen getrieben haben. Trotz einiger herber Niederlagen gegen den Kollegen Hauptmann bei Pro Evolution Soccer (dieser verdammte Viduka!!!), ging ich deshalb hochmotiviert in den anstehenden Abend. Genau wie Bloodchamber-Szenebunny Yvonne, die extra aus Leipzig ins ferne Essen gereist war, obwohl die Tour auch bei ihr vor der Haustür halt machte. Aber egal, die kennen da drüben ja auch noch nicht mal Verzehrkarten...
Als erste Band des Abends durften die aus Recklinghausen stammenden Lokalpatrioten A NEW HOPE die Menge auf das heutige Inferno einstimmen. Da die Bloodchamber-Crew zu diesem Zeitpunkt allerdings noch Feinarbeiten im Vorfeld des anstehenden Interviews erledigen musste, konnten wir dem Gig leider nicht beiwohnen. Was nach draußen durchdrang, klang aber nach einem ordentlich moshkompatiblen Stimmungsaufwärmer. [bg]
FROM A SECOND STORY WINDOW machen zwar ordentlich Krach; dennoch ist im Publikum noch reichlich Zurückhaltung angesagt. Die amerikanische Band bietet eben keinen leichtbekömmlichen Stoff, zu dem sich geschmeidig mit den Armen rudern lässt, sondern ein sperriges Noise-/Math-Gebräu, dem es zwar nicht an Energie, aber etwas an Höhepunkten mangelt. Trotzdem eine hübsche Abwechslung im sonst doch sehr straighten HOE-Programm. [yb]
Während Yvonne und Basti nun verschwinden, um die Jungs von FEAR MY THOUGHTS mit ihren Interviewfragen zu löchern, habe ich die zweifelhafte Ehre, mir die Amis FREYA alleine anschauen zu dürfen. Angeblich sollen die klingen wie „DANZIG meets Hardcore“ – stimmt! Bloß ohne DANZIG. Dafür aber mit umso mehr Hardcore.
Die Band wetzt engagiert über die Bühne und bollert ihre stumpfen Prügel-Songs ins Publikum, ohne lange Luft zu holen oder gar Unterschiede zwischen den Stücken deutlich zu machen. Dafür geht die Meute aber auch ziemlich gut ab, und es bildet sich heute zum ersten Mal ein respektabler Moshpit vor der Bühne. Ich möchte jedenfalls keinen der rudernden Arme oder fliegenden Kicks abkriegen, die dort jetzt in gehobener Anzahl stattfinden. Also: musikalisch absolut nicht meine Baustelle, aber für den nach „good friendly violent fun“ lechzenden Mob sicherlich ein guter Anheizer für die nächsten Truppen. [mh]
Noch mehr verrückte Amis! ALL SHALL PERISH hacken sich gemein und hinterhältig durch ihren Set und zaubern hinter einer Wand aus Death-Riffs und Blastbeat-Attacken reichlich todbringende Breakdowns hervor. Während die Gitarristen ihre Bierbäuche hinter den Gitarren verstecken, grunzquiekt sich ein bulliges Frontschwein gemein durch die Songs und ruft damit bei den Kollegen Greb und Hauptmann akuten Brechreiz hervor. Denjenigen, die sich vor der Bühne im Circlepit vergnügen, bietet das gefährliche Quintett auf jeden Fall jede Menge Spaß.
Dagegen fällt der einzige deutsche Beitrag zur HELL ON EARTH-Tour geradezu feinfühlig aus. Die anwesenden Moshwütigen sind auf Melodic-Death nicht ganz eingerichtet, so wird jetzt nicht gemosht, sondern brav still gestanden, gestaunt und applaudiert. FEAR MY THOUGHTS nehmen’s gelassen und liefern eine gewohnt souveräne, perfekt eingespielte Show ab. War man im Vorfeld noch skeptisch, ob der neue Frontmann Martin dem vor kurzem ausgeschiedenen Matze ein würdiger Nachfolger sein würde, kann man nun beruhigt aufatmen, denn das bereits banderfahrene Energiebündel macht seine Sache wirklich gut. So bekommt man nicht nur die tollen Songs der letzten beiden Alben auf die Ohren, sondern fühlt sich dazu auch noch hervorragend unterhalten. Einziger Wermutstropfen: Der nicht ganz so brillante Sound raubt einiges an Detailreichtum und lässt die wahren Sangeskünste des Neuzugangs etwas untergehen. [yb]
Waaauuuu!!! Was für ein Brett! BORN FROM PAIN wirken nach den melodischeren FEAR MY THOUGHTS wie eine gewaltige Explosion! Ersatzfronter Scott Vogel (TERROR) entpuppt sich als wahres Energiebündel, hüpft unaufhaltsam über die gesamte Bühne und animiert das gutgelaunte Publikum immer wieder zum Stagediven. Das lässt sich die Menge natürlich nicht zweimal sagen und so fliegen zu Nackenbrechern wie „A New Hate“, „Reclaiming the Crown“ oder „Behind Enemy Lines“ konstant Fans von der Bühne, meist auf die Nase oder im Anschluss an einen Salto(!!) auf den Rücken. Während dieses Szenarios hält es kaum jemanden ruhig auf den Beinen und auch einige Mitglieder der anderen Bands versammeln sich um die Bühne herum. Eine kleine Randnotiz: der neue BORN FROM PAIN-Sänger Kevin Otto (END OF DAYS) verfolgte den Auftritt mit einem zufriedenen Lächeln am Rande der Stage und dürfte mit Sicherheit guten Anschauungsunterricht erhalten haben. [bg]
Dass es nach diesem Blast für WALLS OF JERICHO schwer werden würde, das Stimmungsniveau zu halten, war klar. Letztendlich kann die Band während ihres Gigs die Leute zwar noch ein letztes Mal zu wüsten Circle Pits, Stagediving und Violent Dancing motivieren, aber man merkt schon, dass die Luft bei einigen in der Halle nach diesem Mammutprogramm ziemlich raus ist. Und das ist schade, denn die Band um den kleinen Springteufel Candace Kucsulain bietet eine tighte, extrem aggressive Headlinershow, die von vorne bis hinten Spaß macht und sofort ins Blut geht.
Apropos Candace Kucsulain: ein Wahnsinn, wie dieses doch eher zierliche Mädel abgeht, über die Bühne wütet, kreischt, brüllt, geifert, und sogar einige Male während der Songs ins Publikum hechtet. Da soll mal einer sagen, weibliche Geschöpfe hätten im Metal(core) nichts verloren. Wer dann auch noch so Knallersongs wie „I Know Hollywood And You Ain’t It“ oder „A Trigger Full Of Promises“ im Gepäck hat und abschließend die halbe Halle für das letzte Mitgröl-Stück auf die Bühne holt, kann wirklich nicht mehr viel falsch machen und hat seinen Headliner Status zu Recht erworben. Da konnte ich dann auch nicht mehr anders und musste mir doch noch ein (mit 15 Euro wirklich günstiges!) WALLS OF JERICHO-Shirt kaufen. Hell yeah! [mh]
Fazit:
Für Freunde moderner Metal-/Hardcore Kultur war es mit Sicherheit ein mehr als gelungener Abend. Bei einem Eintrittspreis von etwas über 18 Euro für sieben Bands kann man sicherlich nicht meckern. Dazu gesellen sich reichhaltige und vor allem recht günstige Merchandise Angebote, die den Abend sehr sympathisch gemacht haben. Sympathisch war auch vor allem das von Bands und Publikum sehr schön in Szene gesetzte „Familiengefühl“, auf das sehr starken Wert gelegt wurde und das sicherlich beim gemeinsamen Erklimmen der Stage während WALLS OF JERICHO seinen Höhepunkt fand. Trotz aller Violent Dancing Attacken im Pit, verliert die Szene nicht den Blick auf ihre gemeinsamen Interessen und hält zusammen. Für dieses verbindende Element hat die HELL ON EARTH-Tour auf jeden Fall einen Daumen nach oben verdient.
Über den restlichen Verlauf des Abends legen wir besser den Mantel des Schweigens. Fest steht, dass die Harmonie im nahegelegenen Turock, wo sich Bands, BC-Crew und Fans zum Ausklang des Abends einfanden, ihren Höhepunkt erst finden sollte. Vielleicht sollte man bei all dem freundlichen Miteinander über eine Umbenennung der Tour nachdenken. „Ass to Mouth Action Tour“ vielleicht, das würde auch einige Hits bei Google bescheren. [bg]
Fotos von Yvonne
Dafür sollte der Abend in Essen vor allem von einer hervorragenden Stimmung, grandiosen Randgeschichten und absolut engagierten Bands leben, die den Veranstaltern mit Sicherheit ein Lächeln auf die Lippen getrieben haben. Trotz einiger herber Niederlagen gegen den Kollegen Hauptmann bei Pro Evolution Soccer (dieser verdammte Viduka!!!), ging ich deshalb hochmotiviert in den anstehenden Abend. Genau wie Bloodchamber-Szenebunny Yvonne, die extra aus Leipzig ins ferne Essen gereist war, obwohl die Tour auch bei ihr vor der Haustür halt machte. Aber egal, die kennen da drüben ja auch noch nicht mal Verzehrkarten...
Als erste Band des Abends durften die aus Recklinghausen stammenden Lokalpatrioten A NEW HOPE die Menge auf das heutige Inferno einstimmen. Da die Bloodchamber-Crew zu diesem Zeitpunkt allerdings noch Feinarbeiten im Vorfeld des anstehenden Interviews erledigen musste, konnten wir dem Gig leider nicht beiwohnen. Was nach draußen durchdrang, klang aber nach einem ordentlich moshkompatiblen Stimmungsaufwärmer. [bg]
FROM A SECOND STORY WINDOW machen zwar ordentlich Krach; dennoch ist im Publikum noch reichlich Zurückhaltung angesagt. Die amerikanische Band bietet eben keinen leichtbekömmlichen Stoff, zu dem sich geschmeidig mit den Armen rudern lässt, sondern ein sperriges Noise-/Math-Gebräu, dem es zwar nicht an Energie, aber etwas an Höhepunkten mangelt. Trotzdem eine hübsche Abwechslung im sonst doch sehr straighten HOE-Programm. [yb]
Während Yvonne und Basti nun verschwinden, um die Jungs von FEAR MY THOUGHTS mit ihren Interviewfragen zu löchern, habe ich die zweifelhafte Ehre, mir die Amis FREYA alleine anschauen zu dürfen. Angeblich sollen die klingen wie „DANZIG meets Hardcore“ – stimmt! Bloß ohne DANZIG. Dafür aber mit umso mehr Hardcore.
Die Band wetzt engagiert über die Bühne und bollert ihre stumpfen Prügel-Songs ins Publikum, ohne lange Luft zu holen oder gar Unterschiede zwischen den Stücken deutlich zu machen. Dafür geht die Meute aber auch ziemlich gut ab, und es bildet sich heute zum ersten Mal ein respektabler Moshpit vor der Bühne. Ich möchte jedenfalls keinen der rudernden Arme oder fliegenden Kicks abkriegen, die dort jetzt in gehobener Anzahl stattfinden. Also: musikalisch absolut nicht meine Baustelle, aber für den nach „good friendly violent fun“ lechzenden Mob sicherlich ein guter Anheizer für die nächsten Truppen. [mh]
Noch mehr verrückte Amis! ALL SHALL PERISH hacken sich gemein und hinterhältig durch ihren Set und zaubern hinter einer Wand aus Death-Riffs und Blastbeat-Attacken reichlich todbringende Breakdowns hervor. Während die Gitarristen ihre Bierbäuche hinter den Gitarren verstecken, grunzquiekt sich ein bulliges Frontschwein gemein durch die Songs und ruft damit bei den Kollegen Greb und Hauptmann akuten Brechreiz hervor. Denjenigen, die sich vor der Bühne im Circlepit vergnügen, bietet das gefährliche Quintett auf jeden Fall jede Menge Spaß.
Dagegen fällt der einzige deutsche Beitrag zur HELL ON EARTH-Tour geradezu feinfühlig aus. Die anwesenden Moshwütigen sind auf Melodic-Death nicht ganz eingerichtet, so wird jetzt nicht gemosht, sondern brav still gestanden, gestaunt und applaudiert. FEAR MY THOUGHTS nehmen’s gelassen und liefern eine gewohnt souveräne, perfekt eingespielte Show ab. War man im Vorfeld noch skeptisch, ob der neue Frontmann Martin dem vor kurzem ausgeschiedenen Matze ein würdiger Nachfolger sein würde, kann man nun beruhigt aufatmen, denn das bereits banderfahrene Energiebündel macht seine Sache wirklich gut. So bekommt man nicht nur die tollen Songs der letzten beiden Alben auf die Ohren, sondern fühlt sich dazu auch noch hervorragend unterhalten. Einziger Wermutstropfen: Der nicht ganz so brillante Sound raubt einiges an Detailreichtum und lässt die wahren Sangeskünste des Neuzugangs etwas untergehen. [yb]
Waaauuuu!!! Was für ein Brett! BORN FROM PAIN wirken nach den melodischeren FEAR MY THOUGHTS wie eine gewaltige Explosion! Ersatzfronter Scott Vogel (TERROR) entpuppt sich als wahres Energiebündel, hüpft unaufhaltsam über die gesamte Bühne und animiert das gutgelaunte Publikum immer wieder zum Stagediven. Das lässt sich die Menge natürlich nicht zweimal sagen und so fliegen zu Nackenbrechern wie „A New Hate“, „Reclaiming the Crown“ oder „Behind Enemy Lines“ konstant Fans von der Bühne, meist auf die Nase oder im Anschluss an einen Salto(!!) auf den Rücken. Während dieses Szenarios hält es kaum jemanden ruhig auf den Beinen und auch einige Mitglieder der anderen Bands versammeln sich um die Bühne herum. Eine kleine Randnotiz: der neue BORN FROM PAIN-Sänger Kevin Otto (END OF DAYS) verfolgte den Auftritt mit einem zufriedenen Lächeln am Rande der Stage und dürfte mit Sicherheit guten Anschauungsunterricht erhalten haben. [bg]
Dass es nach diesem Blast für WALLS OF JERICHO schwer werden würde, das Stimmungsniveau zu halten, war klar. Letztendlich kann die Band während ihres Gigs die Leute zwar noch ein letztes Mal zu wüsten Circle Pits, Stagediving und Violent Dancing motivieren, aber man merkt schon, dass die Luft bei einigen in der Halle nach diesem Mammutprogramm ziemlich raus ist. Und das ist schade, denn die Band um den kleinen Springteufel Candace Kucsulain bietet eine tighte, extrem aggressive Headlinershow, die von vorne bis hinten Spaß macht und sofort ins Blut geht.
Apropos Candace Kucsulain: ein Wahnsinn, wie dieses doch eher zierliche Mädel abgeht, über die Bühne wütet, kreischt, brüllt, geifert, und sogar einige Male während der Songs ins Publikum hechtet. Da soll mal einer sagen, weibliche Geschöpfe hätten im Metal(core) nichts verloren. Wer dann auch noch so Knallersongs wie „I Know Hollywood And You Ain’t It“ oder „A Trigger Full Of Promises“ im Gepäck hat und abschließend die halbe Halle für das letzte Mitgröl-Stück auf die Bühne holt, kann wirklich nicht mehr viel falsch machen und hat seinen Headliner Status zu Recht erworben. Da konnte ich dann auch nicht mehr anders und musste mir doch noch ein (mit 15 Euro wirklich günstiges!) WALLS OF JERICHO-Shirt kaufen. Hell yeah! [mh]
Fazit:
Für Freunde moderner Metal-/Hardcore Kultur war es mit Sicherheit ein mehr als gelungener Abend. Bei einem Eintrittspreis von etwas über 18 Euro für sieben Bands kann man sicherlich nicht meckern. Dazu gesellen sich reichhaltige und vor allem recht günstige Merchandise Angebote, die den Abend sehr sympathisch gemacht haben. Sympathisch war auch vor allem das von Bands und Publikum sehr schön in Szene gesetzte „Familiengefühl“, auf das sehr starken Wert gelegt wurde und das sicherlich beim gemeinsamen Erklimmen der Stage während WALLS OF JERICHO seinen Höhepunkt fand. Trotz aller Violent Dancing Attacken im Pit, verliert die Szene nicht den Blick auf ihre gemeinsamen Interessen und hält zusammen. Für dieses verbindende Element hat die HELL ON EARTH-Tour auf jeden Fall einen Daumen nach oben verdient.
Über den restlichen Verlauf des Abends legen wir besser den Mantel des Schweigens. Fest steht, dass die Harmonie im nahegelegenen Turock, wo sich Bands, BC-Crew und Fans zum Ausklang des Abends einfanden, ihren Höhepunkt erst finden sollte. Vielleicht sollte man bei all dem freundlichen Miteinander über eine Umbenennung der Tour nachdenken. „Ass to Mouth Action Tour“ vielleicht, das würde auch einige Hits bei Google bescheren. [bg]
Fotos von Yvonne