The Vision Bleak Negura Bunget Farsot

The Vision Bleak, Negura Bunget, Farsot

FarsotNegura BungetThe Vision Bleak
Leipzig, Hellraiser
25.01.2008
Kalt ist es an diesem Freitagabend in Leipzig, kalt und ziemlich feucht. Genau das richtige Wetter also, um mal wieder den Bus 72 zu nehmen und – vorbei an malerischen Stationen wie der Hasenheide, wo man im Sommer prima Erdbeeren ernten kann – nach Engelsdorf zu reisen, wo uns im Hellraiser ein überaus interessantes Dreierpack erwartet: FARSOT, NEGURA BUNGET, THE VISION BLEAK – das sorgt für Vorfreude und glücklicherweise auch für einen ziemlich gut gefüllten kleinen Saal.

Musikalische Vorhut sind die Thüringer FARSOT, deren eindringlicher Schwarzmetall deutliche Parallelen zu älteren SHINING offenbart und dadurch schnell aufhorchen lässt: In überaus gelungenem Soundgewand zelebriert man eine epische Mixtur aus schemenhafter Raserei und gelegentlichen Einschüben unverzerrter Natur, die genau die richtige Balance aus Kälte und melodischer Verführung findet.
Neben der unerwarteten kompositorischen Reife – die jungen Herren haben soeben ihr Debüt veröffentlicht – fällt das angenehm zurückhaltende Bühnengebaren auf, welches die Musik ohne Kompromiss in den Vordergrund stellt. Eben dadurch werden Details wie das angenehm hörbare Bassspiel und die perfekt ausgesteuerten Gegensätze zwischen leicht melancholischen Akustikpassagen und grimmig-verhallten Ausbrüchen aufgewertet, was dem Material bestens zu Gesicht steht.
Insgesamt also ein vielversprechender Erstkontakt, der beim nächsten Aufeinandertreffen gerne ausgebaut werden darf.

Eben jene Phase des Ausbauens haben die Rumänen von NEGURA BUNGET spätestens seit ihrer Großtat „Om“ hinter sich: Auch heute leitet der Klang des drei Meter langen Horns einen majestätischen Set ein, der vor allem Stücke der letzten beiden Alben zu Gehör bringt und den niedrigen, zunehmend warmen Raum – gerade in den mit Klargesang veredelten Momenten - zu einer nebelverhangenen Karpatenlichtung zu machen scheint.
Wer hier die Augen schließt und sich von den Gezeiten tragen lässt, darf auf fast überwucherten Pfaden durch kraftvolle, dabei faszinierend feingliedrige Rifflandschaften wandern, wird hinter zarten Keyboardschleiern das rhythmische Pulsieren der Schamanentrommel entdecken, und wenn sich schließlich rabenhaftes Gekreisch in einer weiteren erhabenen Gesangslinie auflöst, kann man nicht anders als sich diesem Naturereignis mit jeder atmenden Pore zu öffnen.
Dementsprechend rücken die Reihen merklich zusammen und zumindest in den riffbetonten Passagen kreist das Haar in den vorderen Reihen, was die geforderte Zugabe umso schmerzlicher vermissen lässt. Wenn man eine solche Formation auf Tour schickt, sollte nach der Xylophoneinlage auch noch Zeit für ein weiteres Quäntchen Magie sein.
Nichtsdestotrotz ein weiterer superber Gig, der zudem mit besserem Sound als die Freilufteinlage auf dem Hells Pleasure gesegnet ist – auch wenn dort natürlich die Landschaft reizvoller war...

Den Abschluss besorgen THE VISION BLEAK, die naturgemäß ihre letzte Scheibe vorstellen und dabei nach zwei hochkarätigen Vorbands gar nicht mal so gut aussehen. Optisch haben die Herren dem durchaus stylischen Stummfilm-Image abgeschworen und präsentieren sich nunmehr als eine Mischung aus verlebten Rockern und gesetzten Metallern, die auf das erwartungsfreie Auge leicht befremdlich wirkt. Dazu lässt das im Liverahmen ziemlich generisch daherkommende, auf modern getrimmte Material nur selten Raum für Details, wie sie mir von der ersten Scheibe durchaus noch in angenehmer Erinnerung sind. Hier und heute regieren eher der Holzhammer-Groove und reichlich SISTERS-Zitate im Gesang, was an sich natürlich nicht schlecht oder schlecht vorgetragen ist – nur fehlen mir persönlich die Hits der Briten, um nach diesem Vorprogramm mit stilistisch vollkommen anderer Musik zu punkten.
Publikumsseitig können sich die Deutschen trotzdem über reichlich Resonanz freuen, da die Songs trotz – oder gerade wegen - oben genannter Punkte recht schnell ins Bein gehen und dem willigen Headbanger nicht allzu viele Stolpersteine in den Weg legen. Und hat man sich erst mal auf das komplett andere Level eingeschossen, macht sich spätestens bei der Zugabe dann doch noch eine versöhnliche Stimmung breit: Von Anspruch allein kann der Homo Metallicus eben doch nicht leben...

Meinerseits also ein gelungener und unterhaltsamer Abend, der vor allem durch die Abwesenheit von Ausfällen glänzen konnte. Während THE VISION BLEAK ihren Fans eine solide Vorstellung boten, empfahlen sich NEGURA BUNGET erneut als eine den Umständen entsprechend mitreißende Liveband und FARSOT dürfte der durchweg gelungene Gig ein paar neue Interessenten verschafft haben – zu wünschen wäre es ihnen auf jeden Fall.

Fotos von Yvonne

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