Unleashed Krisiun One Man Army and the Undead Quartet & Commander

Unleashed, Krisiun, One Man Army and the Undead Quartet & Commander

CommanderKrisiunOne Man Army And The Undead QuartetUnleashed
Jena, F-Haus
14.11.2008
Tourstarts finden sonst eigentlich immer in Orten mit einem Flughafen statt. Frankfurt, Amsterdam und sonstige internationale Flughäfen sind immer wieder gern die Treffpunkte des internationalen Tourtrosses. Dieses Mal kamen die Bands aus Schweden, Brasilien und Deutschland und die einzige Erklärung für Jena als Tourstart ist der Billigflughafen Altenburg in 75 km Entfernung, wo UNLEASHED, KRISIUN und ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET von der polnischen Tourorganisation von Massive Music aufgelesen worden sind.

20.15 – 20.45 COMMANDER
21.05 – 21.40 ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET
22.00 – 22.45 KRISIUN
23.05 – 00.15 UNLEASHED

COMMANDER aus München kommen selbständig aus München angefahren. Ihr Camper soll auf den ersten zehn Tagen der Tour als Zuhause herhalten, bis sie dann in Spanien von SHADE EMPIRE als erste Band abgelöst werden. So treffen die Bajuwaren kurz vor Einlass ein, inspizieren den Club, hängen ihr Merchandise auf und schon geht es ab auf die Bühne vor anfangs vielleicht 200 Nasen im Publikum.
COMMANDERs eingängiger Death Metal überzeugt das Publikum aber sofort vor der Bühne zu bleiben und nicht zum Merch oder zur Bar abzuwandern. Stellenweise an GOD DETHRONED erinnernd erntet das Quartet mehr als nur Höflichkeitsapplaus und ist für mich einer der Gewinner des Abends, denn den Meisten der zum Schluss vielleicht 600 Anwesenden waren sie doch vorher unbekannt.

Bei ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET sieht das schon anders aus. Die Schweden um Frontmann Johan Lindstrand haben zwei Alben über Nuclear Blast und eins über Massacre Records veröffentlicht und waren auch schon auf eigener, wenn auch wenig erfolgreicher, Headliner Tour. Johan erscheint wie immer mit weit aufgeknüpftem Hemd auf der Bühne und los geht es mit zwei neuen Songs vom gerade erschienenden „Grim Tales“, auf das sich die Band während er 35 Minuten Spielzeit konzentriert. Da das Album aber erst vor drei Wochen erschienen ist, ist es vielen Fans noch unbekannt und Stimmung kommt nur bei den drei älteren Songs „Suck A Sick Boy“, „So Grim So True So Real“ und „Bulldozer Frenzy“ auf. Auch Ansagen wie „Are there any sick motherfuckers here?“ tragen nicht gerade zur Stimmung bei und die scheinbar ewig dauernden Gitarrensoli in wirklich jedem neuen Song wirken lähmend. Zwar sind zum Ende des Auftrittes mehr Leute als bei COMMANDER anwesend, der Applaus fällt aber geringer aus.

KRISIUN brauchen genau zwei Songs um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Schon tobt der Moshpit, die Haare werden kreisen gelassen oder man steht einfach nur staunend da und wundert sich warum sich das Brüder-Trio nicht die Finger verknotet. Moyses hat die achtseitige Gitarre ausgepackt, Max verhaut das Schlagzeug und Alex ist der sympathische Frontmann, der das Publikum im Griff hat. Im Gegensatz zu ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET konzentrieren die Brasilianer sich nicht auf das aktuelle Album, sondern präsentieren Songs aus der kompletten Bandgeschichte und stellen eigentlich jeden im Publikum zufrieden. Nur einige Herren, oder sollte ich Buben sagen, der Kurzhaar-Ich-höre-seit-einem-Jahr-Metal-und-bin-ein-Wikinger Fraktion sind mit dem Inferno aus Brasilien doch etwas überfordert. Und um etwas vorwegzunehmen, bei KRISIUN sind die Zugabe Rufe länger und lauter als später bei UNLEASHED.

UNLEASHED ist aber eine der wenigen Bands, die diese magischen Momente entfachen können. Magische Momente, wo einem nach dem Konzert alles weh tut, man aber trotzdem mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause geht. So war es bei mir bei den letzten beiden UNLEASHED Konzerten auf dem With Full Force 2005 und auf der Masters of Death Tour 2006 in Chemnitz.
In Jena beginnen UNLEASHED mit drucklosem Sound, und im Vergleich zu KRISIUN ist es noch mal leiser geworden, obwohl diese schon leiser waren als die beiden Bands davor. Irgendwie will nicht so recht Stimmung aufkommen, aber nach einigen Songs wird es besser und plötzlich verschwinden UNLEASHED von der Bühne. Ein Blick in die umstehenden Gesichter und einer auf die Uhr wirft Fragen auf: 30 Minuten? Aber UNLEASHED kommen wieder. Haben sie sich die Haare gebürstet, mussten sie mal aufs Klo oder waren sie die Nase pudern? Länger als vier Songs halten sie es auch dieses Mal nicht aus und weg sind sie wieder. Die Zugabe-Rufe kommen spärlich und vereinzelt. Fast fünf Minuten brauchen die Schweden, kommen für zwei Songs zurück und sind schon wieder weg. Jetzt reicht es, die ersten bringen das Pfand weg, holen ihre Jacke und verlassen das F-Haus. Zugabe-Rufe kommen keine mehr, doch dafür UNLEASHED mit „Death Metal Victory“. Einige Leute im Publikum können nicht anders und lachen die Schweden aufgrund ihres Verhaltens aus und schütteln den Kopf. Jetzt ist aber wirklich Schluss, und von den 70 Minuten standen UNLEASHED keine 60 auf der Bühne. Die langen Pausen und Ansagen zwischen den Songs will ich erst gar nicht erwähnen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Umstände damit zusammenhängen, dass zum Tourstart noch ein bisschen Sand im Getriebe der beiden schwedischen Bands war. Aber für KRISIUN und COMMANDER haben sich die 110 km Anfahrt gelohnt.
-