Metallica Machine Head & The Sword

Metallica, Machine Head & The Sword

Machine HeadMetallicaThe Sword
Leipzig, Arena
07.05.2009
METALLICA Konzerte sind Familienausflüge, da geht der Papa mit dem Nachwuchs hin, um ihn in die härtere Musik einzuführen. Da geht aber auch die Frisöse mit ihrem Freund hin und natürlich auch die Hausfrau, denn auch sie hat sich ein kleines, süßes Tattoo stechen lassen. Zwischen all diesen Personen durfte ich also auf der Tribüne Platz nehmen. Ebay macht es möglich, Karten für 50 statt der eigentlichen 70€ zu bekommen.

Schon vor der Halle kann man aus dem großen Angebot von Merchandise Artikeln aus dem Hause METALLICA auswählen, die T-Shirts gibt es dieses Mal für 30€, der Preis lag auch schon mal höher. Auch einen Stand von der Guitar Hero Version von METALLICA gibt es drinnen und draußen, und einige junge Herren dürfen ihr Können beweisen. Die Einlasssituation ist erstaunlich stressfrei, und nur zwei Personen müssen immer darauf warten abgetastet zu werden, jedenfalls um 18.45 Uhr als wir die Halle betreten. Auch hier Guitar Hero und ein großer Merchandise Stand, da interessiert aber eher das Bier, Hasseröder 0,4 l für 3€ gibt es neben Sekt und Popcorn an der Theke, die nur auf Innenraum Ebene regelmäßig belagert wird. Eine Treppe hoch und schon bekommt man ohne zu warten seine Gerstenkaltschale. Die Platzanweiserin auf der Tribüne zeigt uns unsere Plätze, bevor sie sich wieder ihrer eigentlichen Pflicht, der Kartenkontrolle und dem Freihalten der Treppen und Gänge, widmet.

Punkt 19.00 Uhr beginnen die mir und fast allen anderen Anwesenden völlig unbekannten THE SWORD. Die Texaner haben mit Kemado eine kleine Plattenfirma im Rücken, erst zwei Alben veröffentlicht, aber das zählt heutzutage alles nichts mehr. Ihr Song „Freya“ ist schließlich Bestandteil von Guitar Hero II und so dürfen sie ihr Können 30 Minuten einem großen Publikum präsentieren, aber die Mischung aus Doom, Stoner Rock und Sludge ist nicht gerade dazu geeignet, das Publikum sofort für sich zu gewinnen. Auch der Gesang von J.D. Cronise ist sehr gewöhnungsbedürftig und die vier Schwertträger gehen auf der Centerstage zwischen den beiden Schlagzeugen und den Verstärkern ziemlich unter, obwohl Bewegung bei den Musikern vorhanden ist.
Ein Wort noch zur Bühne, die ist wie angekündigt in der Mitte der Halle, rechteckig und hat einen angenehme Höhe von geschätzten 1,5 Metern. Die PA hängt an der Hallendecke und entpuppt sich als etwas zu schwach für die Leipziger Arena. Auch an der Decke hängt die Lichtkonstruktion, die ihre volle Leistung erst beim Headliner entfalten soll, aber auch schon THE SWORD bekommen eine ordentliche Lichtshow verpasst. Trotzdem sind die Reaktionen auf ihren Auftritt eher bescheiden und niemand trauert ihnen nach, als sie fertig sind.

Die komplette Hallenbeleuchtung geht an, die Roadies schaffen das Gedöns der Band durch einen Gang durchs Publikum aus der Halle raus und auch auf eine Pausenmusik wartet man vergeblich. Erst kurz vor MACHINE HEAD läuft OZZYs „Diary of a Madman“ und schon betreten die vier Maschinenköpfe unter Publikumjubel die Bühne. Bei den ersten Tönen von „Clenching the fists of dissent“ wird aber sofort klar, dass man bei dem Sound keine Wunderdinge zu erwarten hat. Der Hall und zu viele Höhen regieren das Programm und Robb Flynns Gesang geht auch stellenweise unter. Beim IRON MAIDEN Cover „Hallowed be thy name“ wird es dann besser und Rob Flynn verpackt sowieso in jede Ansage ein „awesome“. Nur Adam Duce scheint heute nicht sehr freundlich drauf zu sein. Er schnallt sich bei der Ansage zu „Halo“ den Bass ab, übergibt ihn an einen Roadie, klettert von der Bühne auf das Absperrgitter und verteilt drei oder vier Schellen gezielt an einen Fan. „Halo“ wird dann halt ohne Bass angefangen und MACHINE HEAD haben ihren Ruf als Prollband wieder einmal erfolgreich beweisen können, dafür genügen nur ein paar Sekunden des 45 minütigen Auftrittes.

Setlist MACHINE HEAD:
Clenching the fists of dissent
Imperium
Beautiful mourning
Hallowed be thy name
Halo
Davidian

20.30 Uhr springt also wieder die komplette Hallenbeleuchtung an, Zeit für Bier und Toilettenbesuch. Wo Mann sonst krankhaft auf die Wand starrt, versucht man jetzt nur irgendwie dem Blick von Florian Silbereisen auszuweichen. Die Glücklichen, die eine Ankündigung für Handball in Augenhöhe vor sich hängen haben. Wieder in der Halle wird gerade die Bühne freigeräumt, METALLICA haben in der Mitte der Bühne eine Doppelreihe Verstärkerboxen stehen, in deren Mitte dazwischen die Pyros rauskommen sollen. Ein Kleinkind in rosa steht mit riesigen Ohrschützern am Bühnenaufgang, ansonsten tut sich quälende 45 Minuten überhaupt nichts.

21.15 Uhr taucht endlich ein Roadie auf und klebt die Setlist auf den Bühnenboden, schwarze Zettel mit weißer Schrift, hier scheint der Auftritt fast an so kleinen Sachen wie einem nicht funktionierenden Kopierer gescheitert zu sein. Das Licht geht aus und mit einer gewaltigen Lasershow beginnen METALLICA mit den ersten Tönen von „That was just your life“. Doch wo ist die Band? Die taucht erst nach ein paar Sekunden im Sprint auf der Bühne auf und steigt sofort nahtlos unter großem Jubel in den Song ein. James trägt seinen Kinnbart jetzt weiß gefärbt, oder ist vielleicht das Haupthaar einfach nur dunkel gefärbt? Nahtlos geht es mit „The end of the line“ weiter, jetzt ist auch der Bass zu hören und James kündigt danach den Abend als Wettkampf zwischen der PA und dem Publikum an, den das Publikum gewinnen wird. Jetzt erst erkennt man von unseren Plätzen, dass die Lichtkonstruktion über der Bühne aus großen „Death Magnetic“ Särgen besteht, die hoch und runter schwenken. Als vierten Song gibt es schon „One“ mit der obligatorischen Pyroeinlage, dem Publikum wird ordentlich warm und Lars Ulrich verlässt sein Schlagzeug, um Bier aus seinem Mund ins Publikum zu spritzen und so für Abkühlung zu sorgen.

Besonders Lars und James merkt man den Spaß an, Kirk dudelt wie gewohnt irgendwo ruhig auf seiner Gitarre rum, und Robert als groovendes Bassmonster lebt sowieso in seiner eigenen Welt und beachtet die anderen Drei nur dann, wenn man sich um Lars’ Schlagzeug herum sammelt um einen instrumentalen Part mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Wobei sich auf der Centerstage niemand so recht verstecken kann, bei irgendwem ist man immer im Blick, und auch das Schlagzeug wird dreimal während des Auftrittes um ca. 90 Grad gedreht.

Nur die Security haben ein Problem mit der Bühne, Crowdsurfer kann man nicht so einfach rausziehen und an der Seite der Bühne wieder ins Publikum zurückgehen lassen. Man müsste sie durch den Gang, durch den die Band gekommen ist, bis ans Ende der Halle bringen. Das macht man auch mit den zusammenbrechenden Mädels in den ersten Reihen, die Crowdsurfer aber werden mit zwei oder drei Securities in hohem Bogen wieder zurück in die Menge geworfen.

Neue Instrumente gibt es für die Musiker nicht neben der Bühne, nein, diese werden auch immer wieder aus dem Graben hochgereckt. Dort gibt es auch neue T-Shirts, James tauscht dieses während Kirks erstem Solo, vorher beginnt aber „The Judas Kiss“ wieder vom Band. Obwohl die neuen Songs noch vielen Leuten unbekannt sind, kommen sie live dennoch großartig an. Auf Material von „Load“ und „Reload“ verzichtet man bis auf die Ausnahme „Fuel“ und „St. Anger“ wird ganz außen vor gelassen.

Zurück zu Kirks Solo, der Rest der Band verschwindet von der Bühne, und als Kirk fertig ist, gehen alle Lampen aus. Auf einer Verstärkerbox sitzend taucht James im Spotlight wieder auf und spielt die ersten Töne von „The day that never comes“, Lars steigt ein und los geht es. „Master of Puppets“, „Fight fire with fire“, Kirks zweites Solo und wieder sind alle verschwunden. James und Kirk tauchen am Bühnenrand auf, Kirk setzt sich auf den Bühnenrand, lässt die Beine baumeln: „Nothing Else Matters“ aus vielen Kehlen lauthals mitgesungen. Jetzt geht der Sieg im Duell PA gegen Publikum an letzteres. Der 16 jährige Sohnemann vor mir nimmt seinen Vater in die Arme. „Enter Sandman“ und METALLICA verschwinden nach 110 höchst energetischen Minuten.

Zugabeblock 1 besteht dann mit „The Small Hours“ und „Trapped Under Ice“ aus Songs, die viele Fans im Publikum nicht erkennen. Die Band geht ab, sie kommen zurück, dies sei die Metallica Family "Leipzig Style“, und dann bricht ein Inferno namens „Seek & Destroy“ los. Auch hier sind die Fans lauter als die Band. James hat vor dem Song gefordert die Lichter in der Halle alle anzuschalten, es recken sich ihm jetzt zehntausende Hände entgegen. 130 Minuten und METALLICA sind fertig, nach Hause gehen aber nur wenige. Lars verteilt Drumsticks, der Rest haufenweise Plektren und lässt sich abfeiern. Ein Triumphzug namens METALLICA, der leider zu Ende ist, aber bei dem nur die Hausfrau neben mir ihr Kommen bereut hat. Sie ging jedenfalls nach 90 Minuten METALLICA, nachdem sie sich tapfer während aller Bands die Ohren zugehalten hatte.

Setlist METLLICA:
That Was Just Your Life
The End Of The Line
Ride The Lightning
Fuel
One
Broken, Beat And Scarred
My Apocalypse
Sad But True
Solo Robert
Turn The Page
The Judas Kiss
Solo Kirk #1
The Day That Never Comes
Master Of Puppets
Fight Fire With Fire
Solo Kirk #2
Nothing Else Matters
Enter Sandman
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The Small Hours
Trapped Under Ice
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Seek & Destroy
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