Euroblast Vol. 5
Euroblast Vol. 5
Köln, Bogen 2
22.08.2009
22.08.2009
Was kann es in der grillenden Augustsonne Schöneres geben, als sich am frühen Nachmittag in einem vermeintlich angenehm kühlen Brückenpfeiler in Köln gepflegt die Trommelfelle gerben zu lassen? Nichts natürlich, auch wenn der frühe Beginn zu Beginn die Reihen noch licht lässt. Dafür gibt es draußen einen kleinen Elektrogrillstand, Sitzgelegenheiten und eine Absperrung, die eines VIP-Events würdig wäre, während drinnen wie gewohnt holde Metalmaiden regelmäßig die Obsttablettrunde machen und damit wie immer zur sehr entspannten Atmosphäre des Euroblast beitragen.
Aufgrund der Frühstücksbiere beim Ruhrpott-Teamtreff versäume ich die ersten Bands und bin erst zu BADOC im Bogen 2. Die Wittlicher Krachheimer, die sich im Verlaufe des Tages als eine der „sanfteren“ Combos (im Sinne von Stahl ist weicher als Diamant) entpuppen werden, können zu dieser Zeit bereits ein paar Unentwegte animieren. Als Dank, sicher auch an den Marathonmann vor der Bühne (der von Anfang bis Ende bei praktisch jeder Band gnadenlos und meist neben dem Takt Gas gibt) gibt es ein paar blanke Oberkörper auf der Bühne. Musikalisch überzeugen die Eifeler vor allem in der 2. Hälfte des Gigs, als es angenehm fetzig zur Sache geht.
Weiter geht die Rheinland Pfalz Rundfahrt mit den Trierern ICHOR, die in diesem Jahr ihr Debüt „The Siege“ veröffentlicht haben. Die CEPHALIC CARNAGE Kappe des Sängers ist aus Sicht meiner Ohren und meines Geisteszustandes zum Glück keine Ansage für die Musik der Treverer, denn der Death Metal mit gelegentlichen Core Anleihen ist zum Glück längst nicht so vertrackt und ausgeflippt. Allerdings klingen die Lieder live noch eine ganze Kante ruppiger als auf Platte, was sie von jeglichem Verdacht der leichten Kost entfernt hält. Für den besonderen Kick sorgen neben den von der Musik herausgeforderten Hampelpetern im Publikum die wiederholten Headbang Einlagen der Band, bei denen nicht nur synchron die Mähne geschwenkt wird, sondern gleichzeitig in die Knie gegangen wird, Heavy Metal Fitnessvideo sozusagen. Daumen hoch, auch wenn die rapide gestiegene Temperatur fast alle Zuschauer gleich nach Ende des Auftritts an die frische Luft treibt.
Aus dem schönsten aller Bundesländer führt die Deutschlandreise in die Hauptstadt, als FAT MANS WAR FACE die Bühne betreten. Multikulturell wie der Berliner so ist, präsentiert sich Sänger Felix im groß geratenen Footballhemd, aber dass die Truppe nicht zum musikalischen Spaß hier ist, wird schnell klar als das abgehackte Breakgewitter den Weltuntergang einzuleiten versucht. Der Marathonmann lässt sich auch davon nicht beirren, mir aber ist das auch stimmlich alle Abartigkeitsregister ziehende Gemetzger der Berliner auf nüchternen Magen zu anstrengend, so dass ich mich zum Essen an die frische Luft begebe.
Dieser Pause fällt dann leider auch der Auftritt der anderen Berliner KARRAS zum Opfer, so dass ich frisch gestärkt und mit freiem Kopf erst bei den einheimischen BEGGING FOR INCEST wieder im Konzertraum bin. Nachdem in diesem Sommer kleinere bandinterne Differenzen aus dem Weg geräumt worden sind, scheinen die Jungs es wirklich ernst zu meinen und paaren ein wahnsinniges Ein-Gitarrenmassaker mit sehr gutturalem Gesang. Animiert von der Lebensfreude, die diese Musik ausstrahlt, spielt eine kleine Gruppe vor der Bühne das heute seher beliebte „1,2,3 – Oberkörper frei!“ Spiel und gruppiert sich zum dampfenden Stampfcirclepit samt Besuch auf der Bühne, was bei bei lebensbejahenden Titeln wie „Postmortem Facefuck“ für jeden gleich nachvollziehbar ist.
Wie schön, dass mit den folgenden SIX FEET UNDER & DEBAUCHERY Freunden von THORN der Sanftmut und die Beschaulichkeit wieder in den Bogen 2 einzieht, denn die Kölner spielen „sanften NRW Death Metal von Herzen: gemächlich, verführerisch und romantisch.“ (O-Ton von Gesangsbär Den) Tatsächlich geht der NRWDM gleich ins Ohr und weiß zu gefallen, was vom Publikum durch die sehenswerte Aktion eines gesitteten Circles rund um eine Gruppe Banger gewürdigt wird. Ein Bild für die Götter, belohnt vom besten Liedtitel des Tages: „Fettbrand“
Eine der meistdiskutierten Bands zur Zeit steht nun auf dem Programm, mit einem von der Setlänge her Headlinerslot, was dank der noch nicht sehr späten Uhrzeit dem müden Jungvolk gleichzeitig die Chance gibt, rechtzeitig im Bett zu sein, bevor es Schimpfe von Mutti gibt. Natürlich ist die Rede von den zwei Kinderliedfreunden WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, die als erstes durch ihre jugendliche Spargeltarzanigkeit auffallen. Der Publikumszuspruch ist rein zahlentechnisch mit Abstand am größten am ganzen Tag, was für eine große Neugier der Besucher spricht. Als besonderen Hingucker gibt es eine wacker pausenlos auf ein Minikit trommelnde Fledermaus, aber auch die Show der zwei Jungs ist durchaus ansehnlich. Zu programmierten Geräuschen und Schlagzeug geben beide Vollgas nicht nur an wechselnder Gitarre und Mikrofon, sondern siegen auch erdrutschartig im Mimikrodeowettbewerb des Tages. Man mag von der Musik halten, was man will, aber der Unterhaltungsfaktor ist live aus meiner Sicht auf jeden Fall großartig, auch wenn bei weitem nicht jeder Anwesende meinem Urteil von „bestem Amüsement“ zustimmen würde. Aber WBTBWB singen ja auch „Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit...“
Merklich geleert hat sich der Saal, als der heute einzige Ausflug in ferne Länder immerhin nach Luxemburg führt. SCARRED steht auf dem Programm, mit frischem Album und Auftritten unter anderem in Wacken im Gepäck können die Jungs heute im vergleichsweise kleinen Kreis frei von der Leber losspielen und beherzigen das auch ausgiebig. Nach dem zum Teil durchaus ansprechenden, aber immer heftigen Gebolze des Nachmittags fließt mir der dynamische, moderne Thrash von SCARRED wie Balsam in die Gehörgänge. Breaks dienen nicht der Brutalität sondern der Dynamik und halten das Energielevel konstant auf Oberkante Unterlippe, was kaum noch vorhanden geglaubte Reserven weckt. Für mich das Highlight des Tages!
Der nächste Programmpunkt führt mit den unverwüstlichen JACK SLATER ins Rheinland zurück. Die Lücken im Publikum sind leider schon beträchtlich geworden, so dass praktisch nur noch die Euroblast Elite unter anderem einigen noch namenlosen Tracks (bzw. so vorgestellten) des in Bälde erscheinenden neuen Albums lauschen darf. Der erste Eindruck dieser Lieder ist auf jeden Fall gut, der verhältnismäßig kurze und unaufgeregte Auftritt der Band dagegen sortiert sich im Vergleich zur üblichen JACK SLATER Power eher im unteren Mittelfeld ein, wofür zu der späten Zeit besonders bei der Resonanz aber durchaus Verständnis aufzubringen ist.
Ebenfalls mit kurzem Heimreiseweg gesegnet sind GUERILLA, die für die letzten Mohikaner nochmal auf die Tube drücken und ihren Thrash als Mischung aus räudigem Gesang und einer gehörigen Prise Melodien zusammenbauen. Von der Bühne klingt es auf jeden Fall frisch und gut, was für das anstehende Album „Kickstart Revolution“ einiges erwarten lässt.
Damit endet das Euroblast für mich, ist auch spät geworden. Ein verdientes Lob geht wieder an das jederzeit freundliche und fürsorgliche Euroblast Team. Der einzige wirklich verbesserungswürdige Punkt, die erbarmungswürdigen Sanitäranlagen im Bogen 2, liegt nicht in ihrer Hand, ansonsten war es wieder ein Fest, zumal auch die Atmosphäre unter den Gästen wieder ausgesprochen nett war. Wenn jetzt noch die Resonanz im Rheinland und das Durchhaltevermögen beim Publikum um ein bis zwei Level steigen, kann man sich hoffentlich noch auf eine ganze Menge folgende Euroblasts freuen.
Vielen Dank für die Bilder an Thorsten von ShodanDesign, wo es in Kürze noch eine ganze Reihe weiterer Bilder zu sehen geben wird.
Aufgrund der Frühstücksbiere beim Ruhrpott-Teamtreff versäume ich die ersten Bands und bin erst zu BADOC im Bogen 2. Die Wittlicher Krachheimer, die sich im Verlaufe des Tages als eine der „sanfteren“ Combos (im Sinne von Stahl ist weicher als Diamant) entpuppen werden, können zu dieser Zeit bereits ein paar Unentwegte animieren. Als Dank, sicher auch an den Marathonmann vor der Bühne (der von Anfang bis Ende bei praktisch jeder Band gnadenlos und meist neben dem Takt Gas gibt) gibt es ein paar blanke Oberkörper auf der Bühne. Musikalisch überzeugen die Eifeler vor allem in der 2. Hälfte des Gigs, als es angenehm fetzig zur Sache geht.
Weiter geht die Rheinland Pfalz Rundfahrt mit den Trierern ICHOR, die in diesem Jahr ihr Debüt „The Siege“ veröffentlicht haben. Die CEPHALIC CARNAGE Kappe des Sängers ist aus Sicht meiner Ohren und meines Geisteszustandes zum Glück keine Ansage für die Musik der Treverer, denn der Death Metal mit gelegentlichen Core Anleihen ist zum Glück längst nicht so vertrackt und ausgeflippt. Allerdings klingen die Lieder live noch eine ganze Kante ruppiger als auf Platte, was sie von jeglichem Verdacht der leichten Kost entfernt hält. Für den besonderen Kick sorgen neben den von der Musik herausgeforderten Hampelpetern im Publikum die wiederholten Headbang Einlagen der Band, bei denen nicht nur synchron die Mähne geschwenkt wird, sondern gleichzeitig in die Knie gegangen wird, Heavy Metal Fitnessvideo sozusagen. Daumen hoch, auch wenn die rapide gestiegene Temperatur fast alle Zuschauer gleich nach Ende des Auftritts an die frische Luft treibt.
Aus dem schönsten aller Bundesländer führt die Deutschlandreise in die Hauptstadt, als FAT MANS WAR FACE die Bühne betreten. Multikulturell wie der Berliner so ist, präsentiert sich Sänger Felix im groß geratenen Footballhemd, aber dass die Truppe nicht zum musikalischen Spaß hier ist, wird schnell klar als das abgehackte Breakgewitter den Weltuntergang einzuleiten versucht. Der Marathonmann lässt sich auch davon nicht beirren, mir aber ist das auch stimmlich alle Abartigkeitsregister ziehende Gemetzger der Berliner auf nüchternen Magen zu anstrengend, so dass ich mich zum Essen an die frische Luft begebe.
Dieser Pause fällt dann leider auch der Auftritt der anderen Berliner KARRAS zum Opfer, so dass ich frisch gestärkt und mit freiem Kopf erst bei den einheimischen BEGGING FOR INCEST wieder im Konzertraum bin. Nachdem in diesem Sommer kleinere bandinterne Differenzen aus dem Weg geräumt worden sind, scheinen die Jungs es wirklich ernst zu meinen und paaren ein wahnsinniges Ein-Gitarrenmassaker mit sehr gutturalem Gesang. Animiert von der Lebensfreude, die diese Musik ausstrahlt, spielt eine kleine Gruppe vor der Bühne das heute seher beliebte „1,2,3 – Oberkörper frei!“ Spiel und gruppiert sich zum dampfenden Stampfcirclepit samt Besuch auf der Bühne, was bei bei lebensbejahenden Titeln wie „Postmortem Facefuck“ für jeden gleich nachvollziehbar ist.
Wie schön, dass mit den folgenden SIX FEET UNDER & DEBAUCHERY Freunden von THORN der Sanftmut und die Beschaulichkeit wieder in den Bogen 2 einzieht, denn die Kölner spielen „sanften NRW Death Metal von Herzen: gemächlich, verführerisch und romantisch.“ (O-Ton von Gesangsbär Den) Tatsächlich geht der NRWDM gleich ins Ohr und weiß zu gefallen, was vom Publikum durch die sehenswerte Aktion eines gesitteten Circles rund um eine Gruppe Banger gewürdigt wird. Ein Bild für die Götter, belohnt vom besten Liedtitel des Tages: „Fettbrand“
Eine der meistdiskutierten Bands zur Zeit steht nun auf dem Programm, mit einem von der Setlänge her Headlinerslot, was dank der noch nicht sehr späten Uhrzeit dem müden Jungvolk gleichzeitig die Chance gibt, rechtzeitig im Bett zu sein, bevor es Schimpfe von Mutti gibt. Natürlich ist die Rede von den zwei Kinderliedfreunden WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, die als erstes durch ihre jugendliche Spargeltarzanigkeit auffallen. Der Publikumszuspruch ist rein zahlentechnisch mit Abstand am größten am ganzen Tag, was für eine große Neugier der Besucher spricht. Als besonderen Hingucker gibt es eine wacker pausenlos auf ein Minikit trommelnde Fledermaus, aber auch die Show der zwei Jungs ist durchaus ansehnlich. Zu programmierten Geräuschen und Schlagzeug geben beide Vollgas nicht nur an wechselnder Gitarre und Mikrofon, sondern siegen auch erdrutschartig im Mimikrodeowettbewerb des Tages. Man mag von der Musik halten, was man will, aber der Unterhaltungsfaktor ist live aus meiner Sicht auf jeden Fall großartig, auch wenn bei weitem nicht jeder Anwesende meinem Urteil von „bestem Amüsement“ zustimmen würde. Aber WBTBWB singen ja auch „Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit...“
Merklich geleert hat sich der Saal, als der heute einzige Ausflug in ferne Länder immerhin nach Luxemburg führt. SCARRED steht auf dem Programm, mit frischem Album und Auftritten unter anderem in Wacken im Gepäck können die Jungs heute im vergleichsweise kleinen Kreis frei von der Leber losspielen und beherzigen das auch ausgiebig. Nach dem zum Teil durchaus ansprechenden, aber immer heftigen Gebolze des Nachmittags fließt mir der dynamische, moderne Thrash von SCARRED wie Balsam in die Gehörgänge. Breaks dienen nicht der Brutalität sondern der Dynamik und halten das Energielevel konstant auf Oberkante Unterlippe, was kaum noch vorhanden geglaubte Reserven weckt. Für mich das Highlight des Tages!
Der nächste Programmpunkt führt mit den unverwüstlichen JACK SLATER ins Rheinland zurück. Die Lücken im Publikum sind leider schon beträchtlich geworden, so dass praktisch nur noch die Euroblast Elite unter anderem einigen noch namenlosen Tracks (bzw. so vorgestellten) des in Bälde erscheinenden neuen Albums lauschen darf. Der erste Eindruck dieser Lieder ist auf jeden Fall gut, der verhältnismäßig kurze und unaufgeregte Auftritt der Band dagegen sortiert sich im Vergleich zur üblichen JACK SLATER Power eher im unteren Mittelfeld ein, wofür zu der späten Zeit besonders bei der Resonanz aber durchaus Verständnis aufzubringen ist.
Ebenfalls mit kurzem Heimreiseweg gesegnet sind GUERILLA, die für die letzten Mohikaner nochmal auf die Tube drücken und ihren Thrash als Mischung aus räudigem Gesang und einer gehörigen Prise Melodien zusammenbauen. Von der Bühne klingt es auf jeden Fall frisch und gut, was für das anstehende Album „Kickstart Revolution“ einiges erwarten lässt.
Damit endet das Euroblast für mich, ist auch spät geworden. Ein verdientes Lob geht wieder an das jederzeit freundliche und fürsorgliche Euroblast Team. Der einzige wirklich verbesserungswürdige Punkt, die erbarmungswürdigen Sanitäranlagen im Bogen 2, liegt nicht in ihrer Hand, ansonsten war es wieder ein Fest, zumal auch die Atmosphäre unter den Gästen wieder ausgesprochen nett war. Wenn jetzt noch die Resonanz im Rheinland und das Durchhaltevermögen beim Publikum um ein bis zwei Level steigen, kann man sich hoffentlich noch auf eine ganze Menge folgende Euroblasts freuen.
Vielen Dank für die Bilder an Thorsten von ShodanDesign, wo es in Kürze noch eine ganze Reihe weiterer Bilder zu sehen geben wird.