Pro-Pain Tenside Cold Snap

Pro-Pain, Tenside, Cold Snap

Cold SnapPro-PainTenside
Essen, Turock
13.05.2011
Es gibt Konzerte, auf die man sich freut, solche, auf die man sich sehr freut, und dann noch die wenigen, auf die man richtig hinfiebert. Zur letzten Kategorie gehört für mich die aktuelle PRO-PAIN Tour, bei der das 20jährige Bandjubiläum der doch nur fast unverwüstlichen New Yorker Mean Machine – Ur-Leadgitarrist Tom Klimchuck musste die Band kurz vor der Tour aus gesundheitlichen Gründen verlassen und wird vorerst von Adam Phillips ersetzt - mit dem kompletten „Foul Taste Of Freedom“ Album und einer folgenden kleinen Best Of Setlist begangen wird.

Als Unterstützungstruppen steigen zuerst die Kroaten COLD SNAP auf die Bretter, lassen mich aber leider nur noch an einem Song teilhaben - wie (ausgehend vom noch ziemlich leeren Turock) so viele andere hab ich es nicht rechtzeitig geschafft. Immerhin groovt der eine Song wie Sau. Man fragt sich allerdings schon, woher Gary Meskil, bei allem Respekt vor dem regelmäßigen Touren durch Europa und die damit verbundenen Erfahrungen jeweils vor Ort, immer die Ideen für seine Supportbands hat, denn bekannt waren die munteren Kroaten vorher nicht sehr vielen Anwesenden.

Ähnlich neu, zumindest für mich, sind TENSIDE mit ihrem neuen Album "Chain Reaction" im Gepäck, gewinnen aber schnell die Sympathien, weil sie einerseits positiv bekloppt rüberkommen, besonders der keine Sekunde still stehende Frontmann Daniel, und andererseits mit ihrer Mischung aus Groove, Kreiselgitarren und schnittigen Soli - in anderen Worten: Cavaleras Max trifft Flynns Robb, der PANTERA Gedächtnisriffs abfeuert - einen dermaßen energiegeladenen Vollalarm veranstalten, dass man bei einigen hyperaktiven Zuschauern in den vordersten Reihen Bedenken haben könnte, dass sie noch vor PRO-PAIN vor Erschöpfung umfallen. Die nicht sonderlich notwendige Wall of Death gehört zu den kleineren ihrer Art, doch immerhin ist das Rumgerüpel im Pit jederzeit fair und unblutig. Während Gary Meskil am Ende des Auftritts von COLD SNAP seinen Weg von direkt vor der Bühne zum Merchstand noch mit leichtem Kopfschütteln antrat, mutmaßlich wegen des zu dieser Zeit noch geringen Andrangs, kann er wie jeder andere mit der Resonanz auf den Auftritt von TENSIDE im mittlerweile gut gefüllten Turock wie auch mit dem Auftritt selbst sehr zufrieden sein. Viel besser kann man den Job als Anheizer kaum gestalten.

Nach etwas ausführlicherer Umbaupause geht die Party dann richtig los und erfreulicherweise ist, anders als vor wenigen Jahren selbst in Koblenz erlebt, das Publikum wirklich wegen PRO-PAIN da und nicht wegen einer möglichen „Terpentin“-Zugabe. Mit den ersten Takten des All-Time Klassikers „Foul Taste Of Freedom“ brechen sich Testosteron und Adrenalin gleichermaßen freie Bahn und es folgt ein dreiviertelstündiges Festival des good old friendly violent fun, bei dem auch sonst eher selten gespielte Titel wie „Every Good Boy Does Fine“ ihr Hitpotential nachweisen und aus vielen Kehlen lauthals mitgebrunzt werden. Es wird 13 Lieder lang geschubst, gefreut und gegen Politiker und anderer Fanatiker gewettert, was das Zeug hält, bis sich plötzlich ein Stimmungsloch auftut und viele Zuschauer vorerst verschluckt. Denn die „Foul Taste Of Freedom“-Platte ist durchgezockt und die folgende Mixtur an neueren bis neuesten Titeln spielt da schlicht und ergreifend in einer anderen Liga, auch wenn besonders die drei Herren neben Gary Meskil, die erst seit wenigen Jahren dabei sind bzw. für die Tour eingesprungen, sich dem Augenschein nach durchweg wie Bolle freuen, dass sie vor tobendem vollen Haus auf der Bühne stehen dürfen.
Zwei Titel, die noch einmal für umfassenden Jubel sorgen, sind völlig zurecht „All For King George“ und das zuallerletzt angestimmte und wahrscheinlich bekannteste PRO-PAIN Lied „Make War (Not Love)“, bei dem nochmal ein letzter Energieschub durch das Publikum tost. Danach ist dann auch Schluss und trotz der kleinen Achterbahnfahrt der Gefühle und Reaktionen im letzten Drittel des Auftritts steht nach diesem Abend wie in Stein gemeißelt, dass PRO-PAIN live (noch immer) eine Wucht sind und wo sie auftauchen für mächtig gute Laune sorgen. Wer in der Nähe eines der zahlreichen noch anstehenden Auftritte zum Jubiläum wohnt, sollte sich das unter keinen Umständen entgehen lassen!
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