Wahnsinn! Junge Bands zählen uns zu ihren Einflüssen!


Interview mit Neaera
Melodic Death Metal aus Deutschland - Münster
Erst zwei Alben haben die Münsteraner auf dem Buckel und doch werden sie schon jetzt als eine der größten deutschen Metalhoffnungen gehandelt. Eine Band, die es geschafft hat, Tradition mit Moderner Härte zu verbinden, junge und alten Musikfreunde zu vereinen und obendrein auch noch ein wegweißendes Album zu veröffentlichen, muss folgerichtig bei uns Rede und Antwort stehen. Sänger Benny hat sich deshalb bereits zum zweiten Mal auf einen Plausch in der Blutkammer eingelassen:



Hallo Benny! Freut mich, dass du dir noch Zeit für die Fragen nimmst!

Ich zitiere einfach mal etwas aus unserem letzten Interview: seit ihr „immer noch studentischen Vollbananen“ wie letztes Jahr und hast du noch immer ein so intensives Verhältnis zum „kleinen Hunger“ von Müller? :-)


Ha,ha,ha.... das mit den studentischen Vollbananen bezog sich auch eigentlich mehr auf mich, die anderen sind da schon etwas fleißiger…aber momentan häng ich da jetzt auch etwas mehr hinter, meine Freundin tritt mir da ganz gut in den Hintern :-)…sie ist auch der Grund, warum mein Verhältnis zum kleinen Hunger mittlerweile eher gestört ist :-)

Erzähl doch mal kurz, was sich innerhalb des letzten Jahres so bei euch getan hat. Auf der „Hell on Earth Tour“ hab ich euch live gesehen. Das war ja scheinbar ein voller Erfolg!

Jau, dass war allerdings wirklich der Hammer...mit so einem Erfolg konnte man nicht rechnen! Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute uns bereits kannten und teilweise sogar die Texte mitsingen konnten. Im Dezember z.B. haben wir in Estland gespielt, was absolut unglaublich war, denn anscheinend waren wir eine der ersten Bands aus diesem Musikgenre, die dort je gespielt haben und die Leute sind tierisch abgegangen....dabei kannten uns vielleicht vorher maximal 20-30 Leute und auf dem Festival waren insgesamt fast 2000 Menschen !! Kurz darauf waren wir für eine Woche mit u.a. Caliban und Fear my Thoughts auf Tour, die auch mehr als gut lief für alle beteiligten Bands.

Was ist auf „Let The Tempest Come“ anders als auf eurem Vorgänger? Ihr geht durchaus düsterer zu Werke. Wie kam es zu diesem Schritt?

Bedingt durch u.a. dem eigenen Musikgeschmack sollte unsere zweite Platte einfach brutaler werden, aber trotzdem nicht an Melodie verlieren...ich denke „let the tempest come“ ist diesmal insgesamt kompakter, noch ein Tacken metallischer und wie Du auch schon sagst, düsterer.

Die Metalcoreszene: Fluch und Segen! Einerseits wärt ihr ohne diesen Hype vielleicht nie so groß rausgekommen, andererseits distanziert ihr euch und wollt eher in die Melodic Death Szene integriert werden. Wie ist eure Beziehung zu diesem Szenedenken?

Ehrlich gesagt hatte mich das anfangs schon sehr gestört , aber mittlerweile denke ich mir, dass es mir ja eigentlich egal sein kann in welche Sparte wir gesteckt werden...es ist schön zu sehen, wenn sowohl einige Vertreter der jüngerern Metalgeneration als auch alteingesessene Metaller mit unserer Musik was anfangen können, egal als was wir bezeichnet werden.

Ich habe es mir mit eurer Genreeinteilung einfach gemacht. Ihr klingt einfach wie NEAERA. Ein Vorteil den heutzutage nur noch wenige Bands erreichen. Was macht euch deiner Meinung nach „anders“ als all den Rest?

Dafür ersteinmal ein dickes Dankeschön, das ist wirklich ein dickes Lob! Ich bin auch jedes Mal total von den Socken, wenn neue Bands uns bereits zu ihren Einflüssen zählen...oh mann!! Es ist schwer selber zu sagen, was uns (wenn überhaupt) anders macht, das überlass ich ehrlich gesagt lieber dem Hörer.

Wie war die Arbeit an „Let The Tempest Come“ und mit Jacob Hansen? Und warum seid ihr nicht mehr bei Andy Claasen, obwohl ihr so zufrieden wart?

Ursprünglich wollten wir auch wieder zu Andy, aber es war in erster Linie ein zeitliches Problem...wir hatten schon soviel Material zusammen, fanden aber mit Andy keinen passenden Termin, da der auch sehr viel zu tun hatte. Wir wollten einfach nicht mehr warten mit den Aufnahmen und kamen durch befreundete Bands auf Jacob Hansen.

Welcher Titel gefällt dir auf der neuen Scheibe am Besten?

Witzigerweise der, den Du laut Review mit am wenigsten magst: Paradigm Lost!

Ihr seid nun schon zum zweiten Mal bei 9,5 Punkten gelandet. Eine Bewertung, die ich nur sehr, sehr selten vergebe. Wie sehr beachtet ihr so was?

Wir beachten so was sehr und freuen uns dann auch wie Sau ! Ich lese mir eigentlich auch immer alle Reviews durch und versuch trotz des Lobs auch die Kritik nachzuvollziehen, ohne mir vor Wut in den Hintern zu beißen, was mir meist aber nicht gelingt :-) Es gab eine Zeit, da verging kein Tag an dem ich nicht bei google neaera + review eingegeben habe ;-)

Deine Vocals haben sich seit der letzten VÖ noch verbessert. Inwiefern hast du daran gearbeitet?

Vielen Dank! Ich habe wirklich viel geübt , die häufigen Auftritte haben dabei auch sehr geholfen. Mittlerweile kenn ich mein Stimmorgan einfach besser und kann damit auch (etwas) besser umgehen...aber dafür hab ich echt lange gebraucht...ich ziehe meinen Hut vor Sängern, die das immer sofort hinbekommen.

Ihr setzt auch verstärkt auf dunkle Growl-Passagen. Wie kam es zu diesem Schritt?

Och, ich glaub das kam einfach...außerdem ist growlen nicht so anstrengend (lach).Außerdem passt das häufigere growlen auch ganz gut zu der Gesamtstimmung des Albums.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Kevin Otto? Der Fronter von END OF DAYS ist wirklich ein sympathischer Zeitgenosse. Hab ich schon selbst bei einem Interview erfahren.

Jau, Kevin ist wirklich klasse, wie alle Jungs von End of Days...wir haben die Jungs auf der Hell on Earth Tour kennen gelernt und haben uns sofort gut verstanden. Seine Stimme ist eine deutlich andere als meine und gefällt uns allen sehr gut...der musste einfach mit aufs Album. Glücklicherweise gefiel ihm die Idee auch und er nahm einen Höllentrip auf sich um zu uns nach Dänemark zu kommen.

Einen kleinen Kritikpunkt hatte ich auch: das Akustikstück wirkte an dieser Stelle etwas deplaziert. Auf „The Rising Tide of Oblivion“ hattet ihr die ruhigen Sachen noch besser integriert. Denkst du auch so darüber?

Hmmm, ich finde das Stück schon ganz cool an dieser Stelle...quasi noch mal ein Ruhemoment vor dem letzten Song. Es war ursprünglich mal fast doppelt so lang, haben uns dann aber für die kürzere Version entschieden, was im Nachhinein auch sicherlich eine gute Entscheidung war. Aber bei „the rising tide...” gefällt es mir auch besser.

Gibt es noch etwas, das euch auf eurem Album nicht so gut gefällt?

Ich bin mir sicher, in ein paar Monaten finde ich die ein oder anderen Dinge, die man vielleicht hätte besser machen können, aber momentan wüsste ich nichts.

Wie sieht die Zukunftsplanung aus? Heirat, Kinder, Rente oder Metal, Touren, Singen?

Hoffentlich so viel touren wie möglich...jetzt steht ja erst mal die Tour mit u.a. Caliban an und alles weitere lassen wir erst mal so auf uns zukommen....hat ja bisher auch ganz gut geklappt :-)

Beim letzten Interview gab es noch keinen peinlichen Moment auf der Bühne. Hat sich das inzwischen geändert?

Ha,ha, jau… letzte Woche hatten wir in Achern einen Auftritt. Ich schleuderte etwas unkontrolliert meine Arme durch die Gegend und dabei schoss mir dass Mikro aus der schwitzigen Hand. Dumm: Es war ein Funkmikro und knallte mit voller Wucht ins Publikum und einem Typen direkt an die Birne...ich glaube, dass kann man als peinlichen Moment gelten lassen!

So, damit sind wir auch wieder am Ende! Danke noch mal, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche dir eine angenehme Zugfahrt und hoffe wir sehen uns mal live (gemeinsam eine Müllermilch trinken J ). Die letzten Worte gehören dir:

Ich hab zu danken und ich hoffe der ein oder andere Leser „verirrt“ sich demnächst zu einem unserer Konzerte ;-)
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