3 Bands, 1 Interview und eine Menge Spaß!


Interview mit Midnight Symphony
aus Deutschland
Beim Interview mit Tarek Maghary (Majesty/Dawnrider) hat mich der Metal-Son mit einer Band bekannt gemacht, die für ihr junges Alter schon ein sehr schönes Scheibchen am Start hat, das einen Großteil junger Bands in Sachen Sound, Aufmachung und natürlich Musik neidisch machen dürfte. Daher war es für mich ein Anliegen, auch mal eine junge, aufstrebende Band unter die Lupe zu nehmen und sie in Tarek´s Studio auszuquetschen. Daß dabei ein Interview mit gleich 3 Bands gleichzeitig rauskommt, konnte ich zu der Zeit noch nicht ahnen. Aber man hat ja Zeit, Bier (und Wein) ist auch genug da, so daß einem sehr netten Gespräch mit den sympathischen Forsaken-Rittern (wieso dieses Wortspiel so witzig ist, erfahrt ihr 2 Absätze weiter) Phil Tempel (Guit.) und Jan Raddatz (Drums) nichts im Wege stand! Here we go...

Hallo ihr beiden. Ihr habt mit Forsaken und Midnight Symphony 2 Bands am Start. Bei welcher Band liegen für euch die Prioritäten, oder sind beide von gleicher Wichtigkeit?


Erst mal muß ich anmerken, daß wir den Namen Forsaken nicht mehr benutzen dürfen, da wir sonst rechtliche Schwierigkeiten mit einer Band aus Malta bekämen. Von daher haben wir uns in Forsaken Knights umbenannt. Aber zu deiner Frage: Zur Zeit stehen Forsaken (Knights) definitiv an zweiter Stelle. Im Sommer hat sich die Sache mit Johanna ergeben und zur gleichen Zeit hat uns Christian (Sänger) in Richtung einer anderen Band verlassen, so daß für ihn keine Zeit mehr für gemeinsame Auftritte mit Forsaken (Knights) bleibt. Aufnehmen würde er wohl noch mit uns, aber seine neue Band steht für ihn momentan an erster Stelle. Also dachten wir uns, daß wenn mit Forsaken (Knights) aufgrund des Sängermangels momentan nichts zu machen ist, wir was neues an den Start bringen sollten.

Ihr habt vorher unter aber eine Scheibe herausbringen können. Wie lief alles ab? Habt ihr alles bei und mit Tarek aufgenommen?

Nun, wir haben uns mit Tarek zusammengesetzt, zusammen das Konzept entwickelt und uns über die Aufnahmen unsere Gedanken gemacht. Natürlich haben wir das Material schon so gut vorbereitet, daß es vor der eigentlichen Aufnahme „anhörbar“ war und die Arrangements stimmten. Danach ging in Sachen Vorprodution eigentlich alles eigentlich recht zügig voran. Die Aufnahmen selber zogen sich allerdings etwas in die Länge, so daß wir dann doch über ein halbes Jahr gebraucht haben, alles fertig zu stellen. Mit ein Grund für die lange Zeit war auch mein Zivildienst in Darmstadt (Phil) damals, von wo ich nur am Wochenende zu Hause war. Dann waren Majesty auf Tour und an einem anderen Wochenende konnte dann irgendjemand zeitlich nicht dasein, so daß einige Wochen kaum voranzukommen war. Trotzdem denke ich, daß wir alles recht gut hinbekommen haben.

Und soundmäßig gibt es wirklich nichts zu meckern. Wenn man sich andere Demos so anhört...

Nun ja, es sollte eigentlich auch eine richtige CD werden, nicht bloß ein Demo. Dadurch, daß Tarek zu der Zeit gerade richtig mit seinem Studio durchgestartet ist und sich auch das notwendige Equipment zugelegt hatte, gab es natürlich doch eine gute Basis. Zur gleichen Zeit hatte er auch Steelpride Records (www.steelpride.de) gegründet und uns unter Vertrag genommen.

Steelpride kann demnach als richtige Plattenfirma bezeichnet werden?

(Tarek) Eigentlich nur eine kleine. Ich habe eigentlich zu wenig Zeit, ein Label richtig zu betreiben. Beispielsweise werden die Keep It True-DVDs über Steelpride vertrieben; um mir kleine Bands durchgehend anzuhören und zu signen, fehlt mir allerdings – wie gesagt – die Zeit. Vielleicht wird sich irgendwann in Zukunft dahingehend mehr entwickeln.

Gab es auch schon Überlegungen, bei „richtigen“ Labels vorstellig zu werden? Ich denke mal, Massacre Records wären doch ein guter Anlaufpunkt!

Ja, natürlich. Aber dank der Hilfe von Tarek brauchten wir nicht ein paar Songs auf nem Kassettenrekorder aufzunehmen und vor den Türen der Plattenfirmen rumzurutschen. Dazu kam vielleicht auch noch so was wie Bequemlichkeit und mangelnde Erfahrung. Plattenfirmen wollen heutzutage komplett produzierte CDs, anhand derer sie dann sagen: „Ok, euch nehmen wir“ oder „Nein, das ist nix für uns!“ Insofern war der Weg, den wir eingeschlagen haben, für uns erst mal der bessere.

Die Frage bezüglich Massacre kam mir eigentlich in den Sinn, weil ihr beide ja auch Teil des Dawnrider-Projekts (veröffentlicht über Massacre) seid und deshalb eher die Türen für euch offen stehen könnten.

Nun, Dawnrider kam ja erst später. Als wir mit Forsaken (Knights) zugange waren, war an Dawnrider eigentlich noch nicht zu denken. Mit Midnight Symphony werden wir aber wohl mal ausprobieren, was in der Richtung möglich ist. Zuerst werden mal 2 Songs aufgenommen, und dann kann man mal rüber marschieren und fragen, was Massacre von dem Material hält.

Wie wars eigentlich mit Dawnrider? Hattet ihr mit den verschiedenen (anwesenden) Sängern und insbesondere mit Ross The Boss Kontakt?

Teilweise, ja. Mit Ross kann man immer mal gut was unternehmen, einen trinken gehen. Wir sind mit ihm erstmal in die Rockfabrik nach Ludwigsburg gefahren. Kaum saßen wir da, kam auch schon der RoFa-Manager, hat ihm die Hand geschüttelt und Freibier spendiert. War auf jeden Fall ein lustiger Trip. Ansonsten war Sven von Wizard kurz im Studio, ebenso wie der Sänger von Rebellion und natürlich Olli (Weinsheimer). Charlie von Paradox dagegen haben wir nur kurz zu Gesicht bekommen. Tarek dürfen wir im Übrigen auch nicht vergessen...

Ach, stimmt, der war ja auch dabei! (allgemeines Gelächter)

Man hat schon den ein oder anderen getroffen, im Gegensatz zu anderen Projektscheiben, bei denen jeder im eigenen Studio arbeitet. So war der Kontakt definitiv persönlicher, was so auch gut ist und gut funktioniert hat. Rob Rock hatte leider keine Zeit, persönlich vorbei zu kommen, genau wie Andi von Paragon.

(Tarek) Mir ist es auch wichtig, die Leute bei den Aufnahmen dabei zu haben, damit sie bei einzelnen Parts auch Kritik anbringen können, wenn ihnen was nicht gefällt. Egal, ob damit die Musik oder die Texte gemeint sind.

Hattet ihr beide bei Dawnrider Mitspracherecht, was die künstlerische Seite angeht?

Die Songs als ganzes standen fest. Aber kleinere Dinge wie beispielsweise die Gitarrensoli sind dagegen schon das Produkt des jeweiligen Gitarristen, und auch den Sängern wurde Freiraum gelassen, ihren eigenen Stil einzubringen. Alles in allem war alles recht locker, die Atmosphäre war gut...war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung.

(Tarek) Was die einzelnen Sänger betrifft: ich hab eine Guidline eingesungen und den Song dem jeweiligen Sänger geschickt, wobei ich wollte, daß sich jeder selbst in den Song einfügt. Fantastische Sänger und auch Gitarristen sollten schon ihren eigenen Stil in die Songs einbringen!

Schlagen wir den Bogen nun zu eurer aktuellen Band Midnight Symphony. Wie kam die Band zustande?

Wir sind mit Johanna durch Tarek während der Zeit der Dawnrider-Aufnahmen in engeren Kontakt gekommen, und wir hatten auch gleich ein paar Ideen, die wir ausgetauscht haben. Gekannt hat man sich eigentlich noch von der Schule her, und man hat sich ein paar Mal miteinander unterhalten.

Also ist durch Dawnrider auch die Sache mit Midnight Symphony ins Rollen gekommen?

Würde ich so nicht unbedingt sagen. Klar kam der Gedanke auf, daß wenn sie schon bei Tarek im Studio ist, man sich auch mal so treffen könnte. Da eh alles hier in Hofstetten (der Ort, wo Tareks Studio sein Zuhause hat) zusammenfließt, läuft das alles irgendwie von selbst. Man kann also nicht genau sagen, was aus was heraus entstanden ist.

Kommt Johanna selber auch aus dem Metal-Bereich?

Durch ihr Musikstudium ist sie eigentlich für alles Mögliche recht offen, hauptsächlich hat sie durch ihre Ausbildung aber regen Kontakt mit klassischer Musik. Aber auch vor ihrem Studium hat sie schon mal in einer Band gesungen, die in die rockige bis metallische Richtung ging. Von daher ist die Musik schon auch ihre Richtung.

Was genau studiert sie?

Johanna studiert Englisch und Musik im Bereich Gesang und Klavier in Bamberg. Vielleicht wird sie zukünftig nach Würzburg wechseln...

...was natürlich etwas näher wäre!

Es geht aber auch so recht gut, da Bamberg auch nicht allzu weit weg ist. Außerdem ist sie eh fast jedes Wochenende hier. Von daher gibt es da keine Probleme.

Mit Midnight Symphony habt ihr bisher 2 Songs aufgenommen...

Ja, genau, für eventuelle Bewerbungen. Natürlich existieren bereits mehr als nur die beiden Stücke...

Aha, dann erzählt mal ein bißchen mehr!

Was willst du denn hören?

Alles!!!

Ok, dann fang ich mal ganz vorne bei der Besetzung der Band an: Wir beide jeweils an Gitarre und Schlagzeug, Denis Suarsana am Baß (auch Basser von Forsaken Knights) und Johanna am Mikro. Daneben gibt’s orchestrale Elemente, die sehr tragend sind und oft auch im Vordergrund stehen. Die Songs bewegen sich natürlich im Metalbereich, fallen sehr melodisch aus und liegen desöfteren im Midtempo-Bereich.

Wer kümmert sich um die Texte?

Teilweise entstehen die Lyrics durch Johanna, teilweise auch durch mich (Phil). Textlich dreht sich alles eher um mystische Sachen, um epischeren Stoff und Sagen.

In dem ganzen Zusammenhang darf man dann auch mal den Namen Nightwish in den Mund nehmen?

Den Namen Nightwish darf jeder in den Mund nehmen, so viel er will (lacht). Natürlich läßt sich der Vergleich nicht ausschließen, da es sich ja ebenso um eine Band mit Frauengesang handelt, die auch orchestrale Elemente benutzt. Und in dem Bereich sind die Finnen einfach das Nonplusultra. Insofern ist der Vergleich schon gerechtfertigt.

Von daher habt ihr ja eine richtig gute Ausgangsposition, jetzt wo Tarja nicht mehr zu Nightwish gehört!

Es ist natürlich nicht unser Ziel, Nightwish von irgendeinem Thron zu stoßen. Es wäre halt schön, wenn wir uns parallel zu Nightwish einen guten Namen erspielen könnten, auch als eigenständige Band und nicht nur als Nightwish 2. Das ist unser Ziel, und dementsprechend schreiben wir unsere Songs. Eine Band namens Nightwish reicht auch. Das einzige, was wir vielleicht von Nightwish befürchten müßten, wäre, daß sie uns auf einmal Johanna wegschnappen (allgemeines Gelächter)!

Ok, und nun weiter im Text mit dem Text. Erzählt mal was über die Lyrics!

Die beiden bereits aufgenommen Songs hören auf die Namen „My Secret“ und „Sirens Call“. In ersterem geht’s um eine Kirche, die ihre eigene Geschichte erzählt, während „Sirens Call“ eine Story von Seefahrer lockenden Sirenen darstellt.

Wo wir gerade dabei sind; wie wichtig sind euch Texte? Stecken tiefere Bedeutungen dahinter oder fungieren die Lyrics einfach nur als zusätzliches Instrument?

Die Texte sind durchaus ernst gemeint und wir stehen auch dahinter, jedoch sollte man keine bestimmten Aussagen darin erwarten. Wir wollen die Leute einfach damit unterhalten, Geschichten erzählen oder auch mal kleinere Botschaften vermitteln, so nach dem Motto: „Das Leben ist schön, also genieße es!“. Ich persönlich finde z.B. politische Aussagen in der Musik unangebracht. Musik soll Spaß machen und die Leute abschalten lassen. Schließlich muß das, was man jeden Tag in den Nachrichten oder in der Zeitung sieht, nicht auch noch aus den Lautsprechern dringen. Für uns gehört sowas nicht dazu, andere Bands können es aber gerne machen.

Für manche Bands gehören politische Aussagen ja auch zum guten Ton und machen einen großen Teil ihrer Musik aus, wie beispielsweise im Hard-/Grindcore-Bereich. Leider dienen heutzutage aber auch rechtsgerichtete Texte bei einigen Bands als „Qualitätsmerkmal“!

Mit sowas kann ich logischerweise überhaupt nichts anfangen. Wenn jemand ausdrücken will, daß die Rentenpolitik schlecht sei, dann soll er darüber halt singen...

Die Rentenpolitik IST schlecht!

OK, stimmt (lacht), aber ernsthaft: ich denke mal, daß bei rechts angehauchten Bands die Texte total im Vordergrund stehen. Ich hab absolut keinen Einblick in solche Musik, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die gute Musik machen. Man sieht ja manchmal diese Reportagen im Fernsehen, die über Treffs mit Rechten berichten. Wenn man dann sieht, was da manchmal für Bands spielen, da hätte ich absolut kein Interesse, mir sowas anzuhören!

Du hast vorhin die epischen Elemente erwähnt. Kommen wir mal zu Forsaken (Knights) zurück, wo ihr ja desöfteren auch recht episch zu Werke geht. Welche (epischen) Bands haben euch denn allgemein inspiriert?

Zu der Zeit waren es auf jeden Fall Bands wie Hammerfall, ein bißchen Manowar und Blind Guardian. Auch wenn man letztere wohl nicht ganz so stark heraushört.

Da stellt sich doch gleich mal die obligatorische Frage, wie ihr euren Weg zum Metal gefunden habt!

(Jan): Nun, mein Schwager war Drummer in mehreren lokalen Bands. Damals als Kind fand ich das faszinierend und war auch öfter mal im Proberaum dabei. Dabei hat mich dann total fasziniert, wie ältere Männer ihre Gitarren umhängen haben und laut Musik machen. Später dann hab ich mir selber mal Kochtöpfe organisiert und zu Michael Jackson und irgend so ´nem Scheiß rumgeklöppelt. Dann hab ich irgendwann ´ne Rammstein-CD in die Hand bekommen und fand die Musik richtig geil. Dann gings mit Bands wie Mötley Crüe weiter, und so hat sich eben alles entwickelt: Metallica, Kiss, Alice Cooper etc...

(Phil): Ich bin eigentlich schon in frühester Kindheit mit Musik aufgewachsen, alleine dadurch, daß mein Vater Musiklehrer ist. Ich hab mit 3 Jahren angefangen, Klavier zu spielen, danach kamen Cello und alle möglichen anderen Instrumente hinzu. Somit bin ich erst einmal mit der klassischen Musik aufgewachsen. In meiner Jugendzeit hab ich in einem Orchester gespielt, mit dem wir auch Auftritte im Ausland absolviert haben. Mit 13 oder 14 war ich dann anläßlich eines Auftritts in Norwegen bei einer Gastfamilie, deren Sohn alle möglichen Metal-Scheiben daheim hatte. So bin ich dann erst mal auf Maiden gestoßen, was mir aufgrund der melodischen Ausrichtung sofort gefiel. Ich hab dann weiter im Orchester gespielt, bis ich 17, 18 war, so daß klassische Musik auch weiterhin mein Interesse geweckt hat. Dazu kam dann, daß ich mit 14 Jahren angefangen hatte, Gitarre zu spielen. So lief beides einige Zeit nebenher. Mittlerweile spiel ich zwar nicht mehr in einem Orchester und auch kein Cello mehr, aber trotzdem macht sich diese Phase noch immer bei Midnight Symphony bemerkbar.

Vor allem besitzt du damit auch einen größeren Background!

Ja, klar, ich denke auch, daß es ohne die Erfahrung gar nicht möglich wäre.

Und live habt ihr eure Feuertaufe auch schon bestanden. Ihr hatte eine Show zusammen mit Majesty letzten Samstag (18.02.06).

Ja, unser erster Auftritt mit Midnight Symphony in der Music Hall in Weiher. Seit einem Jahr das erste Mal wieder auf einer Bühne! Und das Konzert war richtig gut. Die Halle war gut gefüllt, auch bei uns schon, und das ist für einen ersten Auftritt schon sehr gut.

Und wie lief die Show? Beim ersten Auftritt liegen ja doch häufig erst mal die Nerven blank.

Wir waren schon alle sehr angespannt, man weiß schließlich nie, wie die Musik bei den Leuten ankommt. Dementsprechend erleichtert waren wir später, als die Leute zu uns kamen und auch Komplimente gemacht haben. Aber Lampenfieber ist natürlich immer dabei, muß auch! Wenn eine Band schon so routiniert ist, daß sie kein Lampenfieber mehr hat, ist das meiner Meinung nach scheiße! Dann wird’s einfach nur noch Routine, und das merkt man der Band dann einfach an.

Korrekte Sichtweise, meiner Meinung nach! Nun denn, ich danke euch für das nette Gespräch und wünsche euch viel Erfolg mit Midnight Symphony! Ich freu mich jedenfalls drauf, die Songs (die im Rough Mix sehr vielversprechend klangen) zu hören! Wer mit den Jungs in Kontakt treten möchte: www.midnight-symphony.de! Und keine Angst, sie beißen nicht!
-