Hauptsache: Brutal!


Interview mit Misery Speaks
Melodic Death Metal aus Deutschland - Münster
Die Münsteraner Melodic-Deather MISERY SPEAKS füllen das musikalische Sommerloch mit ihrem mächtig arschtretenden selbstbetitelten Debüt-Scheibchen. Mehr als ein guter Grund für ein paar neugierige Fragen rund um den nagelneuen Silberling, abgenudelte Stilbegriffe und tolle Live-Shows. Gitarrero Stephan lässt sich nicht lange bitten und beseitigt souverän alle Unklarheiten.


Euer Debüt bei Alveran-Records ist gerade erschienen. Welche Erwartungen hegt Ihr in Euer erstes reguläres Album?

Zunächst einmal sind wir einfach wahnsinnig froh, ein so cooles Label wie Alveran-Records gefunden zu haben. Die Jungs und Mädels dort machen einen super Job und helfen uns nach Kräften, unsere Musik einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wir haben wirklich sehr viel Herzblut in die Entwicklung der Songs gesteckt und freuen uns deshalb umso mehr, dass wir nun so positive Reaktionen seitens der Presse und Fans ernten. Endlich merken wir, dass sich die langjährigen Mühen bezahlt machen und jetzt wollen wir einfach nur zocken und den Leuten unsere Musik auch live nahe bringen.

Für alle, die MISERY SPEAKS noch nicht kennen: Erzählt doch mal kurz, wie Ihr angefangen habt, und wie es zu Eurem jetzigen Deal mit Alveran-Records kam!

Die Band existiert in dieser Besetzung (bis auf Veränderungen am Bass) und in dieser Ausrichtung bereits seit 2001. Zuvor haben wir bereits zwei Demos und dann im Jahr 2003 den Longplayer „Things Fall Apart“ in Eigenregie herausgebracht, wobei wir uns mit diesen Outputs stilmäßig nicht mehr wirklich repräsentiert fühlen. Das ist auch eigentlich egal, denn das einzige, was jetzt zählt, ist unser erstes richtiges Debut. Bereits 2005 nahmen wir im Rape of Harmonies Studio ein Demo auf, mit welchem wir uns bei diversen Labels beworben haben. Nachdem einige ihr Interesse bekundet hatten, erhielten wir letztendlich doch nur Absagen. Als wir schon beinahe nicht mehr damit gerechnet haben, klopfte Alveran an die Tür und wir durften erneut ins Studio gehen, um die Platte zu vervollständigen.

Auf meinem Promoexemplar wird Euer Sound mit dem von The Black Dahlia Murder, Arch Enemy und Amon Amarth verglichen. Sind diese drei Bands tatsächlich prägend für Euch? Gibt es noch andere, die einen großen Einfluss auf Eure Musik hatten/haben?

Ich finde die Vergleiche passen schon ganz gut, wobei sicherlich auch noch diverse andere Metal-Bands als Einflüsse genannt werden könnten. Ich als Gitarrist würde z. B. noch Bands wie At The Gates, The Haunted, Pantera, Iron Maiden oder Dark Tranquillity nennen – ich könnte nun noch etliche aufzählen. Ich denke alles, was einem gefällt kann einen Einfluss auf das Songwriting haben, auch Bands, die jetzt mit Metal nicht direkt was zu tun haben. Wichtig ist für uns natürlich, dass wir Bands nicht kopieren, sondern unseren eigenen Stil entwickeln. Ich denke dies haben wir auf „Misery Speaks“ schon ganz gut hinbekommen.

Die Vermischung von Metal und Hardcore (sprich Metalcore), wie sie auch in Eurem Sound anklingt, wird leider oft nur als vorrübergehender Trend abgetan. Denkt Ihr, dass diese Musikrichtung noch kreative Möglichkeiten und Zukunftspotential besitzt?

Zuerst mal sehe ich uns definitiv eher als Metalband. Klar, das ein oder andere Core-Trademark ist nicht zu bestreiten, jedoch setzen wir diese Stilmittel keineswegs bewusst ein. Auch aufgrund der fast permanent hohen Geschwindigkeiten an Drums und Gitarren tendiere ich da klar zum Metal. Wenn da nun ein Moshpart oder Breakdown auftaucht, sind diese nicht konstruiert, sondern entstanden einfach, weil es passte oder kommen musste. Ich denke, Metal und Metalcore können beide voneinander profitieren, und wir freuen uns natürlich sehr, dass wir in beiden „Lagern“ Anhänger finden. Da machen wir absolut keine Unterschiede. Dennoch würde ich unseren Stil einfach als Melodic Death Metal mit ein paar Thrash-Einflüssen beschreiben, der auch mal ordentlich grooven kann. Hauptsache: Brutal!

Schreibt Ihr Eure Songs als Team oder gibt es ein Mastermind, das alle gute Ideen im Alleingang liefert?

Eigentlich schreiben wir die Songs zu ungefähr gleichen Teilen zu dritt: Unser Drummer Janosch und Flo und ich an der Gitarre haben mittlerweile herausgefunden, das dieses Prinzip am besten funktioniert. Auch unser neuer Bassist Martin bringt seine Ideen in die neueren Songs mit ein, wobei die meisten Songs der Platte in der eben genannten Dreier-Kombination entstanden sind. Unser Sänger Claus ist am Songwriting so gut wie gar nicht beteiligt, was bestimmt auch daran liegt, dass er selbst, außer natürlich seiner Stimme, kein Instrument beherrscht.

Wovon handeln Eure Lyrics? Und wie entstehen sie eigentlich? Steht der Text vor dem Song oder umgedreht?

Claus’ Texte behandeln eigentlich nur persönliche Themen, wobei er sie sicherlich so gestaltet, dass sie für jeden auf seine Weise interpretierbar sind. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass wir mit den Songs keine politischen Themen behandeln. Aufgrund der eben erwähnten Vorgehensweise beim Songwriting können die Texte eigentlich nur nach der Musik entstehen.

Ihr habt Euer Album im beliebten Rape of Harmonies-Studio aufgenommen. Warum gerade dort?

Wie bereits gesagt, wählten wir das ROH schon für unsere Demo-Produktion. Wir kannten natürlich schon diverse andere dort produzierte Platten und standen auf den Sound. Zudem ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der Jungs einfach gut. Da sich Ralf Müller, Patrick W. Engel und Alexander Dietz die Arbeit teilen, und jeder quasi sein Spezialgebiet hat, entsteht eine sehr entspannte und produktive Arbeitsatmosphäre. Als der Deal mit Alveran anstand, war uns klar, dass wir wieder dorthin fahren werden.

Der Mix stammt von der schwedischen Death Metal-Legende Dan Swanö. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Unser Manager Jan hatte Kontakt zu Dan und schickte ihm unser Demo zu. Als er dann zusagte, konnten wir dies zuerst gar nicht glauben, denn er ist eine absolute Ikone für uns. Auch die Tatsache, dass er nur wenige ausgewählte Arbeiten annimmt, schmeichelte uns natürlich sehr. Letztendlich war Dan der absolut richtige Mann, denn er baute uns einfach einen arschgeilen „modernen old-school-sound“, der sich von vielen der aktuellen Produktionen unterscheidet.

Was gehört für Euch zu einem gelungenen Live-Auftritt? Habt Ihr jemals einen richtig schlechten Auftritt hingelegt?

Zu einem gelungenen Live-Auftritt gehört natürlich erstmal ein geiles Publikum, das abgeht. Dies muss nicht unbedingt riesig sein; auf die Stimmung kommt es an. Weitere Faktoren sind natürlich ein guter Sound vor und auch auf der Bühne. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.
Da wir in unserer Vergangenheit schon viel live gespielt haben, sind wir mittlerweile schon gut aufeinander eingespielt. Doch Routine sind die Shows für uns zum Glück nicht. Es ist immer wieder spannend, wie der Abend wohl laufen wird. Als wir z. B. letztens auf unserem ersten „großen“ Festival, dem Pressure Fest gespielt haben, hatte ich schon ganz schön Schiss. Aber als wir dann auf der Bühne standen lief die Sache wie geschmiert.
Die schlechtesten Gigs waren eigentlich immer nur die, wo zehn Leute im Raum waren, von denen acht irgendwo hinten am Bierstand standen. Glücklicherweise werden diese Gigs nun immer seltener!

Die Festival-Saison ist gerade in vollem Gange. Seid Ihr selbst als Besucher bei Festivals dabei? Wenn ja, welche bevorzugt Ihr?

Ja klar, Festivals gehören einfach dazu. Grad letztes Wochenende waren wir in unserer Heimatstadt Münster auf dem kleinen Vainstream-Festival. Ansonsten fahren wir eigentlich zu allen möglichen Festivals, vom With Full Force über das Rock am Ring bis hin zum Sziget in Ungarn. Auch verschiedene kleinere sind dabei. Geil ist es natürlich, dass wir nun auch selbst auf dem ein oder anderen spielen dürfen.

Was sind im Moment Eure drei Lieblingsplatten? Und warum?

Oh, schwierige Frage. Ich kann da natürlich nur für mich sprechen. Also in den letzten Wochen höre ich ständig die neueste Ignite, einfach ein saugeiler Sommer-Soundtrack. Außerdem steht die „A Natural Distaster“ von Anathema momentan mal wieder hoch im Kurs, und die Platten von The Haunted laufen bei mir eh ständig rauf und runter.
Insgesamt variiert mein Geschmack da doch stark. Von Metal über Rock bis hin zu einigen elektronischen oder auch jazzigen Sachen geht da so einiges. Es gibt eigentlich wenige Musikrichtungen, mit denen ich gar nix anfangen kann, wobei mein Herz doch ganz klar für den Metal schlägt. Ähnlich sieht es auch bei den restlichen Bandmitgliedern aus.

Was kann man in naher Zukunft von MISERY SPEAKS erwarten? Gibt es Tourpläne?

Wir haben für dieses Jahr noch diverse Wochenendshows in Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien am Start. Außerdem sind zwei kleine Club-Touren geplant, zu denen ich aber noch nix Konkreteres sagen kann. Über alle Shows kann man sich natürlich über www.miseryspeaks.com oder www.myspace.com/miseryspeaks informieren. Außerdem hoffen wir, dass wir in naher Zukunft auch auf einer größeren Tour mitfahren können.

Das war’s auch schon mit den neugierigen Fragen. Habt Ihr noch ein paar weise Worte an die Leser?

Holt euch unsere Platte, kommt zu unseren Shows und always keep it fucking brutal! Danke an alle, die uns supporten!
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