Selbstzerstörung
Interview mit Last Grain In The Hourglass
Progressive Rock aus Deutschland
Progressive Rock aus Deutschland
LAST GRAIN IN THE HOURGLASS sprengen musikalische Konventionen. Mit ihrem schwer definierbaren Sound aus progressivem Rock, Post-Hardcore und einer Prise Metal versuchen die Jungs den Hörer zu verzaubern. Im Hinblick auf das anstehende Album war es der Bloodchamber daher vergönnt ein Interview mit Sänger Christoph Ziegltrum zu führen, um einer möglichen Nachwuchshoffnung im Gefolge von Größen wie ISIS oder THE OCEAN genauer auf den Zahn zu fühlen.
Hallo zusammen! Danke, dass ihr euch ein wenig Zeit für ein paar Fragen nehmt und ich fange gleich mal etwas unkonventionell an, da ich mich über euren zu langen Bandnamen geärgert habe. Er passt nämlich nicht in die Kopfzeile unserer Interviewvorlage!!! Aber Spaß beiseite! Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen und wenn wir schon mal dabei sind, vielleicht könnt ihr euch in dem Zug auch mal kurz den Lesern vorstellen…
Hallo Basti! Oh je, das tut uns furchtbar leid, haha. Wir haben lange überlegt, wie wir uns nennen sollen, kurz vor dem ersten Gig und nach den Aufnahmen unserer ersten Demo mussten wir uns einfach ein paar Gedanken machen. Darauf war ein Song namens „Chronophobia“. Den Gedanken der gnadenlosen Zeit führten wir in einer regen Diskussionsrunde weiter und so kamen wir auf diesen catchy Namen, hehe. Kurz zur Gründung: Gitarrist Stefan und Bassist Flo haben schon lange zusammen musiziert, aber im Frühjahr 2006 fanden sie in Max den passenden Schlagzeuger und ich kam ein paar Wochen später dazu, weil ich mal Lust auf etwas Atmosphärischeres hatte.
Ihr habt grade eure neue EP „Now I Become Death, The Destroyer of Worlds“ veröffentlicht. Wie ist das bisherige Feedback?
Die Rückmeldungen sind bisher erstaunlich positiv, immerhin haben wir die EP ja im Proberaum eingespielt und gemischt und nur professionell mastern lassen, obwohl das Gesamtergebnis dafür erstaunlich gut geworden ist. Aber egal ob die schreiberische Zunft, oder unser Publikum, jedem hat das Material bisher Freude bereitet. Oder wir wurden einfach nur angelogen, hehe.
Die EP soll ja einen Ausblick auf euer demnächst erscheinendes Album geben. Sind die Titel dann auch auf eurem Debüt enthalten und wenn ja, warum genau diese 3 Songs als Vorgeschmack?
Es war nach anderthalb Jahren einfach wieder Zeit, dass unser Name nicht in Vergessenheit geraten wird. Wir haben aus dem bestehenden Material, circa die Hälfte des Albums, unsere Favoriten ausgewählt und dabei darauf geachtet, dass die Bandbreite recht hoch ist. „If Then Else [Sleepless in Vienna]“ war zur Zeit der Aufnahmen unser neuester Track, das war recht spannend, ob er eigentlich funktionieren wird. Hat es aber, hehe.
In meinem Review habe ich erwähnt, dass – meiner Meinung nach – „Army of Butterflies“ nicht so gut zu den anderen beiden Titeln passt, da es weniger…sagen wir „atmosphärisch“ daher kommt. Was sagt ihr zu dieser Kritik?
Das kann ich einerseits nachvollziehen. „Army of Butterflies“ ist aber einer der Songs, die sich beharrlich seit vielen Konzerten in unserer Setlist halten, weil es das Ganze auflockert und Abwechslung bringt. Live klingen wir auch deutlich härter und haben noch andere Songs dabei, die recht heavy sind. Wichtig war uns für die EP, dass wir eben eine möglichst große Bandbreite auffahren und die einen mögen diese räudige Nummer, die anderen eben weniger. Sagen wir mal so, THE OCEAN haben auf „Precambrian“ auch die brutalen Nummern nicht mit den epischeren Stücken vermischt. Aber das war eben ein Doppelalbum, keine 3-Track-Promo.
“Ice“ startet fast verträumt und wird im Laufe der Spielzeit immer härter. Ist das quasi ein Hinweis auf das Oppenheimer-Zitat, mit dem ihr eure EP benannt habt? Und wie kam es überhaupt dazu, dass ihr diesen Satz ausgewählt habt?
Generell handeln die Texte der EP und auch der weiteren Songs fast ausschließlich über das Thema Selbstzerstörung, das hast Du richtig erfasst und da wir alle ein Teil dieser Zerstörung sind, ist das Zitat natürlich mehr als nur passend. „Ice“ ist quasi eine Einleitung zu diesem Thema, ein Gleichnis darüber, dass sich die Menschen in der Not nicht zusammenraufen und gegenseitig helfen, sondern sich in Panik lieber gegenseitig umbringen. Also dass, was Danny Boyle mit „28 Days Later“ ausgedrückt hat.
“Eine melancholische Atmosphäre voller Selbstzerstörung und seelischer Zerfressenheit“. So habe ich die Musik von „Ice“ umschrieben. Ist das ein Gefühl, das ihr erzeugen wolltet oder bin ich da völlig an eurer Intention vorbei gerudert?
Das kann ich nachvollziehen, keine Frage. Die Selbstzerstörung ist oben schon erläutert, die Zerfressenheit erleben diejenigen, die diese Tragödie überlebt haben. Was aber laut Lyrics keiner tut. Also ist der Beobachter der Pechvogel.
Zur Zeit höre ich sehr gerne Sachen wie LONG DISTANCE CALLING und insgesamt habe ich auch das Gefühl, dass dieser sogenannte Post-Rock schwer im Kommen ist. Ist das ein Zug auf den ihr aufspringen wollt oder seht ihr euch eher in einer anderen musikalischen Richtung wie z.B. ISIS?
„Avoid the Light“ ist wirklich super, vor allem der Track mit Jonas Renkse. Generell glaube ich, dass dieses enorm undefinierte Genre auch bei der Metallerschaft Anklang findet, weil sich die Grenzen ziemlich aufweichen und alles miteinander verschmilzt. Und wenn die Bands weiterhin so kreativ bleiben ist das eine großartige Sache, und tut gut bei den ganzen Trends. Für LAST GRAIN IN THE HOURGLASS kann ich nur sagen, dass wir die üblichen Bands wie etwa ISIS, THE OCEAN, THE END, BURST und so weiter natürlich lieben, aber dennoch spielen wir, was uns gerade gefällt, verarbeiten das, was uns inspiriert. Sollten wir irgendwann richtig gute Musiker sein und ein Techno-Thrash-Album wie „Destroy Erase Improve“ parat haben, was ich nicht glaube, dann weil wir Lust darauf haben.
Ehrlich gesagt habe ich eure Promo vorerst nur angeklickt, weil das Plattencover in unserer Liste so schön blau geleuchtet hat. Nun bin ich mehr als positiv überrascht von eurer Musik und muss daher fragen: warum diese blaue Farbe??
Das wird unseren Bassisten Flo, der für die Artworks, Shirt-Designs, und so weiter zuständig ist, sehr freuen. Für ihn bedeutet das Meer eine geheimnisvolle Tiefe, und er hat erwähnt dass er durch das Lesen von „Der Schwarm“ hier inspiriert wurde. Generell ist die Überfischung auch ein sehr ernstes Thema, auf das noch weiter eingegangen werden wird.
Könnt ihr vielleicht schon einen kurzen Ausblick geben, was uns auf dem kommenden Album erwartet und wann es in etwa erscheinen wird?
Wir werden mit voller Kraft die restlichen Songs schreiben und dann eine ernste Qualitätskontrolle vornehmen, dass auch nur die wirklich dicken Nummern darauf enthalten sind. Über ein VÖ-Datum haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, aber ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird. Wir werden alle auf dem Laufenden halten.
Auf eurem Beipackzettel schreibt ihr über eure „ganz DIY-mäßig“ veröffentlichte EP, während der Promozettel davon spricht, dass ihr ein Label sucht. Ich hätte jetzt eher vermutet, dass ihr vorerst ohne Label arbeiten wollt. Wie ist da der Stand der Dinge bzw. welche Hoffnung macht ihr euch von einem Label bzw. keinem Label?
Oberste Prämisse ist, dass wir ein kleines, feines Label und vielleicht auch eine Booking-Agentur finden, mit denen wir harmonisch zusammen arbeiten können. Was natürlich heutzutage nicht leicht ist. Die nächsten Monate werden zeigen, was sich hier ergibt. Wenn es nicht anders geht, dann nehmen wir alle Kredite auf, zocken ein wenig an der Börse, ziehen Ackermann die Hosen aus und versuchen alles selbst zu finanzieren, hehe.
Wie sind allgemein eure Ziele? Könntet ihr euch vorstellen, mal mit eurer Musik Geld zu verdienen oder sagt ihr, dass Geldverdienen im Metalbereich eine Illusion ist, der noch zu viele junge Musiker unterliegen?
Unsere Ziele sind: Spielen, Spaß haben, uns ausdrücken, ein wenig rumkommen. Die Vorstellung heutzutage von Underground-Musik zu leben ist geradezu utopisch. Bands wie MASTODON, THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder ISIS können davon leben, die haben aber die entsprechende Vorarbeit geleistet und sind jedes Jahr gut 150 Tage auf Tour. Bis wir soweit sind, würden locker 5 Jahre ohne jegliche Entbehrungen vergehen. Und leider glauben die meisten jungen Bands wirklich daran, dass es mit ihnen innerhalb kürzester Zeit nach oben gehen wird. Aber sie übersehen leider, dass sie abertausende Konkurrenten haben. Und sogar als es der Musikindustrie gut ging, wurden die jungen Bands gnadenlos geschröpft. Ich empfehle dazu die Lektüre des semi-autobiographischen Buches „Kill Your Friends“ von John Niven.
Die Finanzkrise ist inzwischen auch im Metal angekommen. So musste beispielsweise der bekannte Vertrieb SPV (z.B. KREATOR) Insolvenz anmelden. Hat die Finanzkrise auch einen Einfluss auf euren musikalischen Fortschritt und ist es seitdem noch schwerer geworden für junge Bands nach oben zu kommen?
Die Insolvenz von SPV hat mich persönlich ziemlich geschockt, vor allem weil ich glaube, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist und einige folgen werden. Das macht es für junge Bands aber nicht schwerer an Verträge zu kommen. Richtig schwierig ist es für Bands wie uns, wenn sie keinen Melodic Death Metal, Symphonic Opera Black Metal mit Frauengesang und Pagan-Dudelsäcken und Ultra Brutal Beatdown Deathcore spielen. Weil das kann heute einfach nicht verkauft werden. Zumindest scheint es leider so. Labels, beweist uns das Gegenteil!
Auf eurer Homepage kann man in jeden Song von euch rein hören, von der ersten Demo bis heute. Mit einem augenzwinkernden Hinweis auf die Gema habt ihr im Beipackzettel geschrieben, dass ihr die Titel leider nicht zum Download freigeben könnt. Gibt es da eine Hintergrundgeschichte? Hättet ihr keine Angst bei einem Downloadangebot, das niemand mehr eure CD kaufen würde?
Naja, die Anmeldung bei der GEMA war damals für uns sicherlich nicht das Gelbe vom Ei, damit müssen wir jetzt aber leben. Flo hat sich mit der GEMA und dem Beamtendeutsch dort heldenhaft auseinandergesetzt und Wege gefunden, wie wir unsere Musik jedem zugänglich machen können, ohne Ärger mit ihnen zu kriegen. Deshalb verschenken wir auch die CD und raten jedem, bei Gefallen den Brenner anzuwerfen und seine Freunde mit unserer Musik zu penetrieren. Ich glaube, je mehr Konzerte du spielst, desto mehr verkaufst du auch. Ganz klassisch CDs im Laden zu verkaufen ist generell schwierig geworden, außer du heißt NIGHTWISH.
Ihr seid insgesamt sehr fleißig mit eurer Internetpräsenz. Eine gute Homepage, Myspace, Last.FM, Youtube etc. Wie wichtig ist euch das Internet heutzutage als Medium der musikalischen Verbreitung und wie steht ihr der zunehmenden Cd-Piraterie gegenüber und dem damit verbundenen Problem, dass kaum mehr jemand CD´s kauft?
Danke für das Lob. Das Internet ist heutzutage – Überraschung – unverzichtbar. Und Bands wie wir können vor allem die Vorteile dessen nutzen. Für heute große Bands war es beim Aufkommen sicherlich auch hilfreich, aber dadurch, dass sich alles verselbständigt hat, ist es nun mehr Fluch als Segen. Aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass es zu viele Bands gibt, das wird auch durch das Internet extrem gefördert. Die Hälfte der Bands bedeutet die Hälfte an Auswahl für die Konsumenten, was wiederum theoretisch doppelte Verkäufe für die restlichen Bands bedeuten müsste. Musikdarwinismus? Geburtenkontrolle für Bands? Ich bin dafür, haha.
Zuletzt würde mich noch interessieren, wie wichtig für euch Reviews oder auch Interviews mit Webzines wie dem unseren sind?
Das ist extrem wichtig geworden. Wobei es hier auch die Spreu vom Weizen zu trennen gilt, genau wie bei den Bands. Hätten wir euer Webzine nicht als kompatibel und gut befunden, hätten wir euch auch nichts geschickt. Oder wir hätten euch nicht gekannt, haha. Aber gerade bei Printmagazinen ist die Chance, beachtet zu werden eher gering. Und die Fanzines und Webzines nehmen die Sache sehr ernst und haben einen ganz anderen Ehrenkodex, wenn man es so martialisch bezeichnen will.
So, vielen Dank! Wir sind am Ende unseres Interviews. Die letzten Worte gehören euch an eure Fans und unsere Leser da draußen:
Vielen Dank Basti für dein Interesse und dieses Interview, so ein Support ist für uns immer wie ein Sechser im Lotto. Wer auch immer uns hören will, kann unter www.lastgraininthehourglass.de (Top Qualität) oder www.myspace.com/lastgraininthehourglass (übliche Qualität) bei uns reinhören, aber auch CDs und wunderschöne Shirts bestellen. Ansonsten zermatschen wir künftig sicherlich auch mal euren Club, oder er uns. Bis bald und viele Grüße aus dem Süden!
Hallo zusammen! Danke, dass ihr euch ein wenig Zeit für ein paar Fragen nehmt und ich fange gleich mal etwas unkonventionell an, da ich mich über euren zu langen Bandnamen geärgert habe. Er passt nämlich nicht in die Kopfzeile unserer Interviewvorlage!!! Aber Spaß beiseite! Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen und wenn wir schon mal dabei sind, vielleicht könnt ihr euch in dem Zug auch mal kurz den Lesern vorstellen…
Hallo Basti! Oh je, das tut uns furchtbar leid, haha. Wir haben lange überlegt, wie wir uns nennen sollen, kurz vor dem ersten Gig und nach den Aufnahmen unserer ersten Demo mussten wir uns einfach ein paar Gedanken machen. Darauf war ein Song namens „Chronophobia“. Den Gedanken der gnadenlosen Zeit führten wir in einer regen Diskussionsrunde weiter und so kamen wir auf diesen catchy Namen, hehe. Kurz zur Gründung: Gitarrist Stefan und Bassist Flo haben schon lange zusammen musiziert, aber im Frühjahr 2006 fanden sie in Max den passenden Schlagzeuger und ich kam ein paar Wochen später dazu, weil ich mal Lust auf etwas Atmosphärischeres hatte.
Ihr habt grade eure neue EP „Now I Become Death, The Destroyer of Worlds“ veröffentlicht. Wie ist das bisherige Feedback?
Die EP soll ja einen Ausblick auf euer demnächst erscheinendes Album geben. Sind die Titel dann auch auf eurem Debüt enthalten und wenn ja, warum genau diese 3 Songs als Vorgeschmack?
Es war nach anderthalb Jahren einfach wieder Zeit, dass unser Name nicht in Vergessenheit geraten wird. Wir haben aus dem bestehenden Material, circa die Hälfte des Albums, unsere Favoriten ausgewählt und dabei darauf geachtet, dass die Bandbreite recht hoch ist. „If Then Else [Sleepless in Vienna]“ war zur Zeit der Aufnahmen unser neuester Track, das war recht spannend, ob er eigentlich funktionieren wird. Hat es aber, hehe.
In meinem Review habe ich erwähnt, dass – meiner Meinung nach – „Army of Butterflies“ nicht so gut zu den anderen beiden Titeln passt, da es weniger…sagen wir „atmosphärisch“ daher kommt. Was sagt ihr zu dieser Kritik?
Das kann ich einerseits nachvollziehen. „Army of Butterflies“ ist aber einer der Songs, die sich beharrlich seit vielen Konzerten in unserer Setlist halten, weil es das Ganze auflockert und Abwechslung bringt. Live klingen wir auch deutlich härter und haben noch andere Songs dabei, die recht heavy sind. Wichtig war uns für die EP, dass wir eben eine möglichst große Bandbreite auffahren und die einen mögen diese räudige Nummer, die anderen eben weniger. Sagen wir mal so, THE OCEAN haben auf „Precambrian“ auch die brutalen Nummern nicht mit den epischeren Stücken vermischt. Aber das war eben ein Doppelalbum, keine 3-Track-Promo.
“Ice“ startet fast verträumt und wird im Laufe der Spielzeit immer härter. Ist das quasi ein Hinweis auf das Oppenheimer-Zitat, mit dem ihr eure EP benannt habt? Und wie kam es überhaupt dazu, dass ihr diesen Satz ausgewählt habt?
Generell handeln die Texte der EP und auch der weiteren Songs fast ausschließlich über das Thema Selbstzerstörung, das hast Du richtig erfasst und da wir alle ein Teil dieser Zerstörung sind, ist das Zitat natürlich mehr als nur passend. „Ice“ ist quasi eine Einleitung zu diesem Thema, ein Gleichnis darüber, dass sich die Menschen in der Not nicht zusammenraufen und gegenseitig helfen, sondern sich in Panik lieber gegenseitig umbringen. Also dass, was Danny Boyle mit „28 Days Later“ ausgedrückt hat.
“Eine melancholische Atmosphäre voller Selbstzerstörung und seelischer Zerfressenheit“. So habe ich die Musik von „Ice“ umschrieben. Ist das ein Gefühl, das ihr erzeugen wolltet oder bin ich da völlig an eurer Intention vorbei gerudert?
Zur Zeit höre ich sehr gerne Sachen wie LONG DISTANCE CALLING und insgesamt habe ich auch das Gefühl, dass dieser sogenannte Post-Rock schwer im Kommen ist. Ist das ein Zug auf den ihr aufspringen wollt oder seht ihr euch eher in einer anderen musikalischen Richtung wie z.B. ISIS?
„Avoid the Light“ ist wirklich super, vor allem der Track mit Jonas Renkse. Generell glaube ich, dass dieses enorm undefinierte Genre auch bei der Metallerschaft Anklang findet, weil sich die Grenzen ziemlich aufweichen und alles miteinander verschmilzt. Und wenn die Bands weiterhin so kreativ bleiben ist das eine großartige Sache, und tut gut bei den ganzen Trends. Für LAST GRAIN IN THE HOURGLASS kann ich nur sagen, dass wir die üblichen Bands wie etwa ISIS, THE OCEAN, THE END, BURST und so weiter natürlich lieben, aber dennoch spielen wir, was uns gerade gefällt, verarbeiten das, was uns inspiriert. Sollten wir irgendwann richtig gute Musiker sein und ein Techno-Thrash-Album wie „Destroy Erase Improve“ parat haben, was ich nicht glaube, dann weil wir Lust darauf haben.
Ehrlich gesagt habe ich eure Promo vorerst nur angeklickt, weil das Plattencover in unserer Liste so schön blau geleuchtet hat. Nun bin ich mehr als positiv überrascht von eurer Musik und muss daher fragen: warum diese blaue Farbe??
Das wird unseren Bassisten Flo, der für die Artworks, Shirt-Designs, und so weiter zuständig ist, sehr freuen. Für ihn bedeutet das Meer eine geheimnisvolle Tiefe, und er hat erwähnt dass er durch das Lesen von „Der Schwarm“ hier inspiriert wurde. Generell ist die Überfischung auch ein sehr ernstes Thema, auf das noch weiter eingegangen werden wird.
Könnt ihr vielleicht schon einen kurzen Ausblick geben, was uns auf dem kommenden Album erwartet und wann es in etwa erscheinen wird?
Wir werden mit voller Kraft die restlichen Songs schreiben und dann eine ernste Qualitätskontrolle vornehmen, dass auch nur die wirklich dicken Nummern darauf enthalten sind. Über ein VÖ-Datum haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, aber ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird. Wir werden alle auf dem Laufenden halten.
Auf eurem Beipackzettel schreibt ihr über eure „ganz DIY-mäßig“ veröffentlichte EP, während der Promozettel davon spricht, dass ihr ein Label sucht. Ich hätte jetzt eher vermutet, dass ihr vorerst ohne Label arbeiten wollt. Wie ist da der Stand der Dinge bzw. welche Hoffnung macht ihr euch von einem Label bzw. keinem Label?
Wie sind allgemein eure Ziele? Könntet ihr euch vorstellen, mal mit eurer Musik Geld zu verdienen oder sagt ihr, dass Geldverdienen im Metalbereich eine Illusion ist, der noch zu viele junge Musiker unterliegen?
Unsere Ziele sind: Spielen, Spaß haben, uns ausdrücken, ein wenig rumkommen. Die Vorstellung heutzutage von Underground-Musik zu leben ist geradezu utopisch. Bands wie MASTODON, THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder ISIS können davon leben, die haben aber die entsprechende Vorarbeit geleistet und sind jedes Jahr gut 150 Tage auf Tour. Bis wir soweit sind, würden locker 5 Jahre ohne jegliche Entbehrungen vergehen. Und leider glauben die meisten jungen Bands wirklich daran, dass es mit ihnen innerhalb kürzester Zeit nach oben gehen wird. Aber sie übersehen leider, dass sie abertausende Konkurrenten haben. Und sogar als es der Musikindustrie gut ging, wurden die jungen Bands gnadenlos geschröpft. Ich empfehle dazu die Lektüre des semi-autobiographischen Buches „Kill Your Friends“ von John Niven.
Die Finanzkrise ist inzwischen auch im Metal angekommen. So musste beispielsweise der bekannte Vertrieb SPV (z.B. KREATOR) Insolvenz anmelden. Hat die Finanzkrise auch einen Einfluss auf euren musikalischen Fortschritt und ist es seitdem noch schwerer geworden für junge Bands nach oben zu kommen?
Die Insolvenz von SPV hat mich persönlich ziemlich geschockt, vor allem weil ich glaube, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist und einige folgen werden. Das macht es für junge Bands aber nicht schwerer an Verträge zu kommen. Richtig schwierig ist es für Bands wie uns, wenn sie keinen Melodic Death Metal, Symphonic Opera Black Metal mit Frauengesang und Pagan-Dudelsäcken und Ultra Brutal Beatdown Deathcore spielen. Weil das kann heute einfach nicht verkauft werden. Zumindest scheint es leider so. Labels, beweist uns das Gegenteil!
Auf eurer Homepage kann man in jeden Song von euch rein hören, von der ersten Demo bis heute. Mit einem augenzwinkernden Hinweis auf die Gema habt ihr im Beipackzettel geschrieben, dass ihr die Titel leider nicht zum Download freigeben könnt. Gibt es da eine Hintergrundgeschichte? Hättet ihr keine Angst bei einem Downloadangebot, das niemand mehr eure CD kaufen würde?
Ihr seid insgesamt sehr fleißig mit eurer Internetpräsenz. Eine gute Homepage, Myspace, Last.FM, Youtube etc. Wie wichtig ist euch das Internet heutzutage als Medium der musikalischen Verbreitung und wie steht ihr der zunehmenden Cd-Piraterie gegenüber und dem damit verbundenen Problem, dass kaum mehr jemand CD´s kauft?
Danke für das Lob. Das Internet ist heutzutage – Überraschung – unverzichtbar. Und Bands wie wir können vor allem die Vorteile dessen nutzen. Für heute große Bands war es beim Aufkommen sicherlich auch hilfreich, aber dadurch, dass sich alles verselbständigt hat, ist es nun mehr Fluch als Segen. Aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass es zu viele Bands gibt, das wird auch durch das Internet extrem gefördert. Die Hälfte der Bands bedeutet die Hälfte an Auswahl für die Konsumenten, was wiederum theoretisch doppelte Verkäufe für die restlichen Bands bedeuten müsste. Musikdarwinismus? Geburtenkontrolle für Bands? Ich bin dafür, haha.
Zuletzt würde mich noch interessieren, wie wichtig für euch Reviews oder auch Interviews mit Webzines wie dem unseren sind?
Das ist extrem wichtig geworden. Wobei es hier auch die Spreu vom Weizen zu trennen gilt, genau wie bei den Bands. Hätten wir euer Webzine nicht als kompatibel und gut befunden, hätten wir euch auch nichts geschickt. Oder wir hätten euch nicht gekannt, haha. Aber gerade bei Printmagazinen ist die Chance, beachtet zu werden eher gering. Und die Fanzines und Webzines nehmen die Sache sehr ernst und haben einen ganz anderen Ehrenkodex, wenn man es so martialisch bezeichnen will.
So, vielen Dank! Wir sind am Ende unseres Interviews. Die letzten Worte gehören euch an eure Fans und unsere Leser da draußen:
Vielen Dank Basti für dein Interesse und dieses Interview, so ein Support ist für uns immer wie ein Sechser im Lotto. Wer auch immer uns hören will, kann unter www.lastgraininthehourglass.de (Top Qualität) oder www.myspace.com/lastgraininthehourglass (übliche Qualität) bei uns reinhören, aber auch CDs und wunderschöne Shirts bestellen. Ansonsten zermatschen wir künftig sicherlich auch mal euren Club, oder er uns. Bis bald und viele Grüße aus dem Süden!