Sooner or later all will settle in blood


Interview mit Destinity
Melodic Death Metal aus Frankreich - Lyon
Stilwandlungen, Besetzungskarussell und Labelwechsel konnten die Lyoner – nein, keine Fleischwürste – DESTINITY bisher nicht nachhaltig bremsen. Stattdessen braust der französische Expresszug seit Ende des letzten Jahrtausends praktisch ohne kreative Pause und größere Verschleißerscheinungen drauflos. Einen kleinen Zwischenstopp an der Station Bloodchamber haben Mitgründer und Sänger Mick sowie der seit zwei Jahren in der Band aktive Gitarrist Seb VS dennoch gerne eingelegt.

Selbst wenn ich die beiden ersten, selbstproduzierten Alben nicht mitrechne, wart ihr eine der am konstantesten veröffentlichenden Bands in den letzten zehn Jahren, trotz eines Genrewechsels und bei stetiger Weiterentwicklung eures Sounds von Album zu Album. Was ist das Geheimnis hinter DESTINITYs Produktivität und dem scheinbar niemals versiegenden Quell an Kreativität?

Mick: Ich denke, das ist einfach ein Teil von uns. Wir hören nie auf, Musik zu schreiben; der Ideenfluss stoppt nur äußerst selten. Zum Beispiel hatten wir, als unser letztes Album veröffentlicht wurde, bereits drei Lieder für „Resolve In Crimson“ fertig. Wir nehmen die Riffs, wie sie kommen - wenn sie gut sind!

Wofür steht der Albumtitel? Ist „Resolve In Crimson“ eine Metapher für den Tod oder vielleicht eine Tötung, bei der viel Blut involviert ist?

Seb VS: Netter Versuch, aber nicht ganz. Es bedeutet „eine Lösung in Blut“. Das „Crimson“ bezieht sich auf die Farbe von Blut und „resolve“ ist im Sinne von Lösung zu verstehen, aber auch als Willensstärke. Der Titel fasst das Hauptthema des Albums zusammen: Früher oder später wird sich alles in Blut regeln bzw. auflösen…

Meinem Eindruck nach sind „Can’t Stand The Sight“ und „Redshift“ die zwei ambitioniertesten Lieder auf dem Album, mit ihren vielen verschiedenen Teilen und Stimmungswechseln. Sind die beiden Songs ein möglicher Vorgeschmack auf das, was wir in Zukunft von DESTINITY erwarten können?

Seb VS: Es ist gut, dass sie dir gefallen, und was du sagst, war genau, was wir im Sinn hatten! Unsere zukünftige Musik wird ziemlich wahrscheinlich in die Richtung von etwas wie „Can’t Stand The Sight“ gehen, weil es einfach so reichhaltig ist. Mit vielen verschiedenen Atmosphären, und es fasst sehr gut zusammen, was wir machen. „Redshift“ dagegen sollte eigentlich einer unserer schnellsten und thrashigsten Songs werden, aber wie sich herausstellt, haben wir ihm eine besonders subtile Note beigefügt…

Da ich leider nur eine digitale Promo des Albums ohne Texte habe, kann ich nicht genauer auf die Texte eingehen, aber ich finde es immer interessant, woher Bands die Inspiration für ihre Texte nehmen. Gibt es eine Verbindung zu persönlichen Erfahrungen oder sind es eher fiktive Szenarien? „Aiming A Fist In Enmity“ zum Beispiel klingt recht persönlich…

Mick: Der Großteil der Texte bezieht sich auf Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Es gibt also eine persönliche Dimension. Ich muss meine Texte so ehrlich wie möglich schreiben, weil ich mir dann auf der Bühne die Lunge aus dem Leib singen kann und jedes Wort ernst meine. Die Hauptthemen auf diesem Album sind Rache, Individualität und Wut. Insgesamt lautet die Botschaft, dass sich früher oder später alles in Blut regeln wird… Und du hast Recht, es steckt viel persönliche Erfahrung in den Texten, aber ich werde es unseren Fans überlassen, für sich selbst herauszufinden, worum sich alles dreht, hahaha.

Eure musikalische Entwicklung habe ich schon angesprochen und das führt mich zu der Frage, ob es essentielle musikalische Elemente gibt, die in DESTINITYs Musik immer präsent sein werden oder ob ihr jegliche (Metal-)Musik als DESTINITY veröffentlichen würdet, solange sie von der Kerngruppe Mick, Zephiros und Morteüs geschaffen wurde?

Mick: Nein, ich denke, dass es bestimmte Aspekte gibt, die immer in unserer Musik enthalten sein werden. Die Orchestrierungen waren vom ersten Tag Teil unserer Musik und obwohl wir uns entschieden haben, ihren Anteil auf „Resolve In Crimson“ zurückzuschrauben, sind sie immer noch Part unseres Stils, wie auch das Black Metal Tremolo Riffing zum Beispiel.
Aber ich möchte auch hinzufügen, dass Dave, unser Bassist, mehr als ein Drittel des Albums komponiert hat. Er hat wirklich Talent und eine Menge in unsere Musik gebracht. Wir betrachten die Band nicht mehr als aus einem Kern von drei Mitgliedern bestehend.

Könntet ihr bitte eine Thrash Metal Band, eine Melodic Death Metal Band und eine Band aus einem Genre fern eurer Musik aufzählen, die ihr als bedeutende Inspiration für eure Kompositionen (oder für euch persönlich) anseht, und erklären, warum sie euch wichtig ist.

Mick: Ich fange mal mit Thrash an: SLAYER! Die erste Band, die mich wirklich zum Metal gebracht hat.
Seb VS: MeloDeath… Ich muss IN FLAMES nennen. Sie sind Architekten des Melodic Death und haben ihren Stil auf jedem Album weiterentwickelt.
Mick: Aus einem ganz anderen Genre… Das ist schwierig, weil wir außerhalb des Metal alle sehr verschiedene Geschmäcker haben.
Seb VS: Zählt „Gangnam Style“? Haha, nur Spaß!

Die Zahl der Bands, die in ihrer Muttersprache singen - sofern diese nicht Englisch ist -, ist eher gering, und ich frage mich oft, ob Bands nicht lieber in ihrer Muttersprache singen würden, wenn es hypothetisch ihre Chancen in anderen Ländern nicht einschränken würde oder sie vielleicht einfach den Klang der englischen Sprache bevorzugen (auch weil man deren Klang so gewohnt ist) oder ob es ganz andere Gründe gibt. Warum greift ihr auf Englisch statt auf Französisch zurück?

Seb VS: Ganz einfach, Englisch klingt besser! Hehe. Nein, aber es ist schon so, dass Englisch eine bestimmte Musikalität hat, wenn man es ausspricht, weil bestimmte Silben betont werden. Auf gewisse Art klingt Englisch „lebendiger“.

Gibt es eine „exotische“ Sprache, die ihr gerne öfter im Metal hören würdet?

Mick: Ja, warum singt niemand in der Klicksprache Südafrikas?! Das wäre großartiger Gesang für Schlagzeuger, hahaha!

Und was können wir 2013 von DESTINITY erwarten? Plant ihr zum Beispiel schon eine Tour zu „Resolve In Crimson“?

Seb VS: Ja, wir sehen uns gerade nach einer Europatour um. Die wird auch kommen, wir müssen noch ein paar Optionen ausloten. Außerdem werden wir definitiv einige Sommerfestivals spielen und eine Reihe Shows, speziell in Deutschland. Wir freuen uns immer, in euer Land zu kommen. Großartiges Bier übrigens!

Schließlich die letzte Frage: Wie feiert ihr Weihnachten - falls ihr es feiert?

Mick: Weihnachten ist die Zeit für die Familie, Essen und Alkohol. Das ist mein Plan dieses Jahr.
Seb VS: Bei mir das gleiche, aber mit einem Extraschuss Gitarre dazu.

(von links nach rechts: Zephiros, David, Mick, Morteüs, Seb VS)
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