Hammerfall Thunderstone Firewind & Lordi

Hammerfall, Thunderstone, Firewind & Lordi

FirewindHammerfallLordiThunderstone
Oberhausen, Turbinenhalle
24.04.2005
Was will man mehr? Geburtstag, schöne Geschenke, die Freundin im Arm und ein Konzert, bei dem man noch den Sänger einer der Bands, Chitral Somapala von Firewind, interviewen darf – herrlich! Vorab gab es aber kleine Probleme, wurde man doch schon für 16-17 Uhr nach Oberhausen bestellt, um das Interview zu führen, nur um dann vom Sänger auf später vertröstet zu werden. Es gab angeblich Zeitplanprobleme, weswegen um ca. 17 Uhr noch keine Soundchecks möglich waren. Die Blase zum bersten gefüllt, wartete also die Bloodchamber Crew vor der Treppe zum ebenfalls rappelvollen Eingangsbereich der Turbinenhalle, hatten sich doch gute 2.000 Nasen hierher verirrt.

Drinnen angekommen pappte sich meiner einer schnell den Pressesticker auf die Brust, bevor man notgedrungen die Toilette der Turbinenhalle aufsuchte – soviel Zeit muss sein! Nach verrichteter Notdurft ging es dann auch um 19:15 direkt mit LORDI los, die, abgesehen von Hammerfall, die beste Bühnenshow auftragen konnten: Mauerplastiken, Nebel, Schriftzüge und Backdrop sowie ... ja klar, die Kostüme itself ! Herrlich, die Monster Rocker auf die Bühne stapfen und rennen zu sehen. Alle Musiker, die von der Bewegung eingeschränkte Keyboarderin eingenommen, waren pausenlos auf der Bühne am agieren und interagieren, wodurch die Finnen einen guten Draht zum Publikum aufbauen konnten. Der Sänger hätte zwar mit seinen nicht ganz tollen Showeinlagen (beim zweiten Lied schon zum fünften Male mit „Hey hey hey“ die Leute anzufeuern, ist NICHT originell!) zwar fast die Stimmung gedämpft, aber Kracher der Marke „Would You Love A Monsterman“ und „Devil Is A Loser“ ließen die Masse direkt mitgehen. Alle Achtung, obgleich das Songwriting ungefähr so abwechslungsreich ist wie es ein Hybrid aus KISS und AC/DC sein kann, machte der kurze Gig Laune.
Nach einer halben Stunde war dann Schicht im Schacht und FIREWIND, die Underdogs aus Griechenland, Sri Lanka und Norwegen gaben ihren schnellen Melodic Power Metal zum besten – und SCHNELL ist wohl das passendste Attribut. Die Band um den stimmlich bestens aufgelegten Sri Lankesen „Chity“ Somapala hatten schon perverse Geschwindigkeiten drauf ! Angeführt von Drum-Monster Stian Lindaas Kristoffersen bolzte sich die Band durch ein halbstündiges Programm, das selbst von einem etwas überflüssigem Instrumental nicht getrübt wurde. Ich für meinen Teil denke, dass dieser etwas überflüssige Beitrag (bei nur einer halben Stunde wäre ein „richtiger“ Song vielleicht angebrachter gewesen) darauf zu begründen ist, dass die Band in Japan eine sehr erfolgreiche Tournee gerade wegen der Instrumentalfähigkeiten von Gus G. absolvieren konnten. Nach dem Gig (Setlist: Beware The Beast / Kill To Live / The Fire And Fury (Instrumental) / The Forgotten Memory / I Am The Anger / Tyranny) wurde die Band kräftig beklatscht und Kollege sj stapfte in Richtung des Merchandisingstandes, wo er eine geschlagene Stunde vergeblich auf Herrn Somapala wartete – der aber Gott sei Dank dennoch eintrudelte. Herr Hauptmann, übernehmen Sie ! [sj]

Metal Pionier Hauptmann meldet sich zur Stelle !
Nachdem also Kollege Jegust in Richtung Interview(versuch) verschwunden war, schlug ich mich zurück ins vordere Drittel der Halle durch (nicht, ohne dabei eine kleinwüchsige weibliche Person umzurennen – sorry noch mal !), um der dritten Band des Abends beizuwohnen, nämlich den Finnen THUNDERSTONE, die ja als eine der hoffnungsvollsten Newcomer der letzten Zeit gelten und mit „Tools Of Destruction” gerade erst wieder ein erfrischendes Scheibchen auf die Menschheit losgelassen haben. Die Reaktionen waren dann auch dementsprechend; wie schon zuvor bei Lordi – und teilweise auch bei Firewind – ging die Meute gut ab und feierte den ca. 45minütigen Gig mit tosendem Applaus und kollektivem Headbangen. Die Leistung des Fünfers war allerdings auch wirklich klasse, denn obwohl die Band (wie zuvor auch schon Firewind) völlig ohne Show auskommen mußte, konnte sie die Zuschauer alleine durch die musikalische Qualität von Granaten wie „Sea Of Sorrow“ und „Until We Touch The Burning Sun“ problemlos auf ihre Seite ziehen. Am Stageacting und Bühnenoutfit – alle Musiker waren in schlichte schwarze Klamotten gehüllt – könnten THUNDERSTONE in Zukunft zwar durchaus noch feilen, aber dank der äußerst sympathischen Ausstrahlung und dem gewaltigen Stimmvolumen des Fronters Pasi Rantanen fiel dieses Manko eigentlich kaum ins Gewicht. Starker Auftritt !
Im Anschluß an eine etwas zähe Umbaupause war es dann gegen 22:00 Zeit für den Headliner. Nach einem theatralischen Intro knallten HAMMERFALL ihren ersten Song in die Halle, und schon steppte in Oberhausen der Bär. Mit solch euphorischen Reaktionen hatte ich gar nicht mehr gerechnet, aber die Schweden bewiesen an diesem Abend eindrucksvoll, daß sie sich im Laufe der Jahre zu einer erstklassigen Liveband entwickelt haben, die zudem on Stage wesentlich besser, da ungeschliffener klingt als auf Platte.
Bei der Setlist ging die Band erwartungsgemäß auf Nummer sicher und präsentierte neben einigen Stücken des neuen Albums „Chapter V – Unbent, Unbowed, Unbroken“ die größten Hits der vier Vorgängerscheiben, darunter natürlich Schoten wie „Glory To The Brave“, „Renegade“, „Riders Of The Storm“, „Let The Hammer Fall“ und, ähem, „Hammerfall“. Joacim Cans sang ziemlich angenehm und der Sound war bis auf ein paar kleine Nuancen absolut okay, weshalb man sich lediglich über das komplett überflüssige Drumsolo oder die eine oder andere unpassende Ballade echauffieren konnte, was allerdings das Publikum nicht zu stören schien, da es den fünf Schweden sowieso komplett hörig war.
Aber nicht nur musikalisch wurde einiges geboten : passend zum Konzertuntertitel „Icebreaker Festival“ war die Bühne sehr frostig hergerichtet worden (erinnerte mich etwas an die 88er „Seventh Son“ Tour von Iron Maiden) und bot neben viel Pappmaché auch einige Laufstege, auf denen die Herren Musiker ständig unterwegs waren. Zudem gab es „eisige“ Dampffontänen (O-Ton Jegust : „Skandal ! Die haben Wale unter der Bühne angebracht !“), einige knallige Pyros sowie bunte Funkenregen, und Gitarrist Oscar Dronjak (der zum Glück in einer sehr abgespeckten Version seines berüchtigten „Froschfotzen“-Kostüms auflief) durfte zwischendurch mal Feuer spucken. Sehr unterhaltsam, das. Kollege Jegust und Freundin hatten sich nach einer guten halben Stunde Spielzeit übrigens bereits vom Acker gemacht, was allerdings weniger an der Darbietung auf der Bühne, sondern eher am bevorstehenden Rückweg nach Rheinland-Pfalz lag. Schade eigentlich.
Nach etwa anderthalb Stunden geballter Metal Power (oder umgekehrt) ging’s in den Zugabeblock, bei dem im Hintergrund ein überdimensionaler Hammer (was auch sonst ?) hochgezogen wurde, der die Halle mit seinem viel zu grellen Flutlicht blenden durfte. Neben der neuen Single „Blood Bound“, bei der ein junges Mädel aus dem Publikum mitsingen durfte (obwohl ich davon nichts gehört habe, das Mikro war wohl vorher wohlweislich abgeschaltet worden), gab’s unter anderem noch „Templars Of Steel“ und das massiv bejubelte „Hearts On Fire“ auf die Ohren, danach war endgültig Schluß.

Nach diesem Auftritt war klar, daß HAMMERFALL – trotz aller (berechtigter) Kritik und ihrem extremen Hang zum Kitsch und Pathos – nach wie vor eine richtig große Hausnummer sind, auf einen loyale Fanbasis bauen können und zudem eine professionelle, aber nicht langweilig-routinierte Show bieten.
Ein hochwertigeres Tourpackage im Bereich Heavy/Power/Melodic Metal werden wird dieses Jahr mit großer Sicherheit nicht mehr erleben. Hat Spaß gemacht ! [mh]
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