Sanatorium Lost Soul und Flesh Gore

Sanatorium, Lost Soul und Flesh Gore

Lost SoulSanatorium
Hannover, Labor
12.05.2005
Große Vorfreude auf ein osteuropäisches Paket, das nicht tickt. So könnte man meine Gefühle beschreiben, als ich die frohe Kunde vernahm, dass tatsächlich einige der besten Bands es über die niedersächsische Grenze nach Hannover gepackt haben. Größere Enttäuschung dann jedoch über die Kulisse, die sich den Bands bot. Es waren insgesamt wohl kaum mehr als 30 (!!) Menschen erschienen. Für einen Eintrittspreis von 5€ und einem Freigetränk, wohl eine grandiose Vernichtung der menschlichen Werte. So standen bei einer "immerhin Kulttruppe", die wohl Sanatorium sein soll, verblüffender Weise mehr Männer auf der Bühne als davor. Nach drei Songs änderte sich das Verhältnis allerdings relativ dramatisch, denn dann standen doppelt soviele Lebewesen vor der Bühne als drauf.

Schlecht war es indes nicht, was die Slowaken da ablieferten. Sicherlich, technisch könnten Sanatorium gerne noch einen Schlag zulegen, dafür war ihr Gore Metal aber sehr solide, wenn nicht gar unterhaltsam. Wie die folgenden Bands auch hätte der Vierer ein neues Album im Gepäck (Celebration Of Exhumation) und spielte sich den Arsch ab, um das Gerät zu promoten. Dafür gilt dieser Band, wie auch den beiden anderen auch, mein größter Respekt. Denn richtigStimmung kam durch die Leere allenfalls sporadisch auf, bei mir eigentlich erst gen Ende des Abends. Nichts desto Trotz waren Sanatorium überraschend gut, was aber auch daran lag, dass die Stimme von Fronter Martin live um einige überzeugender rüberkommt, als auf den Tonträgern der Band. So gesehen hat sich der Weg der Band dann eigentlich doch gelohnt…

Lost Soul sind einer dieser Bands aus Polen, die mich in der Überzeugung bestärken, dass es richtig war, dieses Land in die EU aufzunehmen. Denn musikalisch bewegt man sich nicht nur auf westeuropäischem Standard, sondern beinahe schon drüber. Ausgerüstet mit 7 Saiten je Gitarre und einer Menge an Können spielten sich die Oder-Ostufer-Bewohner in mein Herz. Bei dieser Band stimmt sowohl die Leistung auf Platte, als auch live auf der Bühne. Kein Anzeichen von Enttäuschung über die magere Kulisse, dafür aber ein Arsch voller Death Metal Granaten. Diese Band sollte noch etwas bekannter werden, ansonsten wäre es sehr schade.

Die mir vorher gänzlich unbekannten Flesh Gore aus Ungarn schafften es dann, ehrlich gesagt zu meiner Überraschung, das Niveau von Lost Soul zu halten. Dabei waren die Typen aber im Schnitt mindestens 10 Jahre jünger! Mit sehr viel Groove und grindiger Gitarrenarbeit, dafür aber ohne Bassisten, knüppelten die Jungspunde das Auditorium nieder. Der gute Sound sorgte, wie auch bei den Bands zuvor, für den richtigen Schädelfaktor. Da bekommt echt Lust, sich auch die CD zuzulegen. Übrigens heißt das neue Werk „May God Strike Me Dead“, trägt einen coolen Titel und sollte sich bald in meinem Plattenschrank wiederfinden. Zum Abschluss gab es noch eine brachiale Version von „Hammer Smashed Face“ und die Erkenntnis, dass in Osteuropa inzwischen eine Szene entstanden ist, die es mit der hiesigen sehr gut aufnehmen kann. Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Abend, wenn auch die Stimmung an sich hätte besser ausfallen müssen.
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