Summer Breeze 2005

Summer Breeze 2005

AbortedAmon AmarthAnorexia NervosaAtrocityBehemothCalibanDark TranquillityDie Apokalyptischen ReiterDraconianEktomorfEnd Of GreenGod DethronedHaggardJ.B.O.KorodedKorpiklaaniLacrimas ProfundereLacuna CoilMacabreMidnattsolNocte ObductaNortherOpethPainSchandmaulThe BonesTherionTristaniaWintersun
Abtsgmünd, Festivalgelände
18.08.2005
Das nun achte Mal war Abtsgmünd im Ausnahmezustand für eines der größten Metalfestivals in Deutschland und mit mittlerweile 50 Bands aus den verschiedensten Sparten der härteren Gangart war für musikalische Abwechslung mehr als gesorgt. Bereits im Voraus war klar, dass nur noch wenige Karten an der Abendkasse erhältlich sein werden und so war es kaum verwunderlich, dass schon sehr früh das gesamte Festival inklusive den Tagestickets restlos ausverkauft war. Theoretisch betrachtet eine gute Bilanz, doch wie auch im Vorjahr machte Petrus den Festivalbesuchern erneut einen nassen Strich durch die Rechnung. Waren die ersten Tage noch sonnig und trocken, musste später wieder tonnenweise Rindenmulch angekarrt werden, um nicht gänzlich im Schlamm zu versinken. Nicht ganz negativ für die vielen Stände, an denen sich nun massenweise die schutzsuchenden Leute unterstellten und aus Alibigründen mehr oder weniger gründlich das Angebot durchforsteten. Negativ zu werden waren allerdings die frühen Spielzeiten der ersten Bands, wo ich meist, trotz gutem Willen, noch im Zelt verbrachte. Selbst schuld, ich weiß. [nt]


Donnerstag

13:00 - 13:30 MIDNATTSOL
Bei der norwegisch-deutschen Formation singt zwar Liv Kristines Schwester, doch fahren MIDNATTSOL (zum Glück) eine andere Schiene als Leaves Eyes. So eröffnete der Sechser an einem nahezu wolkenfreien Donnerstag das Festival und konnte mit seinem Melodic Metal auch recht gut überzeugen. Es gab keine großen Innovationen zu vernehmen, doch instrumental war alles durchaus solide. Auch gesangsmäßig konnte Carmen Espanaes für Stimmung sorgen. Nur das Auftreten und Bewegen sollte noch etwas verbessert werden, aber das sind ja nur Nebensächlichkeiten. Jedenfalls schien auch die sympathische Band erfreut zu sein. Leider war der Sound zu basslastig. [se]

13:35 - 14:05 FINAL BREATH
Obwohl ich den Gig nicht ganz vollständig miterleben durfte, wurde dennoch recht schnell klar, dass Final Breath mit ihren brachial-ansteckenden Death/Thrash-Granaten trotz der noch nicht allzu fortgeschrittenen Uhrzeit genau ins Schwarze trafen. Ich hatte zwar ein wenig Angst um Sänger Heiko, der mit hochrotem Kopf jederzeit zu explodieren drohte, aber mit Hilfe seiner ansteckenden guten Laune floss das erste Bier gleich noch mal so gut – vorausgesetzt, man verschüttete es nicht beim angeregten Headbangen. [cr]

14:55 - 15:25 ANOREXIA NERVOSA
Auf Platte scheint das symphonische Black Metal Gebräu der Franzosen ja noch einigermaßen gut rüberkommen, aber bei ihrem Live-Auftritt verflog jede Atmosphäre genauso schnell wie der musikalische Respekt vor der Band. Mit den letzten Resten der morgendlichen Schönheitsmaske im Gesicht, seiner zeitlosen Vokuhila-Frisur sowie einem mühsam durch Reißverschlüsse zusammengehaltenen Lederkostümchen sorgte vor allem der Sänger für jede Menge Lacher, so dass die instrumentale Komponente komplett ins Hintertreffen geriet. Wirklich überzeugend waren aber auch die Songs nicht. Zu eintönig und spannungsarm wirkte das Gebotene, die feinen Details der Studioproduktion waren nicht wirklich herauszuhören. Neenee, das geht nun wirklich nicht. [cr]

Schon etwas gespannter war ich, wie die Franzosen ihren symphonischen Bombast Black Metal auf der Bühne rüberbringen würden. Deutlich rauer als auf CD gingen die vier Musiker zu Werke, wobei die etwas langsameren Stücke, so zum Beispiel das abschließende „Sister September“, viel besser rüberkamen und hängen geblieben sind als die durchgerasten. Letztere rumpelten live leider etwas zu melodiearm dahin. [se]

15:30 - 16:10 THE BONES
Einen ungewöhnlichen Spielplatz hatten die Skandinavier mit ihrem punkigen Rock’n Roll ja schon, aber kein Grund zur Sorge, denn Publikum war allemal vorhanden. Mit viel Spielfreude und Liebe zur Musik heizte man so gut wie nur möglich ein, bis auf wenige Ausnahmen blieben die Reaktionen aber eher gehalten. Im Vorprogramm von Social Distortion sicher besser aufgehoben. [nt]

17:45 - 18:25 MACABRE
Immer wieder schön anzuschauen waren eigentlich die drei Serienmörder aus Chicago, doch der diesjährige Summer Breeze-Gig war schlicht und einfach enttäuschend. Zwar spielte man durchaus Publikumslieblinge wie „Fritz Haarmann der Metzger“ oder „Scrub A Dub Dub“, jedoch schien die Band eher unmotiviert und so fielen auch einige der sonst so interessanten Songansagen vollkommen unter den Tisch. Das nächste Mal bitte mehr Motivation, Jungs. [nt]

18:30 - 19:20 SCHANDMAUL
Wo die deutsche, leicht rockige Folk-Gruppe hinkommt räumt sie eigentlich meistens richtig ab. Und auch hier sollte es nicht anders sein. So bezog Sänger und Gitarrist Thomas Lindner das Publikum mit ein und der routinierte, sichere Aufritt klappte bestens. Unverspannt und locker setzten SCHANDMAUL auf eine Kombination bewährter Lieder wie die mitreißenden Stücke „Herren der Winde“ oder „Walpurgisnacht“ und schöne, ruhigere Lieder wie „Dein Anblick“ und „Der letzte Tanz“. [se]

19:25 - 20:05 GOD DETHRONED
Irgendwie hatte ich die Holländer genretechnisch anders in Erinnerung, aber glücklicherweise stellte sich deren Death Metal melodischer und eingängiger heraus, als zunächst vermutet. Vom Songaufbau her verfolgte man zwar stets dasselbe Konzept (Losbrettern, Break, Midtempo-Groove), aber Spaß machte das Ganze dennoch in nicht unerheblichem Maße. Schade nur, dass der Sound dieses Mal irgendwie vermurkst war und weit weniger intensiv herüberkam wie benötigt. [cr]

20:10 - 21:10 THERION
Ein wenig leerer wurde es nun trotz der späten Stunde schon. Verwirrte Gesichter, vor allem bei den ersten gesanglichen Klängen der Band waren recht häufig anzutreffen. Irgendwie verständlich, denn Sänger Piotr mitsamt Mastermind Christofer und Mini-Chor trafen mit ihrer vornehmlich hohen Stimmlage nicht unbedingt jeden Geschmack. Erschwerend kam noch hinzu, dass der Tontechniker zu Beginn noch nicht alles im grünen Bereich hatte. Somit fielen die Publikumsreaktionen zwar etwas zögernder aus, aber die bekennenden Fans der Band rückten somit im vorderen Bereich weiter zusammen und konzentrierten somit das Geschehen auf eine kleinere Fläche. Die umfangreichen Orchestrationen mussten natürlich per Band eingespielt werden, aber schon aufgrund des Chors kam bereits jene ausufernde Stimmung auf, die man beim Lauschen der dazugehörigen CDs vernimmt. Gespielt wurde eigentlich querbeet durch die Bandhistorie, wobei auf ihr Meisterwerk „Theli“ und das aktuelle Doppel-Release „Lemuria/Sirius B“ doch der Schwerpunkt zu finden war. Gern hätte ich auch Therion’s Interpretation eines Motörhead-Klassikers gehört, aber aufgrund der Zeitprobleme blieb es leider bei der dazugehörigen Ankündigung. [cr]

Wie immer musikalisch versiert, inklusive Sängerin und vierköpfigem Begleitchor, gaben die fröhlichen Schweden ihre symphonischen Werke zum Besten, irgendwo zwischen Melodic, Heavy und Death Metal. Dabei brachten THERION den Bombast und die Symphonie ihrer Stücke auf die Bühne, wobei es gerade in Anbetracht eines Konzerts auch etwas weniger opernhafter Gesang seitens der großen roten Dame getan hätte. Nur war es in den vorderen Reihen einfach zu laut, so dass das Ganze ohne Ohrenstöpsel nicht auszuhalten war. [se]

21:15 - 22:00 EKTOMORF
So mehr am Rande habe ich dann auch noch die selbstverliebten Ungaren mitbekommen. Schlagt mich meinetwegen, aber den Originalitätspreis wird diese Band wohl nie bei mir gewinnen. Dennoch dankte ihnen das Publikum, indem es zu den simpel gestrickten Stampfern ordentlich abging. Allerdings sollte der Sänger definitiv öfter growlen statt sprechen, denn seine Ansagen waren schon mehr als peinlich. Anscheinend ist er irgendwie dem Irrglauben erlegen, dass Coolness sich durch möglichst häufiges Verwenden des F-Worts definiert. Fuck no! This motherfuckin’ speech was no motherfuckin’ cool. Cause headfuckin’ the fuckin’ crowd is not better than fuckin’ hip hop! [cr]

22:05 - 23:10 AMON AMARTH
Kaum umstritten und inzwischen weit bekannt war es den Schweden als Donnerstags-Hauptband ein Leichtes mächtig abzuräumen. Die Lautstärke wurde nach Therion zum Glück etwas heruntergedreht, so dass man auch in den vorderen Reihen dem Auftritt relativ angenehm beiwohnen konnte. Das Publikum feierte jedenfalls ausgiebig Lieder wie den „Fate Of Norns“- und gleichzeitig Konzerteröffner „An Ancient Sign Of Coming Storm“, „The Victorious March“, „Bloodshed“, „For The Stabwounds in Our Backs“ und andere Kracher; und zum Abschluss durfte natürlich das vielfach gewünschte „Death In Fire“ nicht fehlen. Ältere Sachen, meiner Meinung nach stürmischer und atmosphärischer, auf jeden Fall aber anders als die neuen, gab es leider kaum zu vernehmen, was der Abwechslung sicher gut getan hätte. Nichtsdestotrotz ein sicherer Auftritt mit gutem Sound und auch live zündeten Melodien, wie zum Beispiel bei „Where Silent Gods Stand Guard“. [se]

Keine Show ohne Amon Amarth. Diesen Eindruck bekommt man in diesem Jahr aufgrund der Allgegenwärtigkeit unser aller Lieblings-Wikinger unweigerlich. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich eine gewisse Sättigung einstellt, aber davon war bei den Tausenden von Fans nicht viel zu spüren. Obwohl Hegg und Co. Ihr Standard-Programm runterleierten, fraß ihnen die Menge wie immer aus der Hand. Durch die längere Spielzeit als beispielsweise vor einer Woche auf dem Party.San, waren auch etwas seltenere Songs zu hören, aber ein echtes Event ist diese Truppe mittlerweile nicht mehr.

23:15 - 00:00 HAGGARD
Den wahrscheinlich interessantesten Auftritt des Tages lieferten zum Abschluss dann HAGGARD ab. Mit einer sechzehnköpfigen Truppe kurz vor Mitternacht noch mit einem etwas vertrackten Klassik-Folk-Metal-Mix Leute anzuziehen, scheint eine eher schwierige Aufgabe zu sein. Diese meisterte die deutsche Formation aber durchaus gekonnt. Trotz der sehr vielseitigen und langen Stücke, bei welchen sowohl Metal- als auch reine Klassik- oder Gesangspassagen keine Seltenheit sind, konnten HAGGARD weitgehend überzeugen. Der Mitsing- oder Abgehfaktor war natürlich entsprechend gering, dafür war das schlichte Zuhören und Erfassen der Musik umso interessanter. Schade nur, dass beim letzten Lied Punkt zwölf der Strom abgedreht wurde, was die Stimmung etwas dämpfte. Finntroll erging es auf dem Summer Breeze ja bereits zweimal so. Einerseits kann man sich darüber ärgern, andererseits hat das Festival eben seine Auflagen. [se]

Eine Band, die ich schon immer mal live sehen wollte. Nicht nur, weil mich interessierte, wie sich die 100.000 Mann starke Band auf einer einzelnen Bühne arrangieren würde – nein, auch deren sehr eigenwillige Musik empfinde ich als ausgesprochen angenehm. Vor allem die Tatsache, dass hierbei nichts vom Band kommt und alle Streicher, Flöten und Trommeln live eingespielt werden, wirkt sich besonders belebend auf das Gesamterscheinungsbild aus. Sicherlich ist Haggard eine sehr polarisierende Band, aber ihnen positiv zugetane Fans bedankten sich mit Enthusiasmus für den tollen Auftritt zu später Stunde. [cr]


Freitag

12:10 – 12:40 KORPIKLAANI
Wie spät ist es? Kurz nach zwölf? Der Zuschauerzahl nach hätte es aber auch fünf sein können. Überraschend viele Besucher schienen neugierig zu sein, was die schwedischen, Finntroll-ähnlichen Folk Metal-Recken zum Besten geben, zumal die noch eher junge Band bisher selten zu sehen war. Die Menge konnte dann auch durchaus begeistert werden und frönte zufrieden den fröhlichen, lebenslustigen Metal-Troll-Wald-Trinkliedern von KORPIKLAANI. [se]

12:45 – 13:15 ABORTED
Ein Geheimtipp sind sie längst nicht mehr, die Belgier von Aborted, das merkte man spätestens an der recht großen Menschentraube vor der Pain Stage. Eine halbe Stunde solider Death/Grind, nicht mehr und nicht weniger, das kam gut an und augenscheinlich nicht nur bei mir. [nt]

13:20 – 13:50 KORODED
Eigentlich bin ich ja eher aus Zufall dageblieben, um auf Nocte Obducta zu warten. Das war auch eine gar nicht so schlechte Entscheidung, wie sich später herausstellte. Metalcore mit einer Menge Clean-Vocals wurde hier geboten, wenn letzteres auch nicht so wirklich gelingen wollte und teilweise schon zu verzerrten Gesichtern führte. Nichtsdestotrotz eine angenehme Unterhaltung für zwischendurch. [nt]

13:55 – 14:30 NOCTE OBDUCTA
In den Foren schon oft begehrt und endlich wahrgeworden. Die Avantgarde Black Metaller aus Mainz wurden mit regem Andrang begrüßt, das sympathische Auftreten von Fronter Torsten, der unter anderem zur reichen Beschenkung ihres Geburtstagskindes Marcel aufrief, tat sein Übriges. Mit reichlich Songmaterial vom übernächsten Album („Da es bis dahin noch so lange hin ist, dachten wir, wir spielen das jetzt live“) überraschte man und lieferte höchst atmosphärische Songs, frei von jeglichem Kitsch. Ein hervorragender Auftritt, nicht zuletzt wegen dem enormen Sympathiebonus. [nt]

Wirklich auf den Keks gingen mir (und der Band den bösen Blicken zu urteilen ebenfalls) nur diese Horde schlecht erzogener Kiddies, welche ihr neu gelerntes Wort „Analkette“ so gut wie jedem Umstehenden auf die Nase binden mussten. Ein paar Minuten mehr Spielzeit und ihr hättet ebenjene blutig geschlagen bekommen. *grr* [cr]

16:45 – 17:25 NORTHER
Eine (positive) Überraschung waren dann NORTHER. Die Finnen präsentierten einen wuchtigen, klasse konzertgeeigneten Melodic Death Metal. In der typischen Black/Power Metal-Manier zündeten die Riffs meistens sofort und Sänger und Gitarrist Petri Lindroos tat dem Ganzen mit seinem mittelhohen rauen Gesang keinen Abbruch. Dazu gab es als Sahnehäubchen noch viele feine Soli zu vernehmen. [se]

17:30 – 18:15 DIE APOKALYPTISCHEN REITER
So lange ist’s noch nicht her, dass ich die Reiter live erleben durfte. Damals gaben sie sich aber in einem kleinen Kämmerchen die Ehre und wurden zurecht abgefeiert. Nun auf der großen Bühne veranstalteten sie ein ähnliches Spektakel voller abwechslungsreicher Musik und mit diversen Albernheiten. Der Funke sprang zwar ebenfalls über, aber dennoch bin ich der Meinung, dass diese Band, welche so gern ihr Publikum mit in ihre Show einbezieht, auf kleineren Bühnen aufgrund der vorhandenen Nähe intensiver rüberkommt. Trotzdem nutzten die Reiter die Chance, auf solch einer riesigen Bühne ein Hüpfburg aufzustellen, auf der sich eine Handvoll Fans mit Energieüberschuss nach Herzenslust austoben konnten. [cr]

18:20 – 19:05 BEHEMOTH
Irgendwie hat diese Musik etwas. Eigentlich bin ich ja nicht der riesen Death Metal-Freund, vielleicht liegt es ja an den schwarzmetallischen Wurzeln der Polen – wie auch immer, BEHEMOTH präsentierten ein volles Brett unstandardmäßigen Death Metals mit Black Metal-Schlagseite, konnten mit ihren eigenen Melodien mitreißen und erfreuten auch durch musikalisch-instrumental interessantes Spiel. Dabei wurden vor allem Sachen der aktuellen Scheibe „Demigod“ zum Besten gegeben. [se]

19:10 – 20:00 DARK TRANQUILLITY
Gut gelaunt wie immer zeigten sich die Schweden im leichten Nieselregen von ihrer Sonnenseite. Dies wirkte sich von der ersten Sekunde an auf die Fans aus, welche im Grunde fast jeden Song der Melodic Deather abfeierten. Aktuellere Knaller wie „Lost To Apathy“ oder “Monochromatic Stains” kamen genauso wie ältere “Projector” und “The Mind’s I”-Sachen hervorragend rüber und sorgten dank ihrer markanten Riffs, den peppigen Melodien und dem intensiven Gesang Mikaels für jede Menge Gänsehaut und von wedelnden Haaren ausgepeitschte Rücken. [cr]

20:05 – 20:50 ATROCITY
Kurz in Richtung Alex Krull und Familie geschaut, zwei Sekunden über den selbstherrlichen Mikrofonständer nebst dazugehörigem Auftreten gelacht und dann gelangweilt abgewendet. Aus unerklärlichem Grunde wollte sich niemand aus dem Bekanntenkreis Atrocity länger als einen Song anschauen. Woran das wohl lag? [cr]

20:55 – 21:55 OPETH
Hach, wie habe ich mich auf diese Band gefreut. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Mit einem Hammer-Sound und einer hervorragenden Setlist mit Songs wie „Deliverance“ (als Opener), „Hope Leaves“ und sogar „Demon Of The Fall“ begeisterte man die Scharen vor der großen Main Stage, Åkerfeldts kraftvolle Stimme überzeugte vollends. Als Vertretung von Drummer Martin Lopez war Bloodbath-Trommler Martin Axenrot eingesprungen, was nicht zuletzt zu ununterbrochenen „Bloodbath“-Rufen führte. Man ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und so fielen auch die Ansagen verhältnismäßig lange aus, wenn Åkerfeldt zum lustigen Liedererraten mit der Akustikklampfe einstimmte („Ich liebe Manowar“). Super Auftritt, zwei Stunden mehr Spielzeit wären aber sicher optimaler gewesen, haha. [nt]

Ausnahmsweise waren meine Begleiter und ich uns einig: Selten so etwas Langweiliges gesehen! Minutenlanges Schweigen musste bei fast jedem Song ertragen werden, bevor es mal ein wenig zur Sache ging. Und selbst da fiel es schwer, sich darauf einzulassen. Wer mit dem vertrackten Songmaterial nicht vertraut war, der schaute definitiv in die Röhre. In meinen Augen ist und bleibt Opeth eine Studioband, welche man in Ruhe auf der heimischen Couch analysieren sollte. Zum Feiern war das definitiv nüscht. [cr]

00:15 – 01:00 WINTERSUN
Sehr gefüllt vor der Painstage war es an diesem Freitagabend. Kein Wunder, eilte WINTERSUN doch im Voraus bereits ein gewisser Ruf voraus, zumal der Hauptkopf der Band Jari Mäenpää früherer Ensiferum-Sänger, -Gitarrist und –Komponist ist und mit diesem Auftritt sein außerfinnländisches WINTERSUN-Konzertdebüt feierte.
So spielte der sympathische Jari mit seiner inzwischen komplettierten Mannschaft seine „Wintersun“-Album-Kompositionen. Vor allem zu Beginn machte der Sound der Sache allerdings einen kleinen Strich durch die Rechnung, das übliche Bassgewummerproblem dämpfte die Stimmung etwas.
Nach einiger Zeit besserte sich der Klang aber glücklicherweise, so dass man den Liedern lauschen konnte. Diese waren zwar nicht immer ganz fehlerfrei und etwas mehr Abwechslung würde ihnen sicherlich noch gut tun, aber in Anbetracht der geringen Bühnenerfahrung der Band ist das durchaus zu verkraften und nette Soli gab’s häufig zu bestaunen. [se]

Wirklich viel habe ich von den Schweden nicht mehr mitbekommen, jedoch riss mich die Band aus dem Dunstkreis von Ensiferum noch nie so wirklich vom Hocker. Reichlich Gitarrenfrickel und Keyboards à la Children Of Bodom mit aggressiven Vocals und vereinzelten Screams, sichtlichen Spaß am Auftritt konnte man ihnen jedenfalls anmerken. Zum Schluss gab’s noch den Massenschlager „Wintermadness“ auf die Ohren und der Menge gefiel’s, meiner Meinung nach jedoch kein passender Headliner. [nt]


Samstag

12:10 – 12:40 DRACONIAN
Dass Doom Metal mit weiblichen Vocals um die Uhrzeit nicht unbedingt wach macht, wurde mir bei Draconian bewusst. Zwar lieferte die Truppe durchaus ordentlich ihr Material ab, einige Verspieler waren auch verzeihlich, so wirklich Zugang fand ich allerdings nicht. Ob das jetzt an der Uhrzeit, den grauenhaften Ansagen oder an der, mit der Zeit nervig werdenden Stimme lag, sei mal dahingestellt, jedoch blieb der Applaus größtenteils aus. [nt]

Eine weitere schöne Überraschung war aus Schweden angereist. DRACONIAN präsentierten ihren Gothic/Doom Metal und konnten mit ihren meist langsamen und auch recht langen Liedern begeistern. Schwer und atmosphärisch spielten die sechs Musiker Material ihrer beiden Alben „Where Lovers Mourn“ und „Arcane Rain Fell“. Nur das Auftreten von Sängerin Lisa Johansson war peinlich. Nicht nur die künstlichen sehr langen Haare, sondern vor allem auch das Bewegen, welches an die Begleittänzerin der Bully Paraden-Band erinnerte, war nicht sonderlich gelungen. Dafür war der Gesang aber gut „The Try Of Silence“ bildete einen klasse Abschluss. [se]

13:20 – 13:50 LACRIMAS PROFUNDERE
Und ein weiteres erfreuliches Erlebnis. Im Voraus als netten Gothic Rock gehört, riss die deutsche Band hier ziemlich mit. Man durfte zwar keine großen Innovationen abseits der H.I.M.-Schiene erwarten, aber LACRIMAS PROFUNDERE haben schlichtweg gerockt und Sänger Christopher Schmid lieferte eine selbstbewusste und energische Show ab. [se]

15:55 – 16:40 CALIBAN
Mit Caliban sicherte man sicher DIE Metalcoreband der letzten Monate und dementsprechend groß war auch der Andrang vor der Bühne. Angestachelt von Fronter Andy wuchs und wuchs der Circle Pit, gerade bei Songs wie „Between The Worlds“ und der Single „The Beloved And The Hatred“ tobte die Menge regelrecht. Sehr unangenehm fand ich jedoch den im Verhältnis schrecklich laut ausgefallenen Sound, das tat schon fast weh. [nt]

17:30 – 18:15 SUCH A SURGE
Als Zugpferd von Nuclear Blast war es kaum verwunderlich, jene Band auf dem Summer Breeze anzutreffen – wie dem auch sei, die lustig geschminkten Jungs gingen gut ab und machten definitiv Laune, da tanzte auch der ein oder andere Kuttenmetaller freudig im Kreis und sang mit. Für mich jetzt kein Überauftritt, aber durchaus unterhaltsam. [nt]

Jaja, Geschmäcker sind verschieden, aber die Band hatte wohl auch auf diesem eher vielseitigen Rock- und Metal-Festival nichts verloren. Mit ihrer Rock/Hip Hop-Mischung konnten SUCH A SURGE jedenfalls keine Stimmung erzeugen und der Meinung schienen neben mir auch die meisten anderen zu sein, so dass es nicht nur in Anbetracht der Tageszeit vor der Main Stage eher leer blieb. [se]

20:05 – 20:50 END OF GREEN
Hui, da war aber was los – kein Wunder, hüpfte das aktuelle Album „Dead End Dreaming“ zeitweise auf Amazon-Verkaufsrang Nummer dreißig. Und genau das stellte man zur Genüge mit aktuellen Songs wie „Dead End Hero“ und „Drink Myself To Sleep“ vor, allerdings lange nicht mit der gewohnt starken Stimme wie sonst üblich. Das war den meisten jedoch egal, man sang lauthals mit und erfreute sich an den Merchandise-Artikeln, die nach dem Gig noch minutenlang von der Bühne geflogen kamen und so riss man sich regelrecht um Shirts, Girlies und Streichholzschachteln der Göppinger. Alles in allem ein mittelmäßiger Auftritt, das konnte man schon einmal besser. [nt]

20:55 – 21:55 J.B.O.
Ich habe mir die fränkischen Blödelbarden ja absichtlich eine lange Zeit nicht mehr angeschaut, zumindest nicht nüchtern. Diesmal war das eine Ausnahme und wie sich später rausstellte auch völlig zurecht. Diesmal wieder mit Vito im Gepäck lieferte man sich also charmante Gespräche mit dem Publikum, alberte zu Genüge herum und ließ auch Herrn Pavarotti zu Sepultura-Klängen auf die Bühne wiegen. Zur Musik bleibt nicht viel zu sagen, man kennt ja die Partyhits wie „Arschloch Und Spaß Dabei“, „Ein Guter Tag zum Sterben“ und „Gänseblümchen“. [nt]

22:00 – 22:50 TRISTANIA
Zugegebenermaßen war dies meine wetterbedingte erste Band des Abends (kaum jemand bedauerte dies aber mehr als ich), aber vor Sonnenuntergang wollte der Himmel nicht zu weinen aufhören. Gepasst hätte der Regen allerdings auch zu Tristanias traurigem Auftritt, der nicht nur aufgrund der genrebedingten Melancholie zum Heulen war. Stimmlich passte hier irgendwie nichts so recht zusammen und das Songmaterial war ohne exakte Kenntnis des Plastik-Pendants kaum nachzuvollziehen. Dabei hat die Band durchaus live-taugliche einfachere Stücke im Repertoire, allerdings sind dies nicht die hauptsächlich gespielten Songs vom letzten Album. [cr]

22:55 – 00:10 LACUNA COIL
Ja, ich glaube ich kann sagen, dass Lacuna Coil eine der wenigen Bands mit Frauengesang ist, die ich mir länger als drei Minuten anhören kann ohne Ohrenschmerzen zu bekommen. Also gleich mal angeschaut und nicht enttäuscht worden, denn man bemühte sich vor allem um die Songs der „Unleashed Memories“, unter anderem „When A Dead Man Walks“ und „Senzafine“, komplett in der Muttersprache der Gothic Metal Combo. Ansonsten wurde noch das Arbeiten am neuen Album verkündet und präsentierte gleich vorhandene Songs. Sympathischer Auftritt und kein Stück überzogen, wie das bei anderen kleinen Diven so der Fall ist. [nt]

00:15 – 01:00 PAIN
Der Auftritt von Pain war dann für alle, welche noch Restenergie übrig hatten, die offizielle Aufforderung zur kompletten Selbstzerstörung. Mit einer Setlist bestehend aus “Same Old Song”, “On And on”, “Stay Away”, “Greed”, “Suicide Machine” und “Eleanor Rigby” waren bis auf einige Aufnahmen alle Hits der Band vertreten, welche zudem noch in einem standesgemäß drückenden Sound vorgetragen wurden. Sicherlich ist Peter Tägtgrens Industrial-Projekt nicht Jedermanns Sache, aber zu diesem Zeitpunkt dürfte der Alkoholpegel hoch genug gewesen sein, um zu den Ohrwurm-Tanznummern ordentlich abzuschädeln. [cr]

Fazit:
Für mich ging es dieses Jahr zum ersten Mal auf’s Breeze, aber durchaus mit gemischten Erwartungen. Zu unterschiedlich waren die Aussagen einiger letztjähriger Besucher. Während die einen das furchtbare Camping-Gelände mit den unmenschlichen Laufwegen und mangelnden Hygienemöglichkeiten verteufelten, sprachen andere von der tollen Stimmung und dem positiven Erlebnischarakter des Festivals. Und im Grunde sollten beide Recht behalten. Das Berg-und-Tal-Camping war für jeden Ebenenbewohner ein Graus und auch der 20-Minuten Fußweg zum Festivalgelände ging einem ab dem zweiten Mal auch nur auf den Sack. Aber dafür konnte das Billing mit einigen recht seltenen Gästen aufwarten, die Stimmung war aus meiner Sicht ausnahmslos angenehm und die Toiletten war zahlreich und wurden mehrmals pro Tag gesäubert. Zusammenfassend kann ich von mir persönlich behaupten, dass ich mich aufgrund des Ferienlager-Charakters wenigstens ein paar Tage lang wieder 5-10 Jahre jünger gefühlt habe und es keineswegs bereue, dieses Spektakel miterlebt zu haben. [cr]

Abschließend kann man sagen, dass das SUMMER BREEZE auch 2005 wieder ein nettes Ereignis war. Die Klosituation hatte sich merklich gebessert und auch sonst ist an der Organisation nicht sonderlich viel auszusetzen, jedenfalls habe ich nichts Entsprechendes mitbekommen. Dass am Samstag der Regen einsetzte war natürlich nicht optimal.
Auch bei den Leuten gab es wie immer Kehrseiten. Einerseits zum Beispiel nachts um vier bei voller Lautstärke Rammstein hörende Deppen oder den einen oder anderen aggressiven Vorne-Mitmischer bei den Bands, andererseits aber spontane, nette Pavillon-Wiederaufbauhelfer (danke!) und andere sympathische Leutchen. Alles in allem waren Atmosphäre und Drumherum recht angenehm und lassen einen positiv zurückdenken. [se]
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