Die Lokalmatadore und eine unbekannte Punk Band

Die Lokalmatadore und eine unbekannte Punk Band

Die Lokalmatadore und eine unbekannte Punk Band - 18.12.2005 - Mülheim, Starclub
Mülheim, Starclub
18.12.2005
Eigentlich weiß ich, dass man Sätze nicht mit „eigentlich“ beginnt, aber eigentlich war der Tag wirklich ganz anders geplant. Kollege Hauptmann wollte mit einem seiner Kollegen vorbeikommen, also richte ich mich auf einen entspannten Nachmittag ein. Freitag Mittag erreichte mich dann doch leider die Absage des Herrn Hauptman und seiner Begleitung, was mich dazu zwang, den Tagesablauf entscheidend zu beeinflussen.
Nach einem kurzen Telefonat stand fest, dass ich vor dem Konzert noch bei einem Bekannten vorbeischaue. Der hat nämlich Premiere und da lässt es sich herrlich Schalke beim kicken zuschauen. Keine Ahnung ob’s am Frust über das bescheidene Spiel lag oder einfach nur an uns, jedenfalls waren wir 3 reichlich überrascht, als der Kasten KöPi plötzlich alle war. Ist ja auch egal, ich lass mich eben noch zum Starclub fahren, der gegen 20:00 schon bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt ist (logischerweise ist die Hütte schon Tage vorher ausverkauft, wenn Die Lokalmatadore in der Heimat spielen). Dennoch nimmt der Veranstalter meine beiden nicht benötigten Karten nach kurzer Androhung einer Analstrafe zurück und ich hab 20 Euro mehr im Geldbeutel, um mich dem Motto des heutigen Abends hinzugeben: „Knülle unterm Weihnachtsbaum“.
Über die PA dröhnen Klassiker des deutschen Punk Rock, die Halle kocht jedoch bei den ersten Klängen von „El Lokalmatador“ (aus der Dose, noch nicht live!) förmlich über. Die Vorband, deren Namen ich nicht weiß, macht den Fehler just zu diesem Zeitpunkt die Bühne zu entern. Die Herren haben die Schule auch schon ein paar Tage hinter sich, der Bassist hat ein „Schalker gegen Rassismus“-Trikot an und der Sänger, welcher gleichzeitig die Axt bedient (wir sehen: klassische Punk Rock Aufstellung), eröffnet den Reigen mit den Worten „Das ist unser erster Auftritt seit 22 Jahren.“ Oh oh! Das kann heiter werden.
Die ungeduldige Meute muss sich mit 08/15 Schrammel Punk Riffs begnügen, die noch dazu in einem erbärmlichen Sound auf die Meute losgelassen werden; der Gesang ist nicht zu verstehen, die Drums dafür umso besser. Das Publikum „dankt“ es mit permanentem Gesang von „El Lokalmatador“ und gibt den Herren zu verstehen, dass man genug gehört hat. So etwas kenne ich bisher nur von Onkelz-Konzerten.
Als dann die Helden des Abends die Bühne betreten und mit „König Alkohol“ eröffnen, gibt es für die Masse kein Halten mehr. Jedes Lied wird von Anfang bis Ende mitgesungen, Sänger Fisch verteilt als Nikolaus verkleidet Weihnachtsgeschenke (Heftchen mit nacktem Weiberfleisch) und der Bierkonsum nimmt nicht nur bei mir Schwindel erregende Ausmaße an. Gassenhauer wie „Fußball Ficken Alkohol“ oder „Männer Rock’n’Roll“ kommen auf jeder Fete gut an. So langsam verblassen die Details, irgendwann ist das Flaschenbier alle und man muss sich mit Bierbechern durchs Moshpit begeben, was natürlich voll in die Hose geht. Egal, heute Abend sind alle Freunde, die Stimmung ist ausgelassen und friedlich. Als gegen 23:30 Uhr das Event vorbei ist, gibt es aufgrund der Organisation noch Schwierigkeiten beim Verlassen der Halle, denn erst jetzt müssen die Getränke bezahlt werden, was sich natürlich hinzieht. Egal, dann singt man eben so lange weiter, im Idealfall sind es Schalke Lieder ;-).
Nachdem ich dem Taxifahrer noch ein Weihnachtsgeschenk für eine seiner Plagen finanziert habe (laufen? Bei der Kälte? Hahaha!) sinke ich froh, zufrieden und knülle unter meinen imaginären Weihnachtsbaum. Schön war’s.
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