Lancelot Messenger Oblivion & Lost Mariachis

Lancelot, Messenger, Oblivion & Lost Mariachis

Messenger
Oberbexbach, Volkshaus
03.11.2006
Ein Freitagabend zum Remembern

Es kommt auch nicht alle Tage vor, dass man zu einem etwas undergroundigen Konzert formell mit Presseausweis eingeladen wird. Also alle Termine für den Freitag, den 03.11. abgesagt, um frühzeitig gegen 19 Uhr die Pilgerreise in das kleine saarländische Örtchen Bexbach anzutreten und sich von Messenger, Lancelot und Oblivion die Ohren durchpusten zu lassen.

Den Anfang der Bexbacher Metal Night machte allerdings eine Newcomer-Truppe namens Lost Mariachis, die es als „Local Act“ in das Billing und in kleingedruckter Schrift auf die Flyer geschafft hatte. Und nach 2 Songs stellte sich den Anwesenden erstmals die Frage, was diese absolut nicht ins Billing passende Schrammel-Punk/Rock-Kapelle dort auf der Bühne zu suchen hatte. Sprüche wie „Support your local underground“ sind ja eigentlich gut und schön, aber wenn mehr Leute raus ins Freie stürmen als von draußen richtung Bühne, dann würde ich mir doch mal Gedanken machen, ob es nicht besser wäre, sich erst mal ein paar Jahre im Proberaum einzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen. Weil mit recht beschissenem (sorry) Songmaterial und noch viel beschissenerem Stageacting macht man sich nicht allzu viele Freunde. Wäre der blonde, krawattentragende Sänger Frontmann einer großen Band, wäre er wohl gleich an seinem Schlips aufgehängt worden. Ohne der Truppe zu sehr auf den…ähem…Schlips zu treten, aber ganz ehrlich: das Gurren der zahlreichen Tauben auf den Dächern war im Gegensatz zu dieser Performance eine wahre Wohltat.

Natürlich hatten die Bubies von Oblivion danach leichtes Spiel. War bei den Mariachis (wo war denn Antonio Banderas???) der Bierstand und der Außenbereich um einiges mehr frequentiert als die nähere Umgebung der Bühne, so konnten sich Oblivion über mangelnde „Fans“ nicht beklagen. Und die Band (die sich in etwas erneuter Formation präsentierte) ließ auch dementsprechend wenig anbrennen und bewies mit ihrer Mischung aus Power Metal und sogar manchmal leichten NWOBHM-Anleihen, dass Metal-Kids unterhalb der 20Jahresgrenze nicht unbedingt nur auf Metalcore, Nu-Metal und ähnlich gelagerten Mist abfahren müssen. Die tight gezockten Coverversionen von Metallica´s „For Whom The Bell Tolls“ und Maiden´s „Flight Of Icarus“ bewiesen darüber hinaus einen guten Geschmack, zeigten aber auch auf, dass der neue Sänger (der mich sogar einmal tatsächlich an Forbidden´s Russ Anderson erinnerte) noch nicht immer die richtigen Töne trifft, aber definitiv auf einem guten Weg ist. Aufgrund mangelnder gemeinsame Proben musste Gitarrist Philip zwar einige Male gesangstechnisch ran, meisterte die Doppelbelastung aber dennoch solide und hatte immer wieder Zeit, ein paar recht coole Klampfensoli aus den Ärmeln zu schütteln und das i-Tüpfelchen auf eine solide Show zu setzen.

Was man am umfangreichen Merchandise Stand bereits erkennen konnte, wurde nun Wahrheit. Messenger waren der absolute Headliner des Abends und machten dem folgenden eigentlichen Haupt-Act Lancelot das Leben schwer. Irgendwo in der Halle mussten sich einige Löcher geöffnet haben, aus denen eine wahre Menschenmasse gekrochen kam. Egal ob Emo, Punk im Freiheitsstatuen-Look, Black Metal-Kid oder grauhaariger Opi, alle wollten Zeuge eines wahren Metal-Triumphzuges werden. Und wer schon einmal das Vergnügen hatte, die saarländische Antwort auf Manowar auf einer Bühne zu erleben, weiß, wie mitreißend die Band um Wirbel-Fronter Siggi Schüßler ihre True Metal-Hymnen ins Publikum schleudern. Und auch hier wurde in dieser Hinsicht keine Ausnahme gemacht. Wie gehabt konnte man witzige Posereien bestaunen in Verbindung mit den verdammt coolen Songs des „Under The Sign“-Albums (+ die beiden Songs „Make It Right“ und das völlig geniale mit balladeskem Anfang aufwartende „Broken Mirror), die live noch um einiges besser rüberkommen als auf der ohnehin schon sehr schönen CD. Das Publikum ging zu jeder Zeit gut mit und feuerte die Band immer wieder durch lautes Mitgröhlen an. Und die, die in ihrer Freizeit gerne mal ein Instrument in die Hand nehmen, dürften dieses nach der Show aufgrund des grandiosen Spiels der Gitarristen gleich in die nächste Ecke gefeuert haben. Es ist einfach immer wieder unfassbar, mit welcher Leichtigkeit Axeman Frank Kettenhofen seine Finger über das Griffbrett flitzen lässt. Eine kollektive Maulsperre beim obligatorischen Klampfenduell war jedenfalls garantiert!

Nach dem Auftritt von Messenger konnte eigentlich nicht mehr viel kommen, jedenfalls leerte sich die Halle merklich, so dass der eigentliche Headliner Lancelot bei ihrer Show nicht mehr allzu viel zu lachen hatte. Die Band, die sich mit Memento-Drummer Alexander „Al“ Landenburg und dem ex-Fronter der einst im Saarland recht angesehenen Hardrock-Formation Witchburning – Patrick Jost – verstärkt hat, nahm die Situation allerdings augenscheinlich recht locker und zog konsequent ihre Show durch. Aufgrund Patrick´s Emo-Frisur und dem Punk-Look des Bassisten wurden einige, die die Band bisher nicht kannten, auf eine falsche Fährte gelockt. Diese hätten wohl kaum erwartet, von dieser deutschen Institution (gibt’s Lancelot tatsächlich schon 30 Jahre?) eine rockige Mischung aus Purple/Rainbow/Led Zeppelin geboten zu bekommen. Und je länger die Show dauerte, desto trauriger war die Tatsache, Lancelot vor einer solch spärlichen Kulisse auftreten zu sehen, denn Songs wie u.a. „Down And Dirty“ (mit vertrackten Drum-Einlagen), der coolen Rocker „Old Times“ (mit ruhigem Anfangspart) oder das von einem einem Geburtstagskind namens Karo gewidmeten Hammond-Intro eingeleitete „The Rose“ liefen verdammt gut ins Ohr rein. Dazu gabs noch 2 verdammt gut gezockte Versionen des Golden Earring-Smashers „Radar Love, das um Griegs „Halle Des Bergkönig“-Parts erweitert wurde und dem Purple Burner „Burn“. Besonders stach über die komplette Laufzeit die hammermäßige Stimme des Fronters heraus, der im süddeutschen Raum wohl mittlerweile zu den besten Sängern zählen dürfte. Unglaublich, was der Kerl drauf hat. Ich wage gar nicht daran zu denken, welches Potential seine Ex-Band Witchburning heute hätte, würde die Instrumentaltruppe nicht mittlerweile als Tourband der ungeschlagenen Meisterin der deutschen Nationalhymne – Sarah Connor – herumkaspern.

Als dann die Hallenlichter angingen, war man sich sicher, dass diese Metal-Nacht ein wahrhaft schöner Freitag-Abend-Spaß war, den man in dieser Form gerne wiederholen darf. Hoffentlich hat beim nächsten Mal der Headliner etwas mehr Glück mit dem Publikum, und eine Band wie Lost Mariachis darf gerne auch weiterhin verloren bleiben. Aber ansonsten kann man nur sagen: „Schön, schön…!“
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