Trivium Annihilator & Sanctity

Trivium, Annihilator & Sanctity

AnnihilatorSanctityTrivium
Köln, Kantine
17.05.2007
Er fängt seltsam an, dieser Abend: durch einen Zufall erfahre ich, dass die heutige TRIVIUM Show kurzfristig vom E-Werk in die deutlich kleinere Kantine verlegt worden ist. Über genaue Gründe kann nur spekuliert werden, es liegt jedoch nahe, dass der Kartenvorverkauf doch nicht so gut gelaufen ist, wie man sich das vorgestellt hatte. Die Kombination aus Vatertag und der Tatsache, dass die Band erst vor nem knappen halben Jahr in Köln gastierte, könnte dabei aber eine Rolle gespielt haben.

Die Kantine ist ein obskurer Laden irgendwo im Kölner Norden, eingebettet in ein großes Nichts. Wer hier strandet, ist erst mal verloren, denn außer Wiesen und Bäumen ist weit und breit nichts zu sehen – so ungefähr muss das Ende der Welt aussehen! Nachdem ich mich mit Forum User ElCobra getroffen habe, der sich tapfer meine MANOWAR / RHAPSODY OF FIRE / HOLY HELL Promo CD, die ich noch vom Konzert in Dortmund in meiner Tasche gefunden habe, andrehen lässt (danke noch mal ;-) ), geht’s hoch in die Konzert„halle“. Der Club überzeugt von Anfang an mit geschmackloser 70er Deko, der Tatsache, dass die Toiletten rechts neben Bühne (!) platziert sind und einer grundsoliden Hitze, die allerdings durch die tatsächlich vorhandene Klimaanlage ganz gut in Schach gehalten wird. Der Laden ist rappelvoll, wobei die Mischung aus fiese-Scheitel-Kids und gestandenen Metalheads recht gesund erscheint. Vor allem der niedrige Anteil an kleinen, kreischenden Kajal Mädchen ist erfreulich gering – da hab ich in letzter Zeit schon wesentlich schlimmere Szenarien erlebt.

Schnell noch zwei Pilsken aufs Auge gelegt, und dann geht’s gegen 20:45 auch mit den Newcomern SANCTITY los. Die Band drück von Anfang an aufs Gas und wird mehr als wohlwollend empfangen – und das, obwohl der Sound zu Beginn ganz schrecklich abgemischt ist und es mir schwerfällt, die Songs zu identifizieren, die da aus den Boxen dröhnen. Im Laufe der gut halbstündigen Show wird dieser Zustand zum Glück kontinuierlich besser, so dass ich mich doch noch an Tracks wie „Road To Bloodshed“ oder dem abschießenden „Beneath The Machine“ erfreuen kann. Die Truppe macht ihre Sache jedenfalls gut, wird überraschend stark abgefeiert und dürfte am Ende ne ganze Menge T-Shirts losgeworden sein – kein Wunder, flehte Sänger Jared MacEachern das Publikum doch gleich zweimal an, ein bisschen Kohle in die Leibchen zu investieren.

Was dann folgt, gehört zumindest in der ersten Hälfte mit zum Intensivsten, was ich in den letzten Jahren abseits von SLAYER live gesehen habe: ANNIHILATOR ballern ihre wahnwitzigen Superhits dermaßen präzise in den Pit, dass zumindest den anwesenden Musikerpolizisten die Kinnladen gen Hallenboden hängen. Ein Wahnsinn, dieser Jeff Waters! Und vor allem ein Wahnsinn, wie das doch recht junge Publikum zu „Operation Annihilation“, „Clowns On Parade“, „The Blackest Day“ und „King Of The Kill“ ausrastet. Mosphits bei ANNIHILATOR sieht man sicherlich auch nicht alle Tage! Aber auch kein Wunder bei einem glasklaren Sound und dieser supertighten Band, bei der neben Waters vor allem Dave Padden groß auftrumpft und alle seine Vorgänger mühelos vergessen macht. Das Stimmungsniveau sinkt bei den restlichen Klassikern dann etwas, was wohl sowohl an den vermehrt ruhigen Passagen als auch an dem schieren Alter der Songs liegt. Viele waren halt einfach noch nicht geboren, als 1989 „Alice In Hell“ erschien. Trotzdem waren das hier 45 Minuten First Class Thrash, ohne Wenn und Aber! Es wird Zeit, dass es ANNIHILATOR mal wieder mit einer Headlinertour versuchen.


Setlist ANNIHILATOR:

Operation Annihilation
Clowns On Parade
The Blackest Day
King Of The Kill
Never, Neverland
Set The World On Fire
The Fun Palace
Alison Hell

Anschließend dürfen dann TRIVIUM zeigen, ob sie dieser Vorlage gewachsen sind. Als die ersten Töne von „Entrance Of The Conflagration“ ertönen, sind alle Zweifel beiseite gewischt. Obwohl die Band lange nicht so präzise wie ANNIHILATOR zusammenspielt und auch der Sound das Niveau der Supportband nicht halten kann, rastet das Publikum kollektiv aus und feiert seine Helden bis zum geht nicht mehr ab. Verständlich, schließlich kommen Matt Heafy & Co. extrem sympathisch rüber und haben zudem fast ausschließlich gute bis großartige Songs im Repertoire, die durchgehend zum Mitgrölen, Rumspringen und Fäuste-recken animieren. Da nimmt man es der Band auch absolut nicht übel, dass es im letzten Drittel der 90minütigen Show vermehrt Probleme mit Heafys Amp gibt und somit einige ungewollte Pausen eingeschoben werden müssen. TRIVIUM ziehen sich aber auch clever aus der Affäre, indem sie in diesen Situationen „Walk“ (PANTERA) und MANOWARs „Fighting The World“ (!) zum Besten geben. That’s entertainment! Spätestens als die Band bei „Dying In Your Arms“ die hauseigene Discokugel einsetzt, weiß jeder, dass SPINAL TAP im Grunde doch ein Teil jeder Band sind.
Ansonsten gibt’s nicht viel zu sagen: die Songauswahl ist gut ausbalanciert und enthält alle essentiellen Hits (auch wenn ElCobra schmerzlich „The Deceived“ vermisst), bei „Anthem“, „Gunshot“ und „Pull Harder“ geht’s wie immer am wüstesten zu, und hinterher sieht man überall nur glückliche Gesichter. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber selbst die größten Miesmacher werden früher oder später einsehen müssen, dass TRIVIUM auf kurz oder lang RICHTIG groß sein werden – und das zu recht.


Setlist TRIVIUM:

Entrance Of The Conflagration
Detonation
Ember To Inferno
Like Light To The Flies
Rain
To The Rats
Unrepentant
Requiem
Tread The Floods
Dying In Your Arms
Ascendancy
Walk (angespielt)
Suffocating Sight
Ignition
Anthem (We Are The Fire)
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Fighting The World (angespielt)
A Gunshot To The Head Of Trepidation
Pull Harder On The Strings Of Your Martyr
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