Cannibal Corpse Devildriver The Black Dahlia Murder & Hour Of Penance

Cannibal Corpse, Devildriver, The Black Dahlia Murder & Hour Of Penance

Cannibal CorpseDevilDriverHour Of PenanceThe Black Dahlia Murder
München, Backstage
05.03.2013
Im allseits beliebten und immer wieder einladend gemütlichen Backstage in München laden heute CANNIBAL CORPSE zu ihrer silbernen Hochzeit, äh, ich meine zum 25. Jubiläum. Die Vorfreude ist entsprechend groß und schon gegen 19 Uhr hat sich eine beachtliche Menge Leute eingefunden und fiebert gespannt dem entgegen, was die Leichenkannibalen zu späterer Stunde so von sich geben werden.

Der Beginn gebührt zunächst HOUR OF PENANCE. Die Italiener sind sichtlich bemüht, die Stimmung anzuheizen und locken einige ihrer Fans zum Abschütteln vor die Bühne. Was sie musikalisch so abliefern, ist gar nicht mal so gut. Mir erscheint der Mischmasch aus NILE und SUFFOCATION zu lasch, um meine Haare kreisen zu lassen. Stattdessen beobachte ich über die schüttelnden Köpfe hinweg aus gebührendem Abstand die schicke Lichtshow. Hübsch hübsch.
Die moderne Unsitte, bei sozialen Gegebenheiten pausenlos ins Smartphone zu glotzen und tippen, fällt mir dabei wieder mal unangenehm auf und treibt mich später fast in den Wahnsinn. Leute, kauft euch doch gleich Live-DVDs, wenn ihr euch bei Konzerten langweilt! [mbo]

Death Metal aus Italien? HOUR OF PENANCE machens möglich, doch so ganz kommen sie vom altbekannten italienischen Symphonic Metal nicht weg. Die vielen eingespielten Samples erinnern viel zu oft an NILE, genauso wie die eher mäßige Performance. An Härte mangelt es dafür nicht und die Stimmung wird schon mal gut für die noch folgenden Bands eingepegelt. Wie so oft heißt es also auch bei dieser Supportband: Zurücklehnen und laufen lassen. [ms]

Etwas mehr Schwung kriegen schließlich THE BLACK DAHLIA MURDER in die Meute. Von Platte weg konnte mich das bis dato nie begeistern, aber dass sie live teilweise Stürme entfesseln können, ist mir schon bekannt. Und so bolzen die Jungs auch los und zwingen den Fans die Circlepits geradezu auf. Der wackelarmige Windhosenkamerad aka Trevor Strnad schludert nicht nur mit den Armen umher, gegen Ende der Tour wirkt aber selbst dieses Powermännlein etwas müde. Den Leuten ists egal, es wird gemosht und gerudert nach Gutdünken. Nicht ihr bester Auftritt, aber solide.

Eine Neuentdeckung sind heute für mich DEVILDRIVER. Ja ich weiß, Asche auf mein Haupt. Ich habe mich bisher weder großartig in die Musik reingehört, noch einen Gig verfolgen können. Das soll sich in Zukunft aber gewaltig ändern. Nach 10 Minuten, 3 Wall Of Deaths, entfesseltem Headbangen und guter Laune ohne Grenze hat sich der Trupp um Dez Fafara schon in mein Herz gespielt und den Großteil des Clubs in schweißgebadetes Erstaunen versetzt. Der sympathische Kotzbrocken weiß mit lockeren Sprüchen die Leute mitzureißen und groovt mit seiner wie tiefgekühlt coolen Stimme zu dieser fetzigen Death Metal Variation durch den Saal und erreicht auch die hinteren Statuen am Tresen. Nicht nur ich bin nach einer knappen Stunde – aufgewärmt wäre untertrieben – beinahe ausgelaugt. Ein klasse Gig und der sollte das Highlight des Abends bilden, aber damit konnte ich bei der Kippe draußen in aller Vorfreude auf den Headliner ja noch nicht rechnen... [mbo]

DEVILDRIVER sind am Start und mit ihnen Death Metal, der zwar nicht weniger hart, dafür aber thrashiger rüberkommt. Die T-Shirts der Fans verraten schon, dass dies für viele der eigentliche Headliner des Abends ist, und genauso entwickelt sich auch der Auftritt. Nach einem freudigem „Hello Motherfuckers" beginnt die Band um Frontmann Fafara die Bühne zu zerlegen. Für mich ist die Band ja ebenso wie für meinen Namenskollegen Neuland, doch umso mehr bleibt mir dieser Auftritt in Erinnerungen. Songs wie „Pure Sincerity" oder „Horn of Betrayal" prägen sich ein und sorgen für spätere YouTube Recherchen. Dem Publikum gefällts ebenso und es übernimmt die Stimmung der Band unvermittelt in ihre Circle Pits und Wall of Deaths. Nach fast einer Stunde Spielzeit zeigen sowohl Band als auch Publikum starke Ermüdungserscheinungen, doch das war es wert. Bei so einer entfesselten Performance wünscht man sich dann fast schon eine längere Umbauphase, um mit ein paar isotonischen Hopfengetränken nochmal Kraft sammeln zu können für den Endspurt. [ms]

Nach gefühlt halbstündiger – und nach Check mit der Uhr tatsächlich so langen – Wartezeit kommen die Geburtstagskinder auf die Bühne gepoltert. Keine dummen Sprüche, kein weiteres Auf-die-Folter-spannen, kein überflüssiges Blabla. Voll auf die Zwölf ist das Motto der Floridaner, aber das dürfte ja bekannt sein. Alex Webster zockt seinen Bass wie ein junger Gott und der Corpsegrinder headbangt synchron zu den irren Geschwindigkeiten und kann seine Standardansprachen (der Song für die Ladies sei erwähnt) natürlich nicht lassen. Halb hatte ich mit einer Art Special Setlist gerechnet, aber Pustekuchen. Wie eigentlich seit einer gefühlten Ewigkeit zocken sich CANNIBAL CORPSE quer durch ihre nunmehr 25-jährige Schaffensperiode, einzig das seltene „Gallery Of Suicide“ vermisse ich ernsthaft. Ansonsten ist das natürlich anständig. Alte Songs für die alte Garde, einige gute neue Songs für den Nachwuchs und die Dauerfans. Aber viel zu wenig. Eine knappe Stunde schreddern die Altmeister auf das Münchner Publikum ein, gefühlt noch kürzer als DEVILDRIVER, bevor mit dem Dauerbrenner „Hammer Smashed Face“ zum Finale angesetzt wird. Doch dann – kein Finale. Licht an, Spot aus. Spärliche Zugabe- und Bukkake-Rufe verhallen lustlos unter dem Strom, der sich in den Münchner Nachthimmel verstreut. Ein Zeichen von Müdigkeit nach endlosem Touren? Erste Vebrauchsspuren nach 25 Jahren gnadenlosem Zocken? Man weiß es nicht, aber eine Energieleistung war das nicht gerade.

Fotos von Matthias Salomon

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