Stormlord - Mare Nostrum

Stormlord - Mare Nostrum
Melodic Black Metal
erschienen am 23.05.2008 bei Locomotive Music
dauert 46:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Mare nostrum
2. Neon karma
3. Legacy of the snake
4. Emet
5. The castaway
6. Scorn
7. And the wind shall scream my name
8. Dimension: Hate
9. Stormlord

Die Bloodchamber meint:

Die seit fast zwei Dekaden aktiven Italiener STORMLORD mögen älteren Semestern eventuell von ihrem Last Episode-Debüt her bekannt sein (epischer BM mit Powermetal-Zitaten), erreichten hernach jedoch selten mehr als solides Kreisklassenniveau. Umso überraschender mutet vor diesem Hintergrund der aktuelle Nachtritt in Form von „Mare Nostrum“ an: Rom, sonnig, perfekter Halt - und STORMLORD von ihrer Schokoladenseite.

Innovativ im strengen Sinne ist der melodische, stets keyboardgestützte Metal mittlerweile freilich nicht mehr, zumal DIMMU BORGIR, GRAVEWORM und diverse finnische Düsterheimer im Sand der Arena zweifelsohne ihre Spuren hinterlassen haben. Mit epischem Black Metal indes kommt man vorliegendem Konstrukt nur unvollständig bei, und die Selbstverständlichkeit, mit welcher hier vielseitigste Einflüsse zu einem Ganzen verwoben werden, kann trotz fehlender Räudigkeit durchaus wohlgefällige Akzente setzen.
Stellvertretend für die Scheibe präsentiert sich gleich der Eröffnungsdreier als wahres Füllhorn an Ideen: Nach dem pompös eingeleiteten Orchestralhammer „Mare Nostrum“ inklusive (Mund-) Harfe, Operndiva und Schlachtgeschrei bringt das treffend betitelte „Neon Karma“ sanfte Synthetik aufs Tablett, was dem treibenden Rocker zu dezent gotischen Überhängen verhilft. Dazu passt der im TYPE 0-Stil gehaltene Klargesang wie die Faust aufs Auge, bevor „Legacy Of The Snake“ dann Uptempo- Keiferei mit indischen Klängen und Damenchor vermählt. Bereits in diesen drei Stücken verstecken sich derart viele gelungene Details und saftige Breaks, dass im weiteren Verlauf der Scheibe eigentlich nichts mehr schief gehen kann, zumal die genannten Elemente allesamt auch später wieder aufgegriffen werden.
Dementsprechend sauber laufen Songs wie das von unverzerrten, leicht folkloristischen Gitarrenleads getragene „The Castaway“, der galoppierende Kracher „Dimension: Hate“, das ätherische, mit leicht wehmütigen Leads veredelte „And The Wind...“, oder die epische Bandhymne dann auch ins Ohr – stets gesegnet mit untrüglichem Gespür für mitreißende (Film-) Atmosphäre, welche durch den fantastisch integrierten Orchesterbombast nahezu perfekt eingefangen wird.
Dem Freund des ursprünglichen Black Metal sind derlei Spirenzchen mit Sicherheit zuviel des Guten, auch wenn sich die Gesangsdarbietung auf „Mare Nostrum“ vorwiegend in besagtem Genre verorten lässt. Dementsprechend sollte man STORMLORD wohl eher als episch-düsteren Metal bezeichnen und die Zielgruppe auf Anhänger von Bands wie TURISAS oder auch HOLLENTHON erweitern – das leichtfüßige, variable Songwriting der Italiener dürfte sich in diesem Umfeld jedenfalls um Einiges wohler fühlen.

Insgesamt kann ich am druckvoll und transparent produzierten Viertwerk der Band keine handwerklichen Mängel entdecken. Diese Abwesenheit von Kanten mag je nach Geschmack der größte Kritikpunkt überhaupt sein, doch STORMLORD zelebrieren auf „Mare Nostrum“ schlicht ihre eigene Vorstellung von episch-orchestraler, düsterer Musik, die sich durch Abwechslungsreichtum und geschicktes Spiel mit Dynamik auszeichnet. Und in diesem Bereich gelingt ihnen meines Erachtens nicht weniger als eine der großen Überraschungen des laufenden Jahres.

Hörbeispiele in voller Länge hier: www.myspace.com/stormlordband
-