Anathema - The Silent Enigma
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Restless Oblivion
2. Shoud Of Frost
3. ...Alone
4. Sunset Of Age
5. Nocturnal Emission
6. Cerulean Twilight
7. The Silent Enigma
8. A Dying Wish
9. Black Orchid
Die Bloodchamber meint:
Wie Stefan in seinem Review zum Vorgänger bereits erwähnte, entwuchsen ANATHEMA recht schnell dem von ihnen mitbegründeten Genre britischen Gothic Dooms. Während PARADISE LOST mit "Draconian Times" ihr bisher zugänglichstes Werk veröffentlichten und MY DYING BRIDE ihren Stil auf "The Angel..." weiter ausdefinierten, schienen die Mannen um Vincent Cavanagh um die Mitte der 90er Jahre seltsam unsicher zu sein. Vielleicht lag es daran, dass sich Vince mit seiner neuen Rolle als Sänger noch nicht vollkommen angefreundet hatte, vielleicht ahnte man auch, dass der bisher eingeschlagene Weg den kreativen Ansprüchen der neuen Einheit nicht gerecht werden konnte - die Zeichen standen auf Veränderung, doch neue Ufer schienen sich nur ganz allmählich zu erschließen.
Bestes Indiz dafür ist das 1995 erschienene "The Silent Enigma", welches die Diskografie der Band aufgrund seiner Unentschlossenheit wie ein gefiedertes Fallbeil durchschneidet: Am Anfang steht mit "Restless Oblivion" das Vergessen, eine acht Minuten dauernde Ode an den Schmerz, die in ihrer sanft treibenden Verzweiflung sowohl der abgewiesenen Liebe als auch der Vermutung gerecht wird, dass hier eine Band Abschied von ihrer Vergangenheit nimmt. Dementsprechend gestaltet sich das wohl beste und geradlinigste Stück der Scheibe als Kompromiss zwischen schwebenden Keyboards, angerauhtem Gesang und ausufernden Instrumentalpassagen, ergänzt um universale Textfragmente, die das Individuum mit dem Unausweichlichen konfrontieren.
Auch die folgenden (in sich durchaus variablen) Kompositionen verweben existenzielle Fragen und Naturromantik mit einem brütenden musikalischen Grundstock, der mal etwas roher, mal sehr zurückhaltend ("...Alone") zu Werke geht, ohne die insgesamt homogene Stimmung zu zerstören. ANATHEMA schweben auf "The Silent Enigma" hörbar im Äther einer Zwischenwelt und warten auf ihre musikalische Reinkarnation.
Unterstützt wird dieser Eindruck durch den erdigen und bisweilen entrückten Sound: Während vernehmliches Bassspiel die Illusion von Leben aufrecht erhält, schimmert in den Rückkopplungen und beinahe ziellos wirkenden Keyboardflächen, in den omnipräsenten Flanger- und Echoeffekten jenes Ungreifbare durch, welches den speziellen Charme dieser Scheibe ausmacht. Die in Andeutungen verharrenden Texte nebst variabler Gesangsleistung vollenden schließlich ein beeindruckendes Stimmungsbild, welches dermaßen dicht und ehrlich vereinnahmend wirkt, dass man die mangelnde Klarheit im Ausdruck gerne in Kauf nimmt.
Im Endeffekt ist "The Silent Enigma" demnach weniger Zeugnis einer nach vorn blickenden Band, kein resoluter Aufbruch in eine neue Ära, sondern eher das vertonte Eingeständnis der Unsicherheit zwischen zwei Epochen. Das mag für Manchen ein Schwachpunkt der Scheibe sein, auf der anderen Seite wäre alles Andere mit Blick auf die damalige Situation der Band auch ein allzu künstlicher Kompromiss gewesen.
Die "romantischste" (im Sinne der künstlerischen Epoche) Veröffentlichung der Briten versucht erst gar nicht ihre Weltferne zu verbergen und wird somit zum perfekten Soundtrack für introvertierte Nächte. Insofern - und aufgrund des leisen Wahnsinns inmitten genialer Spielereien - steht sie bei mir noch immer in höchster Gunst.
Bestes Indiz dafür ist das 1995 erschienene "The Silent Enigma", welches die Diskografie der Band aufgrund seiner Unentschlossenheit wie ein gefiedertes Fallbeil durchschneidet: Am Anfang steht mit "Restless Oblivion" das Vergessen, eine acht Minuten dauernde Ode an den Schmerz, die in ihrer sanft treibenden Verzweiflung sowohl der abgewiesenen Liebe als auch der Vermutung gerecht wird, dass hier eine Band Abschied von ihrer Vergangenheit nimmt. Dementsprechend gestaltet sich das wohl beste und geradlinigste Stück der Scheibe als Kompromiss zwischen schwebenden Keyboards, angerauhtem Gesang und ausufernden Instrumentalpassagen, ergänzt um universale Textfragmente, die das Individuum mit dem Unausweichlichen konfrontieren.
Auch die folgenden (in sich durchaus variablen) Kompositionen verweben existenzielle Fragen und Naturromantik mit einem brütenden musikalischen Grundstock, der mal etwas roher, mal sehr zurückhaltend ("...Alone") zu Werke geht, ohne die insgesamt homogene Stimmung zu zerstören. ANATHEMA schweben auf "The Silent Enigma" hörbar im Äther einer Zwischenwelt und warten auf ihre musikalische Reinkarnation.
Unterstützt wird dieser Eindruck durch den erdigen und bisweilen entrückten Sound: Während vernehmliches Bassspiel die Illusion von Leben aufrecht erhält, schimmert in den Rückkopplungen und beinahe ziellos wirkenden Keyboardflächen, in den omnipräsenten Flanger- und Echoeffekten jenes Ungreifbare durch, welches den speziellen Charme dieser Scheibe ausmacht. Die in Andeutungen verharrenden Texte nebst variabler Gesangsleistung vollenden schließlich ein beeindruckendes Stimmungsbild, welches dermaßen dicht und ehrlich vereinnahmend wirkt, dass man die mangelnde Klarheit im Ausdruck gerne in Kauf nimmt.
Im Endeffekt ist "The Silent Enigma" demnach weniger Zeugnis einer nach vorn blickenden Band, kein resoluter Aufbruch in eine neue Ära, sondern eher das vertonte Eingeständnis der Unsicherheit zwischen zwei Epochen. Das mag für Manchen ein Schwachpunkt der Scheibe sein, auf der anderen Seite wäre alles Andere mit Blick auf die damalige Situation der Band auch ein allzu künstlicher Kompromiss gewesen.
Die "romantischste" (im Sinne der künstlerischen Epoche) Veröffentlichung der Briten versucht erst gar nicht ihre Weltferne zu verbergen und wird somit zum perfekten Soundtrack für introvertierte Nächte. Insofern - und aufgrund des leisen Wahnsinns inmitten genialer Spielereien - steht sie bei mir noch immer in höchster Gunst.