Capricorns - River, Bear Your Bones

Capricorns - River, Bear Your Bones
Instrumental Sludge Metal
erschienen in 2008 bei Rise Above Records
dauert 58:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Broken Coffin Of The Venerable King
2. Seventh Child Of A Seventh Child
3. Tempered With The Blood Of Beasts
4. November Suicides
5. Owing To The Frogs
6. The Bell Rang Backwards
7. A Savage Race By Shipwrecks Fed
8. Drinking Water From The Skull Of A Hanged Man

Die Bloodchamber meint:

„River, Bear Your Bones“ prangt auf der Promo-Scheibe der drei Progressiven Rocker. Hört sich ja viel versprechend an, gleich mal rein ins CD-Laufwerk. Auch der Eindruck nach dem Beginn von „Broken Coffin Of The Venerable King“, dem Opener, ist okay. „Aber Moment mal“ denkt sich der aufmerksame Zuhörer, „irgendwas fehlt…wo ist denn der Gesang?“. Schnell mal den beiliegende Info zu Rate gezogen und überflogen: „Das Ganze machen THE CAPRICORNS dermaßen toll, dass sie dieses Mal gänzlich auf Vocals verzichten und Euch komplett instrumental den Arsch wegrocken“ steht dort geschrieben, schwarz auf orange. Naja, immerhin mal was anderes. Schlagartig geht man mit anderen Erwartungen an diese CD heran: Viele Tempowechsel? Einprägsame Melodien? Wie schaffen es die Jungs, dass die Songs nicht langweilig werden?

Ganz ehrlich? Gar nicht.

Stutzig werde ich schon, als ich sehe, dass keins der acht Lieder unter fünfeinhalb Minuten lang ist. Lied Nr.2 („Seventh Child Of A Seventh Child“) rauscht genau so vorbei wie der erste Tack. Inmitten von „Tempered With The Blood Of Beasts” befindet sich eine Pause, sodass man denkt, dort beginne ein neuer Song. Das ist natürlich nicht der Fall und auch bei den anderen Songs hat man eher das Gefühl, dass mehrere, nicht zueinander passende Lieder in einen Mixer geworfen wurden und diese dann auf höchster Stufe, wild durcheinander gewürfelt, zu einem Stück verarbeitet wurden.

Abwechselung scheinen THE CAPRICORNS für genauso wichtig zu erachten wie George W. Bush die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls. Guten Gewissens gebe ich einen Punkt für die total originellen Track-Namen (u.a.: „The Bell Rang Backwards“) und einen Punkt für die bemerkenswerte Ausdauer, mit der THE CAPRICORNS ihr mehr als fragwürdig erscheinendes Konzept knallhart durchziehen und auch vor einem elfminütigen Abschlussmarathon nicht zurückschrecken.

Die Bloodchamber meint außerdem:

CAPRICORNS verschreiben sich dem, was überall unter dem Namen 'post' läuft. Genreschubladen scheinen für die Band keine Hürden zu sein und beschreiten mit ihrem Instrumental-Album das stimmungsvolle Auf und Ab fernab jeglicher Song dienlichen Mustern. Als erstes können einem marginal instrumentierte MASTODON einfallen, aber viel eher PELICAN und ähnliche Gruppen.

Natürlich singt hier niemand, natürlich gibt es keine Shalala-Sequenzen und andere eingängige Sachen. Hier wird Musik jamsessionartig aufgetürmt, mitunter als Fluss intoniert. Stimmungen entstehen durch Schwankungen im Hin-und Her von Riffkaskaden und eingestreuten Ruhepolen. Langeweile? Aber nicht doch. Wer sich eingehend mit der musikalischen (post-)Materie beschäftigt, weiß, dass Wiederholungen, Schleifen und eine gewisse Stringenz unter Beibehaltung einer Tonart genretypisch sind, aber hier weitaus viel gestaltiger sind, als es am Anfang scheint. Ale Tracks sind super voneinander unterscheidbar, besitzen enorm viel Power und sind intelligent gemacht.

Doch eins ist wichtig anzumerken. Die Jungs stehen hier am Anfang, müssen sich stilistisch verfeinern, aber technisch ist hier alles top. Dass live diese Art von Musik erst richtig funktioniert als auf Konserve, versteht sich von selbst. Wer mit handgemachter Instrumentalmusik etwas anfangen kann, wird sicher ein Ohr riskieren können. Aber alle Scheuklappenbenutzer mit Hang zur Oberflächlichkeit sollten die Finger generell von diesem Genre lassen.
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