Cheeno - The Next Step Will Be The Hardest

Cheeno - The Next Step Will Be The Hardest
Rock
erschienen am 05.12.2008 bei Prevision Music
dauert 71:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bo-toxx mind society
2. 64 Ad
3. Invisible
4. Buddhistic hands
5. ...
6. You
7. Pacman
8. ...
9. Silizium
10. Go
11. Into a new state
12. Whereaminow
13. Floor No. 7
14. Bye sequence
15. Dragonfly rise
16. So shy / The final act
17. The next step will be the hardest

Die Bloodchamber meint:

Der nächste Schritt wird der schwerste? Nach dem großartigen Erstling „…Try To Rescue“ konnte man zu diesem Schluß gelangen, als sich die Frage stellte, wie man das Teil denn toppen könnte. Und jetzt, wo mir „The Next Step Will Be The Hardest“ vorliegt, weiß ich, daß ein solches Unterfangen wohl ganz locker von der Hand gehen kann. War die Debüt-EP eine normale „Aneinanderreihung“ von Songs, hat man es gleich mit dem offiziellen Erstling geschafft, ein stimmiges Gesamtkunstwerk zu kreieren, das am besten komplett am Stück genossen wird und wohl auch genossen werden sollte.

Alle Songs dieses Konzeptwerkes (das von Gitarrist Joey in einem später veröffentlichten Buch erläutert wird) fließen ineinander über und laden zu einer über 70minütigen Achterbahnfahrt ein, die den Mitfahrer immer wieder neue Elemente entdecken lässt. Sei es ein BJÖRK-mäßiges Triphop-Intermezzo auf der einen, LACUNA COIL-mäßige Ohrwürmer auf der anderen Seite, alles fließt homogen ineinander, ohne den Fluß zu stören.

Was aber nützt das beste Konzeptwerk, wenn die Qualität der Songs nicht stimmt? Mit einer solchen Frage braucht man sich hier gar nicht erst zu befassen, denn die musikalische Klasse auf dem Album kann man wirklich als gigantisch bezeichnen. Wie erwähnt, war „…Try To Rescue“ ein tolles Werk, wird vom vorliegenden, eigentlichen Debüt aber locker geschlagen, eigentlich quasi schon überrundet.

Die sich beim eher straighten Ohrwurm-Opener „64 AD“ aufbauende Gänsehaut verstärkt sich im Laufe der Spielzeit immer mehr, immer wieder läuft dem Hörer ein wohliger Schauer den Rücken hinab angesichts von Earcatchern wie „Invisible“, dem mit fast schon aggressivem Refrain geschmückten „Pacman“ oder dem LACUNA COIL-mäßigen Hit „Floor No. 7“, bevor das Herzstück des Albums, der 15minütige Titelsong die CD nach 71 Minuten Spielzeit auf bezaubernde Weise ausklingen lässt.

Neben dem grandiosen Gitarrenspiel (hier gibt es von wunderschönen Akustikparts über MONSTER MAGNET-mäßigen Riffs bis hin zu fast numetallischen Attacken so ziemlich alles zu entdecken), das mit gefühlvollen Soli ebenso zu beeindrucken weiß wie mit Yngwie Malmsteen-artigen Neoklassik-Abfahrten („Silizium“) lebt ein CHEENO-Album natürlich von der unglaublichen Stimme von Frontfräulein Jennie Kloos, die meine Körperbehaarung auf Konserve ebenso wie livehaftig immer wieder erregt zu Berge stehen lässt. Im Gegensatz zu den üblichen Trällerelfen weiß Frau Kloos ihre Stimme extrem variabel einzusetzen und die Songs mit Emotionen auszustatten. Dabei reicht ihre Spanne von extrem gefühlvoll (man höre die wundervolle, mit Cello und Klavier begleitete Ballade „You“) über zerbrechlich und hin und her gerissen bis hin zu aggressiv („Pacman“) und gar zu opernhaft („Silizium“).

Eine genaue Beschreibung der Musik im Generellen und der Songs im Speziellen fällt schwer, es passiert einfach zu viel über die gesamte Spielzeit. Die Intermezzi wurden bereits angesprochen (die von Triphop-Parts über gesprochene Passagen bis hin zu orientalischen Cello-Parts reichen), aber auch die Songs an sich sind – besonders das Titelstück – dermaßen vielschichtig arrangiert, so daß es immer wieder neue Feinheiten zu entdecken gibt. LACUNA COIL meets THE GATHERING meets Alternative Rock (der mit Käserock-Bands wie DIE HAPPY oder GUANO APES allerdings GAR NICHTS zu tun hat!!!) wäre vielleicht die einfachste Umschreibung für diese gigantische Leistung, die von Gitarrist und Saarlands wohl bestem Produzent Phil Hillen (u.a. zuständig für den Sound von POWERWOLF, GODSLAVE, VENDETTA…) in ein optimales Soundgewand gekleidet wurde.

Ein solch perfektes Werk muß natürlich nicht nur ansprechend produziert sein, sondern verdient auch eine ebensolche Verpackung, so daß eine limitierte Auflage von 100 Einheiten als wertige Holzbox mit CD und Buch den Ohren- auch zum Augenschmaus werden lässt. Ich bin mir sicher, daß „The Next Step Will Be The Hardest“ CHEENO nach ganz oben katapultieren wird. Alles andere wäre eine bodenlose Frechheit! Zumindest dürfen sie sich nun den Titel „Beste Rock-Band des Saarlandes“ ans Revers heften!

Übrigens: Wer wissen will, wie die neuen Songs in der Livesituation funktionieren, darf gerne den folgenden Link anklicken: http://www.bloodchamber.de/konzert/2008/463/
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