Ein Teil des mittleren 80er Rockadels wurde Mike Tramp mit WHITE LION, die er ein paar Jahre nach der 1978er Eurovisionklatsche mit MABEL 1983 in New York gründete. Nach vier Alben und zwei Millionen verkauften Platten war der Eifer des Löwen vorerst gezähmt und nachdem Mikes Nachfolgeband FREAK OF NATURE nicht wirklich die Sterne vom Himmel holte, gab es einige unter diversen Namen (versuchte) WHITE LION Reunions und eine Reihe von Soloplatten von Mike Tramp. Bei MIKE TRAMP & THE ROCK’N’ROLL CIRCUZ vertraut er jetzt auf die offenbar immer noch vorhandene Anziehungskraft seines Namens und eine rein dänische Band in seinem Rücken.

Vom Grundton ist „Stand Your Ground“ die Abrechnung eines Rockstars mit seinem bisherigen Leben, von dem er nichts bereut, aber Fehler eingesteht und (wohl auch dadurch) schlussendlich zur Ruhe gekommen ist – sinnbildlich und bezeichnend ist die Refrainzeile „I miss you much - but I wish you well“, die sich allerdings wohl eher auf eine Frau als auf das wilde Rockerdasein in den 80ern bezieht. Und so sind wir nach langer Einleitung beim Knackpunkt des Albums angekommen, der über Be- oder Entgeisterung entscheidet, denn „Stand Your Ground“ ist so unglaublich entspannt wie seit langer Zeit nichts, was mir untergekommen ist. Ob mit leicht larmoyantem Unterton oder beim zurückgelehntem Sonnenuntergang betrachten mit einem leckeren Tässchen Blasen- und Nierentee in der Hand, es ist die gesetzte Musik eines alten Hasen. Dem stiehlt an Schwung selbst beim Actionkracher „Get Me Crazy“ BRYAN ADAMS das Bier aus dem Kühlschrank und hat alles ausgetrunken, bevor er es gemerkt hat.

Erfahrenes Songwriting mit dem Wissen, welche Schnörkel und Momente ein Lied veredeln und welche überflüssiger Mist sind, eine angenehme, angeraute Singstimme und säuselnde Melodien reichen oft einfach nicht aus, wenn man mehr als Tanzteebeschallung hören will. Und während man so im „Stand Your Ground“ Floatingtank rumsinniert, wünscht man sich immer mehr, die Möbelpacker mögen den Tank doch endlich mitnehmen und auf der abschüssigen Straße verlieren, so dass endlich ein bisschen Bewegung in die Sache reinkommt.
Sonst fängt man noch an, U I U A A singen…