Evile - Five Serpent's Teeth

Evile - Five Serpent's Teeth
Thrash Metal
erschienen am 30.09.2011 bei Earache Records
dauert 53:25 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Five Serpent's Teeth
2. In Dreams of Terror
3. Cult
4. Eternal Empire
5. Xaraya
6. Origin of Oblivion
7. Centurion
8. In Memoriam
9. Descent into Madness
10. Long Live the New Flesh

Die Bloodchamber meint:

Ein wenig Zeit haben EVILE nach dem plötzlichen Lungenembolie-Tod von Bassist Mike Alexander auf der Tour zum letzten Album „Infected Nations“ gebraucht, bevor sie sich berappelten, mit Joel Graham einen Ersatz fanden und schließlich mit dem nächsten Album ein neues Kapitel der Bandgeschichte aufschlagen konnten. Die gewonnene Lebenserfahrung, und der musikalische Reifeprozess, mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest etwas beeinflusst von den vielen Konzerten, bei denen die Band gerade auf dem europäischen Festland die schwankende Stimmung bei ihren Auftritten im direkten Vergleich zu anderen, nicht bedeutend älteren oder erfolgreicheren/-loseren Bands hautnah erlebt hat, haben EVILE einen gewaltigen Schritt nach vorne gebracht.

Das jugendlich Ungestüme des Debüts „Enter The Grave“ wurde mit der Essenz des (bisweilen zu) ausladenden, epischen „Infected Nations“ zu einem überwältigenden Ergebnis verschmolzen, bei dem alles stimmt. Nachdem an den Fertigkeiten der Instrumentalisten bereits bei den Vorgängern wenig auszusetzen war, sind dafür vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend: Der Gesang von Matt Drake hat (endlich!) eine angemessene Prägnanz und Präsenz, besonders weil seine vergleichsweise tiefe melodische Stimme bei hoher Variabilität deutlich stärker geworden ist. Zweitens prunkt „Five Serpent’s Teeth“ mit einer Armada grandioser Lieder, die eindringliche Strophen mit unwiderstehlichen Refrains verbinden („Cult“, „Eternal Empire“, „Origin Of Oblivion“, „Long Live The New Flesh“ und - am überragendsten - „Centurion“) und durch ein ganz natürlich scheinendes Verständnis für die Balance von Epik, Melodik und Wucht glänzen. Hoch anrechnen darf man ihnen auch, dass sie mit „In Memoriam“, an dem Mike Alexander noch beteiligt war und das als einziges Lied einen Text von Ol und nicht Matt Drake hat, eine ruhige Ballade geschrieben haben, die weder vorbeiplätschert noch einen zu rührseligen Fremdkörper darstellt und im Anschluss gleich wieder glaubwürdig in den höchsten Gang schalten können.

Trotz aller Großartigkeit werden EVILE auch mit „Five Serpent’s Teeth“ garantiert bei einigen Thrashern auf Granit beißen und vielleicht Respekt und Anerkennung jedoch keine Liebe ernten. Ihr Grundton ist immer noch sehr episch, was zu einem respektablen Teil an den eher warm als giftig und bissig produzierten Gitarren liegt, und damit deutlich entfernt von Abrisskommandos wie HAVOK, hämmernden Maschinen wie WARBRINGER oder Riffstürmern wie ARTILLERY. Der musikalische Charakter der Briten ist wohl am ehesten vergleichbar mit den 80er Instrumentals von METALLICA in etwas modernisierter Form – was nicht jedermanns Sache ist oder sein muss.

Nachdem unzählige Durchläufe nur dazu geführt haben, dass ich mich jedes Mal mehr darauf freue, das Album (ganz!) zu hören, ist „Five Serpent’s Teeth“ für mich das Album des Jahres 2011 und das Beste, was der Thrash Metal seit ARTILLERYs Comebackwerk „When Death Comes“ zu bieten hatte. Es liegt an EVILE, das auf der anstehenden Tour mit DR. LIVING DEAD! und PORTRAIT live zu bestätigen, große Zweifel hege ich anhand solcher Zeilen aber nicht:
I Give Orders, Obey
I Live For Glory Of The Powerful Legion
And Nothing More
I Am Centurion
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