Skálmöld - Baldur

Skálmöld - Baldur
Viking Metal
erschienen am 29.07.2011 bei Napalm Records
dauert 66:34 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Heima
2. Árás
3. Sorg
4. Upprisa
5. För
6. Draumur
7. Kvaðning
8. Hefnd
9. Daudi
10. Valhöll
11. Baldur
12. Kvaðning (Edit)

Die Bloodchamber meint:

Dass Island eine der weltweit höchsten Konzentrationen künstlerisch aktiver und bisweilen auch erfolgreicher Menschen in Relation zur Bevölkerungsmenge hat, sollte eigentlich jeder wissen. Seien es Vertreter der bildenden Künste, Schriftsteller oder der Tonkunst, wie zum Beispiel die beinahe überall hochgelobten SÓLSTAFIR, die weltweit bekannte BJÖRK oder die einflussreichen Post Rocker von SIGUR RÓS. Der geographischen Lage Islands ist es dabei wohl zu verdanken, dass der kleine Inselstaat vor allem eine sehr aktive Viking/Black Metal-Szene besitzt, welche 2009 eine Frischlings-Meute namens SKÁLMÖLD hervorbrachte – die nach zwei Jahren des Bestehens mal eben einen Vertrag mit Napalm Records angeboten bekamen, über das sie Juli 2011 ihr Debüt „Baldur“ weltweit wiederveröffentlichten.

Da liegt die Vermutung nahe, dass die Jungs schon einiges auf dem Kasten haben, um einen dermaßen zugkräftigen Vertragspartner an Land ziehen zu können. Bei der Vermutung scheint man gar nicht mal falsch zu liegen, schaut man sich einmal die Äußerungen der Nordmänner zu den Verkaufszahlen „Baldur“s an, das immerhin laut Aussagen der Band eines der meistverkauften isländischen Alben der Monate um den Veröffentlichungszeitraum sein solle.

Macht man sich selber ein Bild von der Scheibe, ist eine gewisse Massentauglichkeit SKÁLMÖLDs zwar nicht zu bestreiten, allerdings ist der Begriff „Massentauglichkeit“ in dem Zusammenhang nicht negativ zu werten. Im Grunde genommen spielen die Inselbewohner auf den ersten Blick nichts anderes als überdurchschnittlichen Viking Metal der skandinavischen Sorte, auch wenn einige Anlehnungen zu TÝR herauszuhören sind. Diese Anleihen an der färöischen Wikinger-Institution, gemischt mit eigenen, manchmal schön erfrischenden Ideen, machen SKÁLMÖLD allerdings gerade interessant. Die erste Hälfte von „Baldur“ ist allerdings etwas schwächer einzuordnen als die zweite, auf der mit „Kvaðning“, „Hefnd“ und „Daudi“ sogar drei richtig gute Stücke zu hören sind. Während die Einleitung dieser Rezension verfasst wurde und gerade bei der Aufzählung isländischer Künstler der Name SÓLSTAFIR fiel, und auf einmal doch tatsächlich beim Stück „Hefnd“ die Stimme des Sängers der Shoegaze-Formation ertönte, war ich dann allerdings baff. Perfekt eingliedern tut sich die Stimme Aðalbjörn Tryggvasons, der dem ohnehin schon mit vielschichtigen Melodien versehenen Viking-Reißer den Stempel zu einer isländischen Ko-Produktion oberster Güte verpasst und den hin und wieder auch makellos klar singenden Grunzer SKÁLMÖLDs leider etwas alt aussehen lässt. Ebenso das Stück „Kvaðning“, welches über die volle Spielzeit mit TÝR- und HELJAREYGA’schen Einflüssen in Kombination mit an die Kollegen von SÓLSTAFIR erinnernden Akustik-Intermezzi im angenehmen Midtempo glänzen kann. Bei all den offensichtlichen Einflüssen (teils auch von FINNTROLL) verlieren SKÁLMÖLD allerdings nie die Kontrolle über ihre Lieder, sodass man immer die eigenen Ideen des Sextetts heraushört. Das letzte Drittel des eben angesprochenen Songs verwandelt sich so beispielsweise aus der ruhigen Wikinger-Dampfwalze in ein extrem abgehendes Melodic Metal-Geschoss, welches vor allem mit virtuosen Gitarrensoli punkten kann. Die Lead-Gitarren könnte man dabei bloß etwas mehr aus dem soliden und druckvollen, teils aber etwas matschigen Gesamtmix herausholen.

Als Fazit kann man der jungen Band einen sehr gelungenen Einstieg in die hart umkämpfte Welt der heidnischen Musik attestieren, zumal sie bereits ein starkes Label im Rücken haben. In Anbetracht der engen Zusammenarbeit auch mit einigen namhaften Bands der Szene und vielen Auftritten (dieses Jahr unter anderem auch auf der Heidenfest-Tour und dem PSOA in Deutschland) sollte es den Isländern möglich sein, sich schnell einen Platz in den oberen Rängen der Musikszene zu sichern.
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