Vildhjarta - Måsstaden
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Shadow
2. Dagger
3. Eternal Golden Monk
4. Benblåst
5. Östpeppar
6. Traces
7. Phobon Nika
8. Måsstadens Nationalsång
9. When No One Walks With You
10. All These Feelings
11. Nojja
12. Deceit
13. The Lone Deranger
Die Bloodchamber meint:
Empfindet ihr „Alice im Wunderland“ nicht auch eher als bedrohliche Fantasiereise in latent durchgeknallter Drogenjunkiemanier, statt als romantisch verträumtes Märchen für Kinder? Fern jeglicher Logik manövriert sich ein einsames Wesen durch kuriose Landschaften, begleitet von grinsenden Katzen und ständigen Größenänderungen. Wirft man einen Blick auf „Benblåst“, das aktuelle Video der Schweden VILDHJARTA, steigen in einem unweigerlich Gedanken an diese Fabelgeschichte empor. Dabei spielen die Djentjünger in ihrem Debütalbum konzeptuell eher an solche Geschichten wie „Final Fantasy“ und „Das Dschungelbuch“ an. Ich persönlich kann mir aber nicht helfen und drifte immer wieder in verwirrende Fabellandschaften ab, die auch noch dadurch bestätigt werden, dass eine Kermit dem Frosch nicht unähnliche Gestalt im Video während einer massiven Doublebass-Attacke die Szenerie betritt. Dabei soll es doch auf „Masstaden“ eigentlich um eine verborgene und isolierte Stadt gehen.
Genauso vertrackt wie das Konzept kommt die Musik des neuen Century Media Talents daher. Nachdem die Band längere Zeit im Internet abgefeiert wurde, mit „Thall“ einen eigenen Schlachtruft kreiert hat und eigentlich nur bei einem Label unterschrieben hat, um endlich mal unter Zeitdruck ein Album fertig zu stellen, steht nun die langersehnte Debütscheibe im Plattenregal. Und diese hat es ganz schön in sich. In etwas über 50 Minuten werden dem Hörer massiv wabernde Gitarrenungetümer um die Ohren gefeuert, die in ihren Grundfesten von solchen Bands wie MESHUGGAH, GOJIRA und NEUROSIS beeinflusst wurden. Progressive Sludge Metal mit viel Atmosphäre? Einfach nur "Djent"? Egal wie man diesen Bastard bezeichnen mag, VILDHJARTA stehen kurz davor sich eine eigene kleine Nische zu erschaffen.
Ob diese ein breiteres Publikum erreichen kann, darf bei der extremen Spielweise allerdings bezweifelt werden. „Masstaden“ ist meilenweit davon entfernt, mal eben geschmeidig in die Gedanken seiner Hörer teleportiert zu werden. Das gesamte Album wirkt wie ein Kampf zwischen atmosphärischen, abgrundtief düsteren Passagen, die mit gnadenlos tiefen Gitarrenwänden um die Vorherrschaft in einer surrealen Welt kämpfen, die sich dem Hörer nicht erschließen möchte, der man sich aber auch aufgrund ihrer Faszination kaum entziehen kann. Das Album macht neugierig und will entdeckt werden. Immer wieder entfalten sich interessante Strukturen – auf der anderen Seite verlieren sich VILDHJARTA während ausufernden Gitarreneruptionen im sinnfreien Gefrickel und Gewemse, das schlicht und ergreifend nicht mehr nachvollziehbar ist. Während der Fokus klar auf der Instrumentalisierung des Ganzen liegt, ist die gesangliche Darbietung weniger außerordentlich. Handelsübliche, chronisch angepisste Death Shouts, die weder stören noch aufwühlen. Möglicherweise werden sie auch einfach von der Musik weggebügelt. Für Aufsehen sorgt in dieser Hinsicht alleine „Traces“, das plötzlich mit klarem Gesang daher kommt, der – obwohl ebenfalls nicht wirklich spektakulär vorgetragen – durchaus eine erfrischende Abwechslung darstellt. VILDHJARTA gefallen immer dann am besten, wenn die Fusion aus Atmosphäre und Gitarrenwucht gelingt. Das ist beim Opener „Shadow“, der einfach nur bedrohlichen Single „Benblåst“, dem am Ende massiv explodierenden „Phobon Nika“ und dem angesprochenen „Traces“ der Fall. Auf der anderen Seite versteht man Titel wie „Eternal Golden Monk“ oder „All these Feelings“ auch nach dem zwanzigsten Durchlauf nur schwerlich. Im Gegenteil…manchmal fügt sich das Puzzle so schlecht zusammen, dass es wie Krach wirkt, bei dem die Gitarren wie ein stotternder Motor klingen.
Folglich gerät ein abschließendes Fazit nahezu unmöglich. Ähnlich wie eine komplett orientierungslose und verwirrte Alice im Wunderland, hangele ich mich seit Wochen durch diese isolierte VILDHJARTA-Stadt und suche einen Ausweg aus polyrhythmischen Sackgassen, dissonanten Labyrinthen, düster-verhallenden Pfaden und zerberstenden Abzweigungen. Vielleicht sind VILDHJARTA ja Pioniere auf diesem Weg, denen eine große Zukunft gewiss ist. Momentan überwiegt das Gefühl der Hypnose und Verwirrung, das täglich zwischen einem Punkteraster von 3 bis 8 schwankt. Heute sind es 7…
Genauso vertrackt wie das Konzept kommt die Musik des neuen Century Media Talents daher. Nachdem die Band längere Zeit im Internet abgefeiert wurde, mit „Thall“ einen eigenen Schlachtruft kreiert hat und eigentlich nur bei einem Label unterschrieben hat, um endlich mal unter Zeitdruck ein Album fertig zu stellen, steht nun die langersehnte Debütscheibe im Plattenregal. Und diese hat es ganz schön in sich. In etwas über 50 Minuten werden dem Hörer massiv wabernde Gitarrenungetümer um die Ohren gefeuert, die in ihren Grundfesten von solchen Bands wie MESHUGGAH, GOJIRA und NEUROSIS beeinflusst wurden. Progressive Sludge Metal mit viel Atmosphäre? Einfach nur "Djent"? Egal wie man diesen Bastard bezeichnen mag, VILDHJARTA stehen kurz davor sich eine eigene kleine Nische zu erschaffen.
Ob diese ein breiteres Publikum erreichen kann, darf bei der extremen Spielweise allerdings bezweifelt werden. „Masstaden“ ist meilenweit davon entfernt, mal eben geschmeidig in die Gedanken seiner Hörer teleportiert zu werden. Das gesamte Album wirkt wie ein Kampf zwischen atmosphärischen, abgrundtief düsteren Passagen, die mit gnadenlos tiefen Gitarrenwänden um die Vorherrschaft in einer surrealen Welt kämpfen, die sich dem Hörer nicht erschließen möchte, der man sich aber auch aufgrund ihrer Faszination kaum entziehen kann. Das Album macht neugierig und will entdeckt werden. Immer wieder entfalten sich interessante Strukturen – auf der anderen Seite verlieren sich VILDHJARTA während ausufernden Gitarreneruptionen im sinnfreien Gefrickel und Gewemse, das schlicht und ergreifend nicht mehr nachvollziehbar ist. Während der Fokus klar auf der Instrumentalisierung des Ganzen liegt, ist die gesangliche Darbietung weniger außerordentlich. Handelsübliche, chronisch angepisste Death Shouts, die weder stören noch aufwühlen. Möglicherweise werden sie auch einfach von der Musik weggebügelt. Für Aufsehen sorgt in dieser Hinsicht alleine „Traces“, das plötzlich mit klarem Gesang daher kommt, der – obwohl ebenfalls nicht wirklich spektakulär vorgetragen – durchaus eine erfrischende Abwechslung darstellt. VILDHJARTA gefallen immer dann am besten, wenn die Fusion aus Atmosphäre und Gitarrenwucht gelingt. Das ist beim Opener „Shadow“, der einfach nur bedrohlichen Single „Benblåst“, dem am Ende massiv explodierenden „Phobon Nika“ und dem angesprochenen „Traces“ der Fall. Auf der anderen Seite versteht man Titel wie „Eternal Golden Monk“ oder „All these Feelings“ auch nach dem zwanzigsten Durchlauf nur schwerlich. Im Gegenteil…manchmal fügt sich das Puzzle so schlecht zusammen, dass es wie Krach wirkt, bei dem die Gitarren wie ein stotternder Motor klingen.
Folglich gerät ein abschließendes Fazit nahezu unmöglich. Ähnlich wie eine komplett orientierungslose und verwirrte Alice im Wunderland, hangele ich mich seit Wochen durch diese isolierte VILDHJARTA-Stadt und suche einen Ausweg aus polyrhythmischen Sackgassen, dissonanten Labyrinthen, düster-verhallenden Pfaden und zerberstenden Abzweigungen. Vielleicht sind VILDHJARTA ja Pioniere auf diesem Weg, denen eine große Zukunft gewiss ist. Momentan überwiegt das Gefühl der Hypnose und Verwirrung, das täglich zwischen einem Punkteraster von 3 bis 8 schwankt. Heute sind es 7…
Im Fadenkreuz
Yvonne Klein [yk]
Expertin für Modernes, gern heiß und fettig serviert
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Bastian Greb [bg]
Experte für Modernes und alles was sonst nirgendwo reinpasst
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Christian Rosenau [cr]
Experte für Frauen, Gotik und melodischen Schwarztod
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.
Matthias Salomon [ms]
Experte für das Gesamtwerk von Udo Dirkschneider.
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen