Christian Mistress - Possession

Christian Mistress - Possession
Hard Rock
erschienen am 09.03.2012 bei Relapse Records
dauert 42:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Over & Over
2. Pentagram and Crucifix
3. Conviction
4. The Way Beyond
5. Possession
6. Black to Gold
7. There is Nowhere
8. Haunted Hunted
9. All Abandon

Die Bloodchamber meint:

Bei allem Klagen über die Geißeln der Moderne, die der Musikwelt aus Hörersicht die Daumenschrauben angelegt haben – die Unübersichtlichkeit des Internet, die vielen technischen Möglichkeiten, mit denen jedes Lieschen Müller eine vermeintlich perfekt klingende Platte am heimischen Rechner zusammenschrauben kann und die vermehrt auftretende Kombination von Seelenlosigkeit und Großmäuligkeit, um nur ein paar zu nennen - ist es doch wunderschön, wenn ab und an eher obskure Bands ans trübe Licht des Underground gespült werden, die man sonst vielleicht nie kennengelernt hätte. In diese Riege darf man getrost CHRISTIAN MISTRESS und „Possession“ einsortieren, zumal die Amerikaner so aus der Zeit gefallen sind, dass selbst Schreibmaschinen im Vergleich wie modernes Hexenwerk wirken.

Die vier Herren an den Instrumenten rollen mit dem leicht paradoxen Charakter einer sensiblen Urgewalt heran, wenn von einem Moment auf den anderen aus einer Träumerei eine Explosion wird und umgekehrt (Paradebeispiel: „Conviction“). Verschleiert von einer angenehm warmen Staubigkeit dürfen die Gitarren knarzen, fiepen, kleine Melodien fiedeln und auch mal kurz die Eiserne Jungfrau rauskehren („Black To Gold“). Dagegen war für das Schlagzeugspiel der Ausdruck „zömmeln“ im positiven Sinne selten passender, selbst im lange Zeit sehr gesetzten „There Is Nowhere“ spürt man das Zucken in den Handgelenken, Armen und Schultern, das unweigerlich zu wildem Schleudern der oberen Gliedmaßen führen muss und wird. Dabei spielen CHRISTIAN MISTRESS keine laute Musik im Bloodchamber-Sinn, sondern 70er Hard Rock, der mit einer verschmitzten Ungezügeltheit besticht.

Eindringlich ausgebaut wird das Flair durch Sängerin Christine Davis, die immer ein wenig abwesend und – ohne ihr etwas unterstellen zu wollen – berauscht durch die Lieder stromert. Ganz *ähem* Mätresse hat sie zunächst nicht vordergründig die Zügel in der Hand, je länger man in „Possession“ schwelgt, desto mehr wird man aber in ihren Bann gezogen. Spätestens beim bezaubernd hypnotisierenden „Haunted Hunted“ ist man dem Klang ihres erfreulich unprätentiösen, durch Hall etwas an Fülle gewinnenden Gesangs erlegen und würde ihr (nach Möglichkeit) ähnlich viel Macht einräumen wie Heinrich der VIII. Marie Boleyn oder Napoleon Josephine. Faszinierend und höchst unterhaltsam sind also nicht nur das Coverartwork und der widersprüchliche Bandname.
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