Stratovarius - Nemesis

Stratovarius - Nemesis
Melodic Metal
erschienen am 22.02.2013 bei Ear Music
dauert 57:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Abadon
2. Unbreakable
3. Halcyon Days
4. Stand My Ground
5. Fantasy
6. Out Of The Fog
7. Castles In The Air
8. Dragons
9. One Must Fall
10. If The Story Is Over
11. Nemesis

Die Bloodchamber meint:

Zum Glück hat der einstige Spiritus Rector Timo Tolkki seine neuen Pläne erst vor kurzer Zeit enthüllt, so dass man auf jeden Fall davon ausgehen darf, dass STRATOVARIUS 2.0 sich nur auf sich besonnen haben beim mittlerweile dritten Post-Tolkki Werk „Nemesis“. Dennoch können sie das Level des meiner Meinung nach starken „Elysium“ nicht ganz halten, auch weil die Abenteuerlust ein bisschen mit ihnen durchgeht. Den Vogel erlegt Keyboarder Jens Johansson zielsicher mit der Weltraumdisko in „Stand My Ground“ und der 80er-Romanze im durch den grotesk cheesigen Lebensratgebertext eh schon grenzwertig süßlichen „Fantasy“, aber vielleicht fühlt sich ja tatsächlich jemand durch STRATOVARIUS dazu animiert, mal einen Hügel zu besteigen oder eine neue Fertigkeit zu lernen…

Die lange etablierte STRATO-Dudeligkeit reicht „Nemesis“ zwar bis ins Mark, dennoch finden sich überraschend wenige ausgedehnte Flitzefingersolos, eher geht der Blick mal gen Rock, ausgerechnet in „Dragons“ sogar strukturell. Ergebnisunabhängig ist das Gute an den zahlreichen kleinen Experimenten, dass die Finnen trotz des mit strammen Schritten nahenden 30. (!) Bandgeburtstags weiterhin ernsthafte Bereitschaft zeigen, an ihrem Sound zu feilen und sich weiterzuentwickeln. Selbst wenn in der großen Fangemeinde wohl niemand etwas gegen ein zweites „Destiny“ oder „Infinite“ einzuwenden hätte, spricht daraus die Überzeugung, dass STRATOVARIUS ihren Weg noch lange nicht zu Ende gegangen sind. Deshalb sollte man auch die noch nicht hundertprozentig überzeugende Integration von der Popmusik entlehnten Elementen nicht zu kritisch beäugen, zumal der insgesamt etwas düsterere Klang „Nemesis“ ausreichend bissiger macht als das recht lasche „Polaris“.

Anders als beim direkten Vorgänger hat das „Arsch aufreißen“ (Timo Kotipelto) bei der Entstehung von „Nemesis“ leider nicht dazu geführt, dass alle elf Titel das gleiche Niveau an Spannung und/oder Ohrwurmigkeit erreichen. In der zweiten Hälfte wird schon ein wenig mehr vor sich hin gespielt als in der ersten, mit Ausnahme des abschließenden Titeltracks, der mehr oder weniger ein Manifest des klassischen STRATOVARIUS-Sounds ist, ohne so zwingend wie die Klassiker des Backkatalogs zu sein. Nahezu haarsträubend hartnäckig nistet sich dagegen das Quartett von „Unbreakable“ bis „Fantasy“ im Hirn ein und es ist ein steter Quell des Schmunzelns, wenn Timo Kotipelto „this is“ in „Halcyon Days“ ziemlich exakt so ausspricht wie dereinst Michael Kiske „disease“ in „Keeper Of The Seven Keys“.

Qualitativ führt das in der Abrechnung auf die gute Mitte zwischen den letzten beiden Alben und sollte Anhänger der Band mindestens zufriedenstellen. Interessanter ist in meinen Augen aber wie bereits erwähnt, dass STRATOVARIUS andeuten, im hohen Alter vielleicht wirklich nochmal mehr zu ändern als nur Nuancen. Das war so nicht unbedingt zu erwarten und lässt (mich) hoffnungsfroh in die Zukunft schauen.
Da kann ich auch mal fast kommentarlos über die meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäßen und (schon immer) nervigen Voice-over der Promo-MP3s sowie den nackten Racheengel im Raumjäger-Atombomben-Schlachtfeld hinwegsehen.
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