Nebelkrähe - Lebensweisen

Nebelkrähe - Lebensweisen
Black Metal
erschienen am 15.02.2013 bei Mighty Music
Bloodchamber-Wertung:

Die Bloodchamber meint:

Ihr Debutalbum haben NEBELKRÄHE bereits 2009 abgelegt und können mit „Lebensweisen“ nun ihr zweites Album vorzeigen. Das Genre sollte schnell klar sein: Cover, Bandname, Album- und Songtitel schreien es wie die Spatzen von den Dächern, dass es sich um Black Metal mit philosophisch angehauchten Texten handelt. Oder wie es Kollege Christian letztens in seinem AGRYPNIE Konzertbericht nannte: Intellektueller Black Metal.

Keine Angst, ein vorgeschriebener Mindest-IQ zum Verarbeiten dieses Albums ist nicht notwendig. Trotz komplexer Songstrukturen und vielen bildermalenden Texten kommt das Album bereits im ersten Durchgang eingängig und verständlich rüber. Viele Alleinstellungsmerkmale weist die Musik nicht auf, dennoch kann man ihr einen ganz eigenen Charakter nicht abstreiten. Die verschiedenen Spielweisen des Black Metal werden dabei komplett abgearbeitet. Vom schnellen und gnadenlosem Knüppler bis zum atmosphärischen Gitarrenzupfen ist alles dabei, und wem das noch immer zu wenig ist, der wird an den diversen folklorischen Einspielungen seine wahre Freude haben. Über die Produktion kann man nun streiten. Einerseits klingt sie erfrischend, natürlich, und hebt den Charakter der Band hervor, andererseits fallen immer wieder kleine Ungereimtheiten auf. Manche Sounds wirken etwas schwach auf der Brust und manche Passagen könnten definitiv auch ein ausgewogeneres Klangbild mit druckvolleren Bässen vertragen. Wie dem auch sei, unverfälscht und frei von der Leber weg läuft dieses Album durch seine rund einstündige Spielzeit. Liedlängen von rund zehn Minuten würden bei so manchen Bands stark an den Nerven zehren, die Münchner wissen jedoch, wie man vielfältige Musik in einen einzigen Song unterbringt. Langeweile kommt deshalb selten auf, und gerade zum Schluss des Albums kommen ganz neue Charakterzüge zum Tragen. So überrascht gerade der Rausschmeißer „Ebenbürdig“ mit richtig rockigem und kratzendem Gesang à la SPORTFREUNDE STILLER, der dennoch nichts am eigentlichen Stil der Band ändert. Um dies zu untermauern, geht bei den letzten Minuten nochmal so richtig die Post ab, um letzlich wieder umzuschwenken und mit ein paar stillen Klängen das Album abzuschließen.

Intellektueller Black Metal, der gar nicht soviel Wert auf seinen Intellekt legt, dafür durch Einfallsreichtum und Originalität auffällt. So eine lange Spieldauer muss natürlich vom Zuhörer akzeptiert werden und fanatische Fans von DARK FUNERAL sind sowieso etwas fehl am Platz. Ein äußerst gut gelungenes Album mit leichten Abzügen wegen der verbesserungswürdigen Produktion und den daraus resultierenden, immer wieder vorherrschenden leeren Passagen.
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