Wytchcraft - I Taste Your Fucking Tears Of Sorrow

Wytchcraft - I Taste Your Fucking Tears Of Sorrow
Doom Metal
erschienen in 2005 als Eigenproduktion
dauert 53 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Taste Your Fucking Tears Of Sorrow
2. Prayer's Night
3. Winterland
4. Lass mich gehen
5. Pathway Into Eternity
6. Lost
7. Entities From An Unknown Plane
8. Apocalyptic Visions

Die Bloodchamber meint:

Mit dem arschcool betitelten ''I Taste Your Fucking Tears Of Sorrow'' legen die seit 1999 bestehenden Nordlichter von Wytchcraft ihr zweites Lebenszeichen vor und hinterlassen zumindest bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck. Aber sehen wir uns das ganze mal aus der Nähe an.

Der auf der gelungen aufgemachten Eigenproduktion dargebotene Doom bedient sich überwiegend klassischer Stilelemente, das heisst es gibt gemächliches Schlagwerk und schleppende bis verhalten rockende Riffs, je nach Bedarf mit etwas Keyboard oder Celloklängen angereichert. Das sorgt - neben einem gewissen Wiedererkennungswert - für Atmosphäre, ohne durch übermässige Verspieltheit von der Essenz abzulenken.
Paradebeispiele hierfür wären der Mittelpart des ansonsten blutleeren Titelsongs, das leicht sakrale ''Prayer's Night'', sowie der letzte Track ''Apocalyptic Visions''.
Ganz andere Ansätze zeigen sich dagegen in ''Winterland'': Nach einem folkloristisch angehauchten Intro widmet man sich hier fast dem Viking Doom, und obwohl die Intensität der Götter von Cold Embrace nicht ganz erreicht wird, ist der Song nicht zuletzt dank des Refrains ein Highlight der Platte. Der an Lacrimosa erinnernde Ausklang von ''Lass mich gehen'' ist schliesslich ein weiterer Beweis dafür, dass man die Scheuklappen bei Wytchcraft auch gerne mal zu Hause lässt...
Kommen wir damit zu den weniger hellen Seiten. Zum einen gibt es auf ''ITYFTOS'' auch im besten Song immer mal wieder halbgare Riffs, die den Fluss der Musik unnötig bremsen und mich gelegentlich zur Weissglut bringen können. Gerade der Titeltrack, aber auch ''Lost'' und ''Entities...'' machen dadurch phasenweise einen unausgereiften Eindruck, was zwischen den gelungenen Parts einfach nur ärgerlich ist. Mit dem bereits erwähnten ''Lass mich gehen'' haben Wytchcraft zudem einen astreinen Langweiler in petto – da kann selbst der ergreifende Schlusspart nix mehr reissen.
Zum anderen wäre da der Gesang. Während die sporadisch eingesetzten Growls keinen Grund zur Beanstandung liefern, ist mir der Klargesang noch zu ziellos. Kai's angenehm tiefe und klagende Stimme wächst zwar mit jedem Hördurchlauf, verrennt sich jedoch noch zu oft in unnötigen Schlenkern, was zugegebenermassen auch ein Problem der Vocallines ist – hier müsste man auf jeden Fall etwas mehr Geradlinigkeit hineinbringen und ein verbindendes Element über die Gitarren legen, statt deren teils unschlüssige Rhythmik zu übernehmen. Das stimmliche Potential, um einen Song übergreifend zu führen, ist nämlich auf jeden Fall vorhanden.

Was bleibt, ist eine gut produzierte Doom-Scheibe mit vielversprechenden Ansätzen, die derzeit allerdings noch etwas ungeschliffen daher kommen. Solltet ihr mit traditionellem und doch eigenständigem Doom etwas anfangen können, dann besucht einfach die Homepage der Band und bildet euch anhand von ''Apocalyptic Visions'' ein eigenes Urteil.
Von mir gibt es aufgrund der genannten Punkte erst mal 6,5 Zähler...
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