Bury Tomorrow - Runes

Bury Tomorrow - Runes
Metalcore
erschienen am 30.05.2014 bei Nuclear Blast
dauert 49:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Man On Fire
2. Shadow, A Creator
3. The Torch
4. Watcher
5. Our Gift
6. Darker Water
7. Another Journey
8. Under The Sun
9. Year Of The Harvest
10. Garden Of Thorns
11. Divine Breath
12. Of Glory
13. Last Of The Ice

Die Bloodchamber meint:

In Großbritannien werden BURY TOMORROW schon seit einiger Zeit als das Beste abgefeiert, was der dortige Metalcore zu bieten hat. Nun sind gerade die Briten bekanntermaßen mit solch einem Urteil recht schnell bei der Hand, wenn es um Bands aus der eigenen Szene geht. Doch auch hierzulande werden die Stimmen lauter, dass es sich bei diesem Quintett um einen Genrevertreter handelt, den es im Auge zu behalten gilt. Da bietet es sich natürlich an, das gerade erschienene „Make it or break it“-Album „Runes“ auf die teils euphorischen Reaktionen zu überprüfen.

Nach dem ersten Hördurchgang stellt sich aber erst einmal Ernüchterung ein. Das soll also der heißeste Metalcore-Scheiß sein, den die Briten zu bieten haben? Da fällt mir doch spontan eine Handvoll Bands ein, die das mindestens genauso gut oder wie im Falle der ARCHITECTS sogar besser hinbekommen, da diese auch den Blick über den Tellerrand hinauswagen. BURY TOMORROW nämlich sind ziemlich fest im Metalcore-Genre verankert. Von dem gängigen Wechselspiel aus brutalen Shouts in den Strophen und einem nicht selten zu sehr in Richtung Pop abdriftenden Klargesang im Refrain wird beispielsweise nur mit einer Ausnahme („Divine Breath“) abgewichen. Und auch instrumental dominieren selbstverständlich die allseits bekannten drückenden Metalcore-Grooves und -Breakdowns. Bisherige Gegner des Genres werden also auch durch „Runes“ mit Sicherheit nicht vom Gegenteil überzeugt werden können.

Genrefans hingegen sollten, sofern dies nicht bereits mit den Vorgängeralben geschehen ist, den Namen BURY TOMORROW im Kopf behalten. Mit jedem weiteren Durchgang erschließen sich dem Hörer nämlich die „Runes“, welche unter Beweis stellen, dass man auch 2014 noch durch gute Arbeit mit den Genrestandards ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen kann. Das Geröhre von Fronter Daniel Winter Bates könnte ein wenig variabler sein, sein mächtiges Organ verfehlt jedoch nicht seine ansteckende Wirkung. Sein Pendant an der Gitarre, Jason Cameron, droht zwar hin und wieder die Songs ein wenig weichzuspülen, eines muss man aber nicht nur ihm, sondern dem Gesangsduo als solchem lassen: das Wechselspiel funktioniert, die Hooks sitzen. Insbesondere Bates kann mit seinem Gebrüll auch immer wieder eingängige Akzente setzen, so dass sich nach und nach mehr Songs als Hits entpuppen.

Entscheidenden Anteil daran haben natürlich auch die Gitarristen mit ihren melodischen Leads, und mit ihren (Tapping)-Soli dürfen sie auch vereinzelt ihr technisches Können unter Beweis stellen. Der Dreischlag aus dem genialen „Watcher“, dem KILLSWITCH ENGAGE-mäßigen „Our Gift“ und dem fast schon unverschämt eingängigen „Darker Water“ entpuppt sich als besonders viel Spaß machendes Trio. Aber auch andere Songs wie zum Beispiel der Opener „Man On Fire“ wissen zweifellos zu überzeugen. Mit dem episch ausklingenden „Garden Of Thorns“ scheint sich „Runes“ schon seinem Ende entgegen zu neigen, tatsächlich haben BURY TOMORROW aber noch die gute Idee, mit „Divine Breath“ ein kurzes, ruhiges Stück ausschließlich mit Klargesang zu versehen, um mit der folgenden Walze „Of Glory“ umso unbarmherziger den Hörer zu plätten.

Somit stellt „Runes“ am Ende des Tages ein Album dar, das nicht vom Stand weg zu begeistern weiß und auch beileibe nicht die Genregrenzen verschiebt, sich nach einiger Zeit jedoch als wirklich gelungenes Metalcore-Album erweist und seinen Weg auch sicher öfter den Weg in die Anlage des genreaffinen Hörers finden wird. Der Knaller von der Insel schlechthin sind BURY TOMORROW deswegen zwar nicht, sollten sie die Energie (und auch den Klargesang) von „Runes“ aber auf die Bühne bringen können, dann dürften sie in den Billings schon bald weiter nach oben klettern und sich damit in der Szene etablieren können.
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