The Haunted - Exit Wounds

The Haunted - Exit Wounds
Modern Thrash Metal
erschienen am 22.08.2014 bei Century Media
dauert 44:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. 317
2. Cutting Teeth
3. My Salvation
4. Psychonaut
5. Eye Of The Storm
6. Trend Killer
7. Time (Will Not Heal)
8. All I Have
9. Temptation
10. My Enemy
11. Kill The Light
12. This War
13. Infiltrator
14. Ghost In The Machine

Die Bloodchamber meint:

Als THE HAUNTED 2012 nach den Abgängen von Peter Dolving, Anders Björler und Per Möller Nielsen auf ein Rumpfduo zusammengeschrumpft waren, das kaum mehr als Durchhalteparolen verlauten ließ, schien die Sanduhr der einst als AT THE GATES Anschlussbeschäftigung gegründeten Band endgültig abgelaufen zu sein. Doch trotz Album & Tourplänen im wieder aktiven Stammhaus ist es Jonas Björler & Patrik Jensen gelungen, die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Erfreulicherweise klingt die neue Mischung mit Drummer Adrian Erlandsson, der die Bande zu AT THE GATES vertieft, Sänger Marco Aro, der nach zehn Jahren den Schritt zurück in die Zukunft wagt, und Frischblutspender Ola Englund an der Gitarre nicht nur den Namen nach vielversprechend, sondern setzt mit „Exit Wounds“ gleich ein Ausrufezeichen, das sich lange nicht gewaschen hat.

Die naheliegendste Deutung des programmatisch anmutenden Titels betrifft sicherlich die Personalwechsel, aber man kann die Austrittswunden auch zum Abschied von allerhand auf den letzten Alben angehäuften Eigenheiten, die vielerorts als Ballast empfunden wurden, in Bezug setzen: Wir haben versucht, uns zu entwickeln, aber es hat auf mehreren Ebenen nicht funktioniert, deshalb schlagen wir in alter Härte zurück. So könnte „Cutting Teeth“ statt von scharfen Zähnen auch problemlos von der betäubungslosen Entfernung eben dieser handeln. Es geht im Folgenden zwar nicht pausenlos mit derartiger Rasanz & Vehemenz weiter, doch im Zweifel entscheiden sich die neuen THE HAUNTED fast ausnahmslos gegen Kurvenfahrten, deren Ziel bis kurz vor der Ankunft unsichtbar bleibt.

Während Marco Aros leicht heiser klingendes Wüterichtum diesen Weg wie kein anderes Element auf „Exit Wounds“ vorantreibt, sorgt eine der beiden Gitarren mit stoischer Gelassenheit dafür, dass aus dem Album kein stumpfes Aufs-Maul-Fest wird. Selbst in den knüppelndsten Passagen, hört z.B. „Trend Killer“ oder das Schlachtfest „This War“, spielen mitunter recht kleine, aber immer treffsichere (und oft sehr schwedisch klingende) Melodien um den tosenden Sturm herum und verleihen ihm damit ein wenig Tiefe. Das wesentlich auffälligere Aufheulen und drastische Geschwindigkeitsbrüche wie in „Temptation“ werden hingegen bewusst dosiert, so dass der Gesamtcharakter ungebrochen aggressiv bleibt.

Vermissen darf man, auch nach einigen Wiederholungen, ein oder zwei echte Reißer, doch waren THE HAUNTED – zumindest meiner Wahrnehmung nach – stets eher eine Album- als eine Hitband. So gesehen setzen die Schweden die bedingungslose Konsequenz von „Exit Wounds“ also nur bis in die letzte Faser *ähem* konsequent um, was schon jetzt die spannende Frage aufwirft, wie im Januar die „Antwort“ der üblicherweise noch rigoroseren THE CROWN ausfällt, zumal deren aktuelle Besetzung eine ähnliche Mischung aus alt, neu und zurückgekehrt ist…
-