Travelin Jack - New World
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. I Need Love
2. Thunderbird
3. Steely Sun
4. Child Of Misery
5. Home
6. Black Tree
7. Madness
8. Heavy Chains
Die Bloodchamber meint:
In den letzten Jahren hat sich Classic / Vintage / Retro Rock binnen kurzer Zeit als DIE vermeintliche Erfolgsformel etabliert, was – wie jede eierlegende Wollmilchsau – prompt zahlreiche Jungsauen einen ähnlichen Pfad einschlagen ließ. Und während die unbarmherzige Zentrifuge Musikgeschäft die ersten Ferkel bereits aus der Umlaufbahn geschleudert hat, setzten 2015 einige Bands auf unterschiedlichen Wegen Ausrufezeichen, die überdauern werden: GRAVEYARD haben sich drei Jahre nach dem zähen „Lights Out“ mit „Innocence & Decadence“ bluesig freigeschwommen, ihre Landsleute DEAD LORD zeigten sich musikalischer denn je, die dritten großen Schweden, HORISONT, brillierten mit dem Weltraumgeorgel „Odyssey“ und auch unsere Hauptstädter KADAVAR wurden allerorten hochgelobt. Auf der anderen Seite stehen vielversprechende Neulinge, die genau deshalb vielversprechend sind, weil sie sich, anders als zum Beispiel aberhunderte von Metalcoretruppen, nicht stur an den jeweiligen Vorreitern orientieren, sondern bereits auf ihren Debüts deutliche eigene Duftmarken setzen. Neben den krautrockig-kauzigen WUCAN - dem Besten, was auf allen Ebenen in diesem Jahr aus Dresden zu hören war – gehören dazu unzweifelhaft die Berliner/in TRAVELIN JACK mit ihrer „New World“.
Textlich eröffnen Anführerin Spaceface (Gesang & Gitarre) und ihre Mannen dabei mit einer falschen Fährte, denn während „I need love, cause my heart is my shelter“ sich flehend liest, ist die Umsetzung ungleich fordernder ausgefallen. Diese Kombination in Summe mit dem Geschichtenerzähltalent der Band (siehe auch das die Robert Johnson Legende aufgreifende „Thunderbird“) weckt in der Theorie Erinnerungen an zeitloses amerikanisches Gigantentum wie „Livin‘ On A Prayer“ oder „Don’t Stop Believin‘“, ist in der Praxis jedoch eine wunderbar natürlich wirkende Mixtur aus angenehm krachig & ungezügelt klingendem 70er Sound gepaart mit der Sexyness des klassischen Glam a la SLADE oder THE SWEET. Die davon ausgehende Ansteckungsgefahr halten TRAVELIN JACK über die komplette Dreiviertelstunde konstant (sehr) hoch, befeuert von Steigerungsläufen und Ausbrüchen der Quasi-Live Extase (besonders offensichtlich: das Ende von „Child Of Misery“).
Im Unterschied zum Gros des Sammelsuriums junger Bands, die vorwiegend Einflüsse aus Zeiten vor ihrer Geburt aufgreifen, hat man deshalb bei TRAVELIN JACK nie den Eindruck, irgendjemand müsse in irgendeiner Form leiden. Stattdessen springt einem der Spaß an der Freude, den die Dame samt Herren beim Schreiben & Einspielen der „New World“ gehabt zu haben scheinen, ins Gesicht und lässt sich dort in Form eines breiten Grinsen nieder, das nach einem Durchlauf zur baldigen Wiederholung auffordert – und eine Menge Wiederholungen später noch genauso breit ist. Die im gleichnamigen Lied besungene Befreiung von den „Heavy Chains“ ist TRAVELIN JACK auf Anhieb gelungen, mit einer gleichermaßen geschlossenen wie vielfältigen Vorstellung, deren größter Knaller bisher noch nicht mal erwähnt wurde: das (mich) in Teilen an HEARTs „Barracuda“ erinnernde „Home“. Große Kunst, ich ziehe meinen Hut.
„We are TRAVELIN JACK and we bring, bring, bring the good times back!“
Yes, indeed.
Textlich eröffnen Anführerin Spaceface (Gesang & Gitarre) und ihre Mannen dabei mit einer falschen Fährte, denn während „I need love, cause my heart is my shelter“ sich flehend liest, ist die Umsetzung ungleich fordernder ausgefallen. Diese Kombination in Summe mit dem Geschichtenerzähltalent der Band (siehe auch das die Robert Johnson Legende aufgreifende „Thunderbird“) weckt in der Theorie Erinnerungen an zeitloses amerikanisches Gigantentum wie „Livin‘ On A Prayer“ oder „Don’t Stop Believin‘“, ist in der Praxis jedoch eine wunderbar natürlich wirkende Mixtur aus angenehm krachig & ungezügelt klingendem 70er Sound gepaart mit der Sexyness des klassischen Glam a la SLADE oder THE SWEET. Die davon ausgehende Ansteckungsgefahr halten TRAVELIN JACK über die komplette Dreiviertelstunde konstant (sehr) hoch, befeuert von Steigerungsläufen und Ausbrüchen der Quasi-Live Extase (besonders offensichtlich: das Ende von „Child Of Misery“).
Im Unterschied zum Gros des Sammelsuriums junger Bands, die vorwiegend Einflüsse aus Zeiten vor ihrer Geburt aufgreifen, hat man deshalb bei TRAVELIN JACK nie den Eindruck, irgendjemand müsse in irgendeiner Form leiden. Stattdessen springt einem der Spaß an der Freude, den die Dame samt Herren beim Schreiben & Einspielen der „New World“ gehabt zu haben scheinen, ins Gesicht und lässt sich dort in Form eines breiten Grinsen nieder, das nach einem Durchlauf zur baldigen Wiederholung auffordert – und eine Menge Wiederholungen später noch genauso breit ist. Die im gleichnamigen Lied besungene Befreiung von den „Heavy Chains“ ist TRAVELIN JACK auf Anhieb gelungen, mit einer gleichermaßen geschlossenen wie vielfältigen Vorstellung, deren größter Knaller bisher noch nicht mal erwähnt wurde: das (mich) in Teilen an HEARTs „Barracuda“ erinnernde „Home“. Große Kunst, ich ziehe meinen Hut.
„We are TRAVELIN JACK and we bring, bring, bring the good times back!“
Yes, indeed.
Im Fadenkreuz
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Matthias Salomon [ms]
Experte für das Gesamtwerk von Udo Dirkschneider.
Tim Serwatka [tse]
Experte für Alternatiefgekühltes und toxische Progtails
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.