Anomalie - Zurück Zum Singular

Anomalie - Zurück Zum Singular
Hardcore
erschienen am 06.10.2006 bei PXF Records
dauert 28:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Gefühlsverlust
2. Leere Menge
3. Untrennbar
4. Früher War Es Mal Einfach Allein Zu Sein
5. Hassliebe
6. Tunnelblick
7. Bislang Hatte Ich Es Mit Ignorieren Versucht
8. Die Angst Vor Der Angst
9. Seit Dem Tag
10. Wenn Kein Regen Mehr Fällt

Die Bloodchamber meint:

„Reden ist Silber, Schreien ist Gold“ ist nicht nur eine Textzeile aus „Zurück Zum Singular“, sondern auch das gesamte Motto der jungen Düsseldorfer Hardcore-Band ANOMALIE. Statt sich mit Klischees zu schmücken oder mit abgedroschenen Phrasen um sich zu werfen, besinnen sich die Westdeutschen auf das ursprünglichste Thema der Musik: die Liebe, hier besonders deren unangenehme Seiten. Nicht umsonst prangt auf dem Cover die bluttriefende Hand eines jungen Weibes; auf der Rückseite das Ergebnis der brutalen Metzelei – ein herausgerissenes Herz. Der arme Mann!
Plakative Bildsprache hin oder her, ANOMALIE bedienen sich während des extremen Gefühlsausbruchs ihrer Muttersprache, was positiv auffällt, und, wie das ganze musikalische Werk, etwas aus der Reihe tanzt.

Bevor hier noch jemand schneller Emo schreit als ich: Der vertrackte, emotionale Hardcore mit winzigen Metal-Einsprengseln hat sicher unüberhörbare Emo- und Screamo-Einflüsse, das Endergebnis hat mit eingängigen, weinerlichen Refrains und berechenbaren Songaufbauten sehr wenig zu tun. ANOMALIE versuchen, die Grenzen und Konventionen des Genres zu sprengen, anzuecken und zu verwirren. Das geschieht vor allem mit schwer nachvollziehbaren Songaufbauten, abrupten Wechseln zwischen heftigen Scream-Parts und chilligen Harmonien und einem relativ großen Repertoire an Gesangstechniken - Geschrei, Sprechgesang, männliche und weibliche Clean Vocals. Dadurch gelingt es der Band, eine große Bandbreite an Emotionen hörbar zu machen. Ein musikalisches Meisterwerk schaffen sie mit ihrem Labeldebüt jedoch nicht.

Beim spontanen Wutausbruch hat man scheinbar vergessen, wirklich fesselnde Kompositionen zu bauen. Die schnellen Wechsel zerstückeln die Songs, zu viele Stilelemente lassen eine durchgehende Linie vermissen. Die wohlwollende Muse für zündende Melodien und Riffs stand den Jungs bei „Zurück Zum Singular“ wohl auch nicht zur Seite. Während die Shouts ordentlich Gas geben, können die klaren Gesangsparts, sowohl von männlicher als auch weiblicher Seite, nur wenig überzeugen, sondern stiften noch mehr Verwirrung. Richtig gute Ansätze entdeckt man zuhauf, das etwas zu wild zusammengeschusterte Endergebnis kann leider nur teilweise überzeugen. Emotion, Kreativität und Energie sollten in dieser Art von Musik keinesfalls gebremst werden. Nur sollte man sie besser bündeln, um effektiver zu treffen.
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