Orphaned Land - Mabool - The Story Of The Three Sons Of Seven
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Birth Of The Three
2. Ocean Land
3. The Kiss Of Babylon
4. A'salk
5. Halo Dies
6. A Call To Awake
7. Building The Ark
8. Norra El Norra
9. The Calm Before The Flood
10. Mabool
11. The Strom Still Rages Inside
12. Rainbow
Die Bloodchamber meint:
Jetzt bin ich doch ein wenig überrascht - ORPHANED LAND gibts ja doch noch (oder wieder?)! Ich hatte die Band eigentlich bereits abgeschrieben - schließlich stammt die letzte Veröffentlichung der Israelis aus dem Jahr 1996. Aber mal abgesehen von der Tatsache, daß die lange Pause wohl nicht freiwillig war - israelischer Militärdienst dauert eben etwas länger - muß man der Band attestieren, daß sie es geschafft haben, zwölf Songs zu schreiben, die diese lange Auszeit wirklich rechtfertigen.
Ungewöhnlich war das, was man von ORPHANED LAND zu hören bekam, ja schon immer, aber diesmal sind sie regelrecht zu den vielzitierten neuen Ufern aufgebrochen. Die einschneidenste Neuerung ist dabei der Umbau des Grundgerüstes. Konnte man eben jenes auf den beiden Vorgängerplatten noch guten Gewissens als Death Metal bezeichnen, so kommt man inzwischen wohl nicht mehr umhin, fast schon klassischen (Hard) Rock als roten Faden des Löwenanteils der Stücke zu nennen. Einige Songs kommen gar komplett mit Akustikgitarre aus. Nur folgerichtig, daß auch der Anteil gegrowlter Vocals stark zurückgegangen ist und der latente ASPHYX-Einschlag, der noch die meisten der "El Norra Alila"-Songs auszeichnete, komplett in die Verbannung geschickt wurde. Stattdessen scheinen manchmal neuere AMORPHIS oder THERION (zu "Theli"-Zeiten) durchzuschimmern. Doch diese "Zitate" sind wohl hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, daß alle drei Bands sehr prägnante Melodien verarbeiten, die auch einer Folkband gut zu Gesicht stünden. Das bedeutet natürlich nicht, daß die Band sich komplett vom (Death) )Metal verabschiedet hat -die Gitarrenriffs sind mitunter noch immer reichlich heftig und auch die Doublebass wurde nicht komplett in die Ecke gestellt, aber trotzdem ist "Mabool" wesentlich ruhiger als der Vorgänger. Womit wir wieder bei den Melodien wären. Diese nämlich nutzen den durch den gesunkenen Aggressionsfaktor freigewordenen Raum, um sich ungehemmt zu entfalten und in letzter Konsequenz unauslöschlich im Ohr festzusaugen. Anderes dagegen ist noch immer ORPHANED LAND-typisch - der massive Gebrauch orientalischer Instrumente oder die arabisch gesungenen Passagen beispielsweise. Dazu kommen einzelne Parts, in denen mit Violine bzw. Cello gearbeitet wird und...Chöre. Und was für Chöre! Hier regieren große Melodien, die weder im Pathos noch im Kitsch erstickt werden.
Ein Wort noch zu den Texten, denn diese beschäftigen sich - für eine "dunkle" Band auch nicht gerade alltäglich - mit Religion im allgemeinen und dem Alten Testament im speziellen (und zwar ohne dabei Kübel voller Häme und Spott auszukippen oder endlose Haßtiraden vom Stapel zu lassen, was verschiedene Bands ja offenbar für eine völlig ausreichende Auseinandersetzung mit dieser oder jener Religion halten). Genauer gesagt, handelt es sich um Ausschnitte der Genesis beziehungsweise Gedichte eines gewissen Rabbi Shalom Shabazi.
Auch soundtechnisch gibt es absolut nichts zu verbessern. Jedes Instrument und jede Stimme bekommt exakt so viel Raum, wie es nötig ist.
Wirkliche Kritikpunkte haben sich mir bisher nicht offenbart, bemängeln ließen sich höchstens einige kleine Schönheitsfehler (wie das abrupte Break im Schlußteil von "The Kiss Of Babylon").
Anspieltipps erübrigen sich, da sich zum einen die Songs allesamt auf einen schier unfaßbar hohen Qualitätslevel befinden und man zum anderen die Platte als Ganzes hören sollte...und vor allem: Laßt Euch auf diese Platte ein und gebt den Songs Zeit! "Mabool" braucht drei, vier Durchläufe, um wirklich zu zünden und eignet sich daher ganz sicher nicht als Hintergrundbeschallung für die nächste Party. So gesehen ergeben sich Parallelen zu OPETH, auch wenn natürlich stiltechnische Welten zwischen den beiden Bands liegen. Bezogen auf die völlige Eigenständigkeit und die Tendenz zu heruntergeklappten Kinnladen bei der Hörerschaft sind die Israelis allerdings quasi die Zwillingsbrüder der Nordlichter. Und die gelungenen Wechsel zwischen heftigen Ausbrüchen und ruhigen, melancholischen Passagen haben sie auch gemeinsam.
Die Erstauflage enthält übrigens noch eine zweite CD, die einen knapp halbstündigen Ausschnitt aus einem Akustikset beinhaltet (unter anderem das auch in dieser Fassung einfach nur fantastische "The Beloved's Cry" vom Debüt sowie das PARADISE LOST-Cover "Mercy"), was die Gesamtspieldauer auf über neunzig Minuten bringt - zum Preis einer Einzel-CD...
Fazit: Eine wunderbare und vor allem sehr mutige Platte. Klar, ich hätte mich mit Sicherheit auch über "El Norra Alila II" wie ein Schneekönig gefreut, aber mit dem vorliegenden Werk haben sich ORPHANED LAND ein Denkmal gesetzt, wie es beeindruckender kaum sein könnte. Ich frage mich nur, wie sie das live umsetzen wollen...
Ungewöhnlich war das, was man von ORPHANED LAND zu hören bekam, ja schon immer, aber diesmal sind sie regelrecht zu den vielzitierten neuen Ufern aufgebrochen. Die einschneidenste Neuerung ist dabei der Umbau des Grundgerüstes. Konnte man eben jenes auf den beiden Vorgängerplatten noch guten Gewissens als Death Metal bezeichnen, so kommt man inzwischen wohl nicht mehr umhin, fast schon klassischen (Hard) Rock als roten Faden des Löwenanteils der Stücke zu nennen. Einige Songs kommen gar komplett mit Akustikgitarre aus. Nur folgerichtig, daß auch der Anteil gegrowlter Vocals stark zurückgegangen ist und der latente ASPHYX-Einschlag, der noch die meisten der "El Norra Alila"-Songs auszeichnete, komplett in die Verbannung geschickt wurde. Stattdessen scheinen manchmal neuere AMORPHIS oder THERION (zu "Theli"-Zeiten) durchzuschimmern. Doch diese "Zitate" sind wohl hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, daß alle drei Bands sehr prägnante Melodien verarbeiten, die auch einer Folkband gut zu Gesicht stünden. Das bedeutet natürlich nicht, daß die Band sich komplett vom (Death) )Metal verabschiedet hat -die Gitarrenriffs sind mitunter noch immer reichlich heftig und auch die Doublebass wurde nicht komplett in die Ecke gestellt, aber trotzdem ist "Mabool" wesentlich ruhiger als der Vorgänger. Womit wir wieder bei den Melodien wären. Diese nämlich nutzen den durch den gesunkenen Aggressionsfaktor freigewordenen Raum, um sich ungehemmt zu entfalten und in letzter Konsequenz unauslöschlich im Ohr festzusaugen. Anderes dagegen ist noch immer ORPHANED LAND-typisch - der massive Gebrauch orientalischer Instrumente oder die arabisch gesungenen Passagen beispielsweise. Dazu kommen einzelne Parts, in denen mit Violine bzw. Cello gearbeitet wird und...Chöre. Und was für Chöre! Hier regieren große Melodien, die weder im Pathos noch im Kitsch erstickt werden.
Ein Wort noch zu den Texten, denn diese beschäftigen sich - für eine "dunkle" Band auch nicht gerade alltäglich - mit Religion im allgemeinen und dem Alten Testament im speziellen (und zwar ohne dabei Kübel voller Häme und Spott auszukippen oder endlose Haßtiraden vom Stapel zu lassen, was verschiedene Bands ja offenbar für eine völlig ausreichende Auseinandersetzung mit dieser oder jener Religion halten). Genauer gesagt, handelt es sich um Ausschnitte der Genesis beziehungsweise Gedichte eines gewissen Rabbi Shalom Shabazi.
Auch soundtechnisch gibt es absolut nichts zu verbessern. Jedes Instrument und jede Stimme bekommt exakt so viel Raum, wie es nötig ist.
Wirkliche Kritikpunkte haben sich mir bisher nicht offenbart, bemängeln ließen sich höchstens einige kleine Schönheitsfehler (wie das abrupte Break im Schlußteil von "The Kiss Of Babylon").
Anspieltipps erübrigen sich, da sich zum einen die Songs allesamt auf einen schier unfaßbar hohen Qualitätslevel befinden und man zum anderen die Platte als Ganzes hören sollte...und vor allem: Laßt Euch auf diese Platte ein und gebt den Songs Zeit! "Mabool" braucht drei, vier Durchläufe, um wirklich zu zünden und eignet sich daher ganz sicher nicht als Hintergrundbeschallung für die nächste Party. So gesehen ergeben sich Parallelen zu OPETH, auch wenn natürlich stiltechnische Welten zwischen den beiden Bands liegen. Bezogen auf die völlige Eigenständigkeit und die Tendenz zu heruntergeklappten Kinnladen bei der Hörerschaft sind die Israelis allerdings quasi die Zwillingsbrüder der Nordlichter. Und die gelungenen Wechsel zwischen heftigen Ausbrüchen und ruhigen, melancholischen Passagen haben sie auch gemeinsam.
Die Erstauflage enthält übrigens noch eine zweite CD, die einen knapp halbstündigen Ausschnitt aus einem Akustikset beinhaltet (unter anderem das auch in dieser Fassung einfach nur fantastische "The Beloved's Cry" vom Debüt sowie das PARADISE LOST-Cover "Mercy"), was die Gesamtspieldauer auf über neunzig Minuten bringt - zum Preis einer Einzel-CD...
Fazit: Eine wunderbare und vor allem sehr mutige Platte. Klar, ich hätte mich mit Sicherheit auch über "El Norra Alila II" wie ein Schneekönig gefreut, aber mit dem vorliegenden Werk haben sich ORPHANED LAND ein Denkmal gesetzt, wie es beeindruckender kaum sein könnte. Ich frage mich nur, wie sie das live umsetzen wollen...