Lunacy - N.I.N.E.

Lunacy - N.I.N.E.
Progressive Metal / Metal
erschienen in 2004 als Eigenproduktion
dauert 52:14 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Walk
2. Injuries
3. But Country
4. Virulent Virtuality
5. Darkness
6. N.I.N.E.
7. Deep Hate
8. Scream
9. Looter of Corpses

Die Bloodchamber meint:

Wer kennt sie nicht: die alten JBO Platten, bei denen Blümchen Slayer singt, oder Pavarotti Sepultura imitiert. Nun kommen Lunacy daher und bieten uns Martin Kesici, der an Faith no More und Ozzy Ozbourne denkt - so heißt es jedenfalls auf dem Beipackzettel. Na wenn man da nicht neugierig wird, dann weiß ich's auch nicht! Das Schweizer Quintett besteht bereits seit 16 Jahren, hat aber in dieser Zeit einige Veränderungen erlebt (Mitgliederwechsel, Plattenfirma ging vor Aufnahmebeginn Pleite usw). Das Album N.I.N.E. ist nun die inzwischen fünfte Auskopplung der Band und soll auf der Suche nach einem neuen Label helfen - und wer da nicht zuschlägt, der hat wirklich was verpasst!
Das vorliegende Album ist nicht nur, wie Gitarrist Rene selbst sagt Fett - Laut - Hart - Krank und Strange, sondern auch sensationell gut geworden! Okay, ich gebe zu: für Freunde eines gesunden Metalquickies ist N.I.N.E. nicht gerade richtig, denn ein längeres Reinhören ist schon nötig. Deshalb fällt es auch schwer, die Musik irgendwo einzuordnen. Anhänger progressiven Metals dürften sich hier angesprochen fühlen, aber auch Power, Thrash, Death Metal und rockige Parts finden immer wieder ihren Platz. Man will nunmal nicht in irgendeiner Schublade landen, weshalb das Album auch sehr abwechslungsreich geworden ist.
Sehr viel Wert wird daher auf den Gesang gelegt, der eben all diese Sparten erfüllen muss. Ob melodiösen Gesang, wie bei der traumhaften Ballade "Darkness", oder thrashigen Shouts wie beim Titelsong "N.I.N.E.". Zustimmen kann ich der Zeile also nicht, dass hier Martin Kesici Faith no More singt... im Gegenteil! Ich denke nicht, dass Kesici eine so facettenreiche Stimme wie Sänger Bozsik hat und so perfekt alle Bereiche abdeckt. Junge, hättest du doch nur bei Star Search mitgemacht!! Aber auch alle anderen Mitglieder der Band spielen ihren Part absolut professionell runter. Fette Drums (Ribi), absolut genialer Gitarrensound (Rene) und vor allem die Synthies von Keyboarder Tom schaffen eine traumhafte Atmosphäre. Dazu muss erwähnt werden, dass die Produktion (Woodhouse Studios / Hagen) wirklich mehr als gelungen ist!
Theoretisch hätte man das Album glatt als Sampler verkaufen können, denn für jeden Metalgeschmack ist hier etwas dabei! Da kommen ruhigere Stücke daher, wie "But Country" und das an Aerosmith erinnernde "Darkness". Der Opener "Walk" beispielsweise, wirkt wie ein aus den oben genannten Metalstilen zusammengefügtes Mosaik und bietet von allem etwas (kleiner Kritikpunkt am Rande: am Schluß von "Walk" wird das ein wenig übertrieben, denn dieser fröhliche Part passt nicht in den Rest des Songs). Das folgende "Injuries" beginnt mit einem etwas schnulzigen, fast hymnenartigen Solo-Gesang, wird aber später wieder härter und weiß mit einem super Refrain zu gefallen. Durchaus positiv ist dabei zu erwähnen, dass die Songs oft sehr lange sind und totalen Abwechslungsreichtum bieten. Das Songwriting ist absolut genial geworden und lässt den Hörer immer wieder vor Überraschung aufhorchen. "N.I.N.E" ist wie schon erwähnt der härteste Song auf der Scheibe und lässt sich eher so im Bereich Death/Thrash einordnen. Auch die übrigen Songs brauchen sich nicht zu verstecken und wissen immer wieder auf ihre eigene Art und Weise zu gefallen. Jeder Song bildet für sich eine neue Besonderheit, was dem Gesamtwerk einfach das Prädikat eines kompositorischen Meisterwerks verleiht! Zwar dauert es bei dem einen oder anderen Song (z.B. "Scream") etwas länger, bis man sich eingehört hat, aber auch dann, weiß dieser zu gefallen.
Für jeden Metal Freund ist auf "N.I.N.E." etwas dabei, allerdings muss man auch eine Menge Zeit investieren und sich mit abwechslungsreicher Musik anfreunden können. Dieses Problem ist vielleicht auch der Grund, warum sich noch kein Label gefunden hat. Wenn man sich aber mal manche Sachen ansieht, die da im Plattenregal stehen und eigentlich besser als Tontaube dienen könnten, oder als neues Mega-Nippel-Piercing für Janet Jackson, dann kann man eigentlich als Lunacy Fan nur weinen und schreien: Gebt diesen Jungs einen Vertrag! Denn sie haben es mehr als verdient!
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