Han Jin Oakland - I Will Kill You

Han Jin Oakland - I Will Kill You
Heavy Metal
erschienen in 2004 als Eigenproduktion
dauert 69:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Will Kill You
2. The Devout People
3. The Very Last Breath
4. Don't Blow Your Life Away
5. Swear
6. Love's Gone Forever
7. Show Me Heaven
8. Live Wire
9. Children Of The Damned
10. Love
11. Suicide Girl
12. Black Soul
13. Real Life

Die Bloodchamber meint:

Man sollte folgendes wissen: Wenn wir Redakteure eine Promo bekommen, ist dies meist eine Pappschachtel mit einem Stück Papier (der oft zitierte Promobeipackzettel) und das war es. Dementsprechend überrascht war ich, als ich von der Underground-Band Han Jin Oakland eine DVD-Hülle mit hochwertigem Booklet aus dem Postumschlag zog. Seit diesem Moment hat mich die CD mit fast siebzig Minuten Klangkunst in den Bann gezogen. Allerdings, alles der Reihe nach: Anfänglich war ich vom Opener, „I will kill You“, gar nicht überzeugt. Zwar erinnert mich persönlich der Song vom Riffing her ziemlich an Metallica und deren aggressiveren Songs, allerdings wurden gelegentlich per Keyboard Orchestra Hits eingefügt. Zwar kommen diese Hits nicht oft vor, trotzdem musste ich mir den Song mehrfach anhören, um mit dem Effekt warm zu werden. Hat man das aber geschafft, reißt einen der aggressive Chorus, ein geiles Solo und die generelle düstere Atmosphäre des Songs, verstärkt durch einen ruhigen Akustikgitarrenpart, absolut in den Bann. Besonders wirksam ist die raue und bösartige, aber nicht aufgesetzt wirkende Stimme von Christoph Pelzer, welche sehr eigenständig ist – ich möchte mir hier Vergleiche mit Szenegrößen ersparen. Nach dem starken ersten Song wird die düstere Grundhaltung beibehalten und mit „The devout People“ ein schnellerer Track mit Streicher(effekten), Sprechpassage und allem, was es braucht, um einen aggressiven atmosphärischen Song zu gestalten, aufgefahren. Leider wirkt der Song im Vergleich zu „I will kill you“ etwas zu hektisch, einen Song, der einen Tick langsamer wäre, hätte ich als zweiten Song angebrachter gefunden. Allerdings kommt danach ein Song, für den 99% aller anderen Undergroundkapellen und noch ein großer Teil der alteingesessenen Hasen töten würden: „The very last breath“, der mit Abstand geilste Song den ich bislang im Undergroundbereich hören konnte. Besonders dominant ist hier der von Streichern getragene Gesang von Herrn Pelzer, aber dass gesamte Arrangement und die anderen Instrumente setzen sich so perfekt in das Gefüge zusammen – Chapeau! Alleine mit diesem Song sollte Han Jin Oakland einen Plattendeal einfahren. Textlich erinnert der Song ein wenig an Metallicas „One“, es geht um eine Person die unbeweglich sich absolut unnütz vorkommt. Das der nachfolgende Song, „Don’t blow your life away“, nicht mithalten könnte, war mir klar. Bis ich eines besseren belehrt wurde, denn komischerweise trifft der Song atmosphärisch genau den Nagel auf den Kopf, nicht zu schnell, mit geilem Gitarrenriff und Solo, superben, abwechslungsreichen Drums – hach, in so Songs könnte ich mich reinsetzen. Wenn alle Promos, die ich bekommen habe, bislang diese Qualität gehabt hätten, wäre ich sicherlich noch nicht aus dem Schreiben rausgekommen, denn eine solche Platte verdient es, gehörig ausbaldowert zu werden. „Swear“, der fünfte Song auf der Platte, ist der abwechslungsreichte Song der Platte – gehörig viele Tempowechsel, ein toller Basslauf, Herr Pelzer in erneuter Höchstform. „Love’s gone forever“ wartet mit einem catchy Refrain auf, fällt aber im Vergleich zu den vorherigen Songs in den Strophen doch etwas hinten runter. Aber immer wenn’s scheinbar mit einer guten Promo bergab geht, macht mir Herr Jungen mit seinem Songwriting einen Strich durch die Rechnung: „Show me Heaven“ ist die zweite Ballade des Albums und genauso stimmungsfördernd wie der dritte Song des Albums. Nur, dass es diesmal textlich bedeutend freundlicher zugeht und hier ein Klavier zum Einsatz kommt – es mag komisch klingen, aber genau diese Passage erinnert mich an Marc Cohn (Walking in Memphis) und ist wunderschön komponiert – da möchte man am liebsten seine Herzensdame (oder Herzbuben) in den Arm nehmen und drücken. Beim nachfolgenden „Live Wire“, das sich wieder nahtlos ins Grundschema der CD einfügt, mag ich diesmal nur die Produktion des Gesangs bemeckern – dieser ist hier eindeutig zu sehr in den Hintergrund produziert worden. Ich habe mir sagen lassen dass dies ein AC/DC Cover ist. Sorry, ich höre kein AC/DC, aber wenn die mehr wie HJO klingen würden, würde ich die vielleicht hören. „Children of the Damned“ ist ein Antikriegssong (zuviel von Black Sabbath genascht?!) mit vielen schönen Passagen und einem besonders gelungenen Chorus (ich wiederhole mich...) – danach folgt der letzte reguläre Song der Platte mit dem einfachen Titel „Love“. Hier ist mir Herr Pelzer etwas zu gefühllos im Gesang, etwas langsamer und einfühlsamer hätte dem Song sicher nicht schlecht gestanden, aber letztendlich ist immer der Musiker derjenige, der am besten weiß wie sein Song aussehen soll.

Warum Regulär? Nun ja, es folgen noch drei Songs (Suicide Girl / Black Soul / Real Life), welche ganz alte Aufnahmen repräsentieren. Diese sind „nett“, können aber natürlich nicht mit dem neuen Songmaterial und dessen Produktion mithalten.

Fazit: 10 Punkte. Und wenn dieses Album der Band nicht schleunigst zu einem Plattendeal verhilft, dann ist mein restlicher minimaler Glaube an die Plattenindustrie im Keim erdrückt worden. Alle Musikfans – Hallo?! 3 Euro?!?! Wer da nicht zuschlägt ist scheintot!
Und wo fragt ihr? Na hier!

HAN JIN OAKLAND
Christoph Jungen
Im Strasser Feld 39
D-52134 Herzogenrath
HanJinOakland@aol.com
www.hanjinoakland.com
-