Sänger Kaj über den Göteborg-Fluch


Interview mit The Wake
Melodic Death Metal aus Finnland
Bereits beim Release ihres Erstlingswerks konnten THE WAKE mit ihrem spritzigen Melodic Death begeistern und auch mit ihrem Zweitwerk dürften sie trotz leicht geändertem Sound die Matten ebenfalls in Scharen zum Kreisen bringen. Grund genug, dem zwei Jahre alten Interview ein Update zu geben und Sänger Kaj auf den aktuellen Sound anzusprechen

Hallo zusammen. Zu Beginn gleich mal eine ernste Frage bevor der Spaß beginnt: Innerhalb der letzten Woche, wie viel Alkohol getrunken, wie viele Mädels flachgelegt und wie viele Hotelzimmer habt ihr zerlegt?

Hallo. Eigentlich war ich die ganze letzte Woche ziemlich nüchtern und mit einer Frau war ich auch nicht mehr zusammen, seitdem ich von meiner Freundin weg bin. Es geht einfach alles den Bach runter...

Wer hatte denn die Idee, das zweite Album “Death-A-Holic” zu nennen?

Zunächst war das nur ein Songtitel, aber als wir nach einem Namen für das Album suchten, kam irgendwann diese Idee und wir fanden, dass es perfekt zum ganzen Thema des Albums passt.

Das erste, was einem beim Hören eurer neuen CD auffällt sind die Vocals. Was zum Teufel haben die mit dir gemacht bzw. was hast du getrunken, um diese kranke Stimme zu bekommen?

Ich habe mich entschieden, einen komplett anderen Stil als beim ersten Album auszuprobieren. Dieses Mal sind die Vocals viel aggressiver und ich nutze viel mehr meine eigene Stimme und schreie viel lauter. Ich denke, dass sie großartig zu unserer Musik passen und ich mag sie sehr.

Oftmals hatte ich das Gefühl, deine Lungen würden jederzeit herausplatzen. Wie kriegst du es hin, deine Stimme über längere Zeit so rau und kratzig klingen zu lassen ohne sie ganz zu verlieren? Kannst du das auch bei einer einstündigen Show durchhalten?

Eigentlich ist das gar nicht so schwer, wie man denkt. Man muss nur ziemlich oft üben, um Hals und Rachen in Form zu halten. Eine Stunde Show ist gar kein Problem.

Ein weiteres neues Element in eurer Musik ist der aggressivere und weniger melodische Touch. Gab es dafür irgendwelche Gründe? Wolltet ihr, dass mehr Leute bangen anstatt zu tanzen?

Ich denke, das kam einfach von selbst. Wir haben es nicht geplant, unsere Musik zu verändern, aber all die neuen Stücke sind einfach aggressiver und ein kleines bisschen weniger melodisch geworden. Deshalb denke ich, das war ein ganz natürlicher Schritt für uns. Es ist nie verkehrt, die Leute zum bangen zu bringen und genau das wird das neue Album machen.

Wenn ihr neue Songs schreibt, wie schwierig ist es da, den richtigen Rhythmus, die richtige Melodie und die richtigen Soli zu finden? Ich meine, wie lange dauert es, 10 neue Songs zu schreiben, die euch alle zufrieden stellen?

Natürlich ist das ziemlich schwer, aber wir haben uns da eine bestimmte Methode angeeignet. Sakari und Jani schreiben die meisten Riffs zu Hause und bringen sie zu den Proben mit. Dort beginnen wir damit, einen ganzen Song daraus zu basteln. Wellu macht dann die Schlagzeug-Parts und ich steuere die Texte bei. Wir bringen uns also alle ins Songwriting mit ein. Deshalb gibt es auch kaum Streit dabei.

Mein persönlicher Lieblingssong auf dem neuen Album ist definitiv “One More Day”, weil es ein Song mit zwei unterschiedlichen Parts is, die aber trotzdem perfekt zusammen passen. Welches Stück magst du am liebsten?

Eigentlich ist “One More Day” auch einer meiner Favoriten. Ich mag alle Songs, aber wenn ich wählen müsste, dann würde ich mich für OMD oder „The Elbow Of Zeus“ entscheiden.

Euer Label Spinefarm ist eines der größten skandinavischen Plattenfirmen und veröffentlicht über das ganze Jahr viele ähnlich klingende Melodic Death Alben. Wie schafft es, eine junge Band wie die eurige, zwischen all den Bands nicht verloren zu gehen?

Nun, um ehrlich zu sein, gehen wir tatsächlich unter. Da gibt es so viele Bands und es ist sehr schwierig, Aufmerksamkeit zu erregen. Aber es gibt genügend positive Aspekte, wenn man bei einem solch großen Label ist. Ich kann mich also nicht beschweren.

Nachdem ich das Review zu “Death-A-Holic” geschrieben habe, hab ich zum Vergleich auch einige andere Reviews von anderen Web-Zines gelesen. Abseits meiner Meinung haben viele der Kritiker euch als einen weiteren, unwichtigen Göteborg-Klon gesehen. Wie geht ihr mit dieser Kritik um?

Einige Kritiker mögen das Album sehr. Wir haben sehr viele Wertungen um die 9/10 und so bekommen, aber dann gibt es auch eine andere Seite, die das Album gar nicht mag. Es scheint fast so, dass das Wort „Göteborg“ eine Art Schimpfwort für einige Leute geworden ist. Natürlich gibt es sehr viele Bands, die diesen Musikstil spielen, aber man sollte eine Band nicht vorverurteilen, nur weil sie in diesem Genre aktiv ist. Das ist meiner Meinung nach unprofessionelles Verhalten.

Da wir gerade dabei sind, wie sehr interessieren dich Kritiken im Allgemeinen? Wenn du ein fremdsprachiges Review (zum Beispiel in deutsch) siehst, versuchst du dann, es zu übersetzen oder schaust du nur auf die Gesamtwertung?

Ich lese die Reviews von Zeit zu Zeit. Wenn es in einer Fremdsprache geschrieben ist, dann schaue ich mir meistens nur die Wertung an, aber manchmal übersetze ich es auch ins Englische. Ich kenne zum Beispiel das deutsche Wort „geil“...

Die Tatsache, dass ihr mich bereits einige Zeit kontaktiert habt, bevor ich eine Promo in den Händen hielt, deutet darauf hin, dass ihr mehr als andere Bands um eure Promotion bemüht seid. Mit einem Label in der Hinterhand könntet ihr ja auch denen die Arbeit überlassen. Wie wichtig ist Promotion für euch generell und speziell in Hinsicht auf das Internet? Glaubst du, dass Online-Magazine irgendwann die Print-Zines erwetzen werden?

Ja, wir haben ein sehr großes Label und genau deswegen müssen wir uns auch zusätzlich selbst promoten. Ich glaube, dass das Internet mittlerweile eine großartige Plattform für die Promotion darstellt. Aber Online-Magazine werden meiner Meinung nach die Zeitschriften nie ersetzen, obwohl sie immer mächtiger werden.

Gibt es eine kleine Chance, euch nächstes Jahr auf einer deutschen Bühne zu sehen?

Ja, das wäre durchaus möglich und ich hoffe es auch, aber das wird sich erst noch zeigen…

Zuletzt noch ein paar nicht ganz so ernstgemeinte Fragen:
Wenn du einen aussuchen müsstest, welchen aktuellen Pop-Song würdest du gern covern?


September-Satellites

Was würdest du machen, wenn du (eventuell durch einen Unfall) plötzlich taub werden würdest?

Dann könnte ich nichts mehr hören :-)

In der Öffentlichkeit sieht man uns Metal-Fans ja gern als eine Horde böser, unrasierter und alkoholkonsumierender Asozialer. Könntest du uns vielleicht ein Ereignis nennen, welches das Gegenteil beweist?

Da gibt es keinen Gegenbeweis. Dieses Image stimmt einfach.

Danke für das Interview. Zum Schluss ist noch ein wenig Platz für deine abschließenden Worte an unsere Leser:

Ich hoffe, dass wir uns irgendwann auf Tour treffen werden. Deutschland ist ein cooles Land.
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