Der kleine böse Mann im Hinterkopf


Interview mit Echoes Of Devastation
Modern Melodic Death Metal aus Deutschland - Munster
Interview mit Florian Dübbelde (v.) von ECHOES OF DEVASTATION am 13.01.2008 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Björn: Ihr hießt früher KOBOLD und habt euch dann umbenannt. Fass doch bitte mal die Bandgeschichte in bisschen zusammen!

Florian:
Die Band wurde vor ca. elf Jahren unter dem Namen KOBOLD gegründet; von den Gründungsmitgliedern ist aber nur noch Simon an der Gitarre dabei. Zu dem Namen KOBOLD gibt es eine lustige Geschichte: Beim damaligen Schlagzeuger Olli gab es jemandem auf der Schule, der ein bisschen komisch aussah und dadurch den Spitznamen Kobold hatte. Und als die Jungs anfingen Musik zu machen, hatten sie sich gedacht, dass das ein cooler Bandname wäre. Das war nicht richtig überlegt, und so ist der Name dann entstanden. Im Studio zu den Aufnahmen zu „My Cold Reign“ haben wir uns dann entschieden uns umzubenennen, weil KOBOLD ein schwieriger Name ist, und wir dauernd mit irgendwelchen Black Metal Bands verwechselt worden sind. Und mit der einen oder anderen Kiste Bier kamen wir dann auf den Namen ECHOES OF DEVASTATION.

Du hast „My Cold Reign“ ja schon angesprochen. Wie und wo habt ihr aufgenommen und wie sind die Songs entstanden? Gibt es da einen Hauptsongwriter; oder entstehen die Songs durch Jammen im Proberaum?

Einen Hauptsongwriter gibt es bei uns gar nicht. Wir haben 4,5 Songwriter bei uns in der Band. Philipp, Simon, Christian und Jojo sind die vier und das halbe Ding bin halt ich, da ich kein Instrument spiele und nur mit dem arbeiten kann, was die Jungs mir vorlegen. Irgendwann kommt mal jemand mit einer neuen Idee in den Proberaum; und dann probieren wir das aus. Die Songs entstehen eher aus der Situation heraus, als das sie konstruiert sind.

Wie lange habt ihr ungefähr an den Songs gearbeitet?

Ein Jahr, wir waren ungefähr ein Jahr nach der KOBOLD „Redemption Refused“ Scheibe mit „My Cold Reign“ im Studio. Als wir die Aufnahmen zu „Redemption Refused“ abgeschlossen hatten, stand eigentlich noch kein Song von „My Cold Reign“.

Ihr hattet ja Probleme das Album zu veröffentlichen. Ist es mittlerweile veröffentlicht oder was hält euch noch davon ab?

Es ist veröffentlicht. Wir hatten nur für die KOBOLD Sachen, wovon die „Redemption Refused“ Scheibe auch professionell aufgenommen ist, sehr viel Geld investiert und hatten dann Schwierigkeiten, es an die Labels zu bringen, weil wir es schon selbst veröffentlicht hatten. Diesmal wollten wir erst versuchen einen Vertrag zu bekommen, bevor wir das Material veröffentlichen. Wir hatten das eine oder andere Angebot, aber sind z.B. nach der Zusage wieder fallen gelassen worden. Und nach fast einem Jahr haben wir uns dann entschlossen, es doch selbst herauszubringen. Es ist jetzt seit dem 31.10.2008 für 8€ über uns erhältlich.

Kannst du deine Texte irgendwie zusammenfassen? Hast du die typischen Death Metal Texte, oder von was lässt du dich inspirieren?

Wir haben uns auch diesmal aus Kostengründen dazu entschlossen, die Texte nicht im Booklet abzudrucken. Aber die Texte selbst lassen sich eigentlich ganz schnell zusammenfassen. Es geht immer um den kleinen bösen Mann im Hinterkopf. Mit dem kleinen bösen Mann meine ich das Unterbewusstsein. Man kann sich nie sicher sein, ob man seine Gedanken selbst fasst oder ob die von irgendwem anders schon vorgegeben worden sind. Es dreht sich darum, ob man im Inneren noch eine zweite Person hat, mit der man interagiert oder die einen steuert. Das sind nicht die typischen Death Metal Texte, aber das Thema taucht auch bei anderen Bands mal auf.

Was haltet ihr rückblickend von dem Album?

Wir sind sehr zufrieden damit und haben sehr gute Kritiken bekommen. Auch die Käufer der CD sind sehr zufrieden und live kommen wir auch immer gut an. Obwohl die Songs nicht ganz einfach sind, sind sie livefähig, auch wenn man die Band nicht kennt. Man kann zügig drauf eingehen und sich dazu bewegen. Sie werden oft als Bang-Mucke beschrieben. Und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, und auch die Zusammenarbeit mit dem Jörg Uken im Soundlodge Studio war wieder sehr angenehm.

Wie weit seit ihr denn mit neuem Material? Das alte ist ja auch schon ein Jahr alt.

Das darf man eigentlich gar nicht erzählen. Die „My Cold Reign“ ist ja eigentlich schon im August 2007 fertig geworden, und wir haben nur so lange gebraucht, sie selbst zu veröffentlichen. Wir haben uns zwar neben den Auftritten auch mit dem Songwriting beschäftigt, sind aber noch nicht soweit, dass wir wieder ins Studio gehen könnten, um eine neue Scheibe aufzunehmen. Wir haben so vier oder fünf Songs, die zu 95% fertig sind.

Du hast das Thema Live eben schon angesprochen: Spielt ihr live nur ECHOES OF DEVASTATION Material oder auch ältere Sachen?

Das können wir uns gar nicht erlauben. Da es die Band ja auch schon seit elf Jahren gibt, können wir nicht einfach sagen, dass wir die KOBOLD Geschichte von uns abtrennen würden. Außerdem ist die Musik von ECHOES OF DEVASTATION ja genau die gleiche, die wir auch mit KOBOLD gemacht haben. Es hat sich nur der Name geändert. Und deshalb spielen wir auch noch die KOBOLD-Sachen und die Leute, die uns kennen, wollen die auch hören, und uns macht es auch noch viel Spaß, die zu spielen.

Was ist bei euch live in nächster Zeit geplant, einzelne Gigs, oder wollt ihr auch mal versuchen eine kleine Tour zu machen?

Das ist ein sehr großer planerischer Aufwand bei uns, da wir alle voll berufstätig sind. Wir haben natürlich schon mal darüber gesprochen eine Tour von ein oder zwei Wochen zu machen und hätten auch Lust dazu, aber geplant ist momentan noch nichts. Ein paar kleine Gigs sind gerade in der Diskussion, bestätigt ist aber noch nichts.

Ihr kommt aus Munster in Niedersachsen, nicht zu verwechseln mit Münster in Nordrhein-Westfalen. Inwieweit beeinflusst euch eure Heimatstadt?

Munster ist ja nun nicht so groß. Da sind ja locker schon mal 10.000 Soldaten stationiert.

Für Bands wie BOLT THROWER oder HAIL OF BULLETS wäre es ja der Traum aus so einer Stadt zu kommen.

Die würden sich hier richtig wohlfühlen. Wir haben es sehr oft, dass die Artillerie hier schießt und im Haus die Scheiben wackeln oder man auf der Terrasse von dem Sound einer 55 mm Granate überrascht wird. Da muss man sich halt erstmal dran gewöhnen.
Ansonsten hat unsere direkte Umgebung musikalisch kaum Einfluss auf uns. Das einzig Positive ist aber, dass die Stadt Munster uns aus kulturellen Gründen einen großen, voll beheizten Proberaum mit sanitären Anlagen umsonst zur Verfügung stellt. Das ist wirklich Gold wert, andere Bands wissen, wovon ich rede.

Munster ist ja nun aber auch tiefste Provinz und viele Bands aus der Provinz zerbrechen ja daran, dass immer mal wieder ein Bandmitglied wegzieht. Ist das bei euch nicht so, oder findet ihr immer wieder Ersatz?

Das Problem hatten wir jetzt auch, nach der Aufnahme von „Redemption Refused“ hatten wir uns einvernehmlich von unserem Schlagzeuger getrennt, und gleichzeitig ist dann auch der Bassist ausgestiegen, weil der Jura in Hildesheim studieren wollte. Aber wir haben eigentlich sofort adäquaten Ersatz gefunden und das Problem droht auch Bands in Großstädten, dass ein Bandmitglied woanders arbeiten geht. Das ist gar nicht mal standortbezogen.

Dann darfst du dir zum Abschluss des Interviews noch ein Lied einer anderen Band wünschen.

Das ist super unfair. Ähm....

Irgendwer mit dem ihr befreundet seid?

Das ist natürlich auch eine feine Sache. Das ist aber schwer. Da möchte ich ganz vielen Leuten einen Gefallen tun. Spontan fallen mir da DAMNATION DEFACED ein. Die hatten den CD-Release Termin mit uns, und haben auch auf der CD-Release Party gespielt, und es hat leider nicht geklappt, ihre Scheibe pünktlich herauszubringen. Von denen würde ich mir den Song „Blade upon your throat“ wünschen.
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