Paul Speckmann und die Serienmörder


Interview mit Morphosys
Death Metal aus Deutschland - Regensburg
Seit knapp neun Jahren existieren MORPHOSYS, die ein Bastard aus Death-/Black- und Thrash Metal zocken. Mit „A Face Of Leather“ haben sie nun ihr, mittlerweile drittes Album auf den Markt gebracht und machen damit keine Gefangenen. Durchweg gute Kritiken in der Szene konnten die Regensburger dafür einheimsen. Grund genug für Bloodchamber, mal wieder ein Interview mit Sänger Chris Caravello durchzuführen, um ihm ein paar Fakten rauszukitzeln.

Moinsen Chris! Ich kann zu "A Face Of Leather" nur gratulieren. Ist wirklich gut gelungen und kein Schritt zurück. Erstmal die obligatorische Frage: Wie sind die bisherigen Reaktionen auf das Album?


Bisher durchgehend positiv. Vor allem live kommt das neue Material sehr gut an.

Dass Ihr den Death Metal Stiefel nicht 100%ig durchzieht, sondern immer wieder Elemente des Thrash-, Black und Heavy Metal einbaut, ist bekannt seit eh und je. Mir fällt auf Euerm neuen Album auf, dass die Thrash-Schlagseite doch größer, als auf den beiden Vorgänger-Alben ist. Ist das pure Absicht oder eher Zufall?

Ist eher Zufall, wir setzen uns beim Songwriting keine Limits. Ich persönlich finde eh, dass Death und Trash teilweise sehr nahe beieinander liegen.

Mal zu Euren Texten. Ein Konzept kann man ja nicht wirklich erkennen. Ihr habt Gore/Splatter, Antichristliches oder auch mal sowas wie Nekrophilie zum Thema. Steht zuerst die Musik und dann kommen die Texte, die zur Musik passen oder wie handhabt Ihr das? Und wie kommt Ihr z.B. ausgerechnet auf Ed Gein beim Titeltrack?

Es ist unterschiedlich, mal steht zuerst ein Riff und dann entsteht der Text oder andersrum. Ed Gein war ja der wohl bekannteste Serienmörder aller Zeiten und diente als Vorlage für viele Horrorfiguren wie z.B. Leatherface oder Hannibal Lector. Von daher wurde es Zeit, mal einen Song über ihn zumachen. Der Text muss natürlich zur Musik passen,
z.B. „Buried In Your Own Blood“ ist ja ein sehr schleppender Song, von daher auch das Beerdigungsthema. Die meisten Texte sind kleine Splatter- bzw. Horrorstorys, von Horrorfans für Horrorfans :-). Leatherface kommt allerdings öfter in den Texten vor bzw. Texte handeln sich um diese Figur, wenn wir alle auf ein Album packen würden, hätten wir tatsächlich ein Konzeptalbum.


Und was spricht gegen ein solches Konzeptalbum?
Aber widersprechen möchte ich Dir dennoch, denn als bekanntesten Serienmörder aller Seiten, würde ich Ed Gein nicht bezeichnen. Da kennt man Jeffrey Dahmer mit 17 oder Ted Bundy mit 28 nachgewiesenen Morden doch schon eher.
Wenn Ihr z.B. Leatherface zum Thema habt; könnte man ja auch über Leute, wie Dahmer, Tschikatilo, Dennis Nilsen, Berkowitz, Ted Bundy oder Karl Denke schreiben, die ja teilweise nicht minder brutal und derbe waren. Für ein Konzeptalbum wäre also genug Material da.


Ed Gein wurde ja in den Siebzigern sehr bekannt aber ich gebe Dir Recht, es gibt viele "Superstars" unter den Serienmördern. Ein Song auf unserer Blutmondscheibe handelte von Anatolij Onoprijenko.
Den Gedanken hatte ich auch schon, ein Konzeptalbum von den Texten her über Serienmörder zu schreiben, aber das engt dann doch sehr ein, auf so einem Album wäre dann kein Platz für Songs wie „Verzweiflung“ oder z.B. „Todesengel“.

Paul Speckmann ist ja ein Urgestein des Death Metal. Auf „Necromaniac“ teilt Ihr beide Euch den Gesang. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit Paule? Und hat er sich den Song ausgesucht? Wieviele Flaschen Afri-Cola und Jack Daniels, die Mischung, die er am liebsten hat, musstet Ihr ihm kaufen? ;)

Wir haben auf unserer Chopping-Tour einen Gig mit MASTER gespielt und Paul einfach gefragt, ob er Lust hätte auf unserem neuen Album zu singen.
Der Song „Necromaniac“ ist ja ein bisschen im Style von MASTER und passt einfach perfekt zu Paul. Da ihm unsere Musik gut gefällt und wir mittlerweile gute Freunde geworden sind, hat er zugesagt. Es ist eine große Ehre für uns eine Legende wie Paul auf dem Album zu haben, wir sind ja alle große Fans der Band.
Wir sind ja öfter über Facebook in Kontakt und wir hoffen in dem Jahr wieder mal mit MASTER spielen zu können.

Na, ob das klappt, bleibt abzuwarten. MASTER sind ja derzeit tot und existieren wohl erst wieder, wenn Paul neue Bandmitglieder gefunden hat. Aber das ist ja nur eine Frage der Zeit.
Nochmal zurück zu „A Face Of Leather“. Mir fiel auch schon bei „The Chopping Block“ auf, dass Ihr manchmal ansatzweise nach DEBAUCHERY klingt. Würdet Ihr jemals auf den Gedanken kommen, Rock a la AC/DC oder KISS in Verbindung mit Death Metal-Growls zu spielen? Anfangs fand ich das ja noch witzig, aber DEBAUCHERY reizen mir das zu sehr aus. Und man hat es ja damals bei GOREFEST erlebt, wie so was in die Hose gehen kann.


Solche Einflüsse sind z.B.. beim Song „Fleischeslust“ auf „The Chopping Block“ vorhanden, der Mittelteil könnte fast von KROKUS stammen.
Aber wir wollen es damit auch nicht übertreiben, die Haupteinflüsse sind bei uns Thrash, Death und Black Metal und so wird es auch bleiben.
Allerdings würde ich gerne mal „War Machine“ von KISS covern, ich hoffe die Jungs mal davon überzeugen zu können *g


Wundert mich sowieso irgendwie, dass Ihr bisher nichts von KISS gecovert habt, weil ja nun bekannt ist, dass Du ein großer Fan dieser Band bist. Ich lass mich mal überraschen.
Im letzten Interview hast Du Dich ja geoutet, dass Du gerne ABBA hörst. Nun liegt der Eurovision Song Contest vor uns, durch den ABBA ja auch bekannt wurden. Verfolgst Du sowas? Und was hältst Du von Lena Meyer-Landruth?


Nein, den Grand Prix verfolge ich nicht. Zu Lena: „Satellite“ war ein lustiger Song, mehr kann ich zu ihr nicht sagen, weil ich sonst nichts von ihr mitbekommen habe.

Ach, der Song „Taken By A Stranger“ ist gar nicht mal schlecht. Erinnert gar ein bisserl an THE CURE. Okay, Themawechsel.
Man kann MORPHOSYS öfter bei Einzelkonzerten oder kleineren Festivals sehen. Warum nicht auf solchen Festivals wie Party.San, Barther Metal Open Air, Walpurgis Metal Days und wie sie nicht alle heißen. Kein Interesse, oder hat es sich einfach nie ergeben?


Beim Walpurgis Metal Days haben wir vor zwei Jahren gespielt. Ansonsten brauchst du gute Connections oder ein zahlungskräftiges Label, um auf die Festivals zu kommen.
Aber wir spielen dieses Jahr noch beim Heiligs Bleche Open Air in Stuttgart u.a. mit ATROCITY.

Ja, und u.a. auch LEAVES EYES. Da fallt Ihr ja schon ein bisserl aus dem Rahmen. Ihr scheint dort die heftigste Band zu sein.
Apropos Band. Seit letztem Jahr habt Ihr einen neuen Drummer. Ist mittlerweile der vierte, oder!? Wie kam das dazu und warum habt Ihr gerade bei den Drummern so einen, sagen wir mal Verschleiß?


Die ersten beiden Drummer sind aus beruflichen Gründen ausgestiegen. Bei Daniel gab es persönliche Probleme zwischen ihm und den Rest der Band, da wurde auch einiges von seinem
persönlichen Umfeld kaputtgemacht. Wir hatten keine andere Wahl als uns von Daniel zu trennen, MORPHOSYS ist ein Kollektiv und nur so funktioniert die Band, keiner hat mehr oder weniger zu sagen als der andere,
wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam und demokratisch und wenn einer Starallüren bekommt und meint er ist was besseres, dann funktioniert das nicht mehr. trotzdem wünschen wir Daniel alles Gute für seine persönliche und musikalische Zukunft. Nach der Trennung von Daniel hat uns Shadrak von ATARGATIS an den Drums ausgeholfen bis Alex sich per Youtube Video http://www.youtube.com/user/Bloodchris?f.../11/JbHPh7uBsec bei uns beworben hat. Alex hat von Anfang an persönlich und musikalisch perfekt zu uns gepasst und hat uns durch sein extrem druckvolles Drumming zu einer noch härteren Band gemacht.

Zu Eurer vollsten Zufriedenheit scheint ja auch die Zusammenarbeit mit Stephan Fimmers zu sein, der ja bekanntlich auch bei NECROPHAGIST als Basser fungiert. Immerhin habt Ihr ihm jetzt bereits das dritte Album anvertraut. Wie kann man sich diese Kooperation vorstellen und wie ist es dazu gekommen?

Wir kennen Stephan ja schon lange persönlich und er ist ein guter Freund der Band.
Er hat uns ja schon öfter live gemischt und dadurch hat sich die Zusammenarbeit mit ihm ergeben.
Ich kann Stephan und sein Studio wirklich nur jedem weiterempfehlen. Mit ihm zu arbeiten macht wirklich Spaß und er bringt sich auch in die Produktion ein. Wenn er z.B. ein Soli schlecht findet oder eine Idee für die Vocals hat, sagte er einem das.
Unser Video zu „Crucifixion“ hat er auch zusammengeschnitten. Wer ein paar Eindrücke von der Produktion bekommen möchte, sollte mal hier draufklicken: http://www.youtube.com/watch?v=bHCpy1vT_lg
Ich könnte mit nicht vorstellen mit einem anderen Produzenten zusammenzuarbeiten.


Mal was vollkommen anderes. Was hältst Du von der Aktion der USA gegen Bin Laden?

Zu politischen Sachen möchte ich mich eigentlich nicht äußern, aber ich behaupte mal, die Welt ist ohne Bin Laden besser dran.

Und was sagst Du als Bayer zu dem Hickhack um Manuel Neuer?

Typisch Schalke halt, absolut unprofessionell, so verbauen sie noch Manuel den würdigen Abgang, den er verdient hat.
Ich versteh eh nicht, wieso der Verein bei den Schulden überhaupt noch eine Lizenz bekommen kann.

Zurück zur Musik. Was liegt in naher Zukunft bei Euch an?

Wir werden wieder viel live unterwegs sein, um unser neues Album den Leuten näherzubringen.
Was das Songwriting angeht sind wir wieder recht aktiv, aber der Schwerpunkt wird erstmal wieder die Livepräsenz sein.

Chris, ich bedanke mich für dieses Interview. Die letzten Worte gehören Dir. Was möchtest Du den Lesern von bloodchamber.de noch sagen?

Erstmal danke für das Interview und den Support. Den Lesern möchte ich auch Danke für den Support des Undergrounds sagen.
Schaut einfach mal auf unsere Website oder MySpace-Site und hört in unser neues Songmaterial rein.
-