Inishmore über Multi-Kulti Fussball, Fleischfrisuren und - Musik!


Interview mit Inishmore
Power Metal aus Schweiz
Hallo Jungs,
vielen Dank dass Ihr euch Zeit genommen habt, die Fragen zu beantworten - ich schiesse direkt mal los!

1. Erst einmal Gratulation zum gelungenen Nachfolger von "Theatre of Life (ToL)“. Man sagt immer, eine Band muss sich bei ihrem dritten Output beweisen – Hut ab, das ist euch gelungen! Was ist in der Zwischenzeit, während ToL und Three Colours Black (TCB) passiert?


"Theatre of my life“ hat uns vor allem einige grössere Konzerte und Vertriebsdeals in Osteuropa und Japan eingebracht. Aber auch einige sehr gute Reviews in Magazine und Webzines. Alles in allem denke ich waren wir sehr zufrieden mit dem Album.

2.Auf dem Cover von TCB überpinselt ein Kuttenbrunzer ja das Cover von der Vorgängerplatte – was ist die Idee dahinter?

Nun, "Three Colours Black“ ist der erste Song von den 4 "Out of the Theatre” Stücken. In diesen wird die Geschichte vom letzten Album zu Ende erzählt. Darum ist auch auf beiden Covers derselbe Kaputzentyp zu sehen. Im Song "TCB“ selbst erreicht unsere Hauptfigur den absoluten Tiefpunkt und ist am Boden zerstört. Alles was in ihm noch lebt sind three colours black. Darum übermalt er die 3, einst Farbigen Gemälde aus seiner Vergangenheit. Und bei der letzten Staffelei, ist es eben die Geschichte aus "Toml“ die er hinter sich lässt. Es ist also so eine Art Vergangenheitsbewältigung.

3.Es gibt einige Sachen, die ich doch gerne geklärt gewusst hätte, also fang ich mal bescheiden an. Obwohl ich Geschichtsstudent bin, was ist "Beresina 1812“? Da die Texte ja von euch sind, ist es eine ausgedachte Geschichte?

Nein, es handelt sich dabei um eine Geschichte aus Napoleons Russlandfeldzug. Die ist eigentlich ziemlich lange, ich versuche mich aber kurz zu halten. Da die Schweiz unter Französischer Herrschaft stand, musste sie Truppen für seine Feldzüge stellen. Als sich Napoleon aus Russland zurückzog, kam er an einen Fluss in Weissrussland, dessen Brücken zerstört waren, die Beresina. Seine Genietruppen mussten also eine neue Brücke bauen. Um die Arbeiten zu decken, bestimmte er das Schweizer Regiment, welches die Nachhut bilden und die Russen während dem folgenden Tag aufhalten sollte. 3500 Mann stellten sich einer 30-40 fachen Übermacht.
Im Angesicht dieser Tatsache, waren die Soldaten entsprechend hoffnungslos. Darum sang ein Leutnant (Thomas Legler) ein Lied um seine Männer aufzumuntern. Dieses Stück ging in die Schweizer Geschichte ein als das Beresinalied. Wir haben dann nur noch einen vierstimmigen Chor daraus gemacht.
Die Idee zu Journey kam mir als ich meinen Militärdienst leisten "durfte“. Als wir im Februar eine 3-tägige Übung hatten, hab ich mich irgendwann morgens um vier bei minus 10 grad mal gefragt, wie sich wohl ein Soldat an der Beresina gefühlt haben muss. Tja, das Resultat ist "Journey through the night“


4.Was hat es mit dem Sub-Part "Out of the Theatre“ auf sich? Muss man "Theatre...“ gehört haben, um diese Songs zu verstehen?

Wie oben schon gesagt, "Out of the Theatre“ ist das Ende von "Theatre of my life“. Die Einzelheiten der Geschichte begreift man nur wenn man die ganze gelesen hat, aber die Kernaussage ist auch ohne "Toml“ verständlich. Jeder ist für sein Handeln selber verantwortlich und soll auch die Konsequenzen dafür tragen. Das ganze ist also ein bisschen angelehnt an die französischen Existentialisten wie Sartre oder Camus.

5.Mich würde doch mal stark interessieren, wie die Reviews zu euren Platten vor TCB ausgefallen sind und wie diese Reviews euch bei eurem Songwriting beeinflusst haben!

Beim Songwriting selbst, haben uns eigentlich nur die Reviews zu unserer ersten CD "The Final Dance“ beeinflusst. Bei allen späteren Reviews ging es vor allem um die Produktion. Es ist dabei ziemlich schwer, die brauchbaren Tipps von den persönlichen Meinungen zu trennen, ich glaub aber dass uns das ganz gut gelungen ist.

6.Ihr existiert, wenn auch mit wechselndem Line-Up, seit 1997. Das sind jetzt sieben Jahre, dass verflixte siebte Jahr also. Was erwartet ihr von 2004? Wein, Weib und Gesang? Oder flüchtet ihr auf eine einsame Insel und hört mit dem Musikmachen auf, wenn es keinen Deal nach TCB gibt?

Eigentlich war es ja nur ein Wechsel, aber der hat es genau so getroffen, dass wir jedes unserer 3 Alben in einer anderen Besetzung aufnahmen. Bei "The Final Dance“ war Reto Mohler noch dabei, kurz vor "Toml“ trennten wir uns wodurch ich alles alleine einspielen musste und auf "TCB“ ist Zoltan Daraban zum ersten Mal zu hören.
Zum anderen, für Inishmore wird auf die eine oder andere Art sicher weiter gehen, es stellt sich bloss die Frage wie intensiv? Aber das kann ich Dir beim besten Willen erst Ende Jahr verraten.

7.Ramin hat sich ja entschieden weiterentwickelt und ist hörbar dem Barlow-Vergleich entwichen. Nimmt er immer noch klassischen Gesangsunterricht – und singt er vielleicht auch klassische Auftritte, oder ein Metaller durch und durch?

Natürlich ist er Metaller durch und durch! Es ist aber schon richtig, dass er nebenbei klassischen Gesangsunterricht hat. Auftritte auf diesem Gebiet hatte er aber soviel ich weiss noch keine, obwohl ich mir 100% sicher bin, dass er das absolut drauf hätte. Dafür wird er nächstes Jahr in einem Rockmusical eine Rolle haben, was natürlich der Hammer ist.

8.Wie kommt es, dass auf eurer neuen Platte so viele Kirchenmusik-Einflüsse (Chorusse) vorhanden sind? Hat da Herr Dänzers Gesangsunterricht Einfluss drauf genommen, oder geht ihr alle heimlich sonntags in die Kirche und studiert alte Bibel-Moshsongs?

Das liegt wohl an unserer vorliebe für Kirchenmoshsongs. Nein ernsthaft, Pascal und ich kommen nun mal musikalisch aus der Klassischen Ecke und dort ist es ziemlich schwer ein Lied oder Werk mit nicht religiösem Inhalt zu finden. Bei unseren Chören geht es aber um die Musik und die Grundstimmung und nicht um das was einst dahinter stand. Wie Du bei den Texten siehst, befassen wir uns lieber mit Philosophie als mit Religion. Haben eigentlich überhaupt niemanden in der Band, der nur im Entferntesten was mir organisierter Religion am Hut hat.

9.Eine Frage habe ich noch, bevor ich, wie immer, zu dem nicht so ernsten Mail-Interview Teil komme: Wo grabt ihr zum Teufel diese geilen Gastsänger aus? Mirian Pürro ist ja unglaublich, wieso kenne ich die Frau nicht? Habt ihr der Guten nicht nen Haufen Kohle geboten, um bei euch einzusteigen?

Miriam ist die Sängerin von INFINITE DREAMS und eine gute Freundin der Band. Da wir alte Bekannte sind, lag es auf der Hand, sie zu fragen. Sänger Torsten Braun ist von der Süddeutschen Combo OUT OF ORDER. Auch das sind sehr gute Freunde von uns und darum fragten wir auch ihn schnell an. Hat uns auf jeden Fall gefreut, dass wir beide für ein Stelldichein gewinnen konnten.

Jetzt der erwähnte, nicht ganz ernstzunehmende, Teil der Emailfragen ;) :

10.Die Schweiz stellt ja ein Team zur EM: Nach wie vielen Spielen fahrt ihr enttäuscht nach Hause? ;)

1.Die Schweiz fährt enttäuscht über den knappen Sieg (3:0 gegen HOLLAND) nach dem Final nach Hause.
2.Sollte das nicht klappen, ist das kein Problem wir sind eine Multi-Kulti Truppe und so hat jeder noch eine 2. Mannschaft bei der er mitfiebern kann (Frankreich, Kroatien, tut mir sehr Leid aber auch Holland. Unsere Norwegen, Österreich und Ungarn Fraktion ging bei dieser EM leider leer aus :-) )

11.Was war denn der mit Abstand beschissenste Gig in eurer Geschichte? Klar, man glänzt immer mit Auftritten vor Hunderten und Tausenden von Fans, aber habt ihr nie Bolle-Besoffen nen Gig runtergerissen und wurdet mit Scheiße beworfen?

So einen wirklich beschissenen Gig hatten wir noch gar nie. Dank unseren sehr treuen Fans, konnten wir eigentlich immer auf einen Stamm von Leuten zählen die Stimmung machten. Den einzigen wirklich beschissenen Gig haben wir kurzerhand vor Ort abgesagt. Als wir in den Keller kamen und sahen dass wir in einem 12m auf 3m (das ist nicht übertrieben) Raum mit Betonwänden, über 2 auf 10 gedrehte Marshall Fullstack’s und einen ebenfalls auf 10 gedrehten Fender Bassamp spielen sollten, trauten wir unseren Ohren nicht. Als man sich dann konsequent weigerte leiser zu stellen gingen wir. Waren das unseren Fans glaube ich schuldig. Laut ist gut, aber Gehörsturz macht nicht wirklich Freude.

12.Wie kommt es, dass fast die Hälfte eurer Bandmitglieder ne Fleischkappe tragen – habt ihr ne Wette verloren, oder bin ich doch nicht der einzigste Metaller mit fiesem Haarausfall?

Ob Du’s glaubst oder nicht, bis auf einen hatten die alle auch mal lange Haare, aber wie es halt ist im Alter, mittlerweile würde wohl sehr lustig aussehen wenn ich und meine Leidensgenossen noch lange Haare hätten.

13.An dieser Stelle bedanke ich mich für eure Zeit und gebe euch die Möglichkeit, die letzten Worte an eure Fans zu richten:

Vielen Dank für die geniale Unterstützung. Es gibt wohl nicht viele Undergroundbands welche auf einen so grossen und treuen Anhang zählen können. Ihr seid die Besten!
Stay Heavy

Greets Inishmore
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