Man spricht deutsch
Interview mit Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus
Metal
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Zunächst möchte ich euch sagen, dass ihr all meinen Respekt dafür habt, als finnische Band ein komplettes Album mit deutschen Texten zu veröffentlichen. Der umgekehrte Fall, dass eine deutsche Band ein finnisches Album macht, ist für mich komplett undenkbar. Und obwohl dies bereits der zweite Release dieser Art ist, würde mich mal interessieren, wie denn die Idee dazu entstanden ist, einige eurer Songs ins Deutsche zu übersetzen. Die meisten Bands hätten wohl eher englisch bevorzugt, wenn es nur um den Erfolg gehen würde.
Tja, wir sind schon ne echte Freak Show und haben eigentlich noch nie etwas so gemacht, wie all die anderen. Unser Freund Teemu Kautonen hat Timo vor ein paar Jahren gefragt, was er denn davon halten würde, ein deutsches Album zu machen. Zunächst klang das alles vollkommen verrückt aber nach und nach erschien uns das immer vernünftiger. Wir sind also nicht etwa auf irgendeinem glorreichen Kreuzzug oder so. Vielmehr dachte Martin Purr von Cyclone Empire, dass es funktionieren könnte und wir sagten: Klar, warum nicht. Lass es uns machen.
Ich weiß jetzt nicht, wie erfolgreich “Rajaportti” und “Kylmö Tila” außerhalb Finnlands waren, ich selbst hab in Deutschland zumindest nichts davon mitbekommen. Wäre es nicht vielleicht besser gewesen, die Alben selbst etwas mehr zu promoten, anstatt Songs von ihnen zu übersetzen? Oder dachtet ihr, dass wir für finnische Texte noch nicht bereit sind?
Ich weiß es auch nicht. Aber ich denke, dass finnisch für jeden Nicht-Finnen sehr schwer zu ertragen ist. Außerdem haben wir eigentlich kein Interesse daran, unsere alten Alben außerhalb Finnlands zu verkaufen.
Glaubt ihr nicht, dass die deutschen Fans viel kritischer mit dem Material umgehen werden, wenn sie die Texte klar und deutlich verstehen können?
Na klar, das ist ja gerade der Sinn daran. Die Texte sind ja ein wichtiger Teil der Band. Wenn der Zuhörer nicht verstehen kann, was Timo von sich gibt, fehlt ihm ja ein sehr großes Stück vom Gesamtpaket.
Da musst du schon unseren Übersetzer Pekka Kujamäki fragen.
Na klar, das mach ich doch glatt. Peeeeekkaaaa! Du hast die Frage gehört.
Ich versuchte von Anfang an sowohl auf den Inhalt der Originaltexte als auch auf den Rhythmus und die Melodie der Musik zu achten. In der Praxis bedeutete dies von vornherein, dass keine wortwörtliche Übersetzung möglich war. Zusammen mit Timo legten wir fest, dass die "Originalidee" des Textes bei der Übersetzung so weit wie möglich erhalten bleiben sollte, damit auch in der Übersetzung die ursprüngliche Geschichte vermittelt wird, die auch der Originaltester erzählen wollte. Und dieser Balanceakt zwischen verschiedenen Ansprüchen bedeutete dann, dass ich in die Übersetzung recht viel Zeit investiert habe. Mit den ersten Texten habe ich schon im Herbst 2002 angefangen, wobei dagegen einige Texte ja erst zum Erscheinen der letzten finnischsprachigen CD der Band im Februar 2004 enstanden sind und deshalb viel schneller übersetzt werden mussten. Genauere Zeitangaben kann ich leider nicht liefern.
Wenn ich das jetzt mal so sagen darf: Kein Deutscher würde sich so ausdrücken, wie ihr es tut. Es gibt jetzt keine grammatikalischen Fehler oder so, aber die Kombination der einzelnen Worte ist sehr ungewöhnlich, aber dadurch letztendlich aber wieder höchst interessant. Geschah dies mit Absicht oder war das nur ein Nebeneffekt der Übersetzung?
Vielen Dank auch für dieses Feedback, das ist immer sehr interessant. Allerdings kann ich jetzt nicht ganz genau darauf antworten, weil mir die konkrete Stelle fehlt, an der die Zusammensetzung von Wörtern dir merkwürdig erscheint. Jedenfalls wollte ich in die Übersetzungen auch einen veralteten Wortschatz mit reinbringen, um eben eine Art Verfremdungseffekt zu erreichen, der den Zuhörer auf die Inhalte (die meiner Meinung nach ein wesentliches Charakteristikum dieser Band sind) aufmerksam werden lässt. Aber natürlich kann es in den Texten auch eventuelle Merkwürdigkeiten geben, die dadurch zustande kommen, dass man halt möglichst originalgetreu zu übersetzen versucht. Übrigens hatte ich auch zwei Muttersprachler als Korrekturleser, bevor die Texte dann endgültig für die Aufnahmen freigegeben wurden.
Timo hat ein paar Jahre deutsch studiert, aber seine Fähigkeiten, auf deutsch zu kommunizieren sind doch eher bescheiden. Seine Aussprache verdankt er hauptsächlich einem sehr talentierten Lehrer, der die ganze Zeit im Studio neben ihm saß. Du kannst dir also ungefähr ausmalen, wie viel harte Arbeit hinter diesem Album dahintersteckt.
Wie habt ihr entschieden, welche Songs für das Album in Frage kommen würden? Habt ihr die genommen, die bereits bei euren finnischen Fans gut ankamen?
Wir haben uns einfach eines Tages hingesetzt und sie ausgewählt. Und da es allesamt unsere Lieblingssongs sind, fiel es uns auch nicht schwer, eine Auswahl zu treffen.
Könntet ihr euch vorstellen, im Zukunft vielleicht einmal exklusiv nur deutsche Songs zu schreiben?
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber niemand weiß, was die Zukunft so bringt. Momentan wollen wir eigentlich nur das tun, was wir bisher gemacht haben und uns dann vom Leben überraschen lassen. Wir sind nicht wirklich Freunde von schnellen Entscheidungen. Was kann man schon von einer Band erwarten, die zusammen fast 500 kg auf die Waage bringt? Da geht alles ein wenig langsamer.
Nun genug davon, lass uns ein wenig über eure Band sprechen. Ich und bestimmt auch einige unserer Leser verstehen euren Bandnamen nicht so ganz. Wer Timo Rautiainen ist, leuchtet ja noch ein und normalerweise hätte ich die restliche Truppe dem Trio Niskalaukaus zugeordnet. Aber für meine Begriffe besteht ein Trio immer aus drei Leuten, während 4 Leute übrig bleiben. Oder ist „Trio Niskalaukaus“ wieder so ein finnischer Begriff für irgendetwas, dass wir nicht verstehen? Könntet ihr da vielleicht ein wenig Klarheit schaffen?
Es gibt da eigentlich keinen richtigen Grund. Wir hatten sogar mal zeitweise 6 Leute in der Band. Es klingt halt einfach besser als zum Beispiel „Kvintet Niskalaukaus“.
Habt ihr schonmal daran gedacht, einen etwas kürzeren Bandnamen zu nehmen, der vielleicht etwas einfacher zu merken ist?
Wir sind der Meinung, dass unserer Name weitaus besser zu merken ist als irgendsoein Drei-Buchstaben-Konstrukt. Zumindest fallen wir in allen Bandlisten immer auf. Mittlerweile ist uns der Name aber so geläufig, dass wir da gar nicht mehr groß darüber nachdenken. Timo hat uns desöfteren mal gefragt, ob wir den Namen nur noch in „Trio Niskalaukaus“ umändern wollen, aber uns gefiel das nicht so gut. Schließlich begann das alles als Timos Soloprojekt und er Name hat sich seitdem nicht verändert, also warum solltet wir das jetzt tun?
Tuomas war mit uns vor ein paar Jahren mal auf Tour und außerdem ist Finnland so ein kleines Land, dass sich in der Rock Szene sowieso fast jeder irgendwie kennt. Wir sind aber sehr froh, dass beide uns auf diesem Album unterstützt haben.
Wie ernst nehmt ihr eure Musik und wieviel eurer eigenen Persönlichkeit steckt in den Songs?
Wir machen das ganze nun schon ein paar Jahre und nehmen es so ernst, wie wir können. Einige der Lyrics basieren auf Geschichten, die irgendjemandem von uns wirklich passiert sind. Aber diese deutschen Alben sind eher ein Hobby von uns.
Was erwartet ihr von der Tour mit Nightwish und Sonata Arctica? Denkt ihr nicht, dass eure Musik vielleicht ein wenig zu langsam und melancholisch im Vergleich zu ihrer ist?
Natürlich sind wir anders. Wie ich vorhin bereist erwähnt habe, sind wir die Freaks unter all den finnischen Metal Göttern. Wir erwarten einfach einen lustigen Trip durch Deutschland und hoffen, dass wenigstens ein paar deutsche Headbanger mit uns Kahlköpfen die Haare schütteln werden.
Was können wir nächstes Jahr von euch erwarten?
Das kann nun wirklich niemand jetzt schon sagen.
Und nun noch ein wenig Platz für eure letzten Worte an unsere Leser:
Hallo da draussen. Seht uns live zusammen mit Nightwish und Sonata Arctica. Hört euch unser Album „Hartes Land“ an und genießt es!