Ragnarök Festival II

Ragnarök Festival II

EisregenEquilibriumHelangårMånegarmMenhirMortal IntentionThirdmoonXIV Dark Centuries
Hollfeld, Stadthalle
12.03.2005
Am Samstag, den 12. März schien zumindest das Wetter schon mal die perfekte Einstimmung auf das bevorstehende Ragnarök zu liefern. Jedenfalls gab sich das Wetter alle Mühe möglichst originalgetreu dem grausigen Fimbul Winter gerecht zu werden, der in der nordischen Sagenwelt vor dem Ragnarök hereinbricht. Eindrucksvoll wurde demonstriert, wie man eine Autobahn innerhalb von wenigen Stunden mittels starkem Schneegestürme in eine Eislaufbahn verwandeln kann. Perfekt um eine Strecke von 250 Kilometern zu absolvieren!

Folglich dauerte das Hinkommen auch um einiges länger als geplant, ein Grund weshalb ich die ersten beiden Bands CONSPIRACY und CIRLCE OF OBSCURITY komplett verpasste. Der andere war die an manchen Stellen doch ziemliche Mängel aufweisende Organisation, wozu man aber gleich im Voraus sagen muss, dass die Veranstalter dabei keineswegs allein die Schuld trugen.
Denn nach deren Aussage erfuhren sie erst 30 Minuten nachdem der Einlass begonnen hatte von der Polizei, dass die Halle für maximal 600 Leute zulässig ist, der Pächter jedoch Platz für 2000 Gäste zugesichert hatte. Die Grenze wurde dann immerhin auf 1100 gesetzt, nichtsdestotrotz kam es zu einigen Querelen.
Wer ohne Karte zu einer derartigen Veranstaltung anreist, braucht sich prinzipiell nicht darüber aufregen, wenn er nicht mehr reinkommt, das ist einfach ein persönliches Risiko. Nicht korrekt war vielmehr, dass an Besucher erst noch Karten verkauft wurden, dann wurden einige weggeschickt und gegen später lies man dann doch wieder ticketlose Gäste herein.
Dazu kam noch, dass man am Eingang ewig anstehen musste, dieser viel zu eng war und gleichzeitig als Ausgang diente, wodurch es direkt davor zu extremem Quetschen und Drängeln kam- von der wirklich langen Wartezeit mal ganz abgesehen. Kritisch war auch der Verkauf von Glasflaschen (Met) in der Halle, welcher darüber hinaus mit sieben Euro (Supermarktpreis bei ungefähr zwei Euro) ziemlich überteuert war.
Außerdem wusste bis auf eine Person niemand etwas von Gästeliste und Presseausweis gab’s auch keinen.
Es waren auch rechtsgerichtete Metaller anwesend, die schon ein etwas unangenehmes Gefühl verbreiteten und mal „berühmten“ Gruß tätigten und den einen oder anderen Kommentar fing man auch auf. Dafür konnten die Veranstalter jedoch nichts und es waren durchaus auch nette Leute anwesend.

Nun aber genug der Erläuterungen, kommen wir zum Wesentlichen des Abends- den Bands! Und da schaut es auch gleich um einiges besser aus. Die ersten beiden habe ich wie gesagt aus wettertechnischen Gründen verpasst.
[se]

CONSPIRACY
Opener waren Conspiracy, die mit ihrer sehr eigenwilligen Musik billingtechnisch wohl erstmal aus der Reihe fielen. Sie selbst bezeichnen sich ja als irgendwas wie Fun Grind, und im Endeffekt wars auch nicht mehr – bloß wirklich gelacht hab ich dann auch nicht. Alles in allem mehr als unspektakulär, einziger Lichtblick war das politische Statement gegen die braune Brut, die sich nicht wenig versammelt hatte. Insgesamt hatten die Hundertschaften die noch auf Einlass warteten, nichts verpasst.

CIRCLE OF OBSCURITY
Als zweite Band durften dann diese schwarzmetallischen Schminkgesichter auf die Bretter, die die Welt bedeuten, konnten die von CONSPIRACY nicht gerade sehr hoch gelegte Messlatte aber auch nicht überspringen. Hier trafen uninspirierte Geräusche (soll wohl Gitarre und Bass gewesen sein, wobei eigentlich keine Gitarre zu hören war – aber heutzutage nennt man das wohl Spirit) auf noch uninspirierteres Songwriting. Fand ich persönlich dann auch so dermaßen prickelnd, dass ich lieber meinen Alkoholkonsum voran getrieben habe, anstatt dem Schauspiel weiterhin zu lauschen.
[bd]

HELANGAR
HELANGAR habe ich dann vom Eingangsbereich aus miterlebt, da ich zu der Zeit noch kein Bändchen hatte und eben niemand etwas von Presse wusste. Die Security-Frau lies mich dann aber immerhin so rein, so dass ich einen der Veranstalter ausfindig machen konnte, welcher mir dann ein Bändchen besorgte.
[se]

Nun folgte der eigentliche Grund meines Besuchs auf dem Ragnarök II. Die Süddeutschen hatten sich nur wenige Wochen vor dem Gig von ihrem Sänger getrennt, und feierten nun in Hollfeld Premiere mit der neuen Frontfrau Lisa. Und die Dame machte ihre Sache trotz Nervosität (und unhöflicherweise ohne Vorstellung durch die werten Bandkollegen) verdammt souverän, und konnte durchaus zu gefallen wissen. Vergleiche mit Kapellen wie NIGHTWISH lassen sich dabei glücklicherweise keineswegs ziehen, sodass auch Skeptiker wie meine Person zufrieden gestellt worden sind. Man darf gespannt sein, wie das komplette neue Material mit weiblichem Gesang klingt. Bisher jedoch Daumen hoch!
[bd]

MORTAL INTENTION
Vollständig gesehen habe ich dann aber MORTAL INTENTION, welche Black Metal musizierten und nicht sehr anspruchsvoll und mitreißend waren, aber nicht schlecht und ganz gut zum warm werden.

XIV DARK CENTURIES
XIV DARK CENTURIES waren dann jedoch meiner Meinung nach die absoluten Gewinner des Abends! Sehr authentisch spielten sie in voller, passender Heiden-Germanen-Mittelalterkluft ihren Pagan Metal und rissen das Publikum mit. Die heftigeren Passagen drückten wunderbar und trieben voran, einwandfreie Melodien und Gitarrensoli erklangen und sowohl raue Stimme als auch chorhafter, epischer Gesang erzeugten eine tolle Stimmung.
Dabei fuhren die sympathischen Musiker eine unterschiedliche Palette an Liedgut auf. So waren einige Stücke des aktuellen Albums „…den Ahnen zum Gruße…“ und ein paar ältere Lieder zu vernehmen, außerdem bekam man schon einige (positive) Hörproben der anstehend Mini CD „Jul“ geboten. Durch den Flöteneinsatz von Gitarrist Tobalt und schöne akustische bzw. folkige Passagen wurde die Atmosphäre noch intensiviert.

EQUILIBRIUM
Wie man im Voraus bereits vermuten konnte und auch im Nachhinein (mittels Reaktionen in Foren und Gästebüchern) erfuhr, waren EQUILIBRIUM für viele der Höhepunkt des Abends. Wie nicht anders erwartet, tat auch dieser Auftritt dem seit nunmehr ungefähr anderthalb Jahren andauernden Steilaufstieg der aus München stammenden Folk/Pagan Metaller keinen Abbruch. Mit neuem Schlagzeuger, aber immer noch ohne Keyboarder gaben EQUILIBRIUM unter anderem den nun fast schon zum Band- und Mitsingklassiker avancierten Song „Met“ zum besten, auch das treibende „Sturm“ und „Unter der Eiche“ waren neben einigen anderen Liedern zu hören.
Meinerseits hat die Begeisterung für die Band etwas nachgelassen, mir sind EQUILIBRIUM auf Dauer sowohl auf CD als auch live dann doch zu simpel, liegt vielleicht auch daran, dass ich sie schon des Öfteren auf der Bühne gesehen habe. Aber natürlich war das Konzert prinzipiell gelungen.

THIRD MOON
Weiter ging es mit THIRD MOON, welche auf der Bühne eine ganze Spur härter klangen als auf CD. Der leicht melodische Death Metal zog auch recht gut und die Österreicher lieferten einen runden Auftritt ab.

MÅNEGARM
Folkig Viking metallisch folgten MÅNEGARM, welche mit Geiger im Gepäck für frischen Wind sorgten. Dabei machten die Schweden ihre Sache sehr gut und ernteten guten Applaus. Auffallend war, dass die Lieder einen ziemlich großen Wiedererkennungswert hatten, zumindest kann ich dies für die Stücke von ihrem vorletzten Album „Dödsfärd“ versichern.

Aufgrund nicht vorhandenen Alkoholmangels begaben wir uns dann allerdings nach der Hälfte des Auftritts von MÅNEGARM leider schon ins Hotel Auto, weshalb ich mich immernoch über mich selber aufregen könnte. Bekanntermaßen folgt dem feinen Rausch, vor allem sollte er etwas zu groß sein, der feine Schlaf…
MÅNEGARM also halb und MENHIR ganz verpasst, Spitzenleistung. Jedenfalls sollen die Pagan Metaller von MENHIR ziemlich abgeräumt und für ordentlich Stimmung gesorgt haben.
[se]

MENHIR
Eines der Highlights für viele. Die Thüringer von MENHIR hatten sich die Bühne schön hindekoriert (Statuen etc.) um sich richtig wohl zu fühlen. Dann präsentierten sie ihre Pagan Hymnen, sahen dabei meiner Meinung nach aber zeitweise etwas gelangweilt aus, und vor allem war beim Publikum nach EQUILIBRIUM ein wenig die Luft raus. Manche Akustik Passagen und vor allem die cleanen Gesangsparts (die allesamt vor Pathos nur so triefen) waren bisweilen auch etwas schief, jedoch konnten MENHIR ihre Fans doch zufrieden stellen. Negativ ist mir aber, heidnische Symbole hin oder her, das Swastika auf der Stirn der einen Statue aufgefallen. Wie schön, dass ja gerade „diese“ Szene so frei von Nazibauern ist….
[bd]

EISREGEN
Als Hauptband machten EISREGEN den Abschluss, doch einigen Stimmen nach war es bei deren Auftritt sowieso vernünftiger zu schlafen, da das Dargebotene recht schräg und nicht unbedingt überzeugend geklungen habe. Ein abschließendes Urteil über die Auftritte von MENHIR und EISREGEN möchte ich nicht fällen, ohne die beiden Bands gesehen zu haben. Letztere sind wahrscheinlich Geschmackssache, ihre Alben gefallen mir zumindest nicht so gut.
[se]

Bildergalerie

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